Neurodermitis
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Ulrike ThiemeLetzte Änderung: 08 Juli 2022
Neurodermitis ist eine weit verbreitete Erkrankung, die sich vor allem durch stark juckende Hautausschläge äußert, schubweise auftritt und einen großen Leidensdruck erzeugen kann. Häufig zeigt sich die Neurodermitis schon im Säuglings- oder Kindesalter. Durch eine dauerhafte Behandlung sind die Symptome in vielen Fällen gut kontrollierbar. Ein Überblick.
Kurzübersicht
Definition & Häufigkeit: Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut. Sie tritt meist schon im Kindesalter auf. Insgesamt leiden bis zu 15 % aller Kinder und bis zu 3 % der Erwachsenen an Neurodermitis.
Symptome: Neurodermitis verursacht trockene Haut und Hautausschläge mit starkem Juckreiz. Bei Kindern können die Ausschläge nässen, bei Erwachsenen sind sie eher trocken und knotig. Außerdem wird die Haut mit zunehmender Krankheitsdauer dicker und die Hautstruktur gröber.
Ursachen: Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Man geht davon aus, dass Neurodermitis durch mehrere Ursachen wie erbliche Faktoren, Störungen des Immunsystems, eine gestörte Barrierefunktion und Kontakt zu allergieauslösenden Stoffen entsteht.
Behandlung: Neurodermitis ist zwar nicht vollständig heilbar, allerdings lassen sich die Symptome in den meisten Fällen durch eine Behandlung gut kontrollieren. Die Therapie besteht aus sorgfältiger Hautpflege, Vermeidung von auslösenden Situationen und entzündungshemmenden Medikamenten.
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis wird auch als atopische Dermatitis, atopisches Ekzem oder endogenes Ekzem bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die sich vor allem durch Hautausschläge, Juckreiz und trockene Haut bemerkbar macht – Symptome, die Ärzte in der Regel auf den ersten Blick schon entsprechend einordnen können.
Neurodermitis ist nicht ansteckend, sondern wird hauptsächlich durch eine erbliche Anfälligkeit und Umwelteinflüsse ausgelöst. In Deutschland leiden nach Schätzungen ungefähr jedes 10. Kind sowie mindestens jeder 100. Erwachsene an Neurodermitis.
Eine ursächliche Heilung der Neurodermitis ist zwar nicht möglich, allerdings können Auslöser vermieden und die Haut richtig gepflegt und behandelt werden. Durch geeignete Maßnahmen ist die Erkrankung in vielen Fällen gut unter Kontrolle zu bringen. Zudem nimmt die Schwere der Symptome mit zunehmendem Alter bei über der Hälfte der betroffenen Kinder von alleine ab.
Symptome und häufig betroffene Körperbereiche
Neurodermitis äußert sich bei fast allen Patienten durch charakteristische Symptome. Es gibt aber auch typische Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern beziehungsweise Säuglingen. So können zum Beispiel unterschiedliche Hautbereiche betroffen sein. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Unterschiede:
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Bei Erwachsenen betrifft die Neurodermitis am häufigsten folgende Hautbereiche:
- die Beugeseiten von Armen und Beinen, vor allem also im Bereich der Ellenbeugen und der Kniekehlen
- Hals und Dekolleté
- Hände und Füße
An den betroffenen Stellen bilden sich stark juckende Hautausschläge und die Haut fühlt sich trocken an. Die Ausschläge sind meist gerötet, durch kleine Knötchen (Papeln) gekennzeichnet und durch häufiges Kratzen teilweise mit blutigem Schorf überzogen sein. Vor allem an Händen und Füßen treten auch Schuppen auf. Bei häufigen Neurodermitis-Schüben wird die Haut an den betroffenen Stellen dicker und bekommt eine gröbere Struktur. Dieser Vorgang wird als Lichenifikation bezeichnet.
Weitere mögliche Symptome sind
- feine Schuppen an den Finger- und Zehenkuppen (Dermatitis hiemalis)
- Ausschläge im Bereich der Brustwarze
- glänzende Fingernägel (Glanznägel)
- eine Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen
Außerdem wird die Haut kurzzeitig weiß, wenn man zum Beispiel mit einem Stift oder Spatel Druck auf sie ausübt (weißer Dermographismus).
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Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigt sich eine Neurodermitis bevorzugt an diesen Stellen:
- im Gesicht, vor allem auf den Wangen
- auf der behaarten Kopfhaut
- eher auf den Streckseiten der Extremitäten als auf den Beugeseiten, also insbesondere im Bereich der Ellenbogen, auf der Oberseite der Oberschenkel und am Schienbein
- typischerweise nicht im Windelbereich
Bei Säuglingen beginnt eine Neurodermitis häufig mit Milchschorf auf der Kopfhaut. Dabei handelt es sich um gelblich-bräunliche Verkrustungen, die zwar auch unabhängig von einer Neurodermitis auftreten können, aber trotzdem ein typisches Erstsymptom bei Säuglingen darstellt.
Die Haut ist ähnlich wie bei betroffenen Erwachsenen trocken, allerdings entstehen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Neurodermitis meist nässende, stark juckende Hautausschläge. Diese sind in der Regel gerötet und eher flächig verteilt anstatt knotig hervorstehend. Durch häufiges Kratzen finden sich auch oftmals offene, blutige Stellen. Wenn die Ausschläge zusätzlich mit Bakterien infiziert sind, sind die Hautstellen überwärmt und können eitern.
Mit zunehmendem Alter werden die Ausschläge bei Kindern denen von Erwachsenen ähnlicher, also eher trocken und schuppig. Außerdem treten die Ausschläge dann auch vermehrt an den Stellen auf, die für Erwachsene typisch sind, zum Beispiel an der Innen- statt der Außenseite der Ellenbogen. Bei Kindern mit häufigen Ausschlägen können sich die Hautstellen im Rahmen der Abheilung dunkel verfärben. Außerdem kommt es bei ihnen mit der Zeit wie bei Erwachsenen zur Verdickung und Vergröberung der betroffenen Hautstellen (Lichenifikation).
Verlaufsformen und Behandlung
Neurodermitis lässt sich in den meisten Fällen gut behandeln. Neben allgemeinen Maßnahmen wie der Vermeidung von Auslösern können je nach Schweregrad zusätzliche Therapiemaßnahmen helfen. Bei der Neurodermitis-Therapie werden anhand der Symptome 4 Stufen unterschieden, bei denen eine zunehmend intensive Behandlung erforderlich ist. Diese Stufen sind:
- Stufe 1: Trockene Haut
- Stufe 2: Leichte Ekzeme (leichte Hautausschläge)
- Stufe 3: Moderate Ekzeme
- Stufe 4: Schwere, hartnäckige Ekzeme
Hautpflege
Eine geeignete Basispflege der Haut sollte in jeder Stufe erfolgen. Das Ziel der Basispflege ist es, Feuchtigkeit in der Haut zu binden und so vor Austrocknung zu schützen. Dazu können Cremes und Pflegelotionen, Ölbäder und fettfeuchte Umschläge verwendet werden. Die genaue Wahl der Produkte ist von der individuellen Verträglichkeit abhängig. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, Produkte ohne beziehungsweise mit nur wenigen Zusatzstoffen (Duftstoffe oder Konservierungsmittel) zu verwenden. Empfehlenswert sind Pflegeprodukte mit Harnstoff (Urea), Paraffin oder Glycerin, die Wasser an sich binden beziehungsweise verhindern, dass zu viel Wasser aus der Haut verdunstet.
Wichtig: Bei Kindern unter 5 Jahren sollten harnstoffhaltige Produkte nicht eingesetzt werden, weil sie sich leicht brennend anfühlen können.
Es gibt zudem Hinweise darauf, dass Produkte mit Dexpanthenol einen positiven Einfluss auf Neurodermitis haben können. Für eine endgültige Aussage liegen aber zu wenige Daten vor. Häufig werden auch Präparate mit Nachtkerzenöl beworben, allerdings konnte die heilende Wirkung dieses Öls (bei Neurodermitis) in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden.
Hautreinigung
Zur Hautreinigung sollten vor allem Duschgele und Reinigungsmittel verwendet werden, die einen hautneutralen pH-Wert und keine aggressiven oder austrocknenden Inhaltsstoffe wie Alkohol haben. Duschgele und Flüssigseifen mit Harnstoff (Urea) helfen dabei, den Feuchtigkeitsverlust bei der Hautreinigung gering zu halten. Außerdem existiert eine Vielzahl an sanft reinigenden Produkten, die speziell für Patienten mit Neurodermitis oder anderen Hauterkrankungen entwickelt wurden. Kernseife und ähnlich stark reinigende Seifen sollten vollständig gemieden werden, da sie die Haut zusätzlich austrocknen und reizen.
Vermeidung der Auslöser
Die meisten Patienten mit Neurodermitis können Auslöser benennen, durch die sich die Neurodermitis verschlimmert. Dazu zählt häufig der Kontakt mit Allergenen wie Pollen, bestimmten Nahrungsmitteln, Tierhaaren oder Duftstoffen, aber auch ein bestimmtes Raumklima oder das Tragen bestimmter Materialien (z.B. grobe Wolle). Wenn Sie einen Auslöser für Ihre Neurodermitis-Schübe bei sich entdeckt haben, sollte dieser so gut wie möglich gemieden werden. Beispielsweise sollten die auslösenden Nahrungsmittel nicht mehr verzehrt und keine Produkte mit Duftstoffen verwendet werden.
Entzündungshemmende Salben
Ab der Stufe 2 einer Neurodermitis-Behandlung werden zur Therapie der Ekzeme Salben oder Cremes mit entzündungshemmenden Stoffen eingesetzt. Diese schwächen die Entzündungsreaktion in der Haut ab und sorgen so dafür, dass die Ekzeme wieder abheilen. Häufig verwendete Wirkstoffe sind Glucocorticoide wie Hydrocortison, Betamethason oder Mometason sowie sogenannte Calcineurininhibitoren, zu denen Tacrolimus und Everolimus zählen. Entzündungshemmende Salben sollten immer nur nach ärztlicher Anordnung verwendet werden, um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.
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Medikamente
Verschiedene Arten von Medikamenten werden zur Behandlung der Neurodermitis ab Stufe 2 empfohlen. Zum einen sind Medikamente zur Linderung des Juckreizes sinnvoll, um zu verhindern, dass die Betroffenen ihre Haut aufkratzen und so das Risiko für eine Infektion erhöhen. Zur Verfügung stehen mehrere unterschiedliche Medikamente, am bekanntesten sind Antihistaminika wie Cetirizin und Loratadin, die auch bei Allergien eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe lindern den Juckreiz, können aber gleichzeitig auch müde machen und wirken bei Neurodermitis nicht in allen Fällen. Alternativ kann versucht werden, den Juckreiz mit dem Wirkstoff Polidocanol zu behandeln, allerdings ist auch dieser nicht bei allen Patienten wirksam.
Zur kurzzeitigen Behandlung von Ekzemen können außerdem sogenannte Antiseptika, also desinfizierende Wirkstoffe eingesetzt werden. Es stehen verhältnismäßig viele Wirkstoffe zur Auswahl, beispielsweise Octinidin, Triclosan oder Cremes mit Silbersalzen. Wenn die Ekzeme infiziert sind, kann eine Behandlung mit Antibiotika zur Bekämpfung der Infektion notwendig sein.
Auf Stufe 4 wird zusätzlich die Einnahme von Substanzen, die das Immunsystem dämpfen (Immunmodulatoren) zur Behandlung der schweren Ekzeme empfohlen. Zu diesen Substanzen zählen unter anderem Azathioprin, Mycophenolat Mofetil, Methotrexat und Ciclosporin.
Hausmittel gegen Neurodermitis
Ein gängiges Hausmittel ist das Tragen von Kleidung, die einerseits nicht eng anliegt und andererseits nicht auf der Haut scheuert. Dadurch wird verhindert, dass sich Wärme und Schweiß auf der Haut staut und sie durch Reibung gereizt wird. Außerdem wurden in Studien positive Effekte durch das Tragen von Kleidung mit antibakteriellen Stoffen wie Silberfäden nachgewiesen. Solche Kleidung ist jedoch nicht überall erhältlich und kann sich relativ schnell abnutzen.
Die Verwendung von probiotischen Mitteln wie Milchsäurebakterien sowie die Einnahme von Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren hat keinen nachgewiesenen Effekt auf den Verlauf einer Neurodermitis. Weitere Hausmittel, die mittlerweile nicht mehr für die Behandlung von Neurodermitis empfohlen werden, sind Johanniskraut, Schwarzkümmel, Seekreuzextrakte, die Vitamine B6, D oder E, sowie die Einnahme von Zink.
Die Anwendung von Akupunktur oder Akupressur hingegen hatte in einigen Untersuchungen einen positiven Einfluss auf die Beschwerden bei Neurodermitis.
Unterstützende Maßnahmen
Folgende Maßnahmen können bei der Behandlung von Neurodermitis unterstützend helfen:
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Eine Lichttherapie (Phototherapie) wird Patienten mit Neurodermitis ab Stufe 2 empfohlen. Dabei wird die Haut mit UV-Licht bestrahlt, wodurch das Immunsystem in der Haut gedämpft und die Entzündungsreaktion gemindert wird. Eine Lichttherapie kann bei unsachgemäßer Anwendung Nebenwirkungen wie Verbrennungen verursachen, daher darf sie nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.
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Orte mit sogenanntem Reizklima sind Küstenregionen und das Hochgebirge. Ein Aufenthalt in Küstenregionen wird Personen mit Allergien empfohlen. Da viele Patienten mit Neurodermitis auch Allergien haben, kann ein Aufenthalt in Reizklima dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.
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Die spezifische Immuntherapie ist auch unter der Bezeichnung Desensibilisierung bekannt und ist eine Behandlung zur Heilung von Allergien. Dabei werden über einen Zeitraum von mindestens 3 Jahren zunehmende Mengen des Stoffes verabreicht, gegen den man allergisch ist. Meist wird der entsprechende Stoff unter die Haut gespritzt, in wenigen Fällen ist auch eine Tablettengabe möglich. Das Immunsystem wird so langsam an den Stoff gewöhnt und löst keine allergische Reaktion mehr aus. Patienten mit Neurodermitis, bei denen zusätzlich eine Allergie nachgewiesen wurde, können von dieser Therapieform profitieren.
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Es gibt spezielle Schulungskurse für Patienten mit Neurodermitis, in denen Verhaltenstipps, Regeln zur Behandlung der Neurodermitis und der persönliche Umgang mit der Erkrankung vermittelt werden. Dadurch können Patienten nicht nur ein besseres Verständnis für ihre Krankheit erlangen, sondern sich auch mit anderen Patienten austauschen. Eine Neurodermitis-Schulung ist daher für alle Patienten mit Neurodermitis empfehlenswert. Das gleiche gilt für Neurodermitis-Selbsthilfegruppen.
Diagnose
Wenn Sie den Verdacht haben, an Neurodermitis zu leiden, ist der beste Ansprechpartner zunächst Ihr Hausarzt. Dieser kann Ihre Symptome einschätzen, mögliche andere Diagnosen berücksichtigen und Ihnen bei Bedarf eine Überweisung zu anderen Fachärzten, zum Beispiel einem Hautarzt, ausstellen.
Im Gespräch wird Ihr Arzt Sie zu Ihren Symptomen befragen. Er wird wissen wollen:
- wie lange Sie Ihre Beschwerden bereits haben,
- ob diese ständig oder nur zeitweise vorkommen,
- ob ähnliche Beschwerden auch bei nahen Verwandten bekannt sind,
- ob Sie bereits einen möglichen Auslöser im Verdacht haben,
- ob Sie in letzter Zeit verreist waren,
- ob Sie regelmäßig Medikamente einnehmen und
- welche Vorerkrankungen Sie haben (hier sind vor allem Allergien, Atemwegserkrankungen wie Asthma und Vorerkrankungen der Haut wichtig).
Anschließend wird der Arzt Ihre Haut anschauen und nach weiteren möglichen Zeichen einer Neurodermitis, zum Beispiel einer Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen, suchen. In manchen Fällen wird er auch mit einem Spatel auf Ihre Haut drücken, um eine mögliche Weißfärbung der Haut (weißer Dermographismus) zu testen.
Wenn sich der Verdacht auf eine Neurodermitis erhärtet, kann eine Blutabnahme notwendig sein, um Anzeichen für eine mögliche Sensibilisierung oder Allergie gegenüber bestimmten Auslösern zu untersuchen. Wenn bisher keine Allergien bei Ihnen bekannt sind, ist es sinnvoll, einen Allergietest (Prick-Test) durchführen zu lassen. Dieser wird meist beim Hautarzt durchgeführt. Beim Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie kann ein Provokationstest erfolgen, bei dem die Reaktion auf das verdächtige Nahrungsmittel getestet wird.
Zur objektiven Beurteilung der Schwere der Neurodermitis kann der sogenannte SCORAD-Wert ermittelt werden. Dafür werden die Größe der betroffenen Hautstellen, die Intensität der Symptome sowie der persönliche Leidensdruck durch Begleitsymptome wie Juckreiz erhoben.
Häufige Begleiterkrankungen
Bei Patienten mit Neurodermitis treten häufig noch weitere typische Begleiterkrankungen auf. Insbesondere Allergien und Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Hautinfektionen kommen oft zusammen mit Neurodermitis vor. Bei bis zu 80 % der Neurodermitis-Patienten können Sensibilisierungen nachgewiesen werden, beispielsweise gegen Hausstaubmilben, Pollen, Duftstoffe oder Nickel. Außerdem treten andere sogenannte atopische Erkrankungen bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen auf. Dazu zählen neben Nahrungsmittelallergien auch Asthma und Rhinokonjunktivitis allergica (allergischer Schnupfen).
Abgrenzung zu anderen Hautkrankheiten
Einige andere Hauterkrankungen können ähnliche Symptome auf der Haut verursachen wie eine Neurodermitis. Dazu zählen:
- Das allergische Kontaktekzem führt ebenfalls zu einem juckenden Hautausschlag, der allerdings zu Beginn meist nässende Bläschen bildet und im Verlauf verkrustet.
- Beim toxischen Kontaktekzem bildet sich einige Minuten bis Stunden nach Kontakt mit einem Reizstoff (Säuren oder Umweltreize wie Kälte) ein schmerzender Ausschlag mit Blasen. Besonders in leichten Fällen kann der Ausschlag einer Neurodermitis ähneln.
- Schuppenflechte (Psoriasis) führt auch zu juckenden Hautstellen, die allerdings im Gegensatz zur Neurodermitis eine silbrige Schuppung entwickeln.
- Das dishydrotische Ekzem führt zu stark juckenden, nässenden Bläschen an Händen und Füßen. Es kann als Teil einer Neurodermitis aber auch alleine auftreten.
Zur Unterscheidung der Neurodermitis von anderen Krankheiten werden die Hautausschläge und auslösenden Situationen betrachtet. Eine genaue Feststellung der Erkrankung ist wichtig, um eine optimale Therapie anbieten zu können.
Ursachen und Auslöser
Die genauen Ursachen für die Entstehung einer Neurodermitis sind unbekannt. Es gilt als gesichert, dass Neurodermitis nicht durch einen einzigen Auslöser, sondern durch ein Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren entsteht, die zu einer Störung der Barrierefunktion der Haut führen. Wenn solche Risikofaktoren vorliegen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, an Neurodermitis zu erkranken. Es gibt aber keinen Test, mit dem man vorhersagen kann, ob eine bestimmte Person an Neurodermitis erkranken wird.
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Verschiedene sogenannte Risikogene stellen vererbbare Risikofaktoren für die Entwicklung einer Neurodermitis dar. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, verdoppelt sich, wenn ein Elternteil Neurodermitis hat und wird noch weiter erhöht, wenn beide Elternteile daran leiden. Allerdings entsteht nicht bei allen Menschen mit diesen Risikogenen eine Neurodermitis.
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Häufige Infektionen, beispielsweise durch einen angeborenen Defekt im Immunsystem, werden als mögliche Ursachen für Neurodermitis diskutiert. Man nimmt an, dass dadurch die Haut insgesamt leichter gereizt werden kann.
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Neurodermitis ist keine allergische Reaktion. Trotzdem können bei über der Hälfte der Patienten Allergien nachgewiesen werden. Es gibt dabei aber kein spezielles Allergen, das typisch für Neurodermitis ist. Wahrscheinlich liegt bei Betroffenen eine generelle Veranlagung zu entzündlichen beziehungsweise allergischen Reaktionen vor.
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Schon seit längerer Zeit wird vermutet, dass eine verstärkte Hygiene in hochentwickelten Ländern die Entstehung von Neurodermitis fördert. Die Vermutung liegt nahe, dass ein zu geringer Kontakt mit Bakterien und anderen Mikroorganismen zu einer Fehlregulation des Immunsystems und zu einer erhöhten Reizbarkeit der Haut führt. Diese Theorien sind aber nicht gesichert, da es äußerst schwierig ist, den Einfluss von Hygiene in der Kindheit auf die Entwicklung von Neurodermitis exakt zu untersuchen. Es ist damit unklar, ob übermäßige Hygiene zur Entwicklung einer Neurodermitis beitragen kann. Allerdings trägt übermäßige Hygiene, zum Beispiel durch zu häufiges Waschen mit Seife, dazu bei, eine bestehende Neurodermitis zu verschlimmern und die Häufigkeit von Schüben zu erhöhen.
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Die Auslöser eines Neurodermitisschubs sind individuell verschieden. Häufig können jedoch Schwitzen und angestaute Wärme, kratzende Textilien wie Wolle, aggressive Hautreinigungsmittel und allergische Stoffe wie Tierhaare oder Pollen den typischen Hautausschlag auslösen. Auch durch extremes Klima, also Kälte, sehr trockene oder sehr feuchte Luft, kann ein Neurodermitisschub entstehen. Weitere mögliche Auslöser sind emotionale Belastungssituationen wie Stress, Hormonschwankungen oder Infektionen wie beispielsweise Atemwegsinfekte. Auch der Lebensstil hat einen Einfluss: Übergewicht, Rauchen und Alkoholkonsum erhöhen das Risiko für das Auftreten von Neurodermitis-Symptomen.
Kann Neurodermitis vollständig heilen?
Da die genaue Ursache der Neurodermitis nicht geklärt ist, kann sie durch eine gezielte Behandlung momentan nicht sicher geheilt werden. Allerdings verschwinden die Symptome der Neurodermitis bei ungefähr 60 % der betroffenen Kinder bis zum Erwachsenenalter von selbst. Zudem nimmt die Schwere der Symptome bei vielen Kindern mit der Zeit ab.
Unabhängig davon lassen sich aber die meisten Fälle von Neurodermitis gut behandeln, sodass die Anzahl und Schwere der Schübe unter Kontrolle gehalten werden können. Für eine erfolgreiche Behandlung ist jedoch viel Eigeninitiative und ein gewisses Maß an Disziplin nötig, um eine konstant gute Hautpflege sicherzustellen.
Wer ist von Neurodermitis betroffen?
Neurodermitis ist eine häufige Erkrankung und betrifft in Deutschland 10-15 % der Kinder sowie 1-3 % der Erwachsenen. Bei Kindern handelt es sich damit um die häufigste chronische Erkrankung. Typischerweise tritt Neurodermitis zum ersten Mal im Alter von 3-6 Monaten auf. Bis zu 85 % aller Neurodermitisfälle treten vor dem 5. Lebensjahr auf. Daher zählen besonders Säuglinge und Kleinkinder zu den Betroffenen. Bei 6 von 10 erkrankten Kindern verschwindet die Neurodermitis von alleine wieder bis zum Erwachsenenalter. Auch in vielen Fällen, in denen die Neurodermitis nicht vollständig verschwindet, werden die Symptome mit der Zeit schwächer. Trotzdem können die Hautausschläge insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern großflächig auftreten.
Häufig gestellte Fragen
Auf welche Nahrungsmittel sollte ich bei Neurodermitis verzichten?
Wenn bei Ihnen zusätzlich zur Neurodermitis eine Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit nachgewiesen wurde, sollten Sie auf die entsprechenden Nahrungsmittel vollständig verzichten. Außerdem können bei manchen Patienten verschiedene Nahrungsmittel, zum Beispiel scharfe Gewürze, einen Neurodermitis-Schub auslösen oder verschlimmern. Ein genereller Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ist für Patienten mit Neurodermitis ist aber unnötig.
Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 08 Juli 2022
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Fritsch, P., & Schwarz, T. (2018). Dermatologie Venerologie: Grundlagen. Klinik. Atlas. Springer-Verlag.
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Leitliniengruppe Neurodermitis (2015). S2k-Leitlinie Neurodermitis, AWMF-Register Nr. 013-027, online: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-027.html, abgerufen am 12.01.2021.
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Aktories, K., Förstermann, U., Starke, K., & Hofmann, F. B. (Eds.). (2017). Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie: Begründet von W. Forth, D. Henschler, W. Rummel. Elsevier Health Sciences.
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Herold, G. (2019). Herold Innere Medizin 2019.
- Hausstauballergie
- Schnupfen
- Bauchschmerzen
- Scharlach
- Schwindelgefühl
- Husten
- Übelkeit
- Augenlidbeschwerden
- Sodbrennen und Saurer Reflux
- Rosacea
- Rückenschmerzen
- Fieber
- Kälteallergie (Kälteurtikaria)
- Windpocken
- Hautausschlag
- Trockene Augen
- Erkältung
- Hämorrhoiden
- Sommergrippe
- Kopfschmerzen
- Lebensmittelunverträglichkeiten
- Gürtelrose
- Asthma bronchiale
- Reizdarm
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- Pfeiffersches Drüsenfieber
- Juckreiz
- Grippe
- Intertrigo
- Depression
- Magenschmerzen
- Halsschmerzen
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- Magen Darm Grippe
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- Gliederschmerzen
- Augenentzündung
- Gelenkschmerzen
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- Krätze
- Bindehautentzündung
- Hand-Fuß-Mund-Krankheit
- Rippenprellung
- Tinnitus
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- COPD
- Nackenschmerzen
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Durchfall
- Narkolepsie
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- Schilddrüsenerkrankung
- Stuhlgang
- Heuschnupfen
- Blut im Urin
- Schuppenflechte – Psoriasis
- Kreislaufprobleme
- Penis juckt
- Ausschlag am Penis
- Brennen in der Scheide
- Nesselsucht (Urtikaria)
- Impetigo contagiosa
- Eichelentzündung (Balanitis)
- Follikulitis
- Nasensekret
- Kleienpilzflechte Pityriasis Versicolor
- Vitiligo
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- Harnwegsinfekt
- Nierenbeckenentzündung
- Blasenentzündung
- Blasenschmerzen
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- Brennen beim Wasserlassen
- Häufiges Wasserlassen
- Quaddeln
- Vorzeitiger Samenerguss
- Café-au-lait-Flecken
- Milien
- Keratosis pilaris (Reibeisenhaut)
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- Raynaud-Syndrom
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