Nackenschmerzen: Übungen & Behandlung

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 17 Mär 2021

Nach einem Tag im Büro in gebeugter Haltung vor dem Laptop oder nach einer langen Autofahrt macht sich der Nacken häufig mit Schmerzen bemerkbar. Was hilft gegen Nackenschmerzen? Welche Übungen lindern die Schmerzen? Das lesen Sie hier.

Inhalt
Frau mit Nackenschmerzen
 

Kurzübersicht

Definition & Häufigkeit: Schmerzen im Bereich des Nackens entstehen meist durch Verspannungen der Halsmuskulatur. Nackenschmerzen kommen häufig vor, 77 % der Deutschen haben regelmäßig Rückenschmerzen, etwa 1/3 davon betreffen den Nacken.

Ursachen: Muskelverspannung durch ungünstige Haltung (z.B. am PC) oder Zugluft im Nacken, Hexenschuss, Verletzungen (Zerrung, Prellung, Schleudertrauma, Wirbelbrüche), Verschleißerscheinungen (z.B. Arthrose), rheumatische Erkrankungen, Skoliose, Tumorerkrankungen

Behandlung: Bei Muskelverspannungen: Dehnübungen, Wärme-Anwendungen (z.B. warmes Bad, Wärmflasche, warmes Körnerkissen), Hausmittel (Dampfkompresse, Kartoffelauflage, Fangopackung), Schmerzmittel (Ibuprofen, Diclofenac), Kinesio-Tape, ergonomischer Arbeitsplatz, Nackenkissen; bei anderen Ursachen: Behandlung der Grunderkrankung

Nackenschmerzen: Definition & Häufigkeit

Im Nacken verlaufen etliche Nerven, Muskeln und Sehnen. 7 Wirbelkörper stellen die knöcherne Struktur dar. Es handelt sich um ein komplexes System, das dem Kopf viel Beweglichkeit ermöglicht und sein Gewicht stabil trägt.

Doch die Belastung ist enorm: Die tagtägliche Beanspruchung der Muskeln kann zu Nackenschmerzen führen. Sie entstehen in den meisten Fällen durch eine Verspannung der Hals- und Nackenmuskulatur. Der Nacken schmerzt und ist häufig unbeweglicher als gewöhnlich. Die Schmerzen können in die Schultern oder Arme ausstrahlen. Nackenschmerzen sind ein Symptom, kein eigenständiges Krankheitsbild.

Bei einer lang anhaltenden starren Haltung des Nackens, zum Beispiel beim Blick auf den Laptop oder bei einer langen Autofahrt, verkrampfen die Muskeln und Nackenschmerzen entstehen. Auch nach dem Sport sind nach ungewohnten Bewegungen und Belastungen Schmerzen nicht ungewöhnlich. Darüber hinaus sind das Liegen in einer ungünstigen Position sowie kalte Zugluft im Nacken häufige Ursachen. Leistungsdruck, Stress und soziale Spannungen können ebenfalls Beschwerden auslösen.

Etwa 77 % der Deutschen leiden mindestens einmal im Monat unter Rückenschmerzen. Experten schätzen, dass etwa jeder 3. davon Schmerzen im Bereich des Nackens hat.

Ärzte unterscheiden Nackenschmerzen nach ihrer Dauer:

  • 0-3 Wochen: akute Nackenschmerzen
  • 4-12 Wochen: subakute Nackenschmerzen
  • mehr als 12 Wochen: chronische Nackenschmerzen

Eine weitere Einteilung erfolgt nach der zugrunde liegenden Ursache der Nackenschmerzen. Die meisten Betroffenen leiden an harmlosen „nicht-spezifischen Nackenschmerzen”. Meistens steckt dahinter eine Verspannung der Nackenmuskulatur aufgrund starrer Haltung oder kalter Zugluft.

Doch Schmerzen im Nacken können auch als Symptom einer anderen Grunderkrankung auftreten. Mediziner nennen die Schmerzen dann „spezifische Nackenschmerzen”.

Übungen gegen Nackenschmerzen

Was hilft gegen akute Nackenschmerzen? Übungen, die die angespannte Muskulatur lockern, tun schmerzgeplagten Patienten in der Regel gut. Die folgenden Übungen helfen gegen Nackenschmerzen:

Dehnübungen gegen Nackenschmerzen

Hinweis: Führen Sie die folgenden Übungen vorsichtig durch. Halten Sie die Dehnung immer nur so lange, wie Sie sie als angenehm empfinden. Lösen Sie die Spannung sofort, wenn Sie Schmerzen haben.

Kräftigungsübungen für Schultern und Nacken

Wer seine Muskeln in Nacken und Schultern kräftigt, kann dadurch Nackenschmerzen vorbeugen. Diese Übungen sind geeignet:

Nackenschmerzen: Was tun?

Was hilft bei Nackenschmerzen? Gegen harmlose, unspezifische Nackenschmerzen können Sie verschiedene Hausmittel, Tape-Verbände und Schmerzmittel anwenden.

Nackenschmerzen: Hausmittel

Mediziner empfehlen bei Nackenschmerzen Wärme-Anwendungen, um die Halsmuskulatur zu entspannen. In vielen Fällen hilft bereits ein warmes Bad, um die verkrampften Muskeln zu lockern. Die Wärme tut gut, das Gewebe wird besser durchblutet und die Verkrampfung löst sich. Ebenso wirkt eine Wärmflasche oder ein heißes Körnerkissen.

Diese wärmenden Hausmittel wirken ebenfalls wohltuend bei Nackenschmerzen:

Nackenkissen gegen Nackenschmerzen

Sollten Sie bei Nackenschmerzen mit oder ohne Kissen schlafen? Bei regelmäßig nach dem Schlafen auftretenden Nackenbeschwerden können Sie ein spezielles Nackenkissen ausprobieren. Diese sind so konzipiert, dass sie den Hohlraum zwischen Matratze und Nacken ausfüllen. Dadurch bekommt die Nackenmuskulatur mehr Unterstützung als bei einem normalen Kissen. Der Kopf kann so gerade auf dem Kissen ruhen. Dies entlastet die tagsüber schwer schuftende Muskulatur und die Wirbelsäule. Auch in Seitenlage muss das Kissen den Kopf so stützen, dass die Wirbelsäule vom Hals bis zum Becken eine gerade Linie bildet. Der Kopf darf dabei nicht erhöht sein, Nase und Bauchnabel befinden sich auf einer Höhe.

Nackenschmerzen: Kinesio-Tape

Laut einer wissenschaftlichen Studie lindert auch Kinesio-Tape Nackenschmerzen. Tapen Sie den Nacken aber nicht selbst, lassen Sie das einen Arzt oder Physiotherapeuten durchführen. Denn für die Wirksamkeit ist die richtige Anwendung entscheidend. Kinesio-Tape kann in kurzer Zeit Schmerzen, Druckschmerzen und den Bewegungsumfang des Nackens verbessern. Bei einem steifen Nacken hilft die Methode allerdings nicht. Kinesio-Taping ist als alternative oder ergänzende Therapiemethode geeignet.

Nackenschmerzen: Medikamente

Bei starken Nackenschmerzen helfen Ihnen nicht-steroidale Schmerzmittel (NSAR). Die Wirkstoffe Ibuprofen und Diclofenac lindern die Schmerzen und wirken gleichzeitig entzündungshemmend. Sie können die Schmerzmittel in Form von Tabletten oder Salben anwenden. Die Produkte erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke.

Arbeitsplatz richtig einrichten

Langes und starres Sitzen am Schreibtisch ist mit der häufigste Grund für Nacken- und Rückenschmerzen. Mit einigen Tipps können Sie die Belastung am Arbeitsplatz reduzieren:

  • Ergonomischer Bürostuhl: Er fördert eine aufrechte Sitzposition, stützt den Rücken mit einer beweglichen Lehne, während die Beine im rechten Winkel zum Boden stehen. Die Sitzhöhe ist dann richtig, wenn die Arme im 90°-Winkel auf der Schreibtischplatte aufliegen können.
  • Richtige Monitoreinstellung: Die Oberkante des Monitors sollte bei einer aufrechten Sitzposition leicht unter Augenhöhe sein. So verhindern Sie einseitige Belastung durch einen überstreckten oder gesenkten Nacken.
  • Richtig telefonieren: Klemmen Sie beim Telefonieren nicht den Telefonhörer oder das Handy zwischen Schulter und Ohr. Das belastet den Nacken schon nach kurzer Zeit. Nutzen Sie besser eine Freisprechanlage oder ein Headset.

Kopf- und Nackenschmerzen

Häufig entstehen Kopfschmerzen durch Nackenschmerzen. Die Schmerzen der Muskelverspannung können bis in den Schädel und zur Schläfe hin ausstrahlen.

Kopf- und Nackenschmerzen können jedoch auch andere, zum Teil dringend behandlungsbedürftige Ursachen haben.

Grippaler Infekt

Treten Nackenschmerzen und Kopfschmerzen in Kombination auf, kann das ein Anzeichen für einen Infekt sein. Bei einer Erkältung oder Grippe kommt es beispielsweise häufig zu Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Gliederschmerzen können im Rücken- und Nackenbereich auftreten. Wenn zusätzlich leichtes Fieber auftritt, ist das ein Hinweis für einen Infekt. Schonen Sie sich und trinken Sie in diesem Fall ausreichend Wasser oder Tee, bis der Infekt ausgestanden ist. Halten die Beschwerden länger als ein paar Tage an oder werden schlimmer, gehen Sie bitte zum Arzt.

Hirnhautentzündung

Auch eine Hirnhautentzündung kann Kopf- und Nackenschmerzen verursachen. Die sogenannte Meningitis wird in der Regel durch Bakterien ausgelöst. Der Nacken ist steif, Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen und Verwirrtheit sind typische Anzeichen.

Bei einer Meningitis handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Verständigen Sie beim Auftreten solcher Symptome also umgehend einen Notarzt (112) oder lassen Sie sich ins nächste Krankenhaus bringen.

Schleudertrauma

Treten die Nackenschmerzen nach einem Autounfall, einem Schlag ins Gesicht oder einem heftigen Zusammenstoß beim Sport auf, kann ein Trauma (z.B. Schleudertrauma) vorliegen. Zusätzlich kommt es zu Übelkeit, Schwindel, Erbrechen und Kopfschmerzen. Motorische Ausfälle sowie Empfindungs- und Bewusstseinsstörungen sind ebenfalls möglich.

Wichtig: Bei einer solchen Verletzung sollten Sie umgehend einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen.

Nackenschmerzen: Wann zum Arzt?

Gehen Sie mit Nackenschmerzen zum Arzt, wenn die Beschwerden nach 2-3 Tagen nicht besser werden oder sich sogar verschlimmern.

Außerdem gehören Nackenschmerzen in ärztliche Untersuchung, wenn diese Begleitsymptome auftreten:

Nackenschmerzen: Welcher Arzt ist zuständig?

Wenn Sie mit Nackenschmerzen zum Arzt gehen, ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. In viele Fällen kann er bereits die Ursache für die Beschwerden feststellen und Ihnen Tipps mit auf den Weg geben.

Wenn der Hausarzt spezifische Nackenschmerzen feststellt, wird er Sie je nach Ursache an einen Orthopäden oder Neurologen überweisen. Diesen Fachärzten stehen zusätzliche Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Die Spezialisten ermitteln dann die Ursache für Ihre Schmerzen und leiten eine geeignete Behandlung ein. Der Mediziner kann Massagen, Physiotherapie oder Krankengymnastik verschreiben, um die Muskelverspannungen zu lösen. Verursacht eine Krankheit die Nackenschmerzen, wird diese entsprechend behandelt.

Ursachen von Nackenschmerzen

Neben harmlosen Muskelverspannungen können Nackenschmerzen auch andere Ursachen haben.

Verletzungen

Diese Verletzungen treten in Folge von Unfällen, Stürzen oder beim Sport auf und lösen Nackenschmerzen aus.

  • Prellung im Bereich des Nackens
  • Zerrung der Halsmuskulatur
  • Schleudertrauma
  • Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule
  • Ausgerenkte Wirbelgelenke im Halsbereich
  • Wirbelbrüche

Verschleißerscheinungen

Mit zunehmendem Alter wird der Körper anfällig für bestimmte Verschleißerscheinungen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Arthrose (Gelenkabnutzung)
  • Chondrose (altersabhängige Abnutzung der Bandscheiben im Bereich der Halswirbelsäule)
  • Osteoporose (Knochenschwund)

(Angeborene) Fehlstellungen/Erkrankungen

Eine Fehlstellung oder Fehlbildung der Wirbelsäule ist für den Betroffenen mitunter schmerzhaft. Die nachfolgenden Krankheiten können Nackenschmerzen verursachen:

  • Skoliose (angeborene Fehlstellung der Wirbelsäule)
  • Morbus Scheuermann (Rundrücken, Buckel)
  • Missbildungen der Wirbelkörper (z.B. Verwachsung der Halswirbel)
  • Morbus Paget (Knochenverdickung der Wirbelkörper)

Andere Ursachen für Nackenschmerzen

Seltener sind diese Erkrankungen Schuld an Nackenschmerzen:

  • Rheumatoide Arthritis
  • Fibromyalgie (chronische Schmerzkrankheit)
  • Bandscheibenentzündung im Bereich der Halswirbelsäule
  • Morbus Bechterew (entzündliche Gelenkerkrankung)
  • Abszess im Mund- und Rachenraum (eitrige Entzündung)
  • Rachitis (gestörte Knochenregeneration durch Vitamin-D-Mangel)

Häufig gestellte Fragen

Wann sind Nackenschmerzen gefährlich?

Wenn Sie durch einen Unfall, Sturz, Schlag ins Gesicht oder Zusammenstoß beim Sport ausgelöst werden, sollten Sie die Nackenschmerzen immer ärztlich abklären lassen. Wenn zusätzlich Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Fieber, Bewusstseins- oder Empfindungsstörungen, Schmerzen beim Vorbeugen des Kopfes oder Krampfanfälle auftreten, handelt es um einen medizinischen Notfall.

Wohin können Nackenschmerzen ausstrahlen?

In Schultern, Arme, Rücken und den Kopf.

Wie lange dauert eine Muskelverspannung im Nacken?

Ist eine Muskelverspannung der Grund für Nackenschmerzen, gehen die Beschwerden nach 2-3 Tagen wieder zurück. Halten Sie länger an, sollten Sie mit einem Arzt sprechen.

Welche Ursachen können Nackenschmerzen haben?

Am häufigsten sind Muskelverspannungen (z.B. durch starre oder ungünstige Haltung sowie Zugluft) die Ursache für Nackenschmerzen. Auch psychische Belastung, Verletzungen (Zerrung, Prellung, Bandscheibenvorfall, ausgekugelte Gelenke, Wirbelbruch), Verschleißerscheinungen wie zum Beispiel Arthrose oder Osteoporose, Fehlbildungen oder Fehlstellungen der Wirbelsäule (z.B. Skoliose) sind mögliche Ursachen.

Was hilft schnell bei Nackenschmerzen?

Dehnübungen, Wärmeanwendungen (z.B. warmes Bad, Wärmflasche, warmes Körnerkissen), Hausmittel (Dampfkompresse, Kartoffelauflage, Fangopackung), nicht steroidale Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac in Form von Tabletten oder Salben.

Welches Medikament hilft am besten gegen Nackenschmerzen?

Nicht steroidale Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac lindern die Nackenschmerzen und wirken entzündungshemmend. In der Apotheke bekommen Sie die Schmerzmittel als Tabletten oder Salben rezeptfrei.

Was tun bei Nackenschmerzen und Kopfschmerzen?

Einen Arzt aufsuchen. Kopf- und Nackenschmerzen können in Kombination mit Schwindel, Übelkeit und Erbrechen Anzeichen für einen Infekt, eine Hirnhautentzündung oder ein Schleudertrauma nach einem Unfall sein.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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