Mikropille (niedrig-dosierte Kombinationspille)

Medizinisch überprüft von:

Dr. Nadia Schendzielorz

Zuletzt überprüft am: 9 Dec 2019

Nächste Überprüfung am: 9 Dec 2022

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Was ist eine Kombinations- bzw. Mikropille, wieso verhindert sie eine Schwangerschaft und woher weiß ich, welches Pillenpräparat am besten geeignet ist? Hier finden Sie alle Infos auf einen Blick.

Kombinationspillen, die auch als kombinierte hormonelle Verhütungsmittel bezeichnet werden, sind Verhütungsmittel für Frauen. Sie enthalten eine Kombination zweier verschiedener weiblicher Sexualhormone, nämlich jeweils ein Gestagen und ein Östrogen.

Bei den meisten heute erhältlichen Kombinationspillen handelt es sich um sogenannte Mikropillen. Mikropillen zeichnen sich durch einen Östrogengehalt von weniger als 50 Mikrogramm pro Tablette aus. Mikropillen sind also niedrig dosierte Kombinationspillen.

Kombinations- bzw. Mikropillen wirken auf 3 Wegen. Sie verhindern zum einen die Reifung der Eizelle und somit den monatlichen Eisprung. Zum anderen verdicken sie den Schleim am Gebärmutterhals, was den Spermien den Weg in die Gebärmutter erschwert. Zusätzlich wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut vermindert, so daß sich keine Eizellen einnisten können.

Seit der Ersteinführung auf den deutschen Markt in 1961 hat sich die Pille stetig weiterentwickelt. Die erste Generation der Pille, welche hohe Mengen Östrogen und das Gestagen Norethisteron enthielt, spielt heute so keine Rolle mehr. Zudem hat die Weiterentwicklung der Gestagenkomponente die Verträglichkeit der Pille verbessert.

Durch die Einnahme von Kombinationspillen können Sie sich zuverlässig vor ungewollter Schwangerschaft schützen – der Pearl-Index von Kombinationspillen liegt bei 0,1 bis 0,9. Dies bedeutet, daß von 1000 Frauen, die die Pille über ein Jahr zur Verhütung nehmen, nur eine bis neun trotzdem schwanger wird.

1 von 100 Frauen werden trotz Pille schwanger

Mikropillen lassen sich weiter unterteilen in:

Welche Mikropille eignet sich für mich am besten?

Die Wirkung einer bestimmten Mikropille auf das Hautbild kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Außerdem zeigt sich ein Rückgang von Akne und anderen Hautunreinheiten erst nach einigen Wochen bis Monaten. In umfangreichen Vergleichsstudien wurden nur geringe Unterschiede zwischen verschiedenen Mikropillen gefunden. Es gibt Hinweise, dass möglicherweise Mikropillen mit den Gestagenen Cyproteronacetat und Chlormadinonacetat zuverlässiger gegen Akne wirken als andere Gestagene wie Levonorgestrel.

Chlormadinonacetat (30 Mikrogramm)

Cyproteronacetat (35 Mikrogramm)

Frauen, die rauchen, besitzen von Grund auf ein stark erhöhtes Risiko für Thrombosen, besonders für arterielle Thrombosen, und die daraus entstehenden Erkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle. Daher wird rauchenden Frauen, vor allem wenn sie über 35 Jahre alt sind, dringend von der Verwendung einer Mikropille abgeraten. Besprechen Sie in diesem Fall mit Ihrem Arzt, ob eine andere Verhütungsmethode für Sie infrage kommt. Falls Sie trotzdem mit einer Mikropille verhüten möchten, sollten Sie eine Pille mit einem Östrogengehalt von unter 50 Mikrogramm und einem der älteren Gestagene wie z.B. Levonorgestrel oder Norgestimat verwenden, da diese ein geringeres Thromboserisiko aufweisen. Die nachfolgend aufgeführten Pillen beinhalten solche Gestagene.

Levonorgestrel (20 Mikrogramm)

Levonorgestrel (30 Mikrogramm)

Norgestimat (35 Mikrogramm)

Im Prinzip eignen sich alle Mikropillen zur effektiven Verringerung solcher Beschwerden. Die für Sie passende Pille muss individuell zusammen mit Ihrem Gynäkologen gefunden werden. Eine generelle Empfehlung, welche Pille Menstruationsbeschwerden am besten lindern kann, gibt es also nicht. Auf unserer Seite „Starke Regelblutung“ finden Sie weitere Informationen rund um dieses Thema.

Klassische Therapien gegen Endometriose beinhalten die Gestagene Norethisteron, Dienogest und Chlormadinonacetat. Allerdings gibt es keinen eindeutigen Vorteil einer bestimmten Mikropille mit diesen Gestagenen zur Linderung von Endometriosebeschwerden oder schweren Menstruationsschmerzen.

Wenn Sie eine Tendenz zur Gewichtszunahme haben, bieten sich vor allem Mikropillen an, die das Gestagen Drospirenon enthalten. Alternativ kann eine Pille mit Dienogest als Gestagen ausprobiert werden. Zudem sollte eine Pille mit weniger als 50 Mikrogramm Östrogen verwendet werden, was aber auf fast alle der heutzutage verwendeten Pillen zutrifft.

Eine Gewichtszunahme durch die Anwendung einer Mikropille beruht in vielen Fällen auf der vermehrten Einlagerung von Wasser in den Körper. Die Gestagene Drospirenon, Dienogest und Chlormadinonacetat wirken diesem Effekt entgegen. Hingegen wird davon ausgegangen, dass Gestagene wie z.B. Norethisteron, Levonorgestrel und Norgestinat eher für eine Gewichtszunahme sorgen.

Drospirenon (20 Mikrogramm)

Drospirenon (30 Mikrogramm)

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Über die Mikropille

So schützt die Mikropille vor einer Schwangerschaft

Verantwortlich für die empfängnisverhütende Wirkung von Mikropillen sind die darin enthaltenen Hormone, also das Gestagen und das Östrogen.

Die beiden Hormone sorgen vor allem durch drei Effekte für einen sicheren Schutz vor Schwangerschaft:

  • Die monatliche Reifung von Eizellen und der Eisprung werden unterdrückt. Solange Sie eine Mikropille anwenden, entstehen also keine Eizellen, die befruchtet werden könnten.
  • Der natürliche Schleim am Gebärmutterhals wird zähflüssiger und hält Spermien dadurch auf ihrem Weg in Richtung Eizelle auf.
  • Damit ein Embryo wachsen kann, muss er sich in die Gebärmutter einnisten. Die Mikropille beeinflusst die Gebärmutterschleimhaut und verhindert somit eine Einnistung.

Alle drei Wirkungen sorgen zusammen für eine sehr hohe Sicherheit vor ungewollter Schwangerschaft. Mikropillen zählen daher zu den sichersten Verhütungsmitteln.

Ist die Mikropille für mich geeignet?

Mikropillen sind für die meisten Frauen geeignet. Es gibt allerdings gewisse Umstände, unter denen man eine Mikropille nicht einnehmen sollte.

  • Frauen, die bereits Thrombosen hatten oder unter einer bekannten Thromboseneigung leiden, sollten nicht-hormonelle Verhütungsmittel wie Kondome verwenden
  • Auch Frauen, die in der Vergangenheit einen Schlaganfall hatten, dürfen keine Mikropillen anwenden
  • Außerdem sollten Sie keine Mikropille einnehmen, wenn Sie aktuell oder in der Vergangenheit an Lebertumoren, Brust-, Eierstock-, Gebärmutter- oder Gebärmutterhalskrebs erkrankt sind

Mikropillen schützen nur dann zuverlässig vor ungewollter Schwangerschaft, wenn sie täglich gemäß der Gebrauchsanweisung eingenommen werden. Frauen, bei denen beispielsweise aufgrund von beruflichem Stress die Gefahr besteht, dass die Einnahme häufig vergessen wird, können mit ihrem Arzt besprechen, ob eine andere Verhütungsmethode wie ein Hormonstäbchen besser geeignet ist.

Hinweis: ZAVA kann unter Umständen kein Rezept für bestimmte Risikogruppen, wie z.B. starke Raucher oder Frauen über 35 Jahre, ausstellen.

Einnahme vergessen?

Wenn Sie die Einnahme innerhalb von 12 Stunden nach Ihrem üblichen Einnahmezeitpunkt nachholen, müssen Sie nichts weiter beachten. Sie sind immer noch vor ungewollter Schwangerschaft geschützt. Fahren Sie mit der Einnahme Ihrer Mikropille zum gewohnten Zeitpunkt fort.

Einnahmezeitpunkt wurde mehr als 12 Stunden überschritten

Wenn der Einnahmezeitpunkt mehr als 12 Stunden überschritten wurde, ist der Schutz vor Schwangerschaft möglicherweise nicht mehr gegeben. Das ist abhängig davon, welche Pille Sie einnehmen und in welcher Einnahmewoche Sie sich befinden. Beachten Sie, dass es notwendig sein kann, zusätzlich mit Kondomen zu verhüten, um nicht ungewollt schwanger zu werden. Weitere Informationen finden Sie dazu auf der Informationsseite „Pille vergessen” oder in der Packungsbeilage Ihrer Mikropille.

Mikropille im Langzeitzyklus

Als Langzeitzyklus bezeichnet man die durchgehende Einnahme einer Antibabypille über mehr als die üblichen drei Wochen. Generell eignen sich Mikropillen gut für den Langzeitzyklus. Bei Blisterpackungen mit 21 Tabletten wird dazu einfach die Pillenpause übersprungen, das heißt die erste Tablette des neuen Blisters wird am Tag nach der letzten Tablette des alten Blisters eingenommen. Eine durchgehende Einnahme über mehr als 3 Blisterstreifen sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Auch Mikropillen mit 28 Tabletten können durchgehend eingenommen werden. Dazu werden die sieben wirkstofffreien Tabletten weggelassen und stattdessen wird mit dem neuen Blister begonnen.

Besuchen Sie unsere Seite „Pille im Langzeitzyklus” für weitere Informationen.

Mögliche Risiken

Wie bei allen Medikamenten können auch bei Mikropillen Nebenwirkungen und Risiken auftreten. Insbesondere die Möglichkeit von Thrombosen und die Frage nach einem erhöhten Krebsrisiko spielen für viele Frauen eine Rolle.

Jede Mikropille erhöht in unterschiedlichem Ausmaß das Risiko für eine Thrombose. Im Vergleich zu Frauen, die keine hormonellen Verhütungsmittel einnehmen, wird das Thromboserisiko durch Mikropillen vor allem im ersten Jahr der Einnahme erhöht. Wie stark das Risiko ansteigt, hängt bei Mikropillen vor allem vom enthaltenen Gestagen ab. Die älteren Gestagene wie Levonorgestrel und Norethisteron haben ein relativ geringes Thromboserisiko, bei den neueren Gestagenen, beispielsweise Drospirenon, Desogestrel und Dienogest, ist das Risiko höher. Unabhängig von der Pille beeinflussen aber auch andere Faktoren wie Rauchen, Übergewicht, mangelnde Bewegung und genetische Veranlagung das Thromboserisiko in hohem Maße.

Ob Mikropillen das Krebsrisiko erhöhen, war lange umstritten. Als gesichert gilt, dass die Einnahme von Mikropillen das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs und Eierstockkrebs um mehr als die Hälfte reduziert. Gleichzeitig steigt das Risiko für gutartige Tumore der Leber an. Die Frage, ob das Risiko für Brustkrebs ebenfalls durch die Pille ansteigt, ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Untersuchung aus den Neunzigerjahren stellte ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für Brustkrebs fest, das aber ungefähr zehn Jahre nach dem Ende der Einnahme einer Mikropille wieder verschwindet. Neuere Studien konnten aber kein erhöhtes Brustkrebsrisiko feststellen. Auch über ein mögliches Risiko für Gebärmutterhalskrebs können momentan keine zuverlässigen Aussagen getroffen werden.

Quellen

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