Medikamente zum Abnehmen: In manchen Fällen sinnvoll

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

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Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 03 Nov 2022

Bei starkem Übergewicht und Adipositas kann die Einnahme von Medikamenten zum Abnehmen eine Option sein, um den Weg zum gesundheitlichen Ziel schrittweise zu erreichen. Doch was ist bei der kontrollierten Gewichtsabnahme mit medikamentöser Unterstützung zu beachten? Und wieso ist es unerlässlich, mit einem Arzt zu sprechen, falls bei Adipositas der Wunsch nach Medikation besteht? Erfahren Sie hier mehr.

Inhalt
Medikamente zum Abnehmen stehen in einer Dose neben einer Körperwaage und einem Maßband.
 

Warum mit Medikamenten abnehmen?

Wenn es im Rahmen von starkem Übergewicht und Adipositas um Gewichtsverlust geht, streben Mediziner immer einen ganzheitlichen Ansatz an. Das bedeutet, dass Bewegung und eine Ernährungsumstellung – also insgesamt ein gesunder Lebensstil – das Ziel sind. Medikamente alleine gelten als nicht sinnvoll, können aber unterstützend wirken. Wichtig ist dabei, dass die medikamentöse Behandlung immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgt.

Inwiefern die Einnahme von Arzneimitteln zur Gewichtsreduktion angebracht ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Welche Wege haben Betroffene bisher ausprobiert, um Körpergewicht zu verlieren?
  • Sind bereits begleitende Erkrankungen aufgetreten, beispielsweise Diabetes?
  • Wie lange besteht das starke Übergewicht schon?

Medikamente zum Abnehmen können eine Diät unterstützen. Sie sind in der Regel, ebenso wie eine Adipositas-Operation, die letzte Wahl, wenn konventionelle Therapien alleine keinen Erfolg erzielen.

Sie möchten aktiv Ihr Gewicht reduzieren und ziehen die Einnahme von Medikamenten zum Abnehmen in Erwägung? Mit unserem Service zum Thema Gewicht verlieren unterstützen wir Sie mit einer ganzheitlichen Behandlungsempfehlung, die auf Ihre Bedürfnisse und gesundheitlichen Voraussetzungen abgestimmt ist. Füllen Sie einfach unseren medizinischen Fragebogen aus: Unsere Ärzte werten Ihre Angaben aus und setzen sich in Kürze über Ihr Patientenkonto mit Ihnen in Verbindung.

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Moderne Medikamente zum Abnehmen

Wer darüber nachdenkt, zum Abnehmen Medikamente einzunehmen, dem stehen nach eingehender ärztlicher Beratung und je nach Angemessenheit mehrere Möglichkeiten zur Wahl. Heute setzen Mediziner insbesondere Präparate ein, die ursprünglich als Diabetesmittel entwickelt wurden. Medikamente wie Wegovy® oder Saxenda® wirken sich auf den Blutzuckerspiegel aus und können so das Hungergefühl regulieren. Zum Abnehmen tragen möglicherweise auch Medikamente bei, die das Fett aus der Nahrung binden und abführen, sodass es der Organismus gar nicht erst aufnehmen kann.

Orlistat – fettbindender Wirkstoff

Weit verbreitet, wenn medizinische Unterstützung bei der Gewichtsreduktion gefragt ist, sind Tabletten mit dem Wirkstoff Orlistat. Die Präparate binden das Fett im Darm, das dann über den Stuhl unverdaut ausgeschieden wird.

Anwendung: Tabletten oder Hartkapseln zur Einnahme

Produkte:

Mögliche Nebenwirkungen: Bei der Anwendung von Orlistat treten sehr häufig (bei etwa 1 von 10 Behandelten) Kopfschmerzen auf. Außerdem können sich folgende Nebenwirkungen bemerkbar machen:

  • Atemwegserkrankungen
  • niedrige Blutzuckerwerte
  • Harnwegsinfektionen

Wichtiger Hinweis: Auch wenn niedrige Dosierungen von Orlistat rezeptfrei erhältlich sind, sollte immer ein Arzt oder Apotheker beurteilen, ob eine Unterstützung durch Arzneimittel zusätzlich zu Ernährungsumstellung und Sportprogramm angebracht ist.

Liraglutid – reguliert die Nahrungsaufnahme

Der Wirkstoff Liraglutid wurde ursprünglich als Diabetesmedikament eingeführt, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Seit 2016 ist er zur Unterstützung bei der Gewichtsabnahme zugelassen – denn der Arzneistoff kann durch seine Wirkung auf den Stoffwechsel auch Hunger und Appetit regulieren sowie das Sättigungsgefühl verlängern.

Liraglutid wird als Injektion 1-mal täglich unter die Haut gespritzt: Mithilfe von Injektionspens können Patienten die Medikamentengabe selbst vornehmen.

Anwendung: Subkutane Injektion (unter die Haut)

Produkt:

Mögliche Nebenwirkungen: Bei mehr als 1 von 10 Anwendern machten sich in der Vergangenheit unerwünschte Begleiterscheinungen im Magen-Darm-Trakt wie Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung bemerkbar. Zu weiteren möglichen Nebenwirkungen gehören:

  • Kopfschmerzen
  • Schwäche, Müdigkeit und Schwindel
  • Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Achtung: Bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II ist Liraglutid zwar grundsätzlich einsetzbar – die Medikation muss jedoch unbedingt von einem Arzt abgestimmt werden. Gegebenenfalls sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.

Semaglutid – Nachfolgestoff mit längerer Wirkzeit

Auch der Arzneistoff Semaglutid wirkt auf den Blutzuckerspiegel der Anwender ein und kann dadurch sowohl Hunger- als auch Sättigungsgefühl regulieren. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung von Liraglutid, die sich Patienten nur 1-mal wöchentlich spritzen müssen.

Anwendung: Subkutane Injektion (unter die Haut)

Produkt:

Mögliche Nebenwirkungen: Als unerwünschte Begleiterscheinungen treten bei Semaglutid vor allem Magen-Darm-Beschwerden auf. Insbesondere in den ersten Behandlungswochen sind Übelkeit und Durchfall denkbar. Zu weiteren Nebenwirkungen gehören:

  • Erbrechen und Magenschmerzen
  • Sodbrennen oder Aufstoßen
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)

Achtung: Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II geboten. Ob Medikamente mit Semaglutid im Einzelfall geeignet sind, kann nur ein Arzt entscheiden.

Weitere Medikamente zum Abnehmen

Auf der Suche nach medikamentöser Unterstützung beim Abnehmen stoßen Patienten immer wieder auch auf die folgenden Wirkstoffe:

  • Bupropion: ein Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer
  • Naltrexon: ein sogenannter Opioid-Rezeptor-Antagonist

Lange Zeit setzten Ärzte Bupropion zur Raucherentwöhnung und gegen Depressionen ein. Der Wirkstoff ist mit Amphetaminen verwandt, die eine stark aufputschende Wirkung auf den Körper haben. Naltrexon fand in der Vergangenheit Anwendung in der Therapie von Abhängigkeitssyndromen, wie Alkohol- oder Opiatsucht. Beide Wirkstoffe werden heute nicht mehr zur Therapie von Adipositas verwendet.

Neue Hoffnung setzen Experten seit Mai 2022 in den Arzneistoff Tirzepatid. Der sogenannte duale Rezeptoragonist wirkt ähnlich wie Liraglutid oder Semaglutid und kann das Hungergefühl unterdrücken. In Studien konnten die Teilnehmer innerhalb von 72 Wochen bis zu 24 kg Gewicht verlieren. Für Europa soll die Substanz zeitnah zugelassen werden.

Natürliche Medikamente zum Abnehmen – ein gangbarer Weg?

Viele Menschen fragen sich, ob es natürliche Stoffe gibt, die bei der Gewichtsreduktion unterstützen können. In den meisten Fällen existieren jedoch, insbesondere bei homöopathischen Präparaten, kaum bis keine wissenschaftlichen Studien, die den Effekt solcher Medikamente bestätigen können.

Gerade deshalb sind auch „natürliche“ Nahrungsergänzungsmittel bei der Behandlung von Übergewicht allenfalls als ergänzende Therapie zu sehen. Eine grundlegende Ernährungsumstellung und ein gesunder Lebensstil sind indes immer das Mittel der Wahl, um überflüssigem Körperfett entgegenzuwirken.

Tee, Koffein und Guarana als Fettverbrenner

Grüner Tee enthält Polyphenole, sekundäre Pflanzenstoffe, die die Fettverbrennung unterstützen können. In einer Studie an Mäusen, denen grüner Teeextrakt verabreicht wurde, beobachteten Forscher außerdem eine Regulierung der Aufnahme von Fett aus der Nahrung. Auch dem Koffein, das in grünem Tee beziehungsweise Teeextrakt enthalten ist, wird häufig eine stoffwechselaktivierende Wirkung zugeschrieben.

Mehr davon findet sich in Guarana, das außerdem die Stoffe Theophyllin und Theobromin enthält. Diese beiden Substanzen sind Abbauprodukte von Koffein. Mediziner vermuten einen entwässernden Effekt, der zu Beginn der Einnahme ebenfalls einen Gewichtsverlust bedingen kann. Einen direkten Einfluss von Guarana auf die Fettverbrennung konnte jedoch noch keine Studie belegen.

Achtung: Ephedra-Kraut, das auch unter den Namen Meerträubel, Ma-huang oder Mexikanischer Tee bekannt ist, wird ebenfalls als natürliches Mittel zum Abnehmen gehandelt – wovon Experten aber dringend abraten. Die Pflanze kann den Organismus auf verschiedensten Ebenen beeinflussen: von (Nerven-)anregenden und blutdrucksteigernden Effekten bis hin zu entwässernden und appetitdämpfenden Eigenschaften. Diese Einflüsse gehen auf die enthaltenen Ephedra-Alkaloide zurück, die in ihrer Wirkweise aufputschenden Amphetaminen ähneln. Die Einnahme stellt ein Risiko für den Körper dar.

Appetitzügler und Magenfüllstoffe

Pflanzliche Faserstoffe, wie Lein- und Flohsamen, quellen in Verbindung mit Wasser stark auf. Dadurch füllen sie den Magen, sodass ein Sättigungsgefühl eintritt, obwohl kaum Kalorien geliefert werden.

Wichtig: Der Verzehr solcher Füllstoffe sollte immer mit genügend Flüssigkeit erfolgen. 2-3 Liter Wasser oder ungesüßter Tee sollten es täglich sein.

Daneben haben Bitterstoffe den Ruf, die Verdauung positiv zu beeinflussen, indem sie die Produktion von Magensaft und Gallenflüssigkeit anregen. In einigen Fällen berichten Anwender von natürlichen Bitterstoffen, wie sie in Chicorée oder Endivien enthalten sind, auch von einem regulierten Hungergefühl.

Sanft abnehmen mit homöopathischen Mitteln?

Häufig setzen Homöopathen Mittel wie Fucus vesiculosus in der unterstützenden Therapie von Übergewicht ein. Dabei handelt es sich um ein Präparat aus Blasentang, das beispielsweise in Form von Globuli erhältlich ist. Als Wirkmechanismus wird Fucus vesiculosus dabei ein Effekt auf die Schilddrüse zugeschrieben: Das im Blasentang enthaltene Jod soll das Organ stimulieren, das eine große Rolle für den Stoffwechsel spielt. Zudem berichten Anwender von einem appetithemmenden Einfluss.

Die Wirkweise von homöopathischen Medikamenten zum Abnehmen ist wissenschaftlich nicht belegt. Ärzte raten Patienten mit einer Überfunktion der Schilddrüse aufgrund des Jodgehalts sogar von Fucus vesiculosus ab. Gleiches gilt für Präparate mit der japanischen Braunalge Wakame, die ebenfalls eine hohe Konzentration an Jod aufweist.

Je nach Krankheitsbild verschreiben homöopathisch Behandelnde auch Calcium Carbonicum Hahnemanni. Dieses Präparat basiert auf einer aus Austern hergestellten Verreibung. Es soll Patienten helfen, Heißhunger in den Griff zu bekommen – insbesondere bei emotional bedingtem Heißhunger berichten Anwender vereinzelt von Erfolgen.

Wegen fehlender wissenschaftlicher Beweise für die Wirksamkeit solcher Präparate sind auch homöopathische Mittel nur eingeschränkt für die Behandlung von starkem Übergewicht geeignet – und sollten nur ergänzend zu einer kalorienbewussten Ernährung und einem aktiven Lebensstil zur Anwendung kommen.

Medikamente zum Abnehmen rezeptfrei kaufen?

Einige Medikamente zum Abnehmen sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Im Vergleich zu verschreibungspflichtigen Präparaten gelten sie als weniger wirksam. Wichtig bei der Anwendung: Sprechen Sie vor der Behandlung mit Ihrem Apotheker. Er kann Sie über den Therapieerfolg und mögliche Wechselwirkungen aufklären.

Sehen Sie davon ab, eigentlich verschreibungspflichtige Abnehmmittel rezeptfrei aus unseriösen Quellen zu kaufen. Oftmals ist nicht klar, welche Inhaltsstoffe sich in welcher Konzentration im Produkt befinden. Damit können ernstzunehmende Gefahren für die Gesundheit einhergehen.

Da insbesondere bei starkem Übergewicht und schweren Formen von Adipositas eine ärztliche Begleitung notwendig ist, sollten Patienten verschreibungspflichtige Medikamente zum Abnehmen niemals rezeptfrei kaufen und einnehmen. Das ist einerseits strafbar und birgt andererseits gesundheitliche Risiken.

Vor allem, wenn Betroffene an Diabetes erkrankt sind, kann die unkontrollierte Einnahme von rezeptpflichtigen Medikamenten zum Abnehmen mit hohem Risiko verbunden sein: Mittel wie Liraglutid oder Semaglutid wirken auf den Blutzuckerspiegel, was bei Diabetikern zu einer lebensgefährlichen Unterzuckerung führen kann. Nur ein Arzt kann entscheiden, ob und unter welchen Umständen eine Medikation bei erhöhtem Körpergewicht geeignet ist.

Diskreter medizinischer Rat gesucht? Nutzen Sie jetzt unseren Service bei Übergewicht und Adipositas. So erhalten Sie nicht nur eine individuelle Behandlungsempfehlung, die Ihren Bedürfnissen entspricht – je nach Angemessenheit verordnen unsere Mediziner auch ein passendes Medikament zum Abnehmen.

Fazit

Ab einem Body Mass Index (BMI) von 30 sprechen Ärzte von starkem Übergewicht und Adipositas. Zusätzlich zu einer Ernährungsumstellung und einem veränderten Lebenswandel können Medikamente zum Abnehmen eine Therapie ergänzen, insofern medizinisch nichts gegen die Anwendung spricht. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von Tabletten zum Abnehmen, die Fett aus der Verdauung binden, bis zu Injektionspens, mit denen sich Patienten das Medikament in regelmäßigen Abständen unter die Haut spritzen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Medikamenten zum Abnehmen

Welche Medikamente helfen wirklich beim Abnehmen?

Nachgewiesene Effekte bei der Gewichtsabnahme zeigen sich bei zugelassenen Arzneistoffen wie Semaglutid, Liraglutid und Orlistat. Die Wirksamkeit rezeptfreier Präparate ist dagegen häufig wissenschaftlich nicht belegt.

Ist Semaglutid als Medikament zum Abnehmen für mich geeignet?

Ob Semaglutid für Sie geeignet ist, kann nur der Arzt entscheiden. Der individuelle gesundheitliche Zustand des Patienten, mögliche Nebenwirkungen sowie Risikofaktoren müssen bedacht und abgewogen werden. Pauschal lässt sich also nicht sagen, ob Semaglutid für Sie geeignet ist oder nicht.

Sind Nahrungsergänzungsmittel Medikamente zum Abnehmen?

Nahrungsergänzungsmittel sind nicht mit Medikamenten zum Abnehmen gleichzusetzen. Vielmehr stellen sie eine Ergänzung zu einem gesunden Lebensstil dar und können nur in wenigen Fällen unterstützend zu einer Diät beitragen.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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