Appetitzügler: Wirkstoffe zur Regulierung des Hungergefühls

Natalia Olaizola-Heil

Medizinisch geprüft von

Natalia Olaizola-Heil

Letzte Änderung: 16 Mär 2023

Wenn Patienten aus medizinischen Gründen Gewicht verlieren müssen, können Appetitzügler den Abnehmprozess begünstigen. Dabei gibt es verschiedene Arzneimittel, die sich in ihren Wirkweisen und Anwendungen voneinander unterscheiden – und auch rezeptfreie Präparate mit natürlichen Inhaltsstoffen sind auf dem Markt erhältlich. Erfahren Sie hier, welche Auswirkungen appetithemmende Medikamente auf den Körper haben und was Sie bei der Einnahme der verschiedenen Mittel beachten müssen.

Inhalt
Appetitzügler zum Gewicht verlieren in Form von Tabletten auf einem Teller und einer grünen Pflanze, Holzlöffel und ein Maßband
 

Appetitzügler: Was ist das?

Appetitzügler (auch: Appetithemmer), in der Fachsprache Anorektika genannt, sind Produkte, die Einfluss auf das Sättigungsgefühl nehmen. Sie hemmen den Hunger, wodurch die Anwender in der Regel automatisch auch die Kalorienaufnahme einschränken.

Auf dem Markt befinden sich verschiedene Arten von Appetitzüglern, die Betroffene beim Gewichtsverlust unterstützen sollen. Sie lassen sich grundsätzlich in 2 Kategorien einteilen:

  1. Präparate mit Arzneistoffen (z.B. Wegovy® oder Saxenda®): Medikamente dieser Arzt sind rezeptpflichtig, da die enthaltenen Substanzen eine starke Wirkung auf den Körper ausüben. Vor der Anwendung muss deshalb ein Arzt eventuelle Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die der Patient einnimmt, ausschließen.
  2. natürliche Appetitzügler: Diese Produkte nutzen die Wirkweise von pflanzlichen Stoffen, denen ein appetithemmender Effekt nachgesagt wird. Häufig kommen hier sogenannte Quellstoffe aus Ballaststoffen zum Einsatz, die Wasser im Magen oder Darm binden und so für ein Sättigungsgefühl sorgen sollen. Allerdings ist die Wirkung der meisten pflanzlichen Appetitzügler nicht wissenschaftlich belegt.

Wichtig: Anwender erzielen nur dann einen messbaren und vor allem nachhaltigen Gewichtsverlust, wenn sie appetitregulierende Präparate mit einer kalorienreduzierten Ernährung und vermehrter Bewegung kombinieren. Ansonsten tritt nach dem Ende der Einnahme schnell der bekannte Jo-Jo-Effekt ein: Der Körper verspürt ohne die medikamentöse Unterstützung wieder mehr Hunger, sodass Patienten Gefahr laufen, durch die erhöhte Kalorienaufnahme an Gewicht zuzunehmen.

Verschreibungspflichtige Appetitzügler: Präparate bei Adipositas

Verschreibungspflichtige, appetithemmende Medikamente stellen eine therapeutische Maßnahme dar, um starkem Übergewicht und Adipositas auf medizinischem Wege entgegenzuwirken.

Wichtig: Eine Behandlung mit appetitregulierenden Arzneimitteln ist nicht für Menschen mit Normalgewicht geeignet. Stattdessen gilt als Voraussetzung ein Body-Mass-Index (BMI) ab 30 kg/m2 oder ab 27 kg/m2 – besonders wenn mit dem Übergewicht mindestens eine weitere Erkrankung wie Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes (Diabetes mellitus) einhergeht.

Aktuell gehört unter anderem Liraglutid zu den Wirkstoffen, die bei starkem Übergewicht Anwendung finden. Ursprünglich setzten Ärzte die Substanz zur Behandlung eines erhöhten Blutzuckerspiegels durch Typ-2-Diabetes ein. Viele Patienten berichteten während der Anwendung von Liraglutid jedoch über Gewichtsverlust, verminderten Appetit und weniger Heißhunger.

Mittlerweile ist der Wirkstoff deshalb auch für die Behandlung von starkem Übergewicht mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung sowie von Adipositas zugelassen. Er dient als Ergänzung zu kalorienreduzierter Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität. Verabreicht wird das Medikament in Form einer Liraglutid-Lösung, die Patienten mithilfe eines Injektionspens, einer Art kleinen Spritze, unter die Haut geben.

Außerdem gibt es Appetitzügler mit dem verwandten Arzneistoff Semaglutid, die den Abnehmprozess medizinisch unterstützen können. Auch diese können übermäßigen Appetit und Heißhunger-Attacken lindern und werden unter die Haut gespritzt.

Sie möchten wissen, ob ein medizinischer Appetitzügler für Sie und Ihr Krankheitsbild geeignet ist? Dann fragen Sie mit dem Service von ZAVA direkt eine Behandlung an. Die wichtigsten Angaben können Sie dabei einfach über einen medizinischen Fragebogen von zu Hause aus übermitteln. Nach der Auswertung erhalten Sie von unseren Ärzten eine individuelle Behandlungsempfehlung für Ihren persönlichen Weg zum Wunschgewicht. Bei medizinischer Eignung können Sie ein Rezept für ein Arzneimittel anfragen, das Sie beim geplanten Gewichtsverlust unterstützt.

Abnehmen mit natürlichen Appetitzüglern – ist das möglich?

Manchen pflanzlichen Substanzen wird ein sättigender Effekt nachgesagt. Dazu gehören unter anderem Extrakte von Mate und Guarana, die meist als Tabletten oder Kapseln zum Abnehmen verfügbar sind: Manche Anwender berichten nach der Einnahme von einer leichten appetithemmenden Wirkung sowie etwas vermindertem Heißhunger. Allerdings konnten diese Annahmen wissenschaftlich bisher nicht bewiesen werden.

Ähnliches gilt für die sogenannten Quellstoffe, wie beispielsweise:

  • (Apfel-)Pektin
  • Zellulose
  • Alginat
  • Glucomannan

Ihren Namen erhalten Quellstoffe aus ihrer Wirkweise: Denn bei den Substanzen handelt es sich meist um Ballaststoffe, die Wasser im Magen oder Darm binden und deshalb aufquellen. Als Reaktion soll sich im Anschluss ein Sättigungsgefühl einstellen.

Bisher liegen jedoch nur Studien für den Ballaststoff Glucomannan vor, die den appetitregulierenden Effekt für Übergewichtige belegen. Allerdings gilt auch hier: Die Einnahme von Glucomannan erfordert eine begleitende Ernährungsumstellung oder Diät, um einen messbaren und nachhaltigen Gewichtsverlust zu bewirken.

Wichtig: Anwender sollten Kapseln mit Quellstoffen wie Glucomannan immer mit ausreichend Flüssigkeit kombinieren: Die Empfehlung liegt bei 1-2 Gläsern Wasser pro Einnahme. Ansonsten können Nebenwirkungen wie Völlegefühl, Bauchschmerzen oder Blähungen die Folge sein.

Sind Appetithemmer gefährlich?

Verschreibungspflichtige Appetitzügler entsprechen medizinischen Standards und sind somit für eine medikamentöse Behandlung von starkem Übergewicht und Adipositas geeignet. Wie alle Arzneistoffe, die nur auf Rezept erhältlich sind, können diese Appetithemmer jedoch auch mit Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen verbunden sein. Aus diesem Grund darf die Einnahme von Appetitzüglern nur nach Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Gut zu wissen: Wer Nahrungsergänzungsmittel mit einem appetitzügelnden Effekt testen möchte, sollte nicht davor zurückschrecken, sich von einem Arzt oder Apotheker beraten zu lassen. Auch frei verkäufliche Präparate können Wechselwirkungen mit anderen Mitteln auslösen.

Nicht zum Abnehmen geeignet: Sibutramin

Verschiedene Inhaltsstoffe, die früher zur Behandlung von starkem Übergewicht eingesetzt wurden, sind inzwischen nicht mehr zugelassen. Dazu gehört beispielsweise Sibutramin, das bis 2010 im Arznei-Produkt Reductil® erhältlich war. Die Substanz löste in vielen Fällen unerwünschte Begleiterscheinungen aus, die vor allem das Herz-Kreislauf-System erheblich beeinträchtigen. Deshalb ist die Verarbeitung von Sibutramin in Medikamenten zum Abnehmen mittlerweile verboten.

Vorsicht: Manche Nahrungsergänzungsmittel, die sich als „natürliche Diätpillen“ oder „Fatburner“ bezeichnen, enthalten Untersuchungen zufolge illegale Substanzen wie Sibutramin. In der Inhaltsangabe dieser Präparate, die oftmals auf dubiosen Internet-Seiten angeboten werden, verschweigen die Hersteller diese verbotenen Stoffe jedoch meist. Auch rezeptfreie Appetitzügler-Produkte sollten Sie deshalb ausschließlich in stationären oder zertifizierten Online-Apotheken erwerben.

Appetithemmer mit Suchtpotenzial: Amfepramon

Der Wirkstoff Amfepramon wurde lange Zeit im Arzneimittel Tenuate® Retard zur Behandlung von Adipositas eingesetzt. Seit Anfang 2023 hat er allerdings keine Zulassung mehr, sodass amfepramonhaltige Medikamente in der EU nicht mehr auf dem Markt sind.

Der Grund: Die Medikamente wurden oft über einen längeren Zeitraum als die maximal zugelassenen 3 Monate angewendet. Zusätzlich nutzten viele Patienten Amfepramon trotz bestehender Gegenanzeigen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychischer Störungen oder auch während der Schwangerschaft. In Folge steigt das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen und eine Medikamentenabhängigkeit stark an, sodass der erwartete Nutzen die möglichen Risiken nicht übersteigt.

Fazit: Appetitzügler bei starkem Übergewicht

Wirkstoffe wie Liraglutid oder Semaglutid können bei einem gesundheitlich notwendigen Gewichtsverlust eine Unterstützung darstellen. Beide Substanzen hemmen den Appetit, wodurch das Gefühl der Sättigung früher eintritt. So reichen in der Regel auch kleinere Mengen an Nahrung, um den Hunger zu stillen. Die Wirkweise dieser Mittel kann jedoch Nebenwirkungen, wie Veränderungen des Blutzuckerspiegels, oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten mit sich bringen. Deshalb sind Arzneimittel mit Liraglutid und Semaglutid verschreibungspflichtig.

Ein Abnehmerfolg mit natürlichen Präparaten, die ebenfalls eine Gewichtsreduktion begünstigen sollen, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Lediglich für den Quellstoff Glucomannan existieren Studien, die einen leichten appetithemmenden Effekt bestätigen. Jedoch sind sowohl bei natürlichen Appetitzüglern als auch bei entsprechenden Medikamenten eine parallele Diät und ausreichend Bewegung nötig, damit die Patienten Gewicht verlieren.

Häufig gestellte Fragen

Wann kommen Appetithemmer zum Einsatz?

Als Voraussetzung für eine medizinische Behandlung mit verschreibungspflichtigen Appetitzüglern gilt ein BMI von mindestens 30 kg/m2. Leiden Patienten zusätzlich an Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder starkem Bluthochdruck, kann der Arzt die Therapie auch ab einem BMI von 27 kg/m2 anordnen.

Warum sind Appetitzügler-Medikamente verschreibungspflichtig?

Oft gehen appetithemmende Substanzen mit Wechselwirkungen sowie Gegenanzeigen einher. Die Wirkstoffe Liraglutid und Semaglutid nehmen beispielsweise Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und dürfen nicht mit anderen GLP-1-Rezeptorantagonisten (zu denen Semaglutid und Liraglutid gehören) kombiniert werden. Eine ärztliche Einschätzung ist notwendig, um eine sichere Einnahme zu garantieren.

Welche appetithemmenden Wirkstoffe sind illegal?

Produkte mit Sibutramin und Amfepramon sind in Deutschland illegal. Beide Wirkstoffe können starke, teils gesundheitsschädigende Nebenwirkungen auslösen, sodass ihre Zulassung in Europa wieder zurückgezogen wurde.

natalia-olaizola-heil.png
Medizinisch geprüft von:
Natalia Olaizola-Heil Medizinische Autorin

Natalia Olaizola-Heil erhielt nach dem Studium der Pharmazie an der Freien Universität Berlin 1997 ihre Approbation als Apothekerin. Sie arbeitete sowohl in Krankenhausapotheken als auch in öffentlichen Apotheken und absolvierte Weiterbildungen im Bereich Ernährungsberatung und Palliativmedizin. Natalia Olaizola-Heil unterstützt ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung.

Lernen Sie unsere Ärzte kennen

Letzte Änderung: 16 Mär 2023

Alle Sprechstunden auf einen Blick
Zu den Behandlungen



gmc logo

Gütesiegel & Mitgliedschaften