Tabletten zum Abnehmen: Möglichkeiten und Risiken

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 24 Okt 2022

Der Weg zum Wunschgewicht ist oft steiniger, als er auf den ersten Blick erscheint: Denn wer Übergewicht abbauen möchte – oder wegen möglicher Folgeerkrankungen abnehmen muss –, braucht jede Menge Durchhaltevermögen. Unter bestimmten Voraussetzungen verordnen Ärzte Tabletten zum Abnehmen. Eine solche Therapie erfolgt immer in Kombination mit einer Ernährungsumstellung und einem gesünderen Lebenswandel. ZAVA erklärt, welche verschiedenen Abnehmtabletten es gibt und was bei der Einnahme wichtig ist.

Inhalt
Frau auf Gymnastikmatte nimmt Tabletten zum Abnehmen ein.
 

Gibt es Tabletten zum Abnehmen, die wirklich helfen?

Tatsächlich existieren mittlerweile verschiedene Wirkstoffe, die eine Gewichtsreduktion unterstützen können. Ärzte setzen solche Medikamente zum Abnehmen bei der Behandlung von starkem Übergewicht oder Adipositas ein. Die Therapie erfolgt jedoch nie nur medikamentös, sondern immer als Ergänzung zu einer kalorienbewussten Diät und vermehrter Bewegung.

Obwohl einige dieser Tabletten zum Abnehmen rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind, sollte die Einnahme immer mit Bedacht und nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker erfolgen – denn auch hierbei handelt es sich um Medikamente, die je nach Ausgangslage des Patienten ernstzunehmende Wechsel- und Nebenwirkungen auslösen können.

Nur ein Arzt kann entscheiden, ob und welches Präparat im Einzelfall geeignet ist. In der Medizin stehen heute beispielsweise auch rezeptpflichtige Wirkstoffe wie Liraglutid oder Semaglutid zur Verfügung, die sich der Anwender über einen Fertigpen, eine Art kleine Spritze, verabreicht. Diese Darreichungsform ist je nach körperlicher Voraussetzung möglicherweise besser geeignet.

Sie möchten abnehmen und interessieren sich für Medikamente, die Sie auf Ihrem Weg zum Wunschgewicht unterstützen können? Unsere Ärzte gehen mit Ihnen die nächsten Schritte: Nutzen Sie einfach unseren Service zum Thema Gewichtsverlust. Nach der Auswertung eines kurzen medizinischen Fragebogens durch unsere Mediziner erhalten Sie eine individuelle Behandlungsempfehlung, die Ihrem persönlichen Gesundheitszustand entspricht. Je nach Angemessenheit ist dabei auch der Einsatz von Tabletten und anderen Medikamenten zum Abnehmen möglich.

Orlistat

Der Wirkstoff Orlistat, zum Beispiel in Xenical® und Orlistat-ratiopharm®, hat sich in klinischen Studien als unterstützendes Medikament zum Abnehmen bewährt. Tabletten oder Kapseln mit Orlistat werden zum Essen eingenommen und reduzieren die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung. Die Stoffe scheidet der Körper im Anschluss unverdaut mit dem Stuhl aus.

Interessant: Aussagekräftige Studien zur Wirksamkeit beziehen sich hauptsächlich auf Präparate mit 120 mg Wirkstoff, die in Deutschland nur mit einem Rezept vom Arzt erhältlich sind.

Obwohl die Tabletten bis zu 60 mg Orlistat rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, ist vor dem Einsatz von Arzneimitteln mit dem Wirkstoff in jedem Fall der Rat eines Mediziners oder Apothekers einzuholen: Neben zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die über den Magen-Darm-Trakt wirken, kann die Einnahme von Orlistat auch die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen beeinträchtigen. Möglicherweise sind deshalb regelmäßige Kontrollen des Gesundheitszustands sowie der Einsatz ergänzender Vitamin-Präparate erforderlich.

Daneben ist die Ausscheidung der gebundenen Nahrungsfette häufig mit Nebenwirkungen verbunden. Je höher der Fettanteil der aufgenommenen Lebensmittel ausfällt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Begleiterscheinungen. Dazu gehören zum Beispiel

  • Bauchschmerzen
  • Durchfälle
  • Stuhlinkontinenz

Um das zu vermeiden, ist eine ärztlich abgestimmte Diät während der Einnahme von Orlistat-Tabletten zum Abnehmen unerlässlich.

Polyglucosamin

Der Faserstoff Polyglucosamin ist ein Produkt natürlichen Ursprungs und wird aus den Panzern von Krebstieren hergestellt. In Kapseln oder Tabletten zum Abnehmen soll der Stoff Fette aus der Nahrung binden und durch die so eingesparten Kalorien zu einer Gewichtsabnahme beitragen. Verschiedene wissenschaftliche Studien haben die Wirksamkeit dieser Abnehmpillen untersucht – und kamen mitunter zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Ähnlich wie bei Orlistat nehmen Anwender die Abnehmtabletten mit Polyglucosamin zu den Mahlzeiten ein. Da der Faserstoff wegen seines hohen Ballaststoffgehalts eine stark bindende Wirkung entfaltet, muss die Einnahme in Verbindung mit einer ausreichenden Menge Wasser (mindestens 250 ml) erfolgen. Andernfalls können Nebenwirkungen auftreten, beispielsweise

  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Völlegefühl

Auch wenn Polyglucosamin-Tabletten zum Abnehmen rezeptfrei erhältlich sind, empfiehlt es sich, den Einsatz vorab immer mit einem Arzt oder Apotheker zu besprechen. Der Faserstoff kann die Aufnahme verschiedener fettlöslicher Vitamine oder Medikamente beeinflussen, die über den Magen-Darm-Trakt in den Körper gelangen. Bei Patienten mit ernsthaften Magen-Darm-Erkrankungen oder chronischen Verdauungsproblemen führt Polyglucosamin mitunter zu Komplikationen.

Glucomannan

Glucomannan, wie es in Nahrungsergänzungsmitteln oder rezeptfreien Abnehmpillen enthalten ist, gehört zu den sogenannten Polysacchariden. Dabei handelt es sich um komplexe Zucker-Verbindungen, die in der Natur beispielsweise im Holz von Nadelbäumen oder in der Konjakwurzel vorkommen. Der Stoff ist dazu in der Lage, etwa das 50-Fache seines Gewichts an Wasser zu binden. In Abnehmtabletten, die vor dem Essen eingenommen werden, vergrößert er sein Volumen und füllt dadurch Magen und Darm. Auf diese Weise sollen Diätpillen mit Glucomannan besonders sättigend wirken und werden deshalb auch als „natürliche Appetitzügler“ beworben.

Verschiedene Studien mit Glucomannan konnten keine eindeutigen Beweise für eine Gewichtsreduktion liefern: So wurde der Effekt der Glucomannan-Tabletten bisher nur an Menschen erprobt, die gleichzeitig eine kalorienreduzierte Diät durchführten. Zudem ist nicht genau geklärt, ob der ohnehin geringe Gewichtsverlust bei den Probanden tatsächlich auf einen Abbau von Fett zurückzuführen ist – oder lediglich auf den Entzug von Wasser.

Darüber hinaus kann die Einnahme solcher Abnehmpillen auch mit Gefahren verbunden sein. Die Hersteller von Präparaten mit Glucomannan sind gesetzlich dazu verpflichtet, auf eine mögliche Erstickungsgefahr bei Personen mit Schluckbeschwerden oder eingeschränktem Schluckreflex hinzuweisen: Wenn Anwender die Tabletten nicht mit genügend Wasser (1-2 Gläser) einnehmen, können die Pillen bereits vor Erreichen des Magens aufquellen und so die Atemwege blockieren.

Sympathomimetika

In absoluten Einzelfällen haben Ärzte die Möglichkeit, Wirkstoffe wie Phenylpropanolamin oder D-Norpseudoephedrin zur Behandlung von starkem Übergewicht oder Adipositas zu verschreiben. Bei diesen Substanzen handelt es sich um sogenannte Sympathomimetika, die auf das zentrale Nervensystem wirken – vor allem im Gehirn. Hier setzen die Arzneistoffe vermehrt Botenstoffe wie Serotonin frei, das umgangssprachlich auch als „Glückshormon“ bekannt ist.

Durch den anregenden Effekt können Medikamente mit Sympathomimetika den Appetit und das Hungergefühl dämpfen und so zu einer geringeren Nahrungsaufnahme beitragen. Obwohl sich in Studien bei einigen Probanden ein messbarer Gewichtsverlust einstellte, raten Experten heute weitestgehend vom Einsatz solcher Wirkstoffe als Appetitzügler ab. Die Mittel wirken oft nicht nur in den gewünschten Gehirnregionen, sondern nehmen auch Einfluss auf den psychischen Zustand der Patienten und lösen so möglicherweise die folgenden Nebenwirkungen aus:

  • Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen
  • Schwindel
  • Depressionen und andere psychische Erkrankungen
  • erhöhter Puls, Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen

Zudem bergen Abnehmtabletten mit Sympathomimetika ein erhebliches Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial. Deshalb sind die Mittel in Deutschland nur zur Kurzzeit-Therapie für 4 Wochen zugelassen.

Da die möglichen Gefahren der Appetitzügler den medizinischen Nutzen in den meisten Fällen deutlich übersteigen, gelten solche Medikamente heute nur in Ausnahmefällen als geeignetes Mittel zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas.

Für wen sind Abnehmtabletten wie Orlistat geeignet?

Rezeptpflichtige Tabletten zum Abnehmen, wie Xenical® 120 mg oder Orlistat-ratiopharm® 120 mg, eignen sich nur für Patienten, die von schwerem Übergewicht oder Adipositas betroffen sind. Nur ein Arzt kann entscheiden, ob die medikamentöse Therapie sinnvoll und notwendig ist. Dies ist häufig der Fall, wenn Menschen mit deutlich erhöhtem Körpergewicht bereits die Symptome von Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck bemerken.

Was bedeutet Übergewicht?

Formel zur Berechnung des BMI = Körpergewicht (kg) / Körpergröße (m) ^2

Um zu beurteilen, ob das Gewicht einer Person zu hoch ist, ziehen Mediziner meist den sogenannten Body Mass Index (BMI) heran. Der Wert, der das Verhältnis des Körpergewichts zur Größe veranschaulichen soll, wird so berechnet:

Liegt das Ergebnis über 25, sprechen Ärzte zunächst von Übergewicht. Ab einem BMI von 30 liegt Adipositas vor.

Wann sind Tabletten zum Abnehmen sinnvoll?

Ein erhöhter BMI bedeutet nicht zwingend, dass ein Arzt die Gewichtsreduktion mithilfe von Arzneimitteln empfiehlt. Beispielsweise kann eine Person, die intensiv Sport betreibt, durchaus einen BMI von 30 und mehr aufweisen, ohne dabei an gesundheitlich bedenklichem Übergewicht zu leiden. Aktuellen Studien zufolge gelten die oben genannten Grenzen außerdem nur eingeschränkt für ältere und hochbetagte Menschen.

Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, vor dem Einsatz von Abnehmtabletten mit einem Mediziner zu sprechen. Nur er kann sicher beurteilen, ob Sie Gewicht verlieren sollten und welche Maßnahmen für das Erreichen Ihrer Ziele geeignet sind. Mit dem Service von ZAVA erhalten Sie deshalb nicht nur diskreten ärztlichen Rat, sondern auch eine individuelle Behandlungsempfehlung.

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Wie wirksam sind Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen?

Viele Nahrungsergänzungsmittel und Abnehmmittel sollen wahre Wunder in Sachen Gewichtsverlust bewirken. Doch die Realität sieht oft anders aus: Bei den meisten dieser scheinbaren Wundermittel gibt es aus medizinischer Sicht keinerlei Beweise für deren Wirksamkeit.

Wie der Name bereits vermuten lässt, sind Nahrungsergänzungsmittel vornehmlich dazu gedacht, dem Körper ergänzend zur Ernährung beispielsweise Vitamine oder Mineralstoffe zuzuführen. Aus diesem Grund müssen auch Diätpillen, die unter dieser Bezeichnung verkauft werden, kein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen, das die Wirkung der Präparate in medizinischen Studien nachweist.

Im Gegenteil: Damit Drogerien oder Supermärkte solche Tabletten zum Abnehmen rezeptfrei und ohne Beschränkung verkaufen können, dürfen Nahrungsergänzungsmittel laut Gesetzgeber keine „arzneiliche Wirkung“ entfalten – und enthalten dementsprechend auch keine Wirkstoffe, die mit dem Effekt von rezeptpflichtigen Medikamenten zum Abnehmen vergleichbar wären.

Achtung: Sollten Sie Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen einsetzen wollen, achten Sie bei diesen Präparaten unbedingt auf transparente Angaben zu Herkunft und Inhaltsstoffen – und beziehen Sie diese Mittel ausschließlich bei vertrauenswürdigen Händlern wie zertifizierten Online-Apotheken.

Andernfalls besteht das Risiko, gefälschte Medikamente oder illegale Präparate zu erwerben, deren Einnahme unter Umständen lebensgefährliche Effekte hervorrufen kann. So warnt auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vor Diätpillen mit angeblich „rein natürlichen“ Wirkstoffen, die hohe Mengen des verbotenen Arzneistoffs Sibutramin enthalten.

Fazit: Erfolgreich Abnehmen – Tabletten können unterstützen

Viele Menschen mit Übergewicht oder Adipositas haben bereits große Anstrengungen unternommen, um Gewicht zu verlieren. Oft zeigen verschiedene Diäten mit Ernährungsumstellung und vermehrter Bewegung jedoch nicht die gewünschten Erfolge. Gerade in diesen Fällen sind Tabletten zum Abnehmen eine gute Unterstützung: So können beispielsweise Fettblocker wie Xenical®, Orlistat - 1 A Pharma® oder Orlistat-ratiopharm® zu einer kalorienreduzierten Ernährung beitragen und den Stoffwechsel günstig beeinflussen.

Vor der Anwendung solcher Abnehmtabletten ist jedoch das Gespräch mit einem Arzt unverzichtbar. Die individuellen Risiken bei der Einnahme lassen sich auf den ersten Blick oft nicht abschätzen. Zudem können Medikamente zum Abnehmen unangenehme Nebenwirkungen auslösen.

FAQ: Häufige Fragen zu Tabletten zum Abnehmen

Welche Tabletten sind am besten zum Abnehmen?

In medizinischen Studien haben vor allem Tabletten mit dem Inhaltsstoff Orlistat in der Dosierung 120 mg eine messbare Wirkung auf den Stoffwechsel gezeigt. Da diese Abnehmtabletten rezeptpflichtig sind, dürfen sie nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingesetzt werden.

Sind Tabletten zum Abnehmen gefährlich?

Je nach persönlicher Eignung birgt auch die Einnahme rezeptfreier Pillen zum Abnehmen mögliche Risiken: So können beispielsweise sättigende Tabletten mit Glucomannan einen übermäßigen Flüssigkeitsverlust verursachen oder bei Personen mit Schluckbeschwerden Erstickungsgefahr auslösen.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin ZAVA Deutschland

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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