Kopfschmerzen
Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 15 Mai 2020
Kopfschmerzen kommen in vielen Formen vor und betreffen fast jeden Menschen mindestens einmal im Leben. Auf dieser Seite stellen wir Ihnen die häufigsten Arten von Kopfschmerzen vor, erklären die Diagnose und geben Tipps zur Behandlung sowie Vorbeugung von Kopfschmerzen.
Kurzübersicht
Definition: Es gibt über 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Deshalb ist es nicht möglich, eine allgemeingültige Definition von Kopfschmerzen zu geben. Eine grobe Einteilung kann aber in primäre und sekundäre Kopfschmerzen erfolgen.
- Primäre Kopfschmerzen sind eigene Erkrankungen
- Sekundäre Kopfschmerzen sind ein Symptom einer anderen Grunderkrankung wie beispielsweise einem erhöhten Blutdruck
Symptome: Die häufigsten Arten von Kopfschmerzen lassen sich meist schnell anhand ihrer Symptome unterscheiden:
Spannungskopfschmerz:
- beidseitig, drückend-beengende Schmerzen leichter bis mittlerer Intensität
- dauern mindestens 30 Minuten an und verstärken sich nicht durch körperliche Aktivität
- fast immer einseitig auftretende Schmerzen, die häufig von Übelkeit und Überempfindlichkeit gegenüber Licht oder Geräuschen begleitet werden
- meist pulsierend, mittelstark bis stark und halten zwischen 4 und 72 Stunden an
- vor einer Attacke kann es zu Symptomen wie Sehstörungen kommen
Clusterkopfschmerz:
- starke bis sehr starke, oft stechende Schmerzen im Bereich von Auge, Stirn und Schläfen
- eine Attacke hält 15-180 Minuten an, tritt bis zu 8 mal pro Tag auf und ist immer nur einseitig
- Begleitsymptome sind Augentränen, eine laufende Nase, Einblutungen in die Bindehaut oder Schwitzen
Ursachen: Kopfschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Die wichtigsten haben wir hier für Sie aufgeführt:
Primäre Kopfschmerzen
- Stress
- Schlafmangel oder gestörter Schlafrhythmus
- Überreizung durch Lärm oder grelles Licht
- Überanstrengung
- Alkoholkonsum oder zu geringe Trinkmenge
- Hormonelle Schwankungen
Sekundäre Kopfschmerzen
- Fehlstellungen und Verspannungen der Wirbelsäule
- Psychiatrische Erkrankungen
- Blutdruckschwankungen
- Probleme der Zähne und Kaumuskulatur
- Kopfverletzungen
- Schlaganfall
- Kopftumore
Wann zum Arzt
In bestimmten Fällen sollten Sie Kopfschmerzen ärztlich abklären lassen. Dazu zählen:
- Kopfschmerzen bei Kindern
- erstmalig starke einseitige Kopfschmerzen, die über mehrere Stunden anhalten
- Kopfschmerzen, auch zusammen mit Übelkeit, nach einer Kopfverletzung oder anderen Gewalteinwirkung auf den Kopf
- Kopfschmerzen die über Tage hinweg zunehmen oder länger als eine Woche andauern
- Kopfschmerzen, die nicht auf eine medikamentöse Behandlung ansprechen
- Häufige Einnahme von Schmerzmitteln zur Linderung der Kopfschmerzen (mehr als 8 mal im Monat)
Manchmal sind Kopfschmerzen ein Anzeichen für einen Notfall. In den folgenden Fällen sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen oder die Notrufnummer (112) anrufen:
- Bei schlagartig auftretenden, extrem starken Kopfschmerzen
- Wenn zusätzlich zu den Kopfschmerzen Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder epileptische Anfälle auftreten
- Bei gleichzeitigen Lähmungen, Bewusstseinsstörungen, Seh-, Hör- oder Sprachstörungen oder Verwirrtheit
- Wenn Sie starke, bohrende Schmerzen an einer Schläfe bzw. einem Auge haben und gleichzeitig eine harte Arterie im Schläfenbereich tasten können
Diagnostik: Für die Diagnose der Kopfschmerzform ist meist schon das Gespräch mit einem Arzt ausreichend.
Behandlung: Bei sekundären Kopfschmerzen steht die Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung im Vordergrund. Bei primären Kopfschmerzen kommen sowohl Medikamente als auch nicht-medikamentöse Therapien – also beispielsweise Stressabbau und mehr Schlaf – in Frage.
Über Kopfschmerzen
Als Kopfschmerzen können alle Schmerzen im Bereich des Schädels und der Augen bezeichnet werden. Zahn- und Gesichtsschmerzen werden als eigenständige Arten von Schmerzen eingeteilt. Laut der Internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen gibt es über 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Insgesamt leiden mindestens 70 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben an einer diagnostizierbaren Kopfschmerzerkrankung. Am häufigsten sind der Spannungskopfschmerz und die Migräne mit geschätzt 29 Millionen bzw. 21 Millionen betroffenen Menschen in Deutschland.
Was ist der Unterschied zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen?
Als primäre Kopfschmerzen bezeichnet man Kopfschmerzen, die nicht im Rahmen einer anderen Erkrankung, sondern als eigenständige Krankheit auftreten. Über 90 Prozent der Kopfschmerzen gehören zu den primären Kopfschmerzen. Im Gegensatz dazu treten sekundäre Kopfschmerzen als Begleitsymptome einer Grunderkrankung auf.
Wie äußern sich Kopfschmerzen?
Kopfschmerzen können ganz unterschiedlich auftreten. Wichtig zur Beschreibung der Kopfschmerzen und zur Stellung der korrekten Diagnose sind folgende Angaben:
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Die Schmerzen können einseitig oder beidseitig auftreten. Es kann sowohl der ganze Schädel als auch nur ein Teil davon betroffen sein, zum Beispiel Stirn, Augenhöhlen, Schläfen, die Schädeldecke, Kopfseiten, Hinterkopf oder Nacken.
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Die Stärke kann beispielsweise als leicht/mittelstark/stark angegeben werden. Um die Stärke möglichst objektiv zu beschreiben, hat sich aber in der Medizin die Schmerzskala bewährt. Dabei wird der Schmerz auf einer Skala zwischen 0 (kein Schmerz) und 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz) eingeordnet.
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In der Fachsprache wird dieser Aspekt „Schmerzqualität“ genannt. Schmerzen können sich beispielsweise stechend, bohrend, in Wellen, pochend, dumpf, vernichtend oder brennend anfühlen.
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Die Schmerzen können sporadisch auftreten oder chronisch sein. Zudem kann eine Attacke nur äußerst selten oder bis zu mehreren hundert Malen pro Tag auftreten. Kopfschmerzattacken können plötzlich oder schleichend beginnen und enden sowie zwischen wenigen Sekunden bis hin zu Tagen andauern.
Wer ist typischerweise von Kopfschmerzen betroffen?
Kopfschmerzen können bei allen Menschen auftreten. Je nach Art des Kopfschmerzes gibt es aber unterschiedliche Risikogruppen. Clusterkopfschmerzen treten beispielsweise häufiger bei Männern als Frauen auf, wohingegen Migräne bei Frauen häufiger ist. Kinder haben in der Regel aufgrund psychischer Belastungen wie Schulstress oder Mobbing Kopfschmerzen.
Kopfschmerzarten und deren Symptome
Abgesehen von den Schmerzen können bei Kopfschmerzen noch weitere Symptome vorliegen. So können die unterschiedlichen Kopfschmerzarten in vielen Fällen schnell und unkompliziert voneinander unterschieden werden. Die Kennzeichen der häufigsten Kopfschmerzarten sind im Folgenden beschrieben.
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Häufigkeit: Der Spannungskopfschmerz ist die mit Abstand häufigste Form von Kopfschmerz und betrifft nach Schätzungen rund 30 Millionen Menschen jährlich in Deutschland.
Wer ist betroffen?: Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen als Männer. Am häufigsten tritt Spannungskopfschmerz erstmalig bei Personen zwischen 30 und 40 Jahren auf, aber alle Altersgruppen können an Spannungskopfschmerz leiden.
Symptome: Spannungskopfschmerzen werden von Patienten als drückend oder wie ein Schraubstock beschrieben. Der Schmerz tritt typischerweise auf beiden Seiten des Kopfes im Bereich der Stirn, des Hinterkopfs oder des gesamten Kopfes auf.
Neben Muskelschmerzen sind bei Spannungskopfschmerzen in seltenen Fällen Lärm- und Lichtempfindlichkeit möglich. Nur in der chronischen Form kann Erbrechen als weiteres Symptom hinzukommen. Körperliche Aktivität hingegen verstärkt niemals Spannungskopfschmerz.
Schmerzintensität: Meist leicht bis mittelstark, kann aber bei manchen Patienten auch stark ausfallen.
Dauer: Eine Schmerzattacke hält zwischen 30 Minuten und 7 Tagen an. Wenn die Attacken mindestens an 15 Tagen im Monat über 3 Monate auftreten, spricht man von chronischem Spannungskopfschmerz, ansonsten handelt es sich um episodischen Spannungskopfschmerz.
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Häufigkeit: Migräne ist nach Spannungskopfschmerz die zweithäufigste Kopfschmerzart und betrifft circa 21 Millionen Menschen jährlich in Deutschland.
Wer ist betroffen? Migräne tritt am häufigsten bei Menschen zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr auf und betrifft bis zu 3mal häufiger Frauen als Männer.
Symptome: Migräne äußert sich bei der Mehrzahl der Patienten als streng einseitiger, pulsierend-bohrender Schmerz, der vor allem hinter den Augen, an der Stirn, oder an den Schläfen vorkommt. Begleitet werden die Kopfschmerzen durch vielfältige Symptome wie Lärm-, Geruchs- und Lichtempfindlichkeit, verminderter Appetit, Übelkeit und Erbrechen. Durch körperliche Aktivitäten verstärken sich die Schmerzen.
Im Vorläuferstadium (Prodromalstadium) kommt es zu Symptomen wie Appetit- und Stimmungsveränderungen, vermehrtes Gähnen, Trinken und Wasserlassen oder Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben.
Schmerzintensität: Meist mittelstark bis stark.
Dauer: Eine Migräneattacke dauert 4-72 Stunden und kündigt sich bei einem Drittel der Patienten schon bis zu 2 Tage vorher durch ein Vorläuferstadium an. Wenn die Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen im Monat auftreten und an mindestens 8 Tagen im Monat typische Migränesymptome vorhanden sind, spricht man von einer chronischen Migräne.
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Häufigkeit: Beim Clusterkopfschmerz handelt es sich um eine seltene Kopfschmerzform.
Wer ist betroffen?: Vor allem Männer zwischen 20 und 40 Jahre sind von Clusterkopfschmerz betroffen.
Symptome: Der Schmerz ist streng einseitig, häufig stechend und befindet sich dabei im Bereich der Augen oder der Schläfen. Die Betroffenen sind während einer Attacke meist unruhig und können zusätzlich unter Anzeichen wie Augentränen, laufender Nase oder Schwitzen leiden.
Schmerzintensität: Sehr stark.
Dauer: Meist zwischen 15 Minuten und 3 Stunden. Die Schmerzattacken können mindestens jeden 2. Tag bis zu 8 mal täglich auftreten. Wenn die Attacken über mindestens ein Jahr regelmäßig auftreten, spricht man von chronischem Clusterkopfschmerz.
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Medikamenteninduzierter Kopfschmerz
Der medikamenteninduzierte Kopfschmerz entsteht durch den Übergebrauch von bestimmten Medikamenten. In 80 Prozent der Fälle besteht dann ein dumpfer oder pulsierender Dauerkopfschmerz. Weitere Symptome können Übelkeit, Erbrechen, Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen, Schwindel oder Konzentrationsstörungen sein. Alle Medikamente gegen Kopfschmerzen inklusive Mittel gegen Migräne können bei exzessivem Gebrauch zu Kopfschmerzen führen. Insbesondere Kombinationspräparate können bei unsachgemäßer Dosierung Kopfschmerzen auslösen.
Brain freeze oder Eiscremekopfschmerz
Diese Kopfschmerzart entsteht, wenn kalte Speisen oder Getränke in Kontakt mit dem Gaumendach kommen und einen Kältereiz auslösen. Der Eiscremekopfschmerz ist stechend und dauert einige Sekunden an; aus medizinischer Sicht ist er aber harmlos.
Kopfschmerz als Begleiterscheinung von Infektionskrankheiten (z.B. Erkältung)
Bei Infektionen im Kopf-Hals-Bereich sind häufig die Nasennebenhöhlen mitbetroffen. Wenn sich dort Sekret aufstaut, entsteht ein Druck, der die Nerven im Kopfbereich reizt und so zu Kopfschmerz führen kann.
Kopfschmerzen bei Kindern
Stress in der Schule, Ärger mit Gleichaltrigen oder mangelnde Bewegung – die Ursachen für Kopfschmerzen bei Kindern sind vielfältig. Zwar ist das Pochen im Kopf meist harmlos, eine ärztliche Abklärung ist dennoch ratsam. Der Arzt kann prüfen, woher die Schmerzen rühren und zugrundeliegende Erkrankungen als Ursache ausschließen. Zudem kann er Sie über geeignete Mittel zur Behandlung beraten, denn manche Medikamente müssen in ihrer Dosierung angepasst werden oder sind gar nicht erst für Kinder geeignet. Wir haben alle wichtigsten Informationen zu Ursachen und Behandlung von Kopfschmerzen bei Kindern für Sie zusammengetragen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Mit der Schwangerschaft beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt. Doch zu freudiger Erwartung gesellt sich häufig - bedingt durch die hormonelle Umstellung - ein leidiger Kopfschmerz. Denn eine Schwangerschaft bringt nicht nur unser Gefühlsleben durcheinander, auch unser Körper gerät anfangs aus dem Gleichgewicht! Die gute Nachricht: die Kopfschmerzen legen sich nach den ersten 3 Monaten meist von alleine. Dennoch lohnt es sich, bei Beschwerden frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann Medikamente empfehlen, die auch während der Schwangerschaft bedenkenlos eingenommen werden können.
Wann zum Arzt?
Normalerweise ist ein Arztbesuch bei Kopfschmerzen nicht notwendig. In bestimmten Situationen sollten Sie aber Ihre Kopfschmerzen doch von einem Arzt untersuchen lassen. Dazu zählen:
- Kopfschmerzen bei Kindern
- Kopfschmerzen nach Kopfverletzungen oder Gewalteinwirkung auf den Kopf
- Kopfschmerzen, die regelmäßig über längere Zeit auftreten
- Wenn die Kopfschmerzen zunehmend häufiger auftreten
- Kopfschmerzen, die durch die Einnahme von Schmerzmitteln nicht besser werden
- Wenn Sie aufgrund der Kopfschmerzen mehr als 8 mal im Monat Schmerzmittel einnehmen müssen
Hausarzt oder Spezialist
Wie bei vielen Erkrankungen stellt sich auch bei Kopfschmerzen die Frage, welcher Arzt der beste Ansprechpartner ist.
Hausarzt
Der Hausarzt ist in der Regel die erste Anlaufstelle für Patienten mit Kopfschmerzen. Hausärzte können gut einschätzen, um welche Art von Kopfschmerzen es sich handelt und die meisten Arten von Kopfschmerz direkt behandeln. Bei Bedarf bekommen Sie dann eine Überweisung zu einem Spezialisten. Auch lassen sich Kopfschmerzen meist einfach aus der Ferne diagnostizieren. Ein Besuch beim Online-Arzt bietet deshalb für beruflich eingebundene Patienten sowie für Patienten mit langem Anfahrtsweg eine gute Alternative zum Hausarzt.
Neurologe
Wenn der Hausarzt denkt, dass weitergehende Untersuchungen nötig sind, überweist er Sie im Normalfall an einen Nervenarzt (Neurologen). Beim Neurologen können weitere Untersuchungen und Tests durchgeführt werden.
Schmerztherapeut
Schmerztherapeuten sind Ärzte, die sich speziell in der Behandlung von Schmerzen weitergebildet haben. Sie sind vor allem Ansprechpartner für Patienten, die seit Jahren an Schmerzen leiden und trotz der bisherigen Behandlung durch Hausärzte und Neurologen Beschwerden haben.
Wann zum Notarzt
In einigen Fällen kann es sich bei Kopfschmerzen um einen Notfall wie einen Schlaganfall handeln. Kontaktieren Sie deshalb in folgenden Fällen möglichst umgehend einen Arzt oder den Rettungsdienst:
- Wenn bei Ihnen bisher unbekannte Kopfschmerzen zusammen mit Wahrnehmungsstörungen auftreten (Seh-, Hör-, Empfindungsstörungen, Schwindel, Taubheit oder Sprachstörungen).
- Bei gleichzeitiger Nackensteifheit.
- Wenn Sie plötzlich unter stärksten Kopfschmerzen leiden (Vernichtungskopfschmerz).
- Ein bohrender Kopfschmerz im Bereich eines Auges, der sich beim Kauen verstärkt, kann auf eine sogenannte Riesenzellarteriitis (Arteriitis temporalis) hindeuten. Dies ist eine akute Entzündung der Blutgefäße, die sofort behandelt werden muss. Besonders, wenn zusätzlich Sehstörungen vorhanden sind und ein verhärtetes Blutgefäß an der Schläfe tastbar ist, muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Ursachen
Bei den meisten Arten von Kopfschmerzen ist nicht vollständig geklärt, wie sie entstehen. Trotzdem kennt man eine Reihe von Ursachen für bestimmte Kopfschmerzarten.
Ursachen für primäre Kopfschmerzen
Primäre Kopfschmerzen sind Schmerzen, denen keine andere Erkrankung zugrunde liegt. Zu den primären Kopfschmerzen zählen unter anderem Spannungs-, Migräne- und Clusterkopfschmerzen.
Zu den wichtigsten Ursachen primärer Kopfschmerzen gehören:
- Stress
- Schlafmangel oder gestörter Schlafrhythmus
- Überreizung durch Lärm oder grelles Licht
- Überanstrengung
- Alkoholkonsum
- Zu geringe Trinkmenge
- Hormonelle Schwankungen, z.B. während des Zyklus oder der Wechseljahre
- Rauchen
- Arbeit am Computer oder andere Anstrengung der Augen
- Schlechte Luftqualität
Ursachen für sekundäre Kopfschmerzen
Bei sekundären Kopfschmerzen existiert eine Grunderkrankung, die die Kopfschmerzen hervorruft. Entsprechend vielfältig können die Ursachen für sekundäre Kopfschmerzen sein.
- Fehlstellungen, Schäden und Verspannungen an der Wirbelsäule
- Psychiatrische Erkrankungen
- Blutdruckschwankungen
- Probleme der Zähne und Kaumuskulatur
- Kopfverletzungen
- Erhöhter Hirndruck (Idiopathisch intrakranielle Hypertension, Pseudotumor cerebri)
- Schlaganfall, Blutung im Gehirn
- Kopftumore
- Allergien
- Grippe, Erkältung, Infektionen im Kopf-Hals-Bereich
- Unterzuckerung bei Diabetes-Patienten
- Riesenzellarteriitis
- Sonnenstich oder Hitzschlag
Diagnose
Die korrekte Diagnose der Kopfschmerzart ist wichtig, um die bestmögliche Behandlung auswählen zu können. In der Mehrzahl der Fälle kann die Diagnose aber bereits durch ein Gespräch und einfache Untersuchungen gestellt werden. Weitergehende Untersuchungen sind nur in relativ seltenen Fällen notwendig.
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Im Patientengespräch fragt der Arzt zunächst nach der Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen. Auch der genaue Ort der Schmerzen und die Schmerzqualität, also die Art der Schmerzen, werden erfragt. Der Arzt wird außerdem von Ihnen wissen wollen, ob Sie neben den reinen Schmerzen noch andere Krankheitszeichen bei sich festgestellt haben, beispielsweise Sehstörungen oder Schwindel. Daneben wird Sie der Arzt in der Regel zu Ihren Vorerkrankungen und zu regelmäßig eingenommenen Medikamenten befragen. Weitere Punkte können allgemeine Lebensumstände und Gewohnheiten wie Schlaf, Arbeitsbelastung oder Alkoholkonsum sein.
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Die körperliche Untersuchung richtet sich nach den Informationen, die Sie dem Arzt im Gespräch gegeben haben, daher werden nicht alle Untersuchungen bei allen Patienten durchgeführt. Häufig wird der Arzt aber die Augenbewegungen testen und die Muskulatur im Kopf- und Nackenbereich abtasten. Außerdem kann er durch gezielte Berührungen im Gesicht überprüfen, ob die Berührungsempfindung intakt ist. Weitere mögliche Untersuchungen sind Gleichgewichts- und Koordinationstests sowie die Untersuchung der Kraft und Reflexe in Armen und Beinen.
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Weitere Untersuchungen sind nur notwendig, wenn die Diagnose nach Gespräch und körperlicher Untersuchung entweder noch nicht eindeutig ist, oder wenn es sich um sekundäre Kopfschmerzen handelt. Es gibt eine Vielzahl an möglichen weiteren Untersuchungen, die aber immer nur einen Teil der möglichen Diagnosen abdecken. Die am häufigsten eingesetzten Untersuchungen sind:
- Röntgen oder Computertomographie (CT) von Kopf und Wirbelsäule bei Verdacht auf eine Verletzung, einen Bandscheibenvorfall, eine Fehlstellung oder eine Hirnblutung
- Blutuntersuchung bei Verdacht auf einen Infekt oder eine internistische Erkrankung als Ursache der Kopfschmerzen, zum Beispiel Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- MRT-Bildgebung (Kernspintomographie) bei Verdacht auf einen Tumor oder erhöhten Hirndruck
- Spezialisierte Fragebögen bei Verdacht auf Depression oder eine andere psychiatrische Erkrankung
- (Langzeit-)Blutdruckmessung bei Verdacht auf Blutdruckschwankungen
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Das Führen eines Kopfschmerztagebuchs ist für Patienten empfehlenswert, die unter anhaltenden oder immer wiederkehrenden Kopfschmerzen leiden. In einem Kopfschmerztagebuch schreiben Sie täglich auf, ob, wann und wie lange Sie an Kopfschmerzen litten. Auch der genaue Ort, die Art der Schmerzen sowie Begleitsymptome sollten beschrieben werden. Zudem wird im Kopfschmerztagebuch vermerkt, welche und wie viele Schmerzmittel Sie eingenommen haben bzw. wie gut die Einnahme geholfen hat. Außerdem sollten Sie die Situation, in der die Kopfschmerzen aufgetreten sind, notieren. Aus den Einträgen können sowohl Sie als auch der Arzt dann leichter erkennen, wodurch die Kopfschmerzen eventuell ausgelöst werden, was für eine Diagnose vorliegt und ob die verwendeten Medikamente sinnvoll sind.
Vordrucke für Kopfschmerztagebücher finden sich auf vielen Seiten im Internet. Beispielsweise können Sie sich hier einen Vordruck herunterladen.
Behandlung
Bei Kopfschmerzen muss zwar nicht immer gleich zu Medikamenten gegriffen werden, je nach Kopfschmerzart und gerade bei starken Schmerzen kann eine medikamentöse Behandlung jedoch sinnvoll sein. Bei leichteren Schmerzen oder bekannten Auslösern können oftmals anstelle von Schmerzmitteln bereits gängige Hausmittel zu einer Linderung der Beschwerden führen.
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Zur Therapie von Kopfschmerzen stehen über ein Dutzend verschiedener Medikamente zur Verfügung. Nicht alle wirken bei allen Patienten und Kopfschmerzarten gleich gut. Daher sollte die Wahl eines Medikaments am besten gemeinsam mit Ihrem Arzt erfolgen. Dies gilt besonders für Schwangere und stillende Mütter, damit die Medikamente auf keinen Fall dem Kind schaden. Außerdem sollte Kinder mit Kopfschmerzen nur nach Rücksprache mit einem Arzt Medikamente erhalten, weil häufig eine Anpassung der Dosierung notwendig ist. Manche Medikamente wie Aspirin dürfen auch überhaupt nicht bei Kindern eingesetzt werden.
Zur Orientierung gibt es dazu Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.
Die besten Mittel bei Spannungskopfschmerz
Am gängigsten bei Spannungskopfschmerz sind folgende Medikamente:
- Aspirin (Acetylsalicylsäure)
- Paracetamol, Ibuprofen
- Zur Vorbeugung: Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, Mirtazapin
Die besten Mittel bei Migräne
Bei Migräne werden vor allem folgende Medikamente eingesetzt:
- Bei leichten Attacken: Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen
- Gegen begleitende Übelkeit: Metoclopramid, Domperidon, Dimenhydrinat
- Bei schweren und sehr schweren Attacken: Triptane, Lysinacetylsalicylat, Prednisolon
- Zur Vorbeugung: Metoprolol, Bisoprolol, Propanolol, Topiramat, Amitriptylin, Flunarizin, Onabotulinum-Toxin A
Die besten Mittel bei Clusterkopfschmerz
Bei Clusterkopfschmerz können folgende Medikamente Linderung verschaffen:
- Bei Attacken: Inhalation von reinem Sauerstoff, Sumatriptan-Injektionen (nadelloser Injektionspen zur Selbstbehandlung), Zolmitriptan-Nasensprays
- Zur langfristigen Vorbeugung: Verapamil, Lithium, Topiramat
- Zur kurzfristigen Vorbeugung: Prednisolon, Ergotamintartrat, Triptane
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Neben der Kopfschmerzbehandlung mit Medikamenten kommen je nach Art der Kopfschmerzen noch andere Behandlungsmöglichkeiten in Frage. Im Folgenden stellen wir Ihnen häufige nicht-medikamentöse Methoden vor.
Akupunktur
Bei der Akupunktur werden dünne Nadeln für einige Minuten an bestimmten Punkten in die Haut gesteckt und zwischendurch leicht gerüttelt. In einigen Studien konnten vor allem chronische Spannungskopfschmerzen Kopfschmerzen durch Akupunktur kurzzeitig gelindert werden. Allerdings ist der Effekt von Akupunktur insgesamt klein.
Psychotherapie
Wenn die Kopfschmerzen durch Stress, psychische Belastungen oder eine zugrunde liegende psychiatrische Erkrankung ausgelöst werden, kann eine Psychotherapie eine effektive Behandlungsmöglichkeit darstellen. Dabei wird der Fokus auf das Erlernen von Verhaltensmustern gelegt, die Stress reduzieren, sowie auf einen veränderten Umgang und eine veränderte Sicht auf die Kopfschmerzen.
Biofeedback
Bei der Biofeedbackmethode lernen Sie, sich zu entspannen und diese Entspannung, beispielsweise durch die gleichzeitige Messung der Muskelspannung auf einem Monitor, auch zu sehen. Der Gedanke dahinter ist, den eigenen Körper besser wahrzunehmen und kontrollieren zu können. Biofeedback kann besonders bei Spannungskopfschmerzen eine Reduktion der Symptome um bis zu 50 Prozent hervorrufen, allerdings sprechen nicht alle Patienten auf Biofeedback-Verfahren an. Auch bei Migräne kann Biofeedback eine wirksame Option sein, wohingegen es bei Clusterkopfschmerzen wirkungslos ist.
Manuelle Therapie und Chirotherapie
Bei diesen Therapieverfahren versucht der Physiotherapeut, Verspannungen und Blockaden in Muskeln und Gelenken mit speziellen Handgriffen und Bewegungen zu lockern. Manuelle Therapie und Chirotherapie kann bei Kopfschmerzen durch Nacken- und Wirbelsäulenerkrankungen gute Erfolge erzielen. Auch bei Spannungskopfschmerzen ist die Wirkung belegt.
Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS)
Bei der TENS werden Elektroden im Bereich der schmerzenden Stellen am Kopf aufgeklebt und zur Stimulierung der Nerven ein Reizstrom an diese Elektroden angelegt. Dadurch soll die Schmerzempfindung positiv beeinflusst werden. TENS kann bei einigen Patienten, die Kopfschmerzen durch Muskelverspannungen haben, eine Verbesserung der Symptome bewirken. Bei anderen Arten von Kopfschmerz gibt es aber bislang keine sicheren Belege zur Wirksamkeit.
Botox
Botox ist ein Nervengift, das hochverdünnt in die Umgebung der schmerzenden Stellen am Kopf gespritzt werden kann und dort für mindestens einige Monate die Nerven für die Schmerzwahrnehmung zerstört. Botox ist zur Behandlung von chronischer Migräne zugelassen und kann dort zu einer deutlichen Abnahme der Schmerzen führen. Der Einsatz von Botox darf nur von Fachpersonal erfolgen, ansonsten besteht die Gefahr einer Vergiftung.
Sauerstoffinhalation
Die Sauerstoffinhalation wird bei akuten Clusterkopfschmerzen angewandt. Dabei bekommt der Patient eine Atemmaske mit Reservoirbeutel, über die er reinen Sauerstoff einatmet. In ca. 2 von 3 Fällen lässt sich eine Attacke bei Clusterkopfschmerzen beenden. Bei anderen Kopfschmerzarten ist die Sauerstoffinhalation nicht zielführend.
Kopfschmerztagebuch
Nicht nur zur Diagnose, auch zur Behandlung kann ein Kopfschmerztagebuch eingesetzt werden. Im Kopfschmerztagebuch werden alle Kopfschmerzen mit Begleitsymptomen, Medikamenten und den Begleitumständen aufgeführt. Durch die übersichtliche Darstellung der Häufigkeit und Schwere von Kopfschmerzen lassen sich nicht nur Auslöser finden, sondern man auch den Erfolg von Medikamenten direkt ablesen und gegebenenfalls die Therapie anpassen.
Hausmittel gegen Migräne
Abwarten und Tee trinken – das ist oft ein guter Rat. Doch ist das auch bei Kopfschmerzen hilfreich? Koffein wird häufig eine lindernde Wirkung bei Kopfschmerzen zugesprochen. Doch was ist dran an der Behauptung? Wir haben „Oma’s Apotheke” für Sie durchstöbert und die wirksamsten Hausmittel gegen Kopfschmerzen für Sie zusammengetragen.
Vorbeugung
In vielen Fällen kann die Häufigkeit der Kopfschmerzen durch eine gezielte Vorbeugung verringert werden. Wie effektiv vorbeugende Maßnahmen sind, hängt jedoch vom Einzelfall und der Art der Kopfschmerzen ab.
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Stress ist ein bekannter Auslöser besonders von Spannungs- und Migränekopfschmerzen. Durch die Reduktion von Stress bei der Arbeit und im Privaten können Kopfschmerzen seltener auftreten. Auch regelmäßige Entspannungsübungen tragen zur besseren Bewältigung von Stress bei.
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Patienten mit Kopfschmerzen sollten auf eine Schlafdauer von 6-8 Stunden pro Nacht sowie auf geregelte Einschlaf- und Aufwachzeiten achten. Zu wenig, aber auch zu viel Schlaf kann Kopfschmerzen fördern. Achten Sie außerdem auf gute Schlafbedingungen, also eine für Sie angenehme Schlaftemperatur und eine gute Luftqualität im Schlafzimmer.
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Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse kann Kopfschmerzen ebenfalls in begrenztem Maß vorbeugen. Dabei ist darauf zu achten, dass individuell auch bestimmte Lebensmittel Kopfschmerzen auslösen können und deshalb gemieden werden müssen.
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Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr kann zu Kopfschmerzen führen. Achten Sie darauf, täglich 2-3 Liter Flüssigkeit zu trinken. Decken Sie den größten Teil der Flüssigkeitsmenge am besten durch Wasser und Tee. Limonaden sollten gemieden werden. Kaffee kann je nach Art der Kopfschmerzen und sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Die Patienten müssen also selbst ausprobieren, wie sich das Weglassen von Kaffee auf die Schmerzen auswirkt.
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Alkohol und Nikotin sind typische Auslöser von Kopfschmerzen. Durch den möglichst vollständigen Verzicht auf beides können Sie dem Auftreten von Kopfschmerzen häufig gut vorbeugen.
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An schmerzfreien Tagen ist regelmäßige Ausdauerbewegung eine effektive Möglichkeit, Kopfschmerzen vorzubeugen – vor allem Spannungs- und Migränekopfschmerzen. Achten Sie dabei darauf, sich nicht bis zur völligen Erschöpfung zu verausgaben, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit für eine Kopfschmerzattacke eher größer wird. Sowohl Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen als auch Spazierengehen helfen bei der Vorbeugung von Kopfschmerzen. Während einer Kopfschmerzattacke sollte insbesondere bei Migräne von körperlicher Aktivität abgesehen werden.
Häufig gestellte Fragen
Ist Migräne heilbar?
Migräne kann streng genommen nicht ursächlich geheilt werden. Durch eine bewusste Vorbeugung wie die Vermeidung von Stress und einen gesunden Schlafrhythmus können viele Patienten aber frei von Migräneattacken leben.
Hilft Sex bei Kopfschmerzen?
Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten. Es gibt aber Hinweise darauf, dass Sex bei einem Teil der Patienten gegen Migräne- und Clusterkopfschmerzen hilft.
Kann man auch Spannungskopfschmerzen und Migräne gleichzeitig haben?
Ja, das ist möglich. Bei einer erfolgreichen Behandlung der Migräne kann dann beispielsweise trotzdem noch der Spannungskopfschmerz zurückbleiben.
Kopfschmerzen durch Bluthochdruck?
Blutdruckschwankungen und Bluthochdruck können Kopfschmerzen begünstigen und sollten ärztlich abgeklärt werden. Unter anderem bei Migräne werden Blutdrucksenker auch zur Behandlung eingesetzt.
Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 15 Mai 2020
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Baron, R., Koppert, W., Strumpf, M., & Willweber-Strumpf, A. (2019). Praktische Schmerzmedizin. Springer Berlin Heidelberg.
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