Erbrechen: Ursachen, Hausmittel & Behandlung

Dr. Sophia Sydow

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Sophia Sydow

Letzte Änderung: 23 Apr 2021

Der Bauch rumort, Übelkeit setzt ein und die zuvor verspeiste Mahlzeit will partout nicht im Magen bleiben: Sich zu übergeben ist sehr unangenehm. Erbrechen hat jedoch häufig harmlose Ursachen. Aber was hilft schnell dagegen? Was steckt hinter den Beschwerden? Und wann sollte man bei Erbrechen besser zum Arzt gehen? Lesen Sie mehr.

Inhalt
Erbrechen: Junger Mann sitzt auf dem Sofa über einem roten Kübel hängend.
 

Kurzübersicht

Definition: Erbrechen ist eine vom Brechzentrum im Gehirn gesteuerte und reflexartige Reaktion des Körpers. Es kommt zu starken Magenkontraktionen und einer schwallartigen Entleerung des Magens entgegen der natürlichen Richtung über Speiseröhre und Mund.

Ursachen: Erkrankungen der Verdauungsorgane (z.B. Magen-Darm-Grippe, Magenschleimhautentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blinddarmentzündung, Lebensmittelvergiftung, Nahrungsmittelunverträglichkeit), Vergiftungen (z.B. durch Alkohol, Drogen), Nebenwirkung von Medikamenten, Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Blutdruckkrise), Erkrankungen des Gehirns (z.B. Gehirnerschütterung, Migräne, Hirnhautentzündung, Reisekrankheit, Sonnenstich), Störungen des Stoffwechsels (z.B. Diabetes mellitus, Nieren- oder Lebererkrankungen), Schwangerschaft, psychische Ursachen, etwa bei Stress, Ekel oder Essstörungen

Behandlung: Wärmende Hausmittel gegen Bauchschmerzen und -krämpfe (Wärmflasche, Körnerkissen), Ingwer (Wasser oder Tee), Baucheinreibung mit ätherischen Ölen, Schonkost und Elektrolytlösung, Medikamente

Wann zum Arzt? Vereinbaren Sie einen Arzttermin, wenn Sie sich mehrere Tage lang immer wieder übergeben müssen, selbst Flüssigkeit sofort erbrochen wird oder wenn Sie nicht wissen, woher die Übelkeit kommt. Wenn Begleitsymptome wie Benommenheit, Bewusstseinsstörungen, hohes Fieber, starker Schwindel, Brustschmerzen, Schläfrigkeit, Kreislaufbeschwerden, Gewichtsverlust, verminderte Hautspannung auftreten und/oder das Erbrochene blutig oder kaffeesatzartig aussieht, sollten Sie umgehend einen Arzt/ein Krankenhaus aufsuchen.

Erbrechen: Definition

Erbrechen ist eine reflexartige Reaktion des Körpers. Es kommt zu einer umgekehrten Entleerung des Mageninhaltes. Generell handelt es sich bei Erbrechen nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein Symptom vieler verschiedener Erkrankungen.

Übelkeit nennt man das unangenehme und drängende Gefühl, sich übergeben zu müssen. Auch Schwindel, Bauchschmerzen oder ein flaues Gefühl im Magen kündigen Erbrechen häufig an. Übelkeit und Erbrechen treten oft gemeinsam auf.

Beim Erbrechen zieht sich der Magen kräftig zusammen und presst dadurch seinen Inhalt nach oben in die Speiseröhre. Durch den Mund wird der halb verdaute Speisebrei aus dem Körper befördert. Danach ist der Magen leer und der Betroffene verspürt meist eine Linderung des Brechreizes.

Der ausgeschiedene Speisebrei – das Erbrochene – enthält in der Regel Stücke der letzten Mahlzeit und Flüssigkeit. Doch auch Blut kann sich unter das Erbrochene mischen. Wurde das Blut vor dem Übergeben teilweise verdaut, sieht das Erbrochene kaffeesatzartig aus. Mischt sich Galle unter den Speisebrei, ist das Erbrochene bitter und gelbgrün gefärbt. In diesen Fällen sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen und die Ursache für das Erbrechen abklären lassen.

Ursachen von Erbrechen

Die Ursache für Übelkeit und Erbrechen liegt im Gehirn: Wird das Brechzentrum aktiviert, entsteht der Brechreiz. Das Brechzentrum ist mit den Nerven in Augen, Nase, Mund und Magen verbunden. Deshalb spielen auch Sinneseindrücke wie zum Beispiel schlechte Gerüche oder der Geschmack verdorbener Lebensmittel bei der Entstehung von Übelkeit und Brechreiz eine Rolle.

Auch Stress, psychische Belastung und Nervosität können sich durch Übelkeit und sogar Erbrechen äußern. Reiseübelkeit auf einer langen Autofahrt oder Seekrankheit auf dem Wasser sorgen ebenso bei vielen Personen für ein flaues Gefühl im Magen und starke Übelkeit mit Erbrechen.

Allerdings kann Erbrechen auch Anzeichen einer ernsten Erkrankung sein. Die folgenden Infektionen oder Entzündungen, zum Beispiel des Verdauungstrakts, sind häufig die Ursache für die Beschwerden:

  • Magen-Darm-Grippe (z.B. durch Noroviren, Rotaviren oder Salmonellen)
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Blinddarmentzündung
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Gallenblasenentzündung
  • Bauchfellentzündung
  • Lungenentzündung (Pneumonie)
  • Hepatitis
  • Lebensmittelvergiftung
  • Nahrungsmittelunverträglichkeit

Hindernisse oder Verletzungen im Verdauungstrakt können ebenfalls Erbrechen auslösen:

  • Verengung des Magenausgangs
  • Darmverschluss
  • Magengeschwür
  • Einrisse in der Speiseröhre

Psychische und emotionale Ursachen für Erbrechen:

  • akuter Stress
  • psychische Belastung
  • Nervosität
  • Ekel
  • Essstörungen
  • starke Schmerzreize

Auch einige Herzerkrankungen verursachen Übelkeit und Erbrechen:

  • Herzinfarkt
  • Herzmuskelentzündung
  • Blutdruckkrisen

Verschiedene Erkrankungen des Gehirns können ebenfalls Erbrechen auslösen:

  • Gehirnerschütterung
  • Migräne
  • Schlaganfall
  • Gehirntumor
  • erhöhter Hirndruck
  • Sonnenstich/Hitzschlag
  • Hirnhautentzündung (Meningitis)
  • Hirnentzündung (Enzephalitis)
  • Reisekrankheit
  • Morbus Menière (Innenohrerkrankung mit starken Schwindelanfällen)

Einige Störungen des Stoffwechsels sind mögliche Ursachen für Erbrechen. Dazu gehören:

  • Diabetes mellitus
  • Nierenerkrankungen
  • Erkrankungen der Nebenniere (z.B. Morbus Addison)
  • Lebererkrankungen

Eine Vergiftung und Nebenwirkungen verschiedener Medikamente sind weitere Auslöser für Übelkeit und Erbrechen:

  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Drogenkonsum
  • Chemotherapie
  • Strahlentherapie
  • Narkosen (PONV)

Eine weitere häufige Ursache für Erbrechen ist bei Frauen eine vorliegende Schwangerschaft. Viele Frauen berichten von Morgenübelkeit, die auch mit Erbrechen einhergeht.

Was bedeuten Übelkeit und Erbrechen?

In der Regel geht dem Erbrechen ein Übelkeitsgefühl voraus, das sich direkt nach dem Erbrechen für einige Zeit deutlich bessert.

Erbrechen ohne Übelkeit kann ein Hinweis auf eine Erkrankung des Gehirns sein. Erhöhter Hirndruck, zum Beispiel aufgrund eines Tumors, ist eine mögliche Ursache. Meist kommen Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit oder Müdigkeit hinzu. Ein erhöhter Hirndruck ist ein Notfall, den Ärzte sofort behandeln müssen.

Kommt es zu Übelkeit und Erbrechen ist in vielen Fällen eine Magen-Darm-Grippe für die Beschwerden verantwortlich.

Fieber und Erbrechen

Fieber ist eine Schutz- oder Abwehrfunktion des Körpers. Die Körperkerntemperatur steigt bei Erwachsenen auf über 38 Grad Celsius. Die erhöhte Temperatur steigert die Beweglichkeit der Abwehrzellen und beschleunigt daher die Immunreaktion. Krankheitserreger werden schneller gefunden und ausgeschaltet.

Kommt es zu Fieber und Erbrechen, kann das ein Hinweis auf entzündliche Prozesse im Körper sein. Es kommen viele verschiedene Ursachen in Frage:

  • Entzündungen/Infektion des Verdauungstrakts (Magen-Darm-Grippe, Bauchspeicheldrüsenentzündung, entzündliche Darmerkrankungen, Blinddarmentzündungen, etc.)
  • Infektionen anderer Organe (Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen, Corona, Influenza etc.)
  • Entzündungen im Gehirn (Hirnhautentzündung, Gehirnentzündung, etc.)
  • Autoimmunerkrankungen (z.B. familiäres Mittelmeerfieber)
  • Sonnenstich/Hitzschlag

Durchfall und Erbrechen

Auch Erbrechen und Durchfall gehen häufig miteinander einher. Die Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) kommt auch bei diesen Symptomen als Auslöser infrage. Außerdem mögliche Auslöser für Durchfall und Erbrechen sind zum Beispiel:

  • Lebensmittelvergiftung
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Divertikulitis (Aussackung der Darmwand)
  • Morbus Crohn
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Grippe (Influenza)
  • Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2
  • Impfnebenwirkungen

Erbrechen bei Babys und Kindern

Der Magen von Kindern ist empfindlicher als der Erwachsener. Deshalb übergeben sich Kinder häufiger. Ihr Verdauungssystem reagiert vorsichtiger und stellt dadurch einen wichtigen Schutzmechanismus dar. Krankheitserreger werden so schnell aus dem Körper befördert. Plötzliches, schwallartiges Erbrechen ist bei Kindern keine Seltenheit.

Vor allem Kleinkinder erbrechen häufig. Ihr Magen und Darm sind an viele Nahrungsbestandteile noch nicht gewöhnt. Das Bäuerchen nach der Mahlzeit ist normal bei Babys. Übergibt sich ein Kind, ohne dass andere Beschwerden auftreten, ist das Übergeben in der Regel unbedenklich. Erbrechen bei Babys kann diese harmlosen Ursachen haben:

  • zu große Nahrungsaufnahme
  • zu viele verschiedene Speisen durcheinander
  • sehr kalte Gerichte
  • körperliche Aktivität nach dem Essen
  • starke Emotionen
  • Zahnen

Erbricht sich Ihr Kind häufig hintereinander, behält es keine Flüssigkeit bei sich oder kommen Beschwerden wie Fieber, Benommenheit, starke Bauchschmerzen oder Durchfall hinzu, sollten Sie immer den Kinderarzt aufsuchen. Es droht ein starker Flüssigkeitsverlust, der kleinen Kindern schnell gefährlich werden kann.

Denn auch diese Erkrankungen können Erbrechen bei Kindern verursachen:

  • Magen-Darm-Grippe
  • Lebensmittelvergiftung
  • Lebensmittelunverträglichkeiten (z.B. Milcheiweiß)
  • Vergiftung (z.B. wenn das Kind etwas Giftiges wie Putzmittel oder Medikamente gegessen hat; wählen Sie in diesem Fall den Notruf 112 oder die jeweilige Giftnotrufzentrale)
  • Gehirnerschütterung, unter anderem nach einem Unfall oder Sturz
  • Blinddarmentzündung
  • Hirnhautentzündung (Meningitis)
  • Refluxerkrankung
  • Diabetes mellitus
  • Pförtnerverengung (Schließmuskel am Magenausgang funktioniert nicht richtig, die Nahrung gelangt nicht in den Darm)
  • Darmverschlingung (Volvulus)
  • Entwicklungsstörung des Dünndarms (Dünndarmatresie)
  • Darminvagination (ein Darmabschnitt stülpt sich in einen anderen)

Azetonämisches Erbrechen bei Kindern

Eine Sonderform des Erbrechens kommt vor allem bei Kindern im Alter von 2-10 Jahren vor: das sogenannte azetonämische Erbrechen. Typisch dafür ist, dass sich das Kind häufig hintereinander und sehr heftig übergeben muss. Es kommt zu bis zu 40 Brechanfällen am Tag.

Das Kind ist durstig, erbricht aber das Getrunkene sofort wieder. Das Erbrochene und der Atem des Kindes riechen nach Azeton (ähnlich wie Nagellackentferner). Denn über Urin und Atemluft scheidet das Kind Azeton aus.

Ausgelöst wird das azetonämische Erbrechen durch eine sogenannte "hungernde" Stoffwechsellage. Sie entsteht, wenn Kinder zu wenig Nahrung zu sich nehmen oder zum Beispiel durch Infekte die Nahrung nicht bei sich behalten können.

Kinder neigen in diesem Zustand zu einem Mangel an Kohlenhydraten. Damit der Körper trotzdem genug Energie für die lebenswichtigen Prozesse bekommt, baut er vermehrt Fettgewebe ab. Bei diesem Vorgang entstehen Ketonkörper, die starke Brechanfälle auslösen können.

Das azetonämischen Erbrechen wird also durch einen Mangel an Kohlenhydraten, beziehungsweise Glukose, verursacht. Der Zustand wird mit der Gabe von Zucker behandelt.

Azetonämisches Erbrechen bei Kindern ist immer ein Notfall und muss ärztlich behandelt werden.

Eine wichtige Abgrenzung zum "einfachen" azetonämischen Erbrechen ist die diabetische Ketoazidose. Bei Diabetikern gelangen die Kohlenhydrate durch den Insulinmangel nicht in die Zellen, der Körper kann sie nicht verwerten. Dadurch leiden Betroffene – wie auch beim azetonämischen Erbrechen – unter einem Mangel an Kohlenhydraten in den Zellen. Das kurbelt den Fettabbau an, Ketonkörper entstehen und es kommt häufig zum Erbrechen.

Bei der diabetischen Ketoazidose liegt nur ein Mangel an Kohlenhydraten in der Zelle vor. Im Blut ist dagegen sogar sehr viel Zucker vorhanden. Die Gabe von Zucker ist in diesem Fall gefährlich.

Bei sehr häufigem Erbrechen und Azetongeruch Ihres Kindes sollten Sie immer einen Arzt hinzuzuziehen, um die Ursache abzuklären.

Was hilft gegen Erbrechen?

Was tun bei Erbrechen? Gegen starke Übelkeit und Erbrechen helfen Ihnen verschiedene Mittel. Wenn Sie wissen, welche Ursache das Erbrechen hat, und keine Begleitsymptome vorliegen, können Sie Erbrechen mit Hausmitteln lindern. Auch die richtige Ernährung und Medikamente helfen Ihnen dabei, Ihren Magen wieder in den Griff zu bekommen.

Hausmittel gegen Erbrechen

Eine geeignete Maßnahme gegen Erbrechen sind wärmende Anwendungen. Zum Beispiel kann eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen auf dem Bauch dazu beitragen, Übelkeit und Erbrechen zu bessern. Wenn Sie vor dem Anlegen der Wärmeanwendung die Temperatur prüfen, sind diese Hausmittel auch bei Kleinkindern möglich.

Ingwer gegen Erbrechen

Die Heilpflanze enthält viele Scharfstoffe, die die Wärme- und Schärferezeptoren des Körpers anregen. Das fördert die Produktion von Speichel und Magensaft. Gegen Erbrechen und Übelkeit können Sie einen Teelöffel gemahlenes Ingwerpulver in ein Glas Wasser einrühren und trinken.

Auch in Form von Tee ist Ingwer als Hausmittel gegen Erbrechen geeignet: Schälen Sie ein Daumengroßes Stück Ingwer und übergießen Sie es mit 250 Millilitern kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee circa 10 Minuten lang ziehen und trinken Sie ihn lauwarm in kleinen Schlucken.

Ingwer können Sie darüber hinaus als Hausmittel gegen Reiseübelkeit einsetzen, zum Beispiel als Ingwerwasser. Geben Sie ein daumengroßes Stück geschälten Ingwer in Scheiben in eine Flasche stilles Wasser und trinken Sie dieses in kleinen Schlucken.

Pfefferminztee

Auch die Pfefferminze kann bei Erbrechen helfen, denn Pfefferminztee beruhigt den gereizten Magen. Teebeutel mit Pfefferminze bekommen Sie im Supermarkt oder in Apotheke und Reformhaus. Sie können den Tee auch aus frischen Blättern zubereiten. Übergießen Sie dazu etwa 1 Teelöffel Pfefferminzblätter mit 150 Millilitern kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee etwa 10 Minuten lang ziehen und seihen Sie die Pflanzenteile danach ab. Trinken Sie den Tee bei Erbrechen in kleinen Schlucken.

Baucheinreibung mit ätherischem Öl

Eine Baucheinreibung mit Kamillen-, Melissen-, Kümmel- oder Fenchelöl wirkt krampflindernd, regt die Verdauung an und beruhigt den Magen. Verreiben Sie dazu mehrere Tropfen des ätherischen Öls in Ihren Händen, sodass es angenehm warm wird. Verteilen Sie das Öl mit gleichmäßigen und ruhigen Streichbewegungen auf dem Bauch des Patienten.

Kreisen Sie dabei im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel. Das kurbelt die natürliche Darmbewegung an. Der Patient sollte danach gut zugedeckt mindestens 30 Minuten ruhen und sich entspannen.

Vorsicht: Für Kleinkinder sind ätherische Öle nicht geeignet. Sie können einen gefährlichen Krampf in den Atemwegen auslösen. Wenden Sie ätherische Öle deshalb vorsichtshalber nur bei Kindern ab etwa 12 Jahren und Erwachsenen an.

Was essen bei Erbrechen?

Wer sich übergibt, muss viel trinken. Denn durch das Erbrechen verliert der Körper schnell große Mengen Flüssigkeit. Damit keine Dehydration droht, sollten Sie regelmäßig stilles Wasser oder ungesüßten Tee (z.B. Pfefferminze, Ingwer oder Kamille) in kleinen Schlucken trinken.

Eine Elektrolytlösung kann helfen, die verloren gegangenen Mineralien auszugleichen. Sie bekommen diese in der Apotheke oder können sie selbst herstellen. Vermischen Sie dazu 1 Liter abgekochtes Wasser mit 1 Tasse Orangensaft, 2 gehäuften Esslöffeln Zucker, ½ Teelöffel Kochsalz und 1 Messerspitze Backpulver. Trinken Sie die Elektrolytlösung bei Erbrechen kühl und in kleinen Schlucken.

Wenn Sie die Flüssigkeit bei sich behalten, können Sie versuchen, leichte Speisen zu sich zu nehmen. Wer sich übergeben muss, hat meist keinen großen Appetit. Trotzdem ist es wichtig, Nährstoffe aufzunehmen, um bei Kräften zu bleiben. Schonkost ist bei Erbrechen gut geeignet. Denn die schonenden Lebensmittel überfordern den Magen nicht und sind besonders gut bekömmlich. Schonende Lebensmittel sind zum Beispiel:

  • Kartoffeln
  • Haferflocken
  • Reisschleim
  • Knäckebrot und Zwieback
  • weich gekochter Reis/Nudeln

Überfordern Sie Ihren Magen bei Erbrechen nicht mit üppigen oder fetthaltigen Mahlzeiten. Achten Sie stattdessen darauf, mehrfach über den Tag verteilt kleine Mengen Schonkost zu essen.

Medikamente gegen Erbrechen

Was hilft schnell gegen Übelkeit und Erbrechen? Gegen Erbrechen stehen Ihnen verschiedene Medikamente (Antiemetika) zur Verfügung, die den Brechreiz lindern. Der behandelnde Arzt empfiehlt Ihnen je nach Ursache der Beschwerden ein geeignetes Mittel.

Die folgenden Wirkstoffe helfen gegen Erbrechen:

  • Diphenhydramin oder Dimenhydrinat (aus der Gruppe der Antihistaminika); rezeptfrei in der Apotheke erhältlich
  • Ingwer-Präparate (rezeptfrei)
  • Scopolaminpflaster; vor allem bei starker Reiseübelkeit (rezeptpflichtig)
  • Metoclopramid, kommt vor allem bei Migräne und Erbrechen zum Einsatz (rezeptpflichtig)
  • Metoclopramid, Domperidon oder Alizaprid; beugen dem Brechreiz vor, bspw. bei einer Chemotherapie (rezeptpflichtig)
  • Granisetron, Ondansetron oder Palonosetron; bei mittelstarkem Brechreiz, u.a. nach einer Bestrahlung (rezeptpflichtig)
  • Aprepitant oder Fosaprepitant; unterbinden den Brechreiz bei starker Übelkeit (rezeptpflichtig)

Hat sich der Betroffene häufig übergeben, kann der Arzt zudem Infusionen verordnen. Dabei wird die verloren gegangene Flüssigkeit ersetzt.

In manchen Fällen ist die Einnahme bestimmter Medikamente die Ursache für Erbrechen. Ob Ihr Medikament Erbrechen auslösen kann, erfahren Sie im Beipackzettel oder von Ihrem Arzt/Apotheker. Der Mediziner kann Ihnen dann ein anderes Präparat verschreiben oder die Dosierung anpassen.

Sie sollten Medikamente nicht eigenständig und ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt absetzen. Auch wenn es zu Nebenwirkungen kommt, besprechen Sie eine Veränderung der Medikation immer mit dem Arzt und halten sich an seine Anordnungen.

Erbrechen: Wann zum Arzt?

Gehen Sie bei Erbrechen immer dann zum Arzt, wenn Sie sich mehrere Tage am Stück immer wieder übergeben müssen. Auch wenn Sie nicht sicher sind, woher die Übelkeit kommt, sollten Sie sich untersuchen lassen.

Entwickeln sich zusätzlich zum Erbrechen diese Begleitsymptome, suchen Sie umgehend einen Arzt oder ein Krankenhaus auf:

  • Benommenheit
  • Bewusstseinsstörungen
  • Schläfrigkeit
  • Kreislaufbeschwerden
  • starker Schwindel
  • Gewichtsverlust
  • schlaffe Haut, verminderte Hautspannung
  • tiefliegende Augen
  • blutiges oder galliges Erbrochenes
  • kaffeesatzartiges Erbrechen (Erbrochenes ist braun bis schwarz und breiig)
  • azetonämisches Erbrechen (Erbrochenes riecht nach Nagellackentferner)
  • unstillbares Erbrechen (wenn selbst geringe Mengen Flüssigkeit sofort erbrochen werden)
  • Brustschmerzen
  • hohes Fieber
  • Nackensteifigkeit
  • Lichtempfindlichkeit

Erbrechen: Mögliche Komplikationen

In den meisten Fällen ist das Erbrechen eher harmlos. Doch es können Komplikationen auftreten. Dazu gehören:

  • starker Flüssigkeitsverlust (Dehydration)
  • Gewichtsverlust und Unterernährung (wenn das Erbrechen häufig auftritt)
  • Einatmen von Erbrochenem (v.a. bei bewusstlosen Personen gefährlich); es können gefährliche Lungenentzündungen entstehen
  • Riss in der Speiseröhre durch den hohen Druck
  • gereizte Schleimhäute in Mund und Speiseröhre durch die Magensäure
  • Beeinträchtigung der Wirkung von oral eingenommenen Medikamenten (z.B. der Pille)

Häufig gestellte Fragen

Was verursacht Erbrechen?

In vielen Fällen sind Erkrankungen der Verdauungsorgane die Auslöser (z.B. Magen-Darm-Grippe, Magenschleimhautentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blinddarmentzündung Lebensmittelvergiftung, Nahrungsmittelunverträglichkeit), Vergiftungen (z.B. durch Alkohol, Drogen), Nebenwirkungen von Medikamenten, Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Blutdruckkrise), Erkrankungen des Gehirns (z.B. Gehirnerschütterung, Migräne, Hirnhautentzündung, Reisekrankheit, Sonnenstich), Störungen des Stoffwechsels (z.B. Diabetes mellitus, Nieren- oder Lebererkrankungen), Schwangerschaft sowie psychische Ursachen, etwa bei Stress, Ekel oder Essstörungen.

Wie gefährlich ist Erbrechen?

In den meisten Fällen ist Erbrechen harmlos. Doch wenn Begleitsymptome wie Fieber, starke Bauchschmerzen, Durchfall und Benommenheit entstehen oder wenn das Erbrochene kaffeesatzartig aussieht, Blut enthält oder nach Azeton riecht (wie Nagellackentferner), kann eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken. Gehen Sie sofort zum Arzt oder in ein Krankenhaus. Dasselbe gilt, wenn Sie oder Ihr Kind sich häufig übergeben und nicht einmal Wasser bei sich behalten können. Es droht eine Austrocknung.

Wann muss man ins Krankenhaus bei Erbrechen?

Gehen Sie ins Krankenhaus, wenn Sie zusätzlich zum Erbrechen hohes Fieber, starke Schmerzen, einen steifen Nacken, starken Schwindel oder Kreislaufprobleme, Brustschmerzen, Benommenheit oder Bewusstseinstrübungen bemerken. Auch wenn das Erbrochene kaffeesatzartig aussieht oder Blut enthält, sollten Sie umgehend eine Klinik aufsuchen und mit einem Arzt sprechen.

Was hilft schnell gegen Übelkeit und Erbrechen?

Wärmende Hausmittel wie eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen lindern Bauchschmerzen und -krämpfe, die beim Erbrechen auftreten können. Pfefferminztee beruhigt den Magen und Ingwer (Ingwer(pulver) in Wasser, frischer Ingwertee) lindert die Übelkeit. Schnell wirken außerdem Wirkstoffe wie Diphenhydramin und Dimenhydrinat sowie Ingwer-Präparate. Medikamente mit diesen Wirkstoffen erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. Bei Reiseübelkeit helfen auch Scopolaminpflaster. Im Fall von mittelstarker bis starker Übelkeit, zum Beispiel infolge einer Bestrahlung oder Chemotherapie helfen rezeptpflichtige Wirkstoffe wie Prochlorperazin, Metoclopramid, Domperidon, Alizaprid, Palonosetron, Ondansetron, Granisetron, Aprepitant oder Fosaprepitant. Ärzte verschreiben die Mittel je nach zugrundeliegender Ursache.

Welche Medikamente bei Übelkeit?

Welche Medikamente infrage kommen, richtet sich immer nach der Ursache des Erbrechens. Zum Beispiel wirken Diphenhydramin und Dimenhydrinat gegen Erbrechen und Übelkeit. Medikamente mit diesen Wirkstoffen erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. Gegen Reiseübelkeit helfen auch Scopolaminpflaster. Wirkstoffe wie Prochlorperazin, Aprepitant, Metoclopramid oder Dolasetron, Ondansetron, Granisetron helfen bei starker Übelkeit und Erbrechen, beispielsweise nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung.

Was trinken, wenn man sich übergeben hat?

Bei Erbrechen ist es ratsam, stilles Wasser und ungesüßten Tee in kleinen Schlucken zu trinken. Gut geeignet sind zum Beispiel Pfefferminz- oder Ingwertee. Auch eine Elektrolytlösung zum Trinken ist bei Erbrechen hilfreich. Sie gleicht den Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust des Körpers aus.

Was kann ich essen bei Erbrechen?

Leicht verdauliche Lebensmittel wie Zwieback, Toastbrot, weich gekochte Nudeln, Kartoffeln oder Reis schonen den Magen. Essen Sie die Schonkost in kleinen Portionen über den Tag verteilt und verzichten Sie auf üppige Mahlzeiten und fetthaltiges Essen.

dr.sophia-sydow.png
Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Sophia Sydow Medizinische Autorin

Dr. med. Sophia Sydow unterstützt das ZAVA Team freiberuflich bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung. Dr. med. Sydow absolvierte ihr Studium der Humanmedizin an der Universität Hamburg und arbeitet zur Zeit als Assistenzärztin in der Sektion Pneumologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Lernen Sie unsere Ärzte kennen

Letzte Änderung: 23 Apr 2021

Alle Sprechstunden auf einen Blick
Zu den Behandlungen




gmc logo

Gütesiegel & Mitgliedschaften