Aphthen: Schmerzhafte Schädigungen der Mundschleimhaut

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 28 Apr. 2022

Es beginnt mit einem Kribbeln und Brennen der Mundschleimhaut, später bildet sich ein weiß-gräulich belegter Fleck mit rötlichem Rand: Aphthen sind schmerzhafte, wunde Stellen im Mund oder Rachen. Jeder 10. Mensch entwickelt sie, häufig sogar öfter im Lauf seines Lebens. Die Ursachen für ihre Entstehung können vielfältig sein, meist besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Nachfolgend erfahren Sie, worauf Sie bei Aphthen achten sollten und wann ein Arztbesuch erforderlich ist.

Inhalt
Aphthen: Auf der Innenseite der Unterlippe einer jungen Frau befindet sich eine weiße, rot umrandete Entzündung der Haut.
 

Kurzübersicht

Definition: Aphthen sind kleine, nicht ansteckende Schädigungen der Mundschleimhaut. Sie zeigen sich als scharf abgegrenzte, weiß-gräulich belegte, meist flache Flecken und sind von einem rötlich entzündeten Rand umgeben. Zusätzlich verursachen sie Schmerzen beim Essen, Trinken oder sogar Sprechen.

Betroffene Regionen: Die entzündeten Stellen können, abhängig von ihrer Ausprägung, vereinzelt oder in kleinen Gruppen in allen Regionen der Mund- und Rachenschleimhaut auftreten. In seltenen Fällen ist der Genitalbereich ebenfalls betroffen.

Häufigkeit: Je nach Bevölkerungsgruppe entwickeln 10-15 % aller Menschen im Lauf ihres Lebens eine Aphthe. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Es besteht eine hohe Rezidivneigung – das bedeutet, dass Aphthen oftmals einige Wochen bis Jahre nach Abheilung an der selben Stelle erneut auftreten.

Ursachen: Die genaue Entstehung von Aphthen wurde bislang nicht abschließend aufgeklärt. Stress, bestimmte Lebensmittel und mechanische Reizungen, durch Prothesen beispielsweise, können zum spontanen Auftreten beitragen. In schwerwiegenden und länger andauernden Fällen sollten Betroffene einen Arzt zurate ziehen, um möglicherweise zugrunde liegende Erkrankungen ausschließen zu können.

Behandlung: Meist verheilt die Aphthe innerhalb von 10-14 Tagen von selbst. Zur Unterstützung des Heilungsprozesses können schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden.

Was ist eine Aphthe?

Bei Aphthen handelt es sich um schmerzhafte, in der Regel aber ungefährliche Schleimhautdefekte (Ulzerationen) der Mund- oder Rachenschleimhaut. Umgangssprachlich werden sie auch als Mundgeschwüre bezeichnet. Charakteristisch für Aphthen ist ein fibröser, weiß-gräulicher Belag mit scharfer Begrenzung. In direkter Umgebung sieht die Mundschleimhaut gerötet und leicht entzündet aus. Die weißlich belegten Stellen sind meist flach und verursachen für einige Tage ein schmerzhaftes Brennen beim Essen, Trinken, Zähneputzen oder sogar Sprechen.

Die kleinen Mundgeschwüre können sich auf dem Zahnfleisch, an der Wangeninnenseite, an Zunge, Lippe oder Gaumen bilden. Seltener ist auch der Genitalbereich betroffen.

Je nach Schweregrad und Anzahl kann zwischen 3 verschiedenen Typen unterschieden werden:

Typ Minor (Mikulicz):

  • Häufigkeit: in 85 % der Fälle
  • Größe: < 10 mm
  • Lage: oberflächlich
  • Auftreten: vereinzelt oder in Gruppen
  • Dauer: 7-14 Tage

Typ Major (Sutton):

  • Häufigkeit: in 10 % der Fälle
  • Größe: 10-30 mm
  • Lage: tiefergehend (bis in Speicheldrüsen oder Muskelschichten)
  • Auftreten: vereinzelt oder in kleinen Gruppen
  • Dauer: 2-4 Wochen

Typ Herpetiform (Cooke):

  • Häufigkeit: in 5 % der Fälle
  • Größe: 1-2 mm
  • Lage: oberflächlich
  • Auftreten: 50-100 parallel
  • Dauer: 7-14 Tage

Aphthen neigen besonders häufig zu Rezidiven: Das bedeutet, sie treten in vielen Fällen nach einem Zeitraum von wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren erneut auf. Bei circa 30 % der Betroffenen liegt zudem eine familiäre Häufung vor.

Sie sind sich unsicher, ob sie eine Aphthe haben? Über den Online-Hautcheck von ZAVA können Sie schnell und unkompliziert einen Arzt konsultieren:

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Wie lang bleibt die Aphthe?

Oberflächliche Aphthen des Typs Minor oder Herpetiform verbleiben meist 7-14 Tage, bis sie narbenfrei wieder abgeheilt sind. An 3-5 Tagen treten Schmerzen auf. Die tiefergehenden Aphthen des Major Typs verbleiben 2-4 Wochen im Mund und hinterlassen möglicherweise Narben.

Verlauf einer Aphthe

Das Auftreten von Aphthen verläuft in 4 Stadien:

  1. Prodromalstadium (24 Stunden): An einer kleinen Stelle der Mundschleimhaut entsteht ein Kribbeln, Brennen und Spannungsgefühl. Die Stelle fühlt sich möglicherweise bereits etwas rau an.
  2. Präulzeröse Phase (1-3 Tage): Es entwickelt sich eine gerötete, entzündete Verdickung.
  3. Ulzeratives Stadium (1-16 Tage): Die Schleimhaut bildet ein rundes oder ovales, weißlich belegtes Geschwür.
  4. Abheilungsphase (4-30 Tage): Die Schmerzen gehen zurück und das geschädigte Gewebe verheilt.

Sind Aphthen ansteckend?

Aphthen sind nicht ansteckend. Bei Auftreten im Bereich der Lippen besteht jedoch Verwechslungsgefahr mit Lippenherpes, der bei Kontakt übertragen werden kann. Im Gegensatz zu Aphthen tritt Lippenherpes eher an der Außenseite der Lippen auf und bildet kleine Bläschen, die nach dem Aufplatzen verkrusten. Im Zweifelsfall sollten Sie vorerst direkte Berührungen der betroffenen Hautstelle vermeiden und einen Arzt zurate ziehen, zum Beispiel über unseren Online-Hautcheck.

Ursachen für die Entstehung von Aphthen

Aktuell sind die genauen Ursachen für die Entstehung der kleinen Mundgeschwüre noch nicht ergründet. Das spontane Auftreten von Aphthen wird jedoch durch verschiedene äußere Faktoren begünstigt:

  • Stress
  • mechanische Irritationen (bspw. durch Druckstellen von Prothesen, zu harte Zahnbürsten oder medizinisches Werkzeug beim Zahnarzt)
  • Mundtrockenheit (entsteht u.a. durch nächtliches Atmen mit offenem Mund)
  • chemische Irritationen (durch Zahnpflegeprodukte mit reizenden Inhaltsstoffen; potenziell schädlich: Natriumlaurylsulfat)
  • thermische Irritationen (z.B. durch heiße Getränke)
  • bestimmte Lebensmittel (u.a. Kaffee, Tee, Schokolade, Käse, Erdbeeren, Tomaten oder Erdnüsse)
  • bestimmte Medikamente (u.a. ACE-Hemmer, NSAR oder Chemotherapeutika)
  • Nährstoffmangel (Vitamin B12, Eisen, Folsäure)
  • geschwächtes Immunsystem

Zudem gibt es verschiedenste Erkrankungen, die mit einer gehäuften Entwicklung von Aphthen einhergehen können:

  • Behçet-Syndrom (Entzündung der Gefäße; Hautveränderungen auch im Bereich von Gesicht, Augen und Geschlechtsorganen möglich)
  • Erkrankungen des Verdauungstraktes (Zöliakie, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen)
  • Vorläufer von Krebserkrankungen (Malignome oder Oralkarzinome)
  • Erkrankungen des Immunsystems (HIV-Infektion, Neutropenie: Mangel bestimmter, weißer Blutkörperchen)

Infektionen mit Herpes-Viren verursachen keine Aphthen. Es besteht allerdings eine große Verwechslungsgefahr zwischen Aphthen und den durch Herpes simplex ausgelösten Bläschen an Mund und Lippe.

Wie lassen sich Aphthen behandeln?

In der Regel verheilen Aphthen ohne spezielles Zutun von allein. Antiseptische oder entzündungshemmende Mundspülungen unterstützen den Heilungsprozess, sind aber nicht zwingend notwendig. In der Apotheke erhältliche Präparate setzen beispielsweise auf die Wirkstoffe Chlorhexidin oder Benzydamin. Gegen die Schmerzen können zusätzlich lokal wirkende Schmerzmittel helfen.

Hausmittel bei Aphten

Einige Hausmittel können ebenfalls hilfreich sein, um Aphthen zu behandeln. Salbei oder Kamille in Form von Tees wirkt antiseptisch und kann dabei helfen, die Entzündung der Mundschleimhaut zu lindern. Doch Vorsicht – der Tee sollte maximal lauwarm sein, um die Haut nicht weiter zu reizen und Schmerzen auszulösen.

Wer keine Kräutertees im Haus hat, kann auch Salzwasser als Mundspülung einsetzen, das ebenfalls leicht desinfizierend wirkt und dabei hilft, die Wunde auszutrocknen. Die Salzlösung lässt sich ganz einfach zu Hause aus etwa 1 TL Salz auf 250 ml Wasser (ein mittelgroßes Wasserglas) herstellen.

In der Apotheke gibt es außerdem Tinkturen aus Rhabarberwurzel, Myrrhe oder Kamille zu kaufen, die mit einem Wattestäbchen vorsichtig auf die kleinen Mundgeschwüre aufgetupft werden können. Honig wirkt ebenfalls entzündungslindernd, antiseptisch und unterstützt zusätzlich die Wundheilung. Dazu eine kleine Menge direkt auf die Aphthe auftragen. Bei akuten Schmerzen kann ein Eiswürfel dabei helfen, die Mundschleimhaut leicht zu betäuben. Um Erfrierungen zu vermeiden, sollte der Eiswürfel jedoch nicht zu lang an der gleichen Stelle verbleiben.

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?

Bei größeren Aphthen des Major-Typs (1-3 cm groß) und häufigen Rezidiven (Wiederkehr der Aphthen) sollte ein Arzt die Aphthen eingehender untersuchen, um zugrundeliegende Erkrankungen ausschließen zu können. Weitere Warnsignale sind systemische Symptome, wie Fieber oder Erschöpfung, die auf eine Infektion hindeuten. Aphthen außerhalb des Mund- und Rachenraumes können möglicherweise durch das Behçet-Syndrom (entzündliche Gefäßerkrankung) entstehen und sollten ärztlich untersucht werden.

Bei ausbleibender Verbesserung des Mundgeschwüres prüft der Arzt, ob es sich tatsächlich um eine Aphthe handelt oder, wie in seltenen Fällen, um ein frühes Stadium eines Oralkarzinoms. In diesem Fall ist eine möglichst frühe Erkennung sehr wichtig für den Verlauf der Erkrankung.

Weitere Tipps bei Aphthen

Bei Aphthen ist es besonders wichtig, für eine gute Mundhygiene zu sorgen, denn Bakterien können sich auf der geschädigten Mundschleimhaut besonders gut vermehren. Um den Heilungsprozess zu unterstützen und Schmerzen zu vermeiden, empfiehlt es sich außerdem, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten: Hierzu gehören säurehaltige Lebensmittel, sehr harte und/oder heiße Speisen und alkoholische oder kohlensäurehaltige Getränke.

Häufig gestellte Fragen

Was verursacht Aphten?

Aphthen entstehen oft spontan, können aber auch durch kleinere Verletzungen, Irritationen aufgrund von Lebensmitteln oder viel Stress hervorgerufen werden. In seltenen Fällen begünstigen zugrunde liegende Erkrankungen, wie das Behçet-Syndrom, eine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) oder Immunschwächen die Entwicklung von Aphthen.

Was kann man gegen Aphthen tun?

Aphthen verheilen meist nach einigen Tagen von allein. Mundspülungen mit Kamillen- und Salbeitee oder Salzwasser können entzündungslindernd wirken und den Heilungsprozess unterstützen. In der Apotheke sind antiseptische Mundspülungen oder schmerzlindernde Sprays und Salben erhältlich.

Wie gefährlich sind Aphthen?

Aphthen sind meist vollkommen ungefährlich. Die Schmerzen können jedoch lästig sein und beim Essen behindern. Zudem ist eine gute Mundhygiene wichtig, um Infektionen auf der verletzten Schleimhaut zu vermeiden.

Welcher Virus verursacht Aphthen?

Aphthen entstehen meist spontan und werden nur selten durch Viren hervorgerufen. Bei vereinzelten Betroffenen liegt eine HIV-Infektion vor. Es besteht außerdem Verwechslungsgefahr mit Virusinfektionen durch Herpes Simplex Typ-1-, Coxsackie- oder Epstein-Barr-Viren.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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Letzte Änderung: 28 Apr. 2022

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