Gürtelrose (Herpes Zoster)

Dr. Nadia Schendzielorz

Medizinisch geprüft von

Dr. Nadia Schendzielorz

Letzte Änderung: 15 Mai 2020

Gürtelrose ist eine Infektionskrankheit, die Haut und Nerven betrifft und bei bis zu 25 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal im Leben auftritt. Neben schmerzhaften Hautausschlägen kann Gürtelrose auch einen schweren Verlauf nehmen und zu Folgeschäden führen. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn ist deshalb sehr wichtig. Wir erklären Ihnen hier wie eine Gürtelrose entsteht, welche Symptome auftreten können, ob Ansteckungsgefahr besteht und wie eine Infektion am besten behandelt wird.

Inhalt
Gürtelrose Virus Grafik
 

Kurzübersicht

Erreger: Gürtelrose wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) aus der Familie der Herpesviren hervorgerufen. Bei VZV handelt es sich um denselben Erreger, der auch Windpocken auslöst.

Häufigkeit: Etwa 2 von 10 Personen bekommen nach einer Windpocken-Erkrankung, teilweise noch Jahre später, eine Gürtelrose.

Symptome: Anfangs äußert sich eine Gürtelrose durch allgemeine Symptome wie Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen sowie leichtes Fieber. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem schmerzhaften Hautausschlag, Kribbeln an den betroffenen Stellen und der Bildung von flüssigkeitsgefüllten Bläschen (in den meisten Fällen). Die Bläschen verkrusten meist innerhalb weniger Wochen und heilen dann ab.

Übertragung: Die Flüssigkeit in den Bläschen des Hautausschlags ist ansteckend und kann bei Kontakt die Erreger übertragen. Erst wenn die Bläschen vollständig verkrustet sind, ist eine Übertragung der Viren nicht mehr möglich.

Dauer: Bis zur kompletten Ausheilung dauert eine Gürtelrose normalerweise 4-5 Wochen.

Betroffene Körperbereiche: Grundsätzlich können alle Körperstellen betroffen sein. Bei rund 50% der Patienten tritt die Gürtelrose einseitig am Brustkorb auf, bei älteren Menschen auch zunehmend am Kopf.

Behandlung: Eine Gürtelrose wird mit antiviralen Medikamenten behandelt. Diese hemmen eine weitere Vermehrung der Viren. Begleitend können Schmerzmittel und antiseptische Lösungen die Symptome lindern.

Risikogruppen: Ältere und Menschen mit einem geschwächtem Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko an Gürtelrose zu erkranken. Bei ihnen kann es zu einem schweren Krankheitsverlauf mit Komplikationen kommen. Zu den Risikopatienten zählen u.a. über 50 Jährige, Krebspatienten und Patienten mit einer HIV-Infektion.

Gürtelrose – ein Erreger, zwei Krankheiten

Gürtelrose wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Die Erstinfektion mit VZV verursacht zunächst Windpocken. Nachdem die Windpocken abgeheilt sind, bleiben die Viren weiterhin im Körper und können selbst noch Jahre später wieder aktiv werden. Bei dieser sogenannten Reaktivierung entsteht anstelle von Windpocken eine Gürtelrose. Derselbe Erreger ist also für Gürtelrose und Windpocken verantwortlich.

Unsere Tabelle zeigt die wichtigsten Unterschiede der beiden Krankheitsbilder.

Windpocken Gürtelrose
Erreger

VZV

VZV

Typ der Erkrankung

Ersterkrankung

Zweiterkrankung; Gürtelrose kann man nur bekommen, wenn man schon einmal Windpocken hatte

Alter bei der Erkrankung

Kindheit; nur 10% aller Windpockenerkrankungen treten nach dem 20. Lebensjahr auf

Fast ausschließlich bei Erwachsenen; typischerweise erst nach dem 50. Lebensjahr

Ansteckungsgefahr

Extrem ansteckend; sowohl durch Kontakt mit der Flüssigkeit der Bläschen als auch durch Kontakt mit Erkrankten

Ansteckend ist nur die Flüssigkeit der Bläschen

Häufigkeit der Erkrankung

Einmalig

Mehrmals

Zu Beginn einer Gürtelrose tauchen nur unspezifische Symptome auf. Dazu zählen:

  • Unwohlsein
  • Abgeschlagenheit
  • Leichtes Fieber.

Erst nach einigen Tagen kommt es zu eindeutigen Krankheitszeichen:

  • Ein meist einseitiger, klar begrenzter Hautausschlag
  • Bildung von flüssigkeitsgefüllten Bläschen
  • Schmerzen an der Stelle des Ausschlags

Außerdem kann es zu Einblutungen in die Bläschen kommen.

Nach einigen Tagen bis wenigen Wochen beginnen die Bläschen zu verkrusten.

Online-Hautcheck bei Hautproblemen – ab 24.00 €
Laden Sie 2 Fotos der betroffenen Hautpartie hoch
Beantworten Sie ein paar einfache Fragen zu Ihren Hautproblemen
Einer unserer Ärzte wird eine Ersteinschätzung, Diagnose oder Handlungsempfehlung geben
Diagnose starten Wie funktioniert der Online-Hautcheck?

Betroffene Körperregionen

Grundsätzlich können sämtliche Körperstellen von einer Gürtelrose betroffen sein. Am häufigsten, bei 50 Prozent der Patienten, ist es der Oberkörper. Bei älteren Patienten sind auch Gesicht oder die Kopfregion typische Orte, an denen eine Gürtelrose ausbricht. Arme, Beine, Hände und Füße sind selten betroffen. Meist tritt Gürtelrose nur auf einer Körperseite auf. Der Hautausschlag und die Bläschenbildung sind dabei deutlich begrenzt. Zoster kommt übrigens aus dem altgriechischen und bedeutet Gürtel. Denn in ausgeprägter Form, kann sich der rötliche Hautausschlag beinahe wie gürtelförmig um den halben Körper ziehen.

Symptome und Krankheitsverlauf

Eine Gürtelrose dauert normalerweise 4-5 Wochen bis zur vollständigen Ausheilung. Sie verläuft in typischen Stadien, die fließend ineinander übergehen.

Inkubationszeit bis zu den ersten Symptomen

Von der Reaktivierung der Viren bis zum Auftreten von Symptomen dauert es 8 bis 28 Tage.

Die verschiedenen Stadien

Gürtelrose Symptome Ausschlag Schulter

Vorläuferstadium (Prodromalstadium): Zunächst äußert sich eine Gürtelrose mit eher leichten, allgemeinen Symptomen. Erkrankte Patienten fühlen sich schlapp und unwohl, außerdem kann die Temperatur bis zu leichtem Fieber (38,1 -38,5°C) ansteigen. Weitere Symptome sind Kribbeln, Schmerzen oder Juckreiz an den betroffenen Hautstellen.

Stadium mit Hauptsymptomen: Erst nach 1-3 Tagen entwickelt sich Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen. Nach etwa 2 Wochen , trocknen die Bläschen langsam aus, verkrusten und der Hautausschlag verschwindet allmählich. Erst nachdem die Bläschen komplett verkrustet sind, ist die Gürtelrose nicht mehr ansteckend. Bis die Haut vollständig heilt , vergehen meist bis zu 3 Wochen. Bei schweren Verläufen bleiben manchmal Narben zurück.

Ansteckung

Eine Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) kann bei der Gürtelrose nur durch Kontakt mit dem Inhalt der Bläschen bzw. durch Berührung des Hautausschlags erfolgen. Gürtelrose ist deutlich weniger ansteckend als Windpocken.

Patienten mit Gürtelrose sind laut des Robert-Koch-Instituts vom ersten Auftreten des Hautausschlags bis zur kompletten Verkrustung aller Bläschen ansteckend. Normalerweise vergeht ungefähr eine Woche bis alle Bläschen vollständig abgeheilt sind, es kann aber individuell auch länger dauern.

Wiederkehrendes Krankheitsbild

Eine Gürtelrose kann immer wieder auftreten. Dabei gelten stets die gleichen Auslöser als Risikofaktoren, insbesondere:

  • Ein fortgeschrittenes Alter
  • Stress
  • Vorerkrankungen, die das Immunsystem schwächen

Ursachen

Meist ist ein geschwächtes Immunsystem für den Ausbruch einer Gürtelrose verantwortlich. Allerdings kann man nur an Gürtelrose erkranken, wenn man vorher schon einmal Windpocken hatte.

Das Varizella-Zoster-Virus verlässt nach einer überstandenen Windpocken infektion unseren Körper nicht, wie das normalerweise für Viren üblich wäre. Stattdessen zieht es sich in bestimmte Nervenknoten (Nervenganglien) unseres Körpers zurück. Hier schlummert es dann lebenslänglich, wird aber von unserem Immunsystem kontrolliert.

Bei einem geschwächten Immunsystem versagt dieser Kontrollmechanismus . Es kommt zu einer Reaktivierung. Das Virus kann sich wieder vermehren und das führt zu einer erneuten Infektion in genau den Nerven, in denen es sich inaktiv zurückgezogen hatte. Diese erneute Aktivierung löst dann eine Gürtelrose aus.

Ein geschwächtes Immunsystems hat viele Ursachen, darunter:

  • Fortgeschrittenes Alter (ab 50+)
  • Erkrankungen des Immunsystems wie AIDS, Leukämie oder Tumore
  • Stress
  • Langfristige Sonneneinstrahlung (zu hohe Dosen an UV-Licht unterdrücken das Immunsystem)
  • Bestimmte Medikamente wie Immunsuppressiva und Zytostatika

Diagnose

Falls Sie bei sich selbst eine Gürtelrose vermuten, sollten Sie möglichst bald einen Hausarzt oder Dermatologen aufsuchen. Tritt die Gürtelrose im Gesichts- bzw. Kopfbereich auf, können Sie auch einen Termin beim HNO-Arzt vereinbaren.

Blickdiagnose

Das Auge eines Mediziners ist ein hervorragend geschultes Instrument. Allerdings ist eine Blickdiagnose erst möglich, wenn der Hautausschlag bereits sichtbar ist. Hat der Arzt eine Gürtelrose festgestellt, sind in der Regel keine weiteren Tests nötig und es wird direkt mit der Behandlung begonnen.

Labordiagnostische Nachweisverfahren

In einem frühen Stadium, bei unklaren Symptomen und bei Patienten, die zu einer Risikogruppe gehören, können Labortests notwendig sein. Falls schon Bläschen sichtbar sind, kann ein Abstrich der Bläschenflüssigkeit gemacht werden. Dadurch lässt sich dann mit einer sogenannten PCR-Analyse die Erbinformation des Virus nachweisen.

Antikörper gegen VZV im Blut haben bei Gürtelrose keine Aussagekraft, da über 95% aller Erwachsenen Antikörper gegen VZV in sich tragen.

Behandlung - Früherkennung ist wichtig

Optimal für eine wirkungsvolle Behandlung der Gürtelrose ist die frühzeitige Einnahme von Medikamenten gegen das Virus. Beginnt man mit der Behandlung innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome , verkürzen sich Dauer und Schweregrad der Erkrankung. Auch senken Sie so das Risiko für Komplikationen und Spätfolgen, wie zum Beispiel eine Post-Zoster-Neuralgie, die mit starken Schmerzen verbunden ist und meist ältere Menschen betrifft.

Online-Hautcheck bei Hautproblemen – ab 24.00 €
Laden Sie 2 Fotos der betroffenen Hautpartie hoch
Beantworten Sie ein paar einfache Fragen zu Ihren Hautproblemen
Einer unserer Ärzte wird eine Ersteinschätzung, Diagnose oder Handlungsempfehlung geben
Diagnose starten Wie funktioniert der Online-Hautcheck?

Medikamentöse Behandlung von Gürtelrose

Medikamente Medizin Tabletten Kapseln

Der wichtigste Faktor bei der Behandlung von Gürtelrose? Zeit! Je früher Sie eine Gürtelrose behandeln, desto besser lassen sich Beschwerden lindern und Komplikationen meiden. Deshalb ist es ratsam, schon bei den ersten Anzeichen einen Arzt aufzusuchen. Erfahren Sie hier, welche Medikamente zur Behandlung einer Gürtelrose eingesetzt werden.

Lesen Sie mehr

Gürtelrose-Impfung zur Vorbeugung

Alter Mann wird gegen Gürtelrose geimpft

Eine Gürtelrose ist nicht nur schmerzhaft, sondern führt als Folge der Erkrankung sogar bei jedem 10. zu chronischen Nervenschmerzen. Schutz kann eine Gürtelrose-Impfung bieten. Hier erfahren Sie, wer sich impfen lassen sollte, wie lange eine Impfung Schutz bietet und für welche Gruppen die Kosten der Impfung von den Krankenkassen übernommen werden.

Risikogruppen

Zur Risikogruppe bei Gürtelrose gehören Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und Patienten ab 50 Jahren, mit Vorerkrankungen. Das Immunsystem kann zum Beispiel durch Stress, zu viel Sonneneinstrahlung, Krankheiten wie HIV/AIDS, Krebs oder Gendefekte, und durch bestimmte Medikamente geschwächt werden.

Kinder gehören nicht zur Risikogruppe. Sie bekommen selten eine Gürtelrose und zeigen dann meist nur milde Symptome.

Komplikationen und Spätfolgen einer Gürtelrose

Post-Zoster-Neuralgie (PZN)

Als Post-Zoster-Neuralgie bezeichnet man brennende Schmerzen, die auch nach Ausheilung der Gürtelrose andauern. Schmerzen an den Stellen des Hautausschlags sind bei einer Gürtelrose völlig normal und halten normalerweise maximal 4 Wochen an. Sollten die Schmerzen allerdings länger als 4 Wochen andauern, spricht man von einer PZN, die vorrangig mit Schmerzmitteln behandelt wird. Auch Antidepressiva und Medikamente gegen Epilepsie wirken oft schmerzlindernd und werden zur Behandlung der PZN eingesetzt. Meist ist die Schmerztherapie langwierig und bei rund 30% der Patienten erfolglos. Daher ist die frühzeitige Behandlung einer Gürtelrose so wichtig.

Weitere Komplikationen

Neben der PZN gibt es noch weitere mögliche Komplikationen, die u.a. bei einer Gürtelrose auftreten können:

  • Schädigung der Hornhaut oder des restlichen Auges, wenn der Ausschlag im Augenbereich auftritt
  • Hörschäden mit Lähmung der Gesichtsnerven
  • Hirnhautentzündung
  • Bei stark immungeschwächten Patienten: Übergreifen der Infektion auf innere Organe

Wenn Sie einen Verlust der Sehkraft, des Hörvermögens oder der Mimik bemerken, sollten Sie deshalb umgehend einen Arzt aufsuchen.

Häufig gestellte Fragen

Kann ich einer Gürtelrose vorbeugen?

Eine Gürtelrose lässt sich nicht immer verhindern. Sie können aber durch die Vermeidung von Stress und vor allem durch eine Impfung Ihr Erkrankungsrisiko um bis zu über 90 Prozent senken.

Welche Hausmittel helfen bei Gürtelrose?

Die Behandlung einer Gürtelrose mit Hausmitteln ist nicht ratsam. Besonders die Anwendung von Salben und Cremes, die nicht vom Arzt verschriebenen wurden, bergen die Gefahr, dass sich die Gürtelrose eher verschlimmert und im ungünstigsten Fall weiter infiziert. Außerdem wirken Hausmittel allenfalls gegen äußerliche Beschwerden nicht das Varizella-Virus. Wenn Sie zur Schmerzlinderung eine Alternative zu medizinischen Mitteln suchen, können Sie die betroffenen Hautstellen vorsichtig kühlen, z.B. mit Eiswürfeln, die Sie in ein Tuch wickeln.

Hinterlässt eine Gürtelrose Narben?

Ja, in der Regel bleiben bei einer Gürtelrose Narben zurück. Allerdings gibt es große Unterschiede, wie stark die Narben ausgeprägt sind.

Ist mein Schlaganfall/Herzinfarkt Risiko nach einem Gürtelrose-Ausbruch erhöht?

Leider ja. Vor allem in den ersten 4 Wochen nach einer Gürtelrose-Erkrankung ist das Risiko für einen Schlaganfall um bis zu 90 % und für einen Herzinfarkt um 20% erhöht. Wenn Sie Raucher sind oder weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z.B. Übergewicht haben, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt in den ersten Wochen nach Beginn der Gürtelrose auf Warnzeichen achten.

Sind Kinder gefährdeter als Erwachsene?

Kinder erkranken viel seltener als Erwachsene an Gürtelrose und haben auch ein geringeres Risiko für schwere Verläufe mit Komplikationen. Neugeborene sollten aber in ihren ersten Lebenswochen unter allen Umständen keinen Gürtelrose-Ausschlag berühren, weil ein hohes Risiko für Komplikationen besteht.

dr-nadia-schendzielorz.png
Medizinisch geprüft von:
Dr. Nadia Schendzielorz Medizinische Autorin

Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.

Lernen Sie unsere Ärzte kennen

Letzte Änderung: 15 Mai 2020

Alle Sprechstunden auf einen Blick
Zu den Behandlungen




Gütesiegel & Mitgliedschaften