Urin: Das verrät Harn über die Gesundheit

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 10 Nov 2021

Urin ist nicht gerade ein Thema, mit dem man sich allzu gerne beschäftigt. Dabei lohnt es sich durchaus, der Ausscheidung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn Farbe, Konsistenz und Geruch von Harn sagen mehr über die eigene Gesundheit aus, als Sie vielleicht denken. Manchmal ist veränderter Urin sogar ein Warnsignal, das uns wissen lässt: Ab zum Arzt! Harn kann jedoch auch aus harmlosen Gründen anders aussehen oder riechen als üblich. Alles, was Sie über Urin wissen müssen, erfahren Sie hier.

Inhalt
Urin: Illustration mit den beiden Nieren, den Harnleitern und der Blase, gefüllt mit gelbem Urin.
 

So sieht gesunder Urin aus – und so riecht er

Urin ist eine Ausscheidung, die entsteht, wenn die Nieren das Blut filtern. Alle Stoffe, die der Körper nicht weiter verarbeiten kann (Stoffwechselabbauprodukte), werden über ihn wieder aus dem menschlichen Organismus geleitet.

Der Harn besteht dabei zum größten Teil aus Wasser. Daneben enthält er Salze, Harnstoff und Harnsäure. Im Urin ist außerdem Bilirubin zu finden, das beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin entsteht und eine gelb-braune Farbe hat. Insgesamt erscheint der Harn eines gesunden Menschen deshalb durchsichtig hellgelb bis bernsteinfarben, je nachdem, wie viel er trinkt.

Bei einer geringen Flüssigkeitszufuhr oder nach einer anstrengenden Sporteinheit ist der Urin konzentrierter und somit auch etwas dunkler. Er kann dann dunkelgelb bis orange aussehen. Wenn vorher viel Flüssigkeit aufgenommen wurde, erscheint er hellgelb. Außerdem ist ein schwacher, leicht säuerlicher Eigengeruch des Harns völlig normal.

Wann ist es Zeit, zum Arzt zu gehen?

Kurzfristige Veränderungen des Urins sind nicht unüblich. Die Ausscheidung kann sogar eine grüne oder milchig-trübe Farbe annehmen – dies muss für sich allein genommen noch nicht auf eine Erkrankung hindeuten. Ebenso wenig brauchen Sie sich sofort Sorgen zu machen, wenn der Harn einen etwas seltsamen Geruch verströmt oder kleine Flocken enthält. Oft stecken Lebensmittel oder Medikamente hinter diesen Veränderungen oder schlichtweg eine mangelnde Flüssigkeitszufuhr.

Auf die leichte Schulter sollten Sie diese Auffälligkeiten dennoch nicht nehmen: Beobachten Sie weiterhin Ihren Urin. Hat er auch nach einigen Tagen noch eine andere Farbe oder einen komischen Geruch, dann ist ein Arztbesuch ratsam. Auch wenn Ihr Harn sehr übel riecht, sollten Sie direkt einen Mediziner aufsuchen. Dasselbe gilt für den Fall, dass Sie weitere Krankheitszeichen oder Veränderungen an Ihrem Körper wahrnehmen. Schäumt Ihr Urin beim Wasserlassen stark, lassen Sie dies ebenfalls am besten zeitnah abklären.

Einen Arzt sollten Sie ebenfalls zügig hinzuziehen, wenn sich der Harn rot verfärbt. Roter Urin kann auf Blutbeimengungen hindeuten. Hier muss zeitnah untersucht werden, woher diese rühren oder ob die Verfärbung womöglich doch nur durch Lebensmittel entsteht.

Bei schwarzen Verfärbungen gehen Sie genauso vor: Schwarzer Urin muss schnellstmöglich ärztlich abgeklärt werden. Dahinter könnte eine Malaria-Infektion oder ein Tumor stecken.

Der Urin hat eine andere Farbe

Harn kann in bestimmten Situationen nicht mehr gelb aussehen, sondern andere Farben annehmen. Möglich sind unter anderem:

Oftmals entwickelt sich die Farbveränderung aber nicht durch eine Erkrankung. Früh morgens ist es beispielsweise normal, dass der Harn eine dunklere Farbe hat. Denn in der Nacht nimmt jeder weniger oder gar keine Flüssigkeit zu sich. Die farbgebenden Stoffe im Urin sind höher konzentriert. Dies ist mitunter auch nach einer anstrengenden körperlichen Betätigung der Fall, wenn der Mensch vermehrt Flüssigkeit über die Schweißdrüsen abgibt. Achten Sie dann darauf, viel zu trinken.

Für dunklen bis braunen Urin ist manchmal eine Blasenentzündung verantwortlich. Diese geht in der Regel mit Schmerzen beim Wasserlassen, Rückenschmerzen oder Blasenschmerzen einher.

Wenn Sie eine Harnwegsinfektion wie eine Blasenentzündung bei sich vermuten, wenden Sie sich an die Ärzte von ZAVA. Unsere Mediziner können Ihnen je nach Angemessenheit und individueller Eignung ein passendes Medikament verschreiben.

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Wichtig: Wenn Urin nicht mehr nur dunkel, sondern tatsächlich schwarz aussieht (Melanurie), ist ein Besuch beim Arzt unumgänglich: Zwar bedingen auch bestimmte Medikamente schwarzen Harn, möglicherweise deutet die Farbe allerdings auf schwerwiegende Erkrankungen hin. Lassen Sie dies also unbedingt überprüfen.

Zu den eher außergewöhnlichen Farbveränderungen zählt grüner Urin. Neben Arznei- und Lebensmitteln kann hier eine Erkrankung Auslöser sein. Beobachten Sie deshalb, ob der Harn spätestens nach einigen Tagen wieder hellgelb aussieht. Wenn nicht, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Auch violetter Urin kann vorkommen – betroffen sind in der Regel Patienten, die einen Blasenkatheter tragen. Tritt in einem solchen Fall eine bakterielle Harnwegsinfektion ein, verändert der Urin womöglich seine Farbe. Antibiotika und strikte Hygiene schaffen Abhilfe.

Wenn der Harn trüb bis weißlich aussieht, kommen viele verschiedene Ursachen in Betracht. Einerseits liegt die Farbe hin und wieder lediglich an einer anstrengenden Sporteinheit oder an bestimmten Ernährungsgewohnheiten. Andererseits kann trüber bis milchiger Urin ein Anzeichen für verschiedene Erkrankungen sein.

Sind beispielsweise die Nieren geschädigt, äußert sich das durch Eiweiß im Harn, was ihn trüb aussehen lässt. Achten Sie also genau darauf, wie lange die Farbveränderung beziehungsweise die Trübung des Urins anhält. Sollte er sich nach einigen Tagen nicht wieder normalisieren, dann vereinbaren Sie einen Arzttermin.

Medikamente färben den Urin ein

Wenn sich der Harn plötzlich verfärbt, sollten Sie einen Blick auf die Medikamente werfen, die Sie einnehmen. Arzneimittel verursachen manchmal ebenfalls eine Färbung des Urins.

Farbe des Urins Arzneimittel/Wirkstoffe (Auswahl)

dunkel (auch bräunlich, schwarz, bläulich)

4-Aminosalicylsäure, Levodopa, Sorbitol, Sulindac, Thymol

braun

Isoniazid, Nitrofurantoin, Paracetamol (überdosiert), Riboflavin (hoch dosiert)

grün

Propofol, Amitriptylin, Cimetidin, Indometacin, Promethazin, Mitoxantron, Arbutin, Methylenblau

Andere Harnfarbe aufgrund von Lebensmitteln

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich die Urinfarbe nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel verändert. Nach etwa 1 Tag sollte der Harn in diesem Fall aber wieder gelblich aussehen.

Farbe des Urins Lebensmittel

braun bis rot-braun

Rotwein, Beeren, Rote Bete, Karotten, Rhabarber

grün bis blau-grün

Lebensmittelfarbe (z.B. Brillantblau FCF), Lakritz, Spargel, B-Vitamine (hoch dosiert)

trüb bis milchig-weiß

überwiegend pflanzliche Ernährung, hoher Fleischkonsum, hoher Eiweißkonsum

Der Urin hat eine andere Konsistenz

Es ist völlig normal, dass der Urin farblich manchmal etwas variiert – solange er spätestens nach ein paar Tagen wieder seine typisch gelbliche Farbe annimmt. Doch gilt das auch, wenn sich plötzlich Schaum, braune Fusseln oder Flocken im Harn befinden?

Fusseln sind erst einmal noch kein Grund zur Sorge, solange diese Veränderung nur kurzzeitig auftritt. Vielleicht haben Sie nur zu wenig getrunken oder sich körperlich stark verausgabt. Gelegentlich können diese Fusseln aber auch auf eine Erkrankung, zum Beispiel der Nieren, hinweisen. Bei weiteren Symptomen oder wenn die braunen Stückchen nicht innerhalb kurzer Zeit von selbst verschwinden, sollten Sie deshalb zum Arzt gehen.

Schaum im Urin sollte grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden, denn die Gründe dafür sind vielfältig. Schaumiger Harn kann ein Anzeichen für Nierenerkrankungen oder in seltenen Fällen sogar Krebs sein. Oft ist das Beschwerdebild jedoch auf harmlose Ursachen zurückzuführen. Dann genügt es in der Regel, mehr zu trinken und dem Körper mehr Ruhe zu gönnen.

Der Urin hat einen komischen Geruch

Unter Umständen haben Sie es selbst schon erlebt: Nach dem Genuss von Spargel oder Kaffee riecht der Urin plötzlich ganz anders als sonst. Es gibt aber noch mehr Lebensmittel, die den Geruch von Urin verändern – und die Sie vielleicht noch gar nicht im Verdacht haben, wenn Ihnen auf der Toilette auf einmal ein anderer Duft in die Nase steigt. Wussten Sie zum Beispiel, dass Harn nach Popcorn riechen kann? Dies kommt vor, wenn Sie Weizen, Mais oder Reis gegessen haben.

Wenn der Urin etwas penetranter riecht als sonst, haben Sie vielleicht einfach zu wenig getrunken. Hat Ihr Harn allerdings einen sehr üblen Geruch, zum Beispiel nach Ammoniak oder Fäkalien, sollten Sie der Ursache auf den Grund gehen und einen Mediziner aufsuchen. Möglicherweise liegt ein Harnwegsinfekt vor – oder Schlimmeres, zum Beispiel eine Fistel oder sogar Leberversagen. Dies ist jedoch sehr selten.

Achtung: Wenn Sie Diabetiker sind, sollten Sie stutzig werden, wenn Ihr Urin süßlich riecht. Gehen Sie dann sofort zum Arzt. Hinter der Geruchsveränderung könnte eine lebensgefährliche Übersäuerung des Blutes stecken, die durch Insulinmangel ausgelöst wird.

Urin in der Schwangerschaft

Wenn Sie schwanger sind, ist es besonders wichtig, auf mögliche Veränderungen des Urins zu achten. Denn Blasenentzündungen in der Schwangerschaft können gefährlich werden und sich zum Beispiel zu einer Nierenbeckenentzündung oder einer Präeklampsie (Schwangerschaftshochdruck) entwickeln.

Anhand von Aussehen und Geruch des Harns lässt sich eine Blasenentzündung jedoch gut erkennen: Der Urin ist dann oft trüb und riecht eventuell etwas komisch. Besonders wenn noch weitere Anzeichen hinzukommen, zum Beispiel Schmerzen beim Wasserlassen, sollten Sie zügig zum Frauenarzt gehen. Wenn Ihr Urin in der Schwangerschaft stark schäumt, könnte dies bereits ein Anzeichen für eine Präeklampsie sein. Sie geht unter anderem mit Bluthochdruck, Kopfweh oder Übelkeit einher.

Sollten Sie in der Schwangerschaft grünen Urin bemerken, dann suchen Sie sofort einen Arzt auf. Oftmals handelt es sich dabei gar nicht um Harn, sondern um Fruchtwasser. Reißt die Fruchtblase (unbemerkt) ein oder platzt sie und das Fruchtwasser tröpfelt nur leicht heraus, besteht schnell Verwechslungsgefahr. Das muss ärztlich abgeklärt werden. Grünes Fruchtwasser deutet darauf hin, dass das Kind schon im Mutterleib den ersten Stuhl abgesetzt hat.

Häufig gestellte Fragen

Warum riecht Urin?

In Urin ist sogenanntes Urinmetabolom enthalten. Das sind Stoffwechselprodukte, die der Körper ausscheidet. Der Geruch des Harns wird dadurch beeinflusst, wie sich das Urinmetabolom zusammensetzt, also welche Stoffwechselprodukte genau im Urin enthalten sind.

Woraus besteht Urin?

Urin besteht zu 95 % aus Wasser. Die restlichen Bestandteile sind hauptsächlich Harnstoff, Harnsäure und Salze.

Warum ist Urin gelblich?

Neben Wasser, Harnstoff, Harnsäure und Salzen ist auch Bilirubin im Urin enthalten. Dabei handelt es sich um ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Bilirubin hat eine gelb-bräunliche Farbe und lässt somit auch den Harn gelb aussehen.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 10 Nov 2021

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