Trüber Urin: Ursachen für milchigen Harn
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Ulrike ThiemeLetzte Änderung: 08 Dez. 2021
Urin sieht normalerweise durchsichtig und hellgelb bis bernsteinfarben aus. Manchmal kann er jedoch trüb oder sogar milchig erscheinen. Dies löst bei vielen Betroffenen erst einmal Unsicherheit aus – dabei steckt oft eine harmlose Ursache dahinter. Seltener ist die Veränderung auch ein Anzeichen für eine Erkrankung. Lesen Sie hier, warum Harn trüb erscheint und wann Sie zum Arzt gehen sollten.
Kurzübersicht
Mögliche Ursachen: Wenn der Urin plötzlich trüb und nicht mehr klar ist, kommen verschiedene Ursachen in Betracht. Beispielsweise bewirkt eine pflanzenbasierte Lebensweise (vegetarisch/vegan) manchmal eine Trübung. Hier besteht kein Grund zur Sorge. Ebenso ist es bei Frauen möglich, dass sich lediglich Scheidensekret in den Harn gemischt hat. Nimmt der Urin allerdings eine milchig-weiße Farbe an, ist dies häufig auf weiße Blutkörperchen (Leukozyten) zurückzuführen. Auslöser hierfür kann ein Harnwegsinfekt (z.B. eine Blasenentzündung) sein. Ebenfalls lassen mitunter Fisteln (nicht vorgesehene, krankhafte Verbindungen) zwischen Lymphsystem und Harntrakt, Eiweiße (Proteine) oder Lymphflüssigkeit den Urin trüb aussehen und deuten eventuell auf eine Erkrankung hin.
Dann ist ein Arzttermin nötig: Wenn zum trüben Urin noch Schmerzen beim Wasserlassen, ein starker Harndrang, sonstige Schmerzen oder Fieber hinzukommen, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Auch wenn der Harn nicht nur trüb, sondern milchig-weiß oder gar anderweitig verfärbt erscheint, empfiehlt sich ein Arzttermin.
Das tut der Arzt: Der Arzt nimmt Ihre Symptome auf und versucht, mögliche Ursachen für den trüben Harn herauszufinden. Anhand einer Urinprobe kontrolliert er, ob bestimmte Werte auffällig sind. Eventuell kommen im Anschluss noch körperliche Untersuchungen, zum Beispiel der Nieren, hinzu.
Trüber Urin: Die Ursachen sind vielfältig
Urin hat normalerweise eine hellgelbe bis bernsteinorange Farbe. Es ist völlig unbedenklich, wenn er manchmal etwas heller und hin und wieder etwas dunkler erscheint. Dies hängt in der Regel mit der Flüssigkeitszufuhr zusammen. Harn kann allerdings auch völlig andere Farben annehmen oder anderweitig auffallen – aus harmlosen Gründen oder in seltenen Fällen aufgrund einer Erkrankung. Zum Beispiel kommen folgende Abweichungen vor:
Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Urin trüb oder sogar milchig erscheint. Die Ursachen hierfür sind divers: Sowohl Proteine, weiße Blutkörperchen und Mineralien als auch Lymphflüssigkeit (Chylus) können dem Harn beigemengt sein. Dies hat oft harmlose Gründe, mitunter spricht es auch für eine Erkrankung.
Ernährung und Scheidensekret sorgen für trüben Urin
Tritt trüber Urin auf, kann sich bei Frauen lediglich etwas Scheidensekret in den Urin gemischt haben. Dies ist kein Anzeichen für eine Erkrankung.
Ebenfalls unbedenklich ist trüber Harn, der aufgrund von pflanzenbasierter Ernährung entsteht. Durch den Verzehr von überwiegend pflanzlichen Nahrungsmitteln scheiden Veganer oder Vegetarier unter Umständen vermehrt Phosphate über den Urin aus. Sie verleihen dem Harn ein milchig-trübes Aussehen. Auch wer zu vielen phosphathaltigen Nahrungsmitteln wie Schmelzkäse, Kakao oder Nüssen greift, bemerkt möglicherweise: Der Urin erscheint trüb.
Das Gegenteil, nämlich der Verzehr von viel tierischem Protein, also Fleisch, Milch und Fisch, bewirkt manchmal genauso eine Trübung des Harns. Tierische Produkte enthalten Kalzium, das der Körper in verstoffwechselter Form ausscheidet – der Urin wirkt dann nicht mehr klar. Hinzu kommen Purine im Fleisch: Werden diese durch den Körper abgebaut, entsteht Harnsäure. Sie lässt den Urin ebenfalls bewölkt aussehen.
Schon gewusst? Eine sehr proteinreiche Ernährungsweise trägt außerdem dazu bei, dass vermehrt Eiweiße im Harn zu finden sind und dieser nicht mehr durchsichtig erscheint.
Nichtsdestotrotz sollte der Arzt abklären, ob tatsächlich die Ernährung hinter der Urinveränderung steckt. Denn mitunter kommen auch eine Hormonstörung oder Tumore als Ursache für eine erhöhte Ausscheidung von Phosphaten in Betracht. Findet sich Kalzium vermehrt im Urin, kann dies dagegen an einer Erkrankung wie Knochenschwund (Osteoporose) oder an einer Vitamin D-Überdosierung liegen.
Gut zu wissen: Eine erhöhte Ausscheidung von Kalzium (Hyperkalzurie) oder Phosphat (Hyperphosphaturie) mit dem Urin begünstigt die Bildung von Harnsteinen. Wenn diese sich festklemmen und den Harnabfluss blockieren, lösen sie manchmal Nierenkoliken aus, die sich durch extreme Schmerzen im unteren Bauchraum äußern.
Weiße Blutkörperchen können auf Harnwegsinfekt hindeuten
Wirkt der Harn milchig-weiß, stecken oft weiße Blutkörperchen (Leukozyten) dahinter. Befinden sich sehr viele Leukozyten im Urin (Leukozyturie), spricht das für einen Harnwegsinfekt, zum Beispiel eine Blasenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung. Wenn zudem vermehrt Bakterien im Harn gefunden werden (Bakteriurie), kann der Arzt relativ sicher von einem solchen Infekt ausgehen. Meist lässt sich eine zusätzliche Bakteriurie bereits durch den üblen Geruch des Urins erahnen.
Eine Blasenentzündung äußert sich in der Regel durch weitere Beschwerden wie Blasenschmerzen, Brennen beim Wasserlassen und häufigen Harndrang. Sie haben diese Symptome bei sich bemerkt und wünschen eine ärztliche Abklärung? Die Ärzte von ZAVA stehen gerne für eine Ersteinschätzung bereit. Sollte sich die Vermutung einer Blasenentzündung bestätigen, stellen Ihnen unsere Mediziner auch ein Rezept für ein geeignetes Medikament gegen Blasenentzündung aus.
Keine Resultate gefunden.
Bitte überprüfen Sie Ihren Suchbegriff oder versuchen sie einen anderen Medikamentennamen.
Übrigens: Schwangere sind wegen der Hormonumstellung besonders oft von einer Blasenentzündung betroffen. Wenn Sie während der Schwangerschaft trüben Urin bemerken, der nicht auf eine Ernährungsumstellung zurückzuführen ist, sollten Sie sich deshalb einem Arzt vorstellen. Eine Blasenentzündung während der Schwangerschaft kann ernste Komplikationen auslösen, zum Beispiel eine Präeklampsie (Schwangerschaftshochdruck).
Ist die Leukozytenzahl im Urin stark erhöht, doch findet der Arzt keine Bakterien, dann spricht dies nicht für eine Blasenentzündung. Stattdessen deutet der Befund eher auf Tuberkulose hin. Auch Chlamydien, Pilzinfektionen, Genitalherpes oder ein Steinleiden, zum Beispiel Nierensteine, sind denkbar.
Eiweiß im Harn: Sind die Nieren in Ordnung?
Eiweiße (Proteine) können den Urin ebenfalls trüben. Proteine lassen sich im Harn anhand von Urinteststreifen nachweisen. Auch durch einen einfachen Selbstversuch ist der Verdacht leicht überprüft: Wenn sich beim Schütteln einer Urinprobe Schaum bildet, der lange anhält, deutet dies auf Eiweiß im Harn hin. Stellt ein Mediziner auffällig viel Protein im Urin fest, erweist sich dies mitunter als Anzeichen für eine Nierenschädigung, die weiter ärztlich abgeklärt werden sollte.
Konkret handelt es sich bei einem Eiweißfund oft um das Protein Albumin. Eine vermehrte Ausscheidung von Albumin (Albuminurie) deutet häufig auf eine Nierenerkrankung hin, die durch Diabetes ausgelöst wird (sogenannte diabetische Nephropathie). Oft geht mit der Albuminurie beziehungsweise mit einer Schädigung der Nieren auch Bluthochdruck (Hypertonie) einher.
Eiweiß im Harn (Proteinurie) kann jedoch auch bei anstrengender körperlicher Betätigung oder bei emotionalem Stress vorkommen. Hierzu zählen zum Beispiel Depressionen, Angststörungen oder andere belastende Situationen im Berufs- oder Privatleben.
Achtung: Bemerken Sie neben dem trüben Urin auch Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Diese Beschwerden können auf ein nephrotisches Syndrom aufgrund einer Nierenschädigung hinweisen. Auch wenn Sie zusätzlich Blut im Urin (Hämaturie) bemerken, ist ein Besuch beim Arzt unumgänglich. Hier liegt vermutlich eine urologische Ursache vor, also ein Problem mit Harnorganen wie den Nieren oder der Blase.
Lymphflüssigkeit im Urin: Meist stecken Parasiten dahinter
Wenn sich fetthaltige Lymphflüssigkeit (Chylus) unter den Urin mischt, kann dieser eine milchig-trübe Farbe annehmen. Verantwortlich hierfür ist eine Fistel, also eine unnatürliche Verbindung zwischen Organen, die eigentlich nicht miteinander verknüpft sein sollten. Eine Fistel zwischen Lymphsystem und Harntrakt entsteht, wenn Lymphgefäße verengt werden, reißen und Lymphflüssigkeit deshalb in den Harntrakt und somit in den Urin gelangt (Chylurie).
Meist liegt die Ursache für eine solche Fistel in einer Infektion mit Parasiten, vor allem mit Fadenwürmern (Filarien). Filarien kommen jedoch nur in bestimmten tropischen und subtropischen Gebieten vor. In der westlichen Welt tritt eine solche Chylurie deshalb nur sehr selten und häufig nach einem Tropenurlaub auf. Lässt sich dennoch Lymphflüssigkeit im Urin feststellen, kommen auch eine angeborene Fehlbildung oder Tumore, die die Lymphgefäße verengen oder blockieren, als Ursachen infrage. Darüber hinaus kann eine Schwangerschaft zu Lymphstau und damit zu einer Fistel führen.
Gut zu wissen: Ein einfacher Test hilft festzustellen, ob es sich wirklich um die fetthaltige Lymphflüssigkeit handelt, die den Urin trüb und milchig verfärbt: Wenn dies der Fall ist, erscheint der Harn wieder durchsichtig, wenn der Betroffene eine Zeit lang konsequent auf Fett in der Nahrung verzichtet. Beim Verzehr fettreicher Lebensmittel stellt sich dagegen erneut die milchig-trübe Färbung ein.
Auch Blut kann Urin trüb aussehen lassen
Blut im Urin (Hämaturie) bewirkt eventuell ebenfalls eine Trübung. Der Harn besitzt dann allerdings zusätzlich eine rötliche bis braune Farbe. Ursachen können eine Blasenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung sein. Bei Männern ist eventuell eine Prostatavergrößerung dafür verantwortlich. Auch Nierensteine oder gar ein Niereninfarkt sind mögliche Auslöser.
Fazit: Trüben Urin besser abklären
Wenn Sie bemerken, dass Ihr Urin nicht mehr durchsichtig ist, sondern auffallend trüb oder sogar milchig-weiß, dann müssen Sie nicht sofort das Schlimmste befürchten: Bestimmte Essgewohnheiten sowie extremer Stress sorgen manchmal für eine Trübung des Harns.
Allerdings kann trüber Urin unter anderem ein Anzeichen für eine Blasenentzündung, eine Fistel oder ein Nierenleiden sein. Deshalb sollten Sie Ihren Arzt kontaktieren, wenn zusätzliche Beschwerden hinzukommen, der Harn streng riecht, schäumt oder anderweitig verfärbt ist, zum Beispiel grün, dunkel oder braun.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Ursache für milchigen Urin?
Urin wird milchig-trüb, wenn er viel Eiweiß, weiße Blutkörperchen, Mineralien oder Lymphflüssigkeit enthält. Dies wird zum Beispiel durch die Ernährung, aber auch durch Erkrankungen wie eine Blasenentzündung oder eine Fistel bedingt.
Welche Urinfarbe ist gefährlich?
Sollte der Urin nicht gelblich sein, sondern sich zum Beispiel rot-braun oder milchig-weiß verfärben, kann dies an der Ernährung liegen. Es kommt aber auch eine Erkrankung in Betracht, besonders wenn Sie weitere Beschwerden bemerken.
Wann sollte ich bei trübem Urin zum Arzt?
Wenn Sie den trüben Urin nicht eindeutig auf Ihre Ernährung oder auf extremen Stress zurückführen können, weitere Beschwerden, eine Verfärbung oder ein übler Geruch hinzukommen, dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 08 Dez. 2021
-
Abklärung der Hämaturie, Deutsches Ärzteblatt, online: https://www.aerzteblatt.de/archiv/203278/Abklaerung-der-Haematurie, abgerufen 08.10.21
-
Alarmzeichen der Niere, Pharmazeutische Zeitung, online: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-492008/alarmzeichen-der-niere/, abgerufen 08.10.21
-
Alken, P. (2013). Das Harnsteinleiden: Ursachen· Diagnose· Therapie. Springer-Verlag
-
Altmeyer P: Pyurie. In: Altmeyers Enzyklopädie, online: https://www.altmeyers.org/de/innere-medizin/pyurie-106792, abgerufen 08.10.21
-
Bielmeier, J., Langen, H. J., & Fleischer, K. (2004, June). Retroperitoneale Raumforderung bei lymphatischer Filariose mit Chylurie. In RöFo-Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der bildgebenden Verfahren (Vol. 176, No. 06, pp. 908-910). Georg Thieme Verlag KG Stuttgart· New York