Urin mit Geruch – ist das gefährlich?

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 03 Dez 2021

Dass Urin einen leichten Eigengeruch hat, ist gesund und unbedenklich. Doch spätestens sobald der Harn strenger riecht, fragen sich Betroffene, was eigentlich noch normal ist. Meist stecken hinter einer Geruchsveränderung harmlose Ursachen wie der Verzehr von bestimmten Lebensmitteln oder ein Flüssigkeitsmangel. In seltenen Fällen können aber auch Erkrankungen den Uringeruch beeinflussen. Lesen Sie hier, wann Urin mit Geruch bedenklich ist und wann Sie lieber einen Arzt aufsuchen sollten.

Inhalt
Urin mit Geruch: Illustration einer Nase, die Gerüche aus einer Toilette mit einer gelben Flüssigkeit wahrnimmt.
 

Kurzübersicht

Mögliche Ursachen: Bestimmte Lebensmittel, zum Beispiel Spargel oder Fleisch, können Urin mit Geruch auslösen. Unangenehm riechender Harn deutet außerdem auf Flüssigkeitsmangel hin und gilt als Symptom von Harnwegsinfekten. Auch Stoffwechselerkrankungen wie das Fischgeruch-Syndrom und die Ahornsirupkrankheit sowie Infekte mit bestimmten Bakterien äußern sich durch olfaktorische (geruchliche) Veränderungen des Harns.

Dann ist ein Arzttermin nötig: Wenn Sie die Geruchsentwicklung nicht auf Lebensmittel zurückführen können und sie länger andauert, vereinbaren Sie einen Arztbesuch. Erster Ansprechpartner ist ein Allgemeinmediziner, der unter Umständen an einen Spezialisten, den Urologen, verweist.

Das tut der Arzt: Zunächst erfragt er Ihre Beschwerden und Ihre Krankheitsgeschichte. Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, halten Sie am besten die Namen der Präparate und ihre Dosierung bereit. Meist kann der Arzt dann schon einschätzen, woher Ihre Symptome rühren. Urin-Analytik und Ultraschall sind weitere Diagnoseverfahren.

Achtung: Sind Sie an Diabetes erkrankt, sollten Sie bei geruchlichen Veränderungen des Urins immer medizinischen Rat einholen.

Warum riecht Urin?

Wenn die Nieren das Blut reinigen, entsteht Urin: Der Harn enthält das sogenannte Urin-Metabolom, also ausgeschiedene Stoffwechselprodukte. Je nachdem in welchen Mengen sie vorhanden sind, ändert sich die chemische Zusammensetzung des Urins. Genau diese ist es, die für den Eigengeruch von Harn verantwortlich ist.

Nimmt der Mensch nun eine besondere Duftnote wahr, kommen dafür 2 unterschiedliche Gründe infrage: Entweder die Bestandteile des Urins haben sich gewandelt oder aber der Geruchssinn des Menschen. Eine sogenannte olfaktorische (geruchliche) Veränderung kann also nicht nur auf den Harn selbst, sondern auch auf die Wahrnehmung des Riechenden zurückgehen. Behalten Sie dies bei der Beurteilung von Urin mit Geruch im Hinterkopf.

Spargel, Knoblauch und Kohl: Strenger Uringeruch durch Lebensmittel

Viele Spargel-Liebhaber kennen ihn: Den typischen schwefeligen Geruch von Urin nach dem Verzehr von Spargel. Diese Besonderheit lässt sich durch die chemische Zusammensetzung des Gemüses erklären. Spargel enthält Schwefelverbindungen. Verstoffwechselt der Körper sie, entsteht S-Methylester, das mit dem Urin ausgeschieden wird und für den charakteristischen Duft sorgt.

Interessant: Nicht alle Menschen können den Spargel-Uringeruch wahrnehmen oder selbst produzieren. Ob das möglich ist, hängt von der genetischen Veranlagung und vom Geruchsinn jedes einzelnen ab.

Neben Spargel enthalten auch diese Lebensmittel Schwefel:

  • Knoblauch
  • Kohl
  • Zwiebeln

Die Ausscheidungen nach ihrem Verzehr sind ebenfalls geruchsintensiv und erinnern an den Urin nach dem Genuss von Spargel. Das ist nichts Ungewöhnliches, zudem hält die Veränderung in der Regel nur kurzzeitig an – meist ausschließlich so lange, bis das verstoffwechselte Lebensmittel den Körper wieder verlässt. Bei Uringeruch durch Lebensmittel müssen Sie sich daher keine Sorgen machen.

Urin riecht nach Ammoniak: Geruch hat eine beißende Note

Die meisten Menschen nehmen Ammoniak als übelriechend, beißend oder stechend wahr. Man kennt den Geruch unter anderem von öffentlichen Toiletten mit mangelnden Hygienestandards. Lässt sich eine solche Geruchsveränderung wahrnehmen, liegt womöglich ein Flüssigkeitsmangel oder ein Harnwegsinfekt vor.

Genug getrunken?

Wenn ein Ammoniak-Geruch den Urin prägt, kann dies auf einen Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung) hindeuten. Trinkt der Mensch zu wenig, verfärbt sich nicht nur der Urin dunkel oder braun, es verändert sich häufig auch sein Eigengeruch. Das liegt daran, dass die geruchsgebenden Inhaltsstoffe im Harn höher konzentriert sind. Das ist eine normale körperliche Reaktion. Viel zu trinken, schafft in solchen Fällen meist zügig Abhilfe.

Liegt ein Harnwegsinfekt vor?

Ammoniak-Geruch im Urin ist darüber hinaus ein Zeichen für einen Harnwegsinfekt. Einige Erreger, so Proteus mirabilis oder das Bakterium Escherichia coli, können dabei übelriechenden Urin auslösen. In der Regel kommen zur Geruchsveränderung des Harns auch weitere Symptome wie Abgeschlagenheit, Schmerzen beim Wasserlassen, Blasenschmerzen oder Fieber hinzu. Ändert sich zudem die Farbe des Urins, ist von einer Blasenentzündung beziehungsweise von einem Harnwegsinfekt auszugehen.

In dieser Situation sollten Sie viel trinken, um Blase und Harntrakt zu spülen. Viele Betroffene schätzen zudem Hausmittel bei Blasenentzündung, wie eine Wärmflasche, die schmerzlindernd wirkt. Je nach Schwere des Infekts ist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig.

Wussten Sie, dass Sie auch bei ZAVA Medikamente gegen Blasenentzündung erhalten? Nutzen Sie dazu unseren medizinischen Fragebogen: Nach Angemessenheit verschreiben Ihnen unsere Ärzte daraufhin ein passendes Medikament.

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Erscheint der Uringeruch fäkal (also riecht er nach Kot), könnte auch eine Fistel der Auslöser sein. Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen Blase und Darm, die dort nicht vorgesehen ist. Auch dies sollte ärztlich abgeklärt werden, um Komplikationen und längerfristige Symptome zu vermeiden.

In sehr seltenen Fällen deutet Ammoniak-Geruch im Urin auch auf ein Leberversagen hin. Das geht jedoch mit weiteren körperlichen Beschwerden einher. Kontaktieren Sie umgehend einen Arzt, wenn Sie sich müde, schwach und benommen fühlen und/oder eine Schwellung im Bauchraum bemerken.

Fischiger Geruch von Urin

Verwandt mit Ammoniak ist fischiger Geruch von Urin. Wie bei allen olfaktorischen Veränderungen von Harn ist bei einem kurzzeitigen Auftreten zunächst nicht unbedingt Grund zur Sorge gegeben: Verschwindet der Fischgeruch von alleine, ist es wahrscheinlich, dass Lebensmittel den Ausschlag dafür gegeben haben.

Kommen zum fischigen Geruch von Urin noch Symptome wie Brennen beim Wasserlassen oder Fieber hinzu, sollten Sie einen Arzt kontaktieren. Möglich ist ein bakterieller Infekt der Harnwege. Dieser sollte unbedingt medizinisch abgeklärt werden.

In seltenen Fällen sorgt die Stoffwechselkrankheit Trimethylaminurie, auch Fischgeruch-Syndrom genannt, für einen fischigen Harngeruch. Bei dieser Stoffwechselkrankheit ist es dem Körper aufgrund eines Gendefekts nicht möglich, den unangenehm riechenden Stoff Trimethylamin abzubauen. Dies äußert sich durch fischigen Körper- und Uringeruch, der die Lebensqualität vieler Betroffenen massiv einschränkt. Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, wie Kohl und Eier, kann die Symptome abmildern, die jedoch nie vollständig verschwinden.

Urin mit süßem Geruch – das sind mögliche Gründe

Nicht immer muss der Uringeruch unangenehm oder übel sein. Unter bestimmten Umständen kann der Harn auch eine süße Note annehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig – meist hängt die Veränderung aber auch hier mit der Ernährung zusammen.

Urin riecht süß: Einseitige Ernährung als Ursache?

Jüngst erlangte die Keto-Diät große Bekanntheit. Es handelt sich dabei um eine Umstellung der Essgewohnheiten. Auf dem Speiseplan stehen Fleisch und eiweißhaltige Lebensmittel anstelle von Kohlenhydraten. Sie sollen den Körper in die sogenannte Ketose, einen speziellen Stoffwechselzustand, bringen. Erklärtes Ziel ist es, dass der Körper Nahrungsfette und Proteine als primäre Energielieferanten nutzt – um Gewicht zu verlieren.

Der starke Verzicht auf Kohlenhydrate kann sich auch im Geruch des Urins widerspiegeln. Riecht der Harn süßlich, deutet das auf eine sogenannte Ketonurie hin. Durch den Verzehr von Kohlenhydraten sollte der süßliche Geruch wieder verschwinden.

Achtung: Wenn Sie an Diabetes leiden, ist bei einem süßen Uringeruch Vorsicht geboten. Insulinmangel kann eine Ketoazidose, eine lebensgefährliche Übersäuerung des Blutes, auslösen. Süß riechender Urin ist bei Diabetikern immer ein Grund für zügigen medizinischen Rat.

Auch fiebrige Infekte, Operationen und größere Verletzungen am Körper sind mögliche Auslöser für süßen Geruch von Urin.

Urin riecht nach Popcorn: Nach dem Verzehr von Weizen, Reis und Mais

Der Harn riecht süßlich, ja sogar leicht buttrig – schnell stellen Betroffene gedankliche Verbindungen mit Popcorn her. Auch dieses Phänomen lässt sich in der Regel mit dem Verzehr bestimmter Lebensmittel erklären: Getreidesorten wie Mais, Weizen oder Reis enthalten den chemischen Stoff Pyrrolin. Seine Ausscheidung über den Urin sorgen zeitweise für einen süßlichen Geruch.

Urin riecht nach Ahornsirup: Ahornsirupkrankheit möglich

Bemerken Sie einen süßlich-würzigen Duft im Urin, der an Ahornsirup erinnert, ist ein Besuch beim Arzt ratsam – insbesondere dann, wenn der Geruch über einen längeren Zeitraum hinweg anhält. Eine mögliche Ursache für die Besonderheit ist die Leuzinose, die sogenannte Ahornsirupkrankheit.

Dabei handelt es sich um eine erbliche und angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper bestimmte Aminosäuren nicht richtig abbauen kann. Die Krankheit ist nicht heilbar. Eine medizinische Betreuung und eine langfristige Umstellung der Ernährungsgewohnheiten können die Symptome eindämmen.

Interessant: In Deutschland werden Neugeborene routinemäßig auf die Erkrankung getestet. So ist eine Behandlung von Kindesbeinen an möglich, was es leichter macht, mit der Krankheit zu leben.

Urin mit Geruch in der Schwangerschaft – ist das bedenklich?

In der Schwangerschaft verändert sich der Körper der Frau. Die Hormonumstellung bewirkt dabei auch eine andere chemische Zusammensetzung des Urins. Zugleich berichten viele werdende Mütter auch von einem feineren Geruchssinn. Dieses Zusammenspiel sorgt dafür, dass Frauen eine Geruchsveränderung des Urins in der Schwangerschaft schneller bemerken. In der Regel ist dies nicht besorgniserregend.

Achtung: Kommen zum Uringeruch noch weitere Symptome hinzu, wie Rückenschmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Er kann etwaige Infekte wie eine Blasenentzündung während der Schwangerschaft ausschließen.

Urin mit Geruch in der Stillzeit

Ähnlich wie in der Schwangerschaft ist der Geruchssinn auch während der Stillzeit besonders empfindlich und kann Veränderungen – zum Beispiel beim Urin – frühzeitig ausfindig machen. Wenn der Urin in dieser Zeit unangenehm riecht, geht das häufig auf eine zu geringe Trinkmenge zurück: Stillende Frauen sollten pro Tag etwa 2-2,5 Liter Wasser zu sich nehmen. Empfohlen wird 1 Glas Wasser zu jedem Stillen.

Gerade im Wochenbett, das heißt in den ersten 1,5-2 Monaten nach der Geburt, ist allerdings auch die Gefahr für Blasenentzündungen erhöht. Hormonell bedingt sind die Harnwege noch erweitert – das erleichtert Erregern die Ausbreitung.

Wichtig: Gelingt es in der Stillzeit nicht, eine Blasenentzündung mit Hausmitteln einzudämmen, dürfen nur Antibiotika zum Einsatz kommen, die

  • gar nicht in die Muttermilch übergehen oder
  • nur minimal in der Muttermilch auftauchen und kein Risiko für das Baby bedeuten.

Über den Service von ZAVA bei Blasenentzündung können stillende Frauen geeignete Arzneimittel anfragen, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Pivmecillinam.

Fazit: Bei starkem Uringeruch zum Arzt

Harn hat einen charakteristischen Eigengeruch. Er verstärkt sich bei Flüssigkeitsmangel oder nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel. Dies hält in der Regel nur kurzfristig an und ist meist unbedenklich. Bemerken Sie eine längerfristige Veränderung oder kommen weitere körperliche Beschwerden hinzu, ist ein Arztbesuch allerdings unumgänglich. Auch wenn sich der Urin anderweitig verändert, zum Beispiel eine grüne Farbe annimmt, trüb wird oder schäumt, sollten Sie einen Mediziner aufsuchen.

Häufig gestellte Fragen

Wann riecht Urin stark?

Harn riecht stark, wenn der Betroffene bestimmte Lebensmittel wie Spargel verzehrt hat. Auch Flüssigkeitsmangel und spezielle Erkrankungen führen zu riechendem Urin.

Was kann ich gegen Uringeruch tun?

Viel zu trinken, führt dem Körper Flüssigkeit zu und verdünnt gleichzeitig geruchsgebende Elemente des Urins.

Was ist, wenn der Urin nach Schwefel riecht?

Meist liegt das am Verzehr von Spargel. Sind die unverdaulichen Stoffe wieder aus dem Körper ausgeschieden, verschwindet der Geruch.

Was ist, wenn der Urin nach Ammoniak riecht?

Womöglich liegt ein Flüssigkeitsmangel vor. Möglich ist auch ein Harnwegsinfekt, der einer Behandlung bedarf.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 03 Dez 2021

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