Depressionen – wenn nichts mehr geht
Medizinisch geprüft von
Dr. Maike MichelLetzte Änderung: 26 Feb 2021
Fast jeder 5. Deutsche erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Depression. Depressionen werden jedoch häufig nicht erkannt, weshalb Betroffene ihre Beschwerden oft alleine aushalten müssen und keine Behandlung bekommen. Die Folgen können dramatisch sein: ein langer, zäher Krankheitsverlauf ohne Besserung, Verlust des Arbeitsplatzes und des sozialen Umfelds sowie finanzielle Sorgen. Auf dieser Informationsseite erfahren Sie mehr über das Vorkommen, die Symptome und Behandlung von Depressionen.
Kurzübersicht
Definition & Häufigkeit: Depressionen sind eine psychische Erkrankung, die bei Betroffenen über einen Zeitraum von mehr als 2 Wochen zu durchgehender Niedergestimmtheit und Freudlosigkeit führt. Fast jeder 5. Deutsche erlebt mindestens einmal in seinem Leben eine Depression. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer.
Symptome: Die Hauptsymptome einer Depression sind Niedergestimmtheit, Antriebsmangel und Interesse-/Freudlosigkeit.
Häufige Nebensymptome sind:
- Gedankenkreisen
- innere Unruhe und Anspannung
- Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen
- Angst
- Hoffnungslosigkeit
- Selbstwertverlust
- Schlafstörungen
- verminderte Libido
- Appetitlosigkeit
Ursachen: Depressionen treten oft in Zusammenhang mit schwierigen Lebensumständen auf:
- Trennung
- Verlust eines nahestehenden Menschens
- Arbeitsplatzverlust oder -wechsel, höhere Arbeitsbelastung
- Geburt oder Auszug eines Kindes
- Konflikte
Biografische Erfahrungen und das Vorkommen von Depressionen in der Familie beeinflussen das Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Behandlung: Depressionen sind gut behandelbar. Etwa die Hälfte der Betroffenen wird innerhalb von 6 Monaten wieder gesund. Die Art der Behandlung richtet sich dabei nach der Schwere der Erkrankung. Psychotherapie und Medikamente sind in der Regel die Mittel der Wahl. Im Falle von ausbleibendem Behandlungserfolg stehen weitere antidepressive Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
Über Depressionen
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 6 Millionen Menschen an einer Depression, wobei Frauen deutlich häufiger als Männer daran erkranken. Alleinlebende ohne feste Beziehungen, Menschen mit geringerem Einkommen und Bildungsstand sowie Bewohner in städtischen Regionen sind ebenfalls häufiger betroffen.
Eine Depression ist wahrscheinlich, wenn schlechte Stimmung, Freud- oder Antriebslosigkeit nahezu durchgehend über mehr als 14 Tage bestehen und auch nicht durch Verabredungen, Kinobesuche oder ähnliches gelindert werden können.
Im Unterschied zu einem vorübergehendem „Stimmungstief” halten depressive Symptome über lange Zeit an. Niedergestimmtheit, Freudlosigkeit, innere Unruhe und Grübeln verändern sich kaum oder gar nicht, auch wenn der Betroffene Situationen aufsucht, die normalerweise Freude und Ablenkung bieten würden.
Was sind Symptome einer Depression?
Depressionen sind Erkrankungen, die von Mensch zu Mensch sehr unterschiedliche Beschwerden zeigen können. Die Diagnosestellung ist daher nicht immer einfach.
Unterschieden wird zwischen Haupt- und Nebensymptomen, die über mindestens 2 Wochen nahezu immer vorhanden sein müssen. Depressive Patienten berichten häufig von:
- betrübter Stimmung
- Interessenverlust an Dingen, die früher Freude bereitet haben
- einem Gefühl, dass jede einzelne Aufgabe am Tag sehr viel Kraft und Überwindung kostet
- Schlafstörungen
Die drei Hauptsymptome
Hauptsymptome der Depression sind:
- Depressive, trübe Stimmung: Man fühlt sich bedrückt und kann weder Mut noch Zuversicht fassen.
- Antriebsverlust: Alles geht „schwer von der Hand”, man fühlt sich, als müsse man gegen einen zähen inneren Widerstand arbeiten. Der Antriebsverlust kann so ausgeprägt sein, dass die Tagesstruktur nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Betroffene liegen dann tagelang im Bett, gehen der Körperpflege nicht nach und essen und trinken sehr unregelmäßig.
- Interessenverlust und Freudlosigkeit: Man verliert Interesse und Freude an Aktivitäten, Themen oder Aufgaben, die einem früher Freude bereitet haben. Zudem unternehmen viele Betroffene deutlich weniger als zuvor.
Begleitsymptome zeigen sich auf psychischer und körperlicher Ebene
Es können folgende Begleitsymptome auftreten:
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen: Lesen, einem Gespräch folgen oder eine Aufgabe zu erledigen (z.B. kochen oder Post beantworten) sind kaum möglich.
- Schlechteres Erinnerungsvermögens / Merkfähigkeitsstörungen: Viele Informationen ziehen „wie am Kopf vorbei”. Gedankenkreisen: häufig wiederkehrende, negative Gedanken und Grübeln (z.B. „Wie soll das alles weitergehen?”, „Wie soll ich jemals XY schaffen?”).
- Innere (psychomotorische) Unruhe und Anspannung, ständiges Gefühl eines „laufenden inneren Motors”, der zu einem hohen Bewegungsdrang führen kann (nervöses Auf- und Ablaufen, Ungeduld).
- Hoffnungslosigkeit, Überforderung, die zu Gedanken wie „Mir kann man nicht helfen.”, „Es wird nie besser werden.”, „Ich weiß nicht, wie ich das alles jemals schaffen soll.” führen.
- Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen.
- Reizbarkeit („Ich gerate viel schneller aus der Fassung als früher.”).
- Schuldgefühle und Selbstwertverlust bis hin zu Gefühlen der Wertlosigkeit.
- Lebensmüde Gedanken, Todeswünsche, Selbstmordgedanken, Entwicklung von Suizidplänen bis hin zu Versuchen, sich das Leben zu nehmen.
- Ein- und Durchschlafstörungen, Früherwachen mitten in der Nacht („Ich liege ab halb drei nachts im Bett und kann nicht mehr einschlafen.”).
- Morgentief mit abendlicher Besserung; manche Betroffene erleben sich abends fast normal.
- Appetitlosigkeit, teilweise auch Appetitsteigerung; dementsprechend Gewichtsab- oder zunahme.
- Verlust des sexuellen Verlangens.
Schwere Depressionen können darüber hinaus mit Symptomen einhergehen, bei denen der Betroffene Dinge wahrnimmt, die in der Realität jedoch nicht vorhanden sind. Ebenso kann der Betroffene von etwas felsenfest überzeugt sein, obwohl diese Überzeugung nicht mit der Realität übereinstimmt. Solche Symptome werden psychotische Symptome genannt. Beispiele hierfür sind:
- Depressiver Wahn: Dieser kann verschiedene Formen annehmen, etwa Verarmungswahn (unkorrigierbare Überzeugung, hohe Schulden zu haben, Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können), Schuldwahn („Ich muss sühnen. Ich bin schuldig. Die Polizei sucht mich, weil ich so viele Fehler gemacht habe.”), hypochondrischer Wahn (Überzeugung, an einer schweren und bislang nicht entdeckten Krankheit zu leiden). Entscheidend ist, dass die Betroffenen meinen, arm/schuldig/krank zu sein, obwohl es Beweise für das Gegenteil gibt (etwa ein Kontoauszug vom Sparbuch; eine Bestätigung der Polizei, dass der Betroffene polizeilich nicht gesucht wird; eine Darlegung aller Untersuchungsbefunde, die körperliche Gesundheit zeigen).
- Halluzinationen in Form von Stimmen, die sich abwertend über den Betroffenen äußern.
Suizidgefahr
Suizidalität ist ein ernstzunehmendes Symptom in der Depression:
- Das Suizidrisiko ist bei depressiven Personen 30-fach erhöht im Vergleich zur Normalbevölkerung.
- 60 bis 70 % aller an Depressionen erkrankten Menschen kennen Suizidgedanken.
- 7.000 der 10.000 jährlich erfassten Suizide in Deutschland werden mit Depressionen in Zusammenhang gebracht.
Folgende Risikofaktoren für Suizid sind bisher bekannt:
- männliches Geschlecht und Alter über 70 Jahre
- alleinstehende Lebenssituation ohne belastbare, feste Bindungen
- Arbeitslosigkeit
- chronische körperliche Erkrankung
- frühere eigene Suizidversuche, Suizide in der familiären Vorgeschichte
- aktuelle Suizide im Bekanntenkreis oder in der Nähe
- Depression mit psychotischen Symptomen (z.B. depressiver Wahn, Halluzinationen)
Für die Beurteilung des akuten Suizidrisikos werden folgende Aspekte berücksichtigt:
- Gibt es konkrete Suizidgedanken / einen Suizidplan?
- Wie stark sind die Suizidgedanken? Kann der Betroffene sich immer wieder von den Gedanken ablenken oder kreisen seine Gedanken ständig um das Thema Suizid, obwohl er das eigentlich nicht möchte?
- Hat der Betroffene bereits einen Suizidversuch unternommen?
- Sind Vorbereitungen zum Suizid und für die Zeit nach dem eigenen Tod getroffen worden (Materialbeschaffung, Abschiedsbriefe, Nachlassregelungen oder Ähnliches)?
- Wirkt der Betroffene plötzlich relativ ruhig und gefasst, nahezu fröhlich?
Je mehr dieser Punkte zutreffen und je mehr Risikofaktoren vorliegen, desto vorsichtiger und kritischer wird das Suizidalitätsrisiko beurteilt. Die Einschätzung der Selbstgefährdung durch Suizidalität ist ein schwieriges, mit viel Verantwortung verbundenes Thema und erfolgt daher durch erfahrene Ärzte.
Wichtig: Wenn Sie Sorgen haben, dass eine Person in ihrem Umfeld sich selbst etwas antun könnte, begleiten Sie den Betroffenen zum Arzt oder in die Notaufnahme. Rettungsdienst und/oder Polizei können und sollen bei Notwendigkeit hinzugezogen werden.
Wer bekommt Depressionen?
Depressionen entstehen durch ein Zusammenspiel von äußeren (externen; die Umwelt betreffenden) als auch inneren (die eigene Person betreffende) Faktoren. Somit hat jede Depression ihre individuelle Entstehungsgeschichte. Im Folgenden werden die einzelnen Faktoren, die die Depressionsentstehung mit beeinflussen, genauer beschrieben:
-
-
Die Nervenzellen im Gehirn kommunizieren untereinander über verschiedene Botenstoffe. Bei der Depressionsentstehung spielen vor allem zwei Botenstoffe, Serotonin und Noradrenalin, eine wichtige Rolle. Wenn Serotonin und Noradrenalin in bestimmten Arealen des Gehirns nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, können sich negative Stimmung, Freudlosigkeit und weitere depressive Symptome entwickeln.
-
-
Körperliche Erkrankungen können eine Depression verursachen. Deshalb ist eine körperliche Untersuchung bei jeder depressiven Erkrankung sehr wichtig. Insbesondere können
- Hormonstörungen (Schilddrüsenunterfunktion, Störungen der Nebennieren u.A.),
- Entzündungen des Gehirns,
- Hirntumore,
- schwere, körperlich zehrende Erkrankungen
zu depressiven Symptomen führen. Eine Behandlung der körperlichen Grunderkrankung kann in diesen Fällen ebenfalls zu einer umfassenden Besserung der depressiven Symptome führen.
Darüber hinaus kann jede körperliche Erkrankung, die zu einer längerfristigen Beeinträchtigung führt, die Entstehung einer Depression begünstigen. Eine Häufung von Depressionen und körperlicher Erkrankung wurde unter Anderem nach
- Herzinfarkten,
- Schlaganfällen,
- bei Krebserkrankungen,
- anderen neurologischen Erkrankungen wie etwa Morbus Parkinson,
- rheumatischen Erkrankungen und
- nach schweren Infektionen
beobachtet. Oft bleibt es unklar, ob die körperliche Erkrankung die Depression verursacht oder die Depression als eine Reaktion auf die Einschränkungen durch die körperliche Erkrankung entsteht.
-
-
Stress führt im Körper zur Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Kurzfristig hilft Cortisol dem Organismus bei der Stressbewältigung, es erhöht die Wachsamkeit, steigert Blutdruck und Puls, verringert das Schmerzempfinden und dämpft Entzündungsreaktionen.
Befindet sich eine Person unter Dauerstress, ist der Cortisolspiegel im Körper dauerhaft erhöht. Die Folgen sind
- mangelnde Regeneration und Entspannung,
- Schlafstörungen,
- ständige innere Anspannung und Unruhe,
- mit der Zeit Müdigkeit und Kraftlosigkeit sowie
- eine erhöhte Infektanfälligkeit.
Eine solche dauerhafte Stressreaktion führt mit der Zeit zur Entwicklung depressiver Symptome, da positive Erlebnisse, ausreichende Erholung und innere Entspannung fehlen.
-
-
Das Risiko, eine Depression zu bekommen, ist höher, wenn es andere Familienmitglieder gibt, die an einer Depression leiden. Ein depressives Familienmitglied bedeutet für die erstgradig Verwandten (Geschwister, Kinder, Eltern) ein im Vergleich zur Normalbevölkerung um bis zu 50 % erhöhtes Risiko, ebenfalls an einer Depression zu erkranken.
Ein „Depressions-Gen” ist bisher jedoch nicht entdeckt worden. Stattdessen wird von einem Zusammenwirken mehrerer genetischer Faktoren ausgegangen.
Zudem ist es schwierig, genetische und erlernte Faktoren zu unterscheiden: So erkranken Kinder depressiver Mütter deutlich häufiger an Depressionen als Kinder nicht-depressiver Mütter. Dies kann einerseits auf genetische Faktoren oder die Reaktion des Kindes auf das depressive Verhalten der Mutter, die sich nicht ausreichend um das Kind kümmern kann, zurückzuführen sein. Die Medizin geht davon aus, dass beides eine Rolle spielt.
-
-
Hier wird unterschieden zwischen Änderungen der Lebensumstände und der allgemeinen Lebenssituation.
Veränderungen im Leben, die sowohl positiv als auch negativ sein können, erfordern eine Anpassung der Person an eine neue Situation und können dadurch zu Depressionen führen. Beispiele hierfür sind:
- Verlust eines nahestehenden Menschen
- Umzug
- Abschluss von Schule/Ausbildung/Studium, Eintritt ins Berufsleben
- Geburt eines Kindes
- Trennung
- Veränderungen am Arbeitsplatz
Diese Aufgaben können umso besser bewältigt werden, je sicherer ein Mensch sich fühlt und je mehr Unterstützung er erfährt. Wenn Sicherheit und Unterstützung fehlen, ist das Risiko für Depressionen ebenfalls erhöht. Beispiele hierfür sind:
- Fehlen von nahen Kontakten und Beziehungen, soziale Isolation (Kinderlosigkeit, Alleinlebende, Fehlen von Freundschaften)
- Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen
- andauernde Konfliktsituationen
-
-
Sonnenlicht kann sich positiv auf die Stimmung auswirken, während Dunkelheit häufig negative Gefühle und Gedanken fördert:
- Bei der saisonalen Depression kommt es während der Wintermonate zu negativen Gedanken, trauriger Stimmung und Energielosigkeit, die sich im Verlauf des Frühjahrs wieder verbessern.
- Im Frühjahr sind die Suizidraten höher als im Rest des Jahres. Dies wird in Zusammenhang mit vermehrter Depressivität über die Wintermonate gebracht.
- Schlafstörungen erhöhen die Anfälligkeit für Depressionen. Studien haben gezeigt, dass der Schlaf umso tiefer und besser ist, je mehr Zeit eine Person tagsüber ohne ein Dach über dem Kopf im Tageslicht verbracht hat.
-
-
Sie erklärt, warum manche Menschen nach einem sehr belastenden Ereignis (etwa dem Tod eines nahen Angehörigen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes) eine depressive Erkrankung entwickeln, andere jedoch nicht.
-
-
Bei vielen Depressiven ist der Anteil von Cortisol (Stresshormon) im Blut höher als bei Gesunden. Dies macht Betroffene anfälliger für Stress, was wiederum das Risiko an einer Depression zu erkranken, erhöht.
-
-
Chronische körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Druck im Kopf, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit oder Magenschmerzen bedeuten einen immensen Stress für den Betroffenen. Wenn keine körperliche Ursache für die Beschwerden gefunden werden kann, erleben Betroffene große Hilflosigkeit. Diese Belastung kann eine depressive Entwicklung begünstigen.
Umgekehrt können solche chronischen körperlichen Beschwerden auch Ausdruck einer depressiven Störung sein. Mit Besserung der Depression gehen dann auch die körperlichen Beschwerden zurück.
-
-
Einige Medikamente können als Nebenwirkung zu niedergeschlagener Stimmung, Energielosigkeit und weiteren depressiven Symptomen führen. Dazu zählen:
- Medikamente gegen chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Kortison, spezielle Antikörpertherapien und Immunsuppressiva,
- Medikamente gegen Krebs,
- bestimmte Blutdruckmedikamente (Betablocker),
- Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) und starke Schmerzmittel (Opioide) bei regelmäßigem Gebrauch,
- Hormonpräparate, darunter auch die Antibabypille.
-
-
Die Art und Weise, wie eine Person Erlebnisse in ihren Gedanken verarbeitet, beeinflusst die psychische Stabilität. Menschen, die sich für negative Erlebnisse selbst die Schuld geben, die Erfahrungen verallgemeinern („Bei mir geht immer alles schief.”) und auch für die Zukunft Negatives erwarten („Es wird nie besser werden.”) haben ein höheres Risiko, depressiv zu werden, als Personen, die Niederlagen als eine Folge von negativen äußeren Faktoren („Die Verkäuferin hatte heute wahrscheinlich einen schlechten Tag und war deshalb so unfreundlich zu mir.”) und als ein einmaliges Ereignis erleben („Morgen wird sie mir sicherlich wieder ein Lächeln schenken.”).
-
-
Gewalt- und Missbrauchserfahrungen, eine von Schwierigkeiten und Entbehrungen geprägte Kindheit sowie weitere belastende Erlebnisse erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken.
Das Vorliegen einer seelischen Erkrankung wie einer Angst-, Zwangs-, Ess- oder Persönlichkeitsstörung oder einer Abhängigkeitserkrankung (Alkoholsucht, Drogensucht) führt ebenfalls zu einer deutlich erhöhten Anfälligkeit für Depressionen.
-
-
Frauen erkranken häufiger an Depressionen als Männer. Die genaue Ursache hierfür ist bisher nicht bekannt. Theorien darüber, dass Männer Depressionen eher für sich behalten und Frauen sich leichter öffnen und Hilfe suchen, wurden nicht bestätigt. Aktuell werden Einflüsse der Sexualhormone als Ursache des Geschlechterunterschieds diskutiert.
Wie wird die Diagnose Depression gestellt?
Je früher eine Depression erkannt wird, desto früher kann eine Behandlung eingeleitet werden. Wenn Sie sich nicht wohl fühlen, grübeln und getrübte Stimmung erleben, ist es wichtig, frühzeitig Hilfe zu suchen. Im Internet werden viele verschiedene Selbsttests zur Depression angeboten, die zusätzlich eine Orientierung bieten.
Der Zwei-Fragen-Test ist die kürzeste Testvariante, die 96 % aller Depressionen erfasst und daher als Screening-Instrument gut geeignet ist:
- Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?
- Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
Wenn beide Fragen mit „Ja” beantwortet werden, könnte eine Depression mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50 % vorliegen. Es sollte ein Arzt aufgesucht werden, um abzuklären, ob eine Depression vorliegt.
-
-
Bei unklaren, möglicherweise depressiven Beschwerden ist der Hausarzt der richtige Ansprechpartner. Hausärzte können Depressionen erkennen, die notwendigen körperlichen Untersuchungen durchführen und eine Behandlung einleiten. Ihr Hausarzt wird Ihnen bei Bedarf eine Überweisung zu einem Facharzt für Psychiatrie ausstellen und/oder eine Vorstellung bei einem Psychotherapeuten empfehlen.
Die Verdachtsdiagnose Depression kann nur im persönlichen Gespräch gestellt werden. Fragebögen oder Chatverläufe reichen dafür nicht aus und sie würden dem Betroffenen auch nicht gerecht werden. Verlaufskontrollen oder Psychotherapiestunden können auch über Videotelefonie erfolgen, sofern sowohl der Patient als auch der Behandler damit einverstanden sind.
-
-
Im Gespräch wird der Arzt Sie nach:
- Ihren aktuellen Beschwerden,
- Ihrer Lebenssituation,
- medizinischer Vorgeschichte,
- belastenden Ereignissen in der Vergangenheit fragen.
Anschließend wird ein umfassender psychopathologischer Befund erhoben. Das bedeutet, dass der Arzt sich ein umfassendes Bild von Ihrem aktuellen psychischen Befinden macht und dabei sehr viele verschiedene Symptome abfragt. Das ist wichtig, um eine Depression feststellen zu können und andere Erkrankungen nicht zu übersehen. Der Arzt wird Sie auch fragen, ob es Selbstmordgedanken, - versuche oder -pläne gibt.
Es kann hilfreich sein, auch Angehörige oder Freunde des Betroffenen zu befragen. Eine solche „Fremdanamnese” wird jedoch nur nach Ihrer Zustimmung erfolgen, sofern kein akuter Notfall im Sinne von Eigen- oder Fremdgefährdung besteht.
Diagnosen müssen einheitlich gestellt werden und sollen nicht von Arzt zu Arzt variieren. Deshalb gibt es einen international anerkannten Diagnosenkatalog, in dem genau aufgeschrieben ist, welche Kriterien erfüllt sein müssen, um eine Krankheit wie etwa die Depression feststellen zu können.
-
-
Mit der körperlichen Untersuchung soll vor allem überprüft werden, ob es Hinweise auf eine mögliche körperliche Ursache der Depression gibt. Mögliche Untersuchungen sind:
- Eine orientierende neurologische Untersuchung, bei der Konzentration und Gedächtnis, Koordination, Kraft und Gangbild sowie die Funktionsfähigkeit einiger wichtiger Nerven, z.B. mittels Augenbewegungen, getestet werden. So können Schäden, die beispielsweise durch einen zurückliegenden Schlaganfall oder durch eine demenzielle Erkrankung verursacht wurden, entdeckt werden. Außerdem kann durch bestimmte Kopfbewegungen eine Hirnhautentzündung ausgeschlossen werden.
- Meist wird der Arzt auch das Herz und die Lunge abhören sowie den Bauch abtasten, um Hinweise auf bestehende Krankheiten wie Entzündungen in diesen Bereichen zu finden.
- Eine Blutabnahme dient zur Abklärung häufiger hormoneller Störungen wie beispielsweise einer Schilddrüsenunterfunktion. Zudem tastet der Arzt die Schilddrüse am Hals ab, um eine mögliche Vergrößerung auszuschließen. Sollte eine medikamentöse Therapie begonnen werden, werden bei der Blutentnahme zudem die Nieren- und Leberwerte überprüft.
- Je nach individueller Vorgeschichte können weitere Untersuchungen wie eine Bildgebung vom Kopf mittels MRT oder spezielle Blutuntersuchungen notwendig sein. Dies entscheidet Ihr Arzt jedoch anhand der vorliegenden Befunde im Einzelfall.
Behandlung
Depressionen sind in vielen Fällen gut behandelbar. Zur Therapie von Depressionen stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung. Die Wahl einer oder mehrerer Behandlungswege erfolgt immer zusammen mit Ihrem behandelnden Arzt und Therapeuten.
-
-
Zur medikamentösen Behandlung von Depressionen sind mehrere unterschiedliche Gruppen von Medikamenten verfügbar. Eine medikamentöse Behandlung wird vor allem bei mittelschweren und schweren depressiven Episoden eingesetzt. Die wichtigsten Medikamentengruppen sind:
- SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) wirken, indem Sie den Stoffwechsel des Botenstoffs Serotonin im Gehirn verändern. Serotonin hat unter anderem eine aktivierende beziehungsweise antidepressive Funktion, die durch SSRIs verstärkt wird. SSRIs gehören zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva und gelten als gut wirksam sowie gut verträglich. Die gängigsten Wirkstoffe aus der Gruppe der SSRIs sind Citalopram, Escitalopram, Sertralin, Paroxetin und Fluoxetin.
- SSNRIs (Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) wirken nicht nur auf den Serotonin-Stoffwechsel, sondern auch auf den Noradrenalin-Stoffwechsel. Sie ähneln in ihrer Wirkung den SSRIs, indem sie einerseits antriebssteigernd sind und andererseits der depressiven Verstimmung entgegenwirken. Wirkstoffe aus der Gruppe der SNRIs sind Venlafaxin und Duloxetin.
- MAO-Hemmer hemmen ein Enyzm, das normalerweise den Botenstoff Serotonin im Gehirn abbaut. Dadurch steht dem Gehirn mehr Serotonin zur Verfügung, wodurch der depressiven Symptomatik entgegengewirkt wird. Wichtige Vertreter der MAO-Hemmer sind Moclobemid und Tranylcypromin. Tranylcypromin ist in der Dosierung und Handhabung jedoch schwieriger als andere Antidepressiva und erfordert eine spezielle Diät.
- NaSSAs (Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva) wirken nicht nur auf den Serotonin- und Noradrenalinstoffwechsel, sondern auch auf das vegetative Nervensystem, welches lebenswichtige Funktionen wie beispielsweise Atmung, Verdauung und Stoffwechsel kontrolliert. Dadurch wirkt es antidepressiv und zusätzlich leicht ermüdend, was besonders für Patienten, die an einer Depression mit gleichzeitiger Unruhe oder Ängstlichkeit leiden, vorteilhaft ist. Wirkstoffe dieser Gruppe sind Mirtazapin und Mianserin.
- TZAs (Trizyklische Antidepressiva) werden schon seit den 1950er-Jahren eingesetzt. Sie sorgen dafür, dass ähnlich wie bei SSRIs und SSNRIs die Menge an Serotonin beziehungsweise Noradrenalin im Gehirn erhöht wird. Die antidepressive Wirkung von TZAs ist vielfach in Studien belegt, allerdings sollten TZA bei bestimmten Vorerkrankungen aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur mit Vorsicht angewendet werden.
- Bupropion ist ein Wirkstoff, der die Wirkung der beiden Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin unterstützt. Er kann sowohl als alleiniger Wirkstoff als auch in Kombination mit anderen Antidepressiva eingesetzt werden.
- Lithium ist zwar kein Antidepressivum im eigentlichen Sinn, sondern ein Stimmungsstabilisierer. Es wird trotzdem als Zusatzmedikament (Augmentation) zusammen mit anderen Antidepressiva bei Depressionen angewendet, die sonst nicht hinreichend gebessert werden konnten. Außerdem senkt Lithium nachgewiesenermaßen das Risiko für Selbstmord.
Wie schnell wirken antidepressive Medikamente?
Durch die Einnahme antidepressiver Medikamente verbessern sich die Symptome der Depression nicht sofort. Insbesondere die Normalisierung der Stimmung benötigt in der Regel mindestens 2-4 Wochen, bis ein deutlicher Effekt spürbar ist. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass auch in den ersten 2 Wochen der Medikamenteneinnahme schon eine bis zu 20-prozentige Verbesserung der depressiven Symptomatik einsetzen kann. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass schon in den ersten Tagen der Einnahme der Antrieb gesteigert sein kann, bevor sich die Stimmungslage bessert.
Wichtig: Falls in dieser Zeit Suizidgedanken auftreten, besteht ein erhöhtes Selbstmordrisiko. Wenden Sie sich in diesem Fall umgehend an einen Arzt.
-
-
Neben klassischen Arzneimitteln stellen sich viele Patienten die Frage, ob auch pflanzliche Mittel gegen Depressionen hilfreich sind. Die Verwendung pflanzlicher Präparate kann jedoch auch Nebenwirkungen hervorrufen.
Sind pflanzliche Medikamente immer unbedenklich?
Nein, pflanzliche Medikamente können genauso zu Nebenwirkungen führen wie synthetisch hergestellte Arzneimittel. Beispielsweise sind bekannte Nebenwirkungen von Johanniskraut Magen-Darm-Beschwerden und eine gesteigerte Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht.
Welche pflanzlichen Mittel sind zur Behandlung von Depressionen zugelassen?
Die einzigen relevanten pflanzliche Mittel gegen Depressionen sind Johanniskraut-Präparate, die meist als Extrakt in Kapseln erhältlich sind. Es gibt dabei eine Vielzahl an Präparaten, die keine vergleichbare Zusammensetzung haben und deshalb nur begrenzt vergleichbar sind.
Können auch bei der Einnahme pflanzlicher Medikamente Wechselwirkungen mit anderen Medikamente entstehen?
Johanniskraut kann mit einer Vielzahl an Medikamenten unerwünschte Wechselwirkungen eingehen. Es kann die Wirksamkeit von Antidepressiva ebenso beeinflussen wie die Wirkung der Antibabypille oder von Medikamenten gegen chronische Erkrankungen. Eine eigenmächtige Einnahme von Johanniskraut-Präparaten ohne vorherige Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ist deshalb nicht empfehlenswert.
Ist die Wirksamkeit für pflanzliche Mittel ebenso erwiesen wie für die klassischen Medikamente?
Pflanzliche Mittel wirken deutlich schlechter gegen Depressionen als synthetische Medikamente wie beispielsweise SSRIs. Für Johanniskraut konnte bei leichten und mittelgradigen Depressionen eine gewisse Wirksamkeit gezeigt werden. Bei schweren Depressionen ist hingegen keine Wirkung von Johanniskraut belegt worden.
Was sind die Vor- oder Nachteile pflanzlicher Arzneimittel?
Ein häufig angeführter Vorteil ist die geringe Rate an Nebenwirkungen bei pflanzlichen Mitteln. Allerdings sollte bedacht werden, dass auch pflanzliche Mittel nicht vollkommen frei von Nebenwirkungen sind und so wie herkömmliche Arzneimittel zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen können. Zudem ist die geringe Wirksamkeit pflanzlicher Mittel ein Nachteil. Dennoch können Johanniskraut-Präparate für Patienten mit einer leichten Depression eine Alternative zu anderen Medikamenten sein, da in diesen Fällen eine gewisse Wirksamkeit nachgewiesen ist.
-
-
Bei einer psychotherapeutischen Behandlung werden in Gesprächen mit dem Therapeuten die Entstehung der Depression, der Umgang mit der Erkrankung und mögliche Denk- oder Verhaltensstrategien zur Überwindung der Depression besprochen. Es gibt verschiedene sogenannte Schulen der Psychotherapie, insbesondere die Verhaltenstherapie sowie tiefenpsychologische und analytische Therapien.
Welche Therapien werden von der Krankenkasse übernommen?
Derzeit werden von den gesetzlichen Krankenkassen 3 anerkannte Therapieformen übernommen. Dazu zählen:
In einer Verhaltenstherapie liegt der Fokus auf dem Erlernen von Verhaltens- oder Denkmethoden, um die Depression überwinden zu können.
Eine tiefenpsychologische Therapie zielt eher darauf ab, dem Patienten Konflikte oder Probleme, die zur Entstehung der Depression beigetragen haben können, bewusst zu machen und aufzulösen. Hier gibt es zwei Unterformen, die beide von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet werden: Die tiefenpsychologische Gesprächstherapie, bei der man etwa ein Mal pro Woche zur Therapie geht, und die Psychoanalyse, die mit 2-3 Terminen wöchentlich über mehr als ein Jahr hinweg sehr intensives Arbeiten bedeutet.
Das 3. erstattungsfähige Verfahren ist erst seit kurzem die systemische Therapie. Bei dieser Therapieform wird das soziale Umfeld und die Beziehungen sowie deren Rolle für die Depression analysiert und bearbeitet.
Bei leichten und mittelschweren Depressionen kann eine alleinige Psychotherapie zur Heilung führen, bei einer schweren Depression wird jedoch dringend empfohlen, gleichzeitig eine medikamentöse Therapie zu beginnen.
Bitte beachten Sie: Die Krankenkassen übernehmen nur die Kosten, wenn im Vorfeld eine psychische Störung von einem Arzt oder von einem psychologischen Psychotherapeuten diagnostiziert wurde und ein Antrag auf Kostenerstattung gestellt und bewilligt wurde.
-
-
Neben den etablierten Therapien mit Medikamenten und/oder Psychotherapie sind ergänzend noch weitere Therapien verfügbar:
- Ergotherapie hilft Patienten dabei, die Konzentrationsfähigkeit oder alltagsbezogene Tätigkeiten wie berufliche Arbeitsabläufe zu üben, wenn diese durch die Depression teilweise verloren gegangen sind. Außerdem können Patienten sich beispielsweise über Kunstprojekte ausdrücken und ihre Krankheit so verarbeiten.
- Entspannungsverfahren wie autogenes Training sind eine Möglichkeit, Stress und Unruhe im Rahmen der Depression zu verringern.
- Die Soziotherapie richtet sich vor allem an chronisch erkrankte Patienten und soll dazu beitragen, sich im sozialen Umfeld wieder besser zurecht zu finden sowie Unterstützungsleistungen in Anspruch zu nehmen.
- Elektrokrampftherapie ist eine hochwirksame Behandlungsmethode, mit der Patienten behandelt werden können, bei denen bisherige Therapieversuche gescheitert sind. Dabei wird bis zu dreimal wöchentlich in Kurznarkose ein elektrischer Impuls am Kopf ausgelöst. In Studien konnte so die Depression bei 60-90 %der Patienten gebessert werden.
- Beim therapeutischen Schlafentzug wird der Patient eine Nacht lang gezielt vom Schlafen abgehalten. Dadurch ist bei ungefähr 60 % der Patienten eine sofortige Besserung der Symptome erzielbar, allerdings hält der Effekt meist nur bis zur nächsten Schlafphase an.
- Eine Lichttherapie, also die tägliche Bestrahlung mit weißem Licht aus speziellen Therapielampen, ist vor allem bei saisonaler Depression (Winterdepression) eine mögliche Behandlungsoption.
-
-
Auch mit einigen Mitteln, die zuhause anwendbar sind, können Depressionen behandelt werden. Ob diese Methoden durchführbar sind, hängt aber immer von der Schwere der Depression und dem damit verbundenen Antrieb ab. Setzen Sie sich deshalb nicht unter Druck, wenn Sie die folgenden Möglichkeiten nicht schaffen.
Sport/Bewegung
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass sportliche Aktivität einen positiven Effekt auf die Symptome bei Depression hat. Sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining scheint gegen Depressionen wirksam zu sein. Auch Spaziergänge können bereits zu einer Besserung der Symptome führen. Es gibt noch keine sicheren Daten dazu, wie oft man idealerweise körperlich aktiv sein sollte, allerdings scheint regelmäßige Aktivität ungefähr 2-3 Mal pro Woche für 30-60 Minuten ein guter Richtwert zu sein.
Apps
Es gibt eine zunehmende Anzahl an Gesundheits-Apps zum Thema Depression. Solche Apps ersetzen zwar weder eine psychotherapeutische noch eine medikamentöse Therapie, sie können aber unterstützend sinnvoll sein, um beispielsweise die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken oder Entspannungstechniken zu üben. Ob eine App hilfreich ist, hängt stark vom individuellen Erkrankungszustand und Anspruch ab, daher ist eine allgemeine Empfehlung für konkrete Apps schwierig. Bestimmte kostenpflichtige Apps können auch verschrieben werden, wobei sich dieses Angebot zwischen den Krankenkassen unterscheidet. Nähere Informationen können Sie bei Ihrer Krankenkasse erfragen.
Routine
Ein geregelter Tagesablauf mit einer festen Struktur kann dabei helfen, mit der Depression besser umzugehen und trotz der Antriebslosigkeit besser mit dem Alltag klarzukommen. Wichtig ist dabei, sich nicht unter Druck zu setzen. Es gibt keinen Grund, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie die vorgenommene Tagesstruktur aufgrund der Depression nicht einhalten können. Setzen Sie sich dabei keine zu hohen Ziele, sondern haben Sie realistische Erwartungen. Nehmen Sie sich zum Beispiel lieber vor, am nächsten Tag zu duschen, als die gesamte Wohnung aufzuräumen.
Haustiere
Haustiere sind für viele Menschen mit Depressionen eine wichtige Stütze. Zum einen hat man so eine Verpflichtung, sich um das Haustier zu kümmern und eine gewisse Struktur im Tagesablauf beziehungsweise körperliche Aktivität einzuhalten. Zusätzlich spendet das Haustier Trost und verhindert, dass man sich vollkommen alleine fühlt.
-
-
Die erste Option bei der Behandlung einer Depression ist normalerweise eine ambulante Therapie. Hierzu kann zum Beispiel der Hausarzt eine Überweisung an einen Psychologen oder Psychiater ausstellen. Bei schweren Depressionen oder bei Depressionen, die sich unter einer ambulanten Therapie nicht ausreichend bessern, sollte eine stationäre Therapie in Erwägung gezogen werden. Die Entscheidung, ob eine ambulante oder stationäre Therapie sinnvoller ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab und muss immer im Einzelfall zusammen mit dem behandelnden Arzt beziehungsweise Psychotherapeuten entschieden werden. Im Fall von akuter Selbstmordgefahr ist normalerweise eine unverzügliche stationäre Aufnahme notwendig.
Verlaufsformen
Nicht alle Depressionen verlaufen gleich, es gibt sogar mehrere unterschiedliche, typische Verlaufsformen von Depressionen. Die Behandlung der verschiedenen Formen unterscheidet sich zumindest teilweise, deshalb ist eine genaue Diagnose wichtig.
-
-
Bei einer unipolaren Depression treten die typischen Merkmale einer Depression (depressive Stimmung, Antriebslosigkeit und Interessen-/Freudlosigkeit) über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen auf. Die unipolare Depression tritt in Deutschland bei rund 6 Millionen Menschen pro Jahr auf. Im Durchschnitt dauert eine unipolare Depression unbehandelt 6-8 Monate, bei einer professionellen Behandlung verkürzt sich die Dauer auf durchschnittlich 16 Wochen. Bei rund 50-70 %der Patienten tritt in ihrem Leben nach der ersten Depression (depressive Episode) noch mindestens einmal eine weitere depressive Episode auf; man spricht dann von einer wiederkehrenden (rezidivierenden) depressiven Episode. Die Zeit zwischen zwei Episoden ist sehr variabel und kann nicht vorhergesagt werden.
-
-
Eine bipolare Depression wird auch als bipolare affektive Störung oder im Volksmund als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet. Dabei kommen sowohl depressive Episoden wie bei einer unipolaren Depression als auch Episoden mit einer übertrieben guten Stimmung und einem völlig übersteigerten Antrieb vor (manische Episoden). Zwischen den Episoden können Jahre liegen, bei manchen Patienten kann die Stimmung aber auch innerhalb weniger Tage umschlagen. Die Dauer einer Episode kann ebenfalls deutlich von Patient zu Patient variieren. Die bipolare Depression ist deutlich seltener als die unipolare Depression und kommt ungefähr fünfmal seltener vor, also in Deutschland bei rund 1 bis 1,5 Millionen Menschen pro Jahr.
-
-
Bei einer Dysthymie leiden Patienten über mindestens 2 Jahre an einer depressiven Stimmung. Diese Stimmung ist allerdings nicht ausgeprägt genug, um als depressive Episode diagnostiziert zu werden. Meistens beginnt eine Dysthymie im frühen Erwachsenenalter und hält über viele Jahre an. Es wird geschätzt, dass eine Dysthymie innerhalb eines Jahres bei 2 % der Allgemeinbevölkerung auftritt. Die Dysthymie kann von einer zusätzlichen depressiven Episode überlagert werden und wird dann Double Depression genannt.
Tipps für Angehörige und Freunde
Eine Depression betrifft meist nicht nur den Patienten selbst, sondern auch dessen Umfeld. Angehörige und Freunde möchten häufig helfen, fühlen sich aber selbst hilflos oder verzweifelt. Es gibt jedoch gute Möglichkeiten, als Angehöriger mit dieser Situation umzugehen.
(Ärztlichen) Rat suchen
Informieren Sie sich frühzeitig und aus verlässlichen Quellen über die Erkrankung Ihres Freundes oder Angehörigen. Informationen finden sich beispielsweise über die Deutsche Depressionshilfe, Angehörigengruppen oder über den Hausarzt. Suchen Sie Kontakt zu anderen Menschen, deren Angehörige an Depressionen leiden, um sich mit Personen unterhalten zu können, die in der gleichen Situation sind. Dadurch kann das Verständnis für den Erkrankten und die Krankheit gefördert werden.
Geduldig bleiben
Machen Sie Ihrem Angehörigen oder Freund keine Vorwürfe für seine Erkrankung, sondern zeigen Sie Verständnis für seine Situation und versuchen Sie, für ihn da zu sein. Patienten mit Depressionen verhalten sich nicht freiwillig anders als früher, sondern werden von ihrer Erkrankung zur Antriebs- und Freudlosigkeit gezwungen. Machen Sie sich bewusst, dass eine Depression eine „richtige” Erkrankung ist, die behandelt werden kann und wieder vorübergeht. Versuchen Sie zudem, Streit zu vermeiden und die Symptome der Depression nicht zu verharmlosen. Es handelt sich um eine ernstzunehmende und in schweren Fällen lebensbedrohliche Erkrankung, die durch professionelle Hilfe gut überwunden werden kann.
Auf eigene Bedürfnisse achten
Angehörige und Freunde von Patienten mit Depressionen setzen sich häufig einem großen Druck und Stress aus. Achten Sie darauf, sich selbst nicht zu überfordern und sich ausreichende Ruhephasen zu gönnen. Versuchen Sie, regelmäßig zu entspannen und sich normalen Aktivitäten zu widmen, auch wenn Ihr Angehöriger oder Freund diese gerade nicht mitmachen kann. Nur, wenn Sie selbst bei Kräften bleiben, können Sie auch andere gut unterstützen.
Üben Sie Zurückhaltung
Wenn ein nahestehender Mensch an Depressionen leidet, möchten viele ihm verständlicherweise schnell helfen. Halten Sie sich trotzdem mit wohlgemeinten Ratschlägen oder Laienpsychologie zurück, da diese eher Minderwertigkeits- oder Schuldgefühle hervorrufen können. Die Therapie einer Depression benötigt Zeit und kann nicht durch einfache Ratschläge oder Aufforderungen („Reiß dich doch einfach zusammen.”) geheilt werden. Eine professionelle Psychotherapie oder medikamentöse Behandlung durch einen Psychologen oder Psychiater ist die beste Möglichkeit, die Depression hinter sich zu lassen. Seien Sie einfach für Ihren Angehörigen oder Freund da, zeigen Sie Verständnis und bieten Sie Halt.
Hier finden Sie Hilfe
Fragen zur Erkrankung
Info-Telefon zum Thema Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe 0800 / 33 44 533 (Mo, Di, Do: 13:00 – 17:00 Uhr; Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr)
Selbsthilfegruppen
Auf der Seite nakos.de können Selbsthilfegruppen in Ihrer Region nachgesehen werden.
Krisendienste und Beratungsstellen
Kontaktdaten für Krisendienste und Beratungsstellen finden Sie auf der Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe unter: deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/krisendienste-und-beratungsstellen
Hilfe im Notfall
Die folgenden Anlaufstellen sind 24 Stunden rund um die Uhr verfügbar:
- Telefonische Seelsorge (kostenfrei) unter der 0800 111011, 0800 1110222 oder 116123
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst (116117)
- Rettungsdienst (112)
Häufig gestellte Fragen
- Wie lange darf der Hausarzt bei Depression krankschreiben?
Es gibt prinzipiell keine Höchstdauer für eine Krankschreibung, sofern eine Arbeitsunfähigkeit weiterhin vorliegt. Allerdings muss die Krankschreibung nach spätestens 4 Wochen vom Arzt erneuert werden.
- Was misst der ICD-10-Test?
Beim ICD-10-Test für Depressionen werden in einfachen Fragen die Haupt- und Nebensymptome einer Depression abgefragt. So kann eine erste Einschätzung vorgenommen werden, ob vielleicht eine Depression vorliegt.
- Hilft Lithium bei Depressionen?
Lithium wird als Stimmungsstabilisierer bei unipolaren und bipolaren Depressionen eingesetzt. Es reduziert die Selbstmordgefahr und wirkt erneuten Stimmungseinbrüchen entgegen. Als alleiniges Medikament wird es bei akuten Depressionen jedoch nicht eingesetzt.
Maike Michel unterstützt das Ärzteteam von ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung. Sie studierte Medizin an den Universitäten in Münster und Freiburg. Seit 2016 arbeitet sie als Assistenzärztin in einer psychiatrischen Klinik in Deutschland und trägt seit Juli 2022 den Facharzttitel für Psychiatrie und Psychotherapie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 26 Feb 2021
-
Schneider, F., Härter, M., & Schorr, S. (Eds.). (2017). S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. Springer-Verlag.
-
Ebmeier KP, Donaghey C, Steele JD. Recent developments and current controversies in depression. Lancet 2006;367(9505):153-67.
-
Bijl RV, Ravelli A, van Zessen G. Prevalence of psychiatric disorder in the general population: results of The Netherlands Mental Health Survey and Incidence Study (NEMESIS). Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol 1998;33(12):587-95.
-
Busch MA, Maske UE, Ryl L, et al. Prävalenz von depressiver Symptomatik und diagnostizierter Depression bei Erwachsenen in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 2013;56(5-6):733-9.
-
Jacobi F, Höfler M, Strehle J, et al. Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung - Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH). Nervenarzt 2014;85(1):77-87.
- Hausstauballergie
- Schnupfen
- Bauchschmerzen
- Scharlach
- Schwindelgefühl
- Husten
- Übelkeit
- Augenlidbeschwerden
- Sodbrennen und Saurer Reflux
- Rosacea
- Rückenschmerzen
- Fieber
- Kälteallergie (Kälteurtikaria)
- Windpocken
- Hautausschlag
- Trockene Augen
- Erkältung
- Hämorrhoiden
- Sommergrippe
- Kopfschmerzen
- Lebensmittelunverträglichkeiten
- Gürtelrose
- Asthma bronchiale
- Reizdarm
- Coronavirus
- Migräne
- Pfeiffersches Drüsenfieber
- Juckreiz
- Grippe
- Intertrigo
- Magenschmerzen
- Halsschmerzen
- Magenschleimhautentzündung
- Magen Darm Grippe
- Adipositas
- Burnout
- Angststörung
- Ekzem
- Fußpilz
- Nagelpilz
- Heiserkeit
- Gliederschmerzen
- Neurodermitis
- Augenentzündung
- Gelenkschmerzen
- Mittelohrentzündung
- Tennisarm
- Hexenschuss (Lumbago)
- Krätze
- Bindehautentzündung
- Hand-Fuß-Mund-Krankheit
- Rippenprellung
- Tinnitus
- Knieschmerzen
- COPD
- Nackenschmerzen
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Durchfall
- Narkolepsie
- Schlafstörungen
- Zeckenbiss
- Erbrechen
- Couperose
- Fließschnupfen
- Hornzipfel
- Nasenherpes
- Schilddrüsenerkrankung
- Stuhlgang
- Heuschnupfen
- Blut im Urin
- Schuppenflechte – Psoriasis
- Kreislaufprobleme
- Penis juckt
- Ausschlag am Penis
- Brennen in der Scheide
- Nesselsucht (Urtikaria)
- Impetigo contagiosa
- Eichelentzündung (Balanitis)
- Follikulitis
- Nasensekret
- Kleienpilzflechte Pityriasis Versicolor
- Vitiligo
- Warzen
- Harnwegsinfekt
- Nierenbeckenentzündung
- Blasenentzündung
- Blasenschmerzen
- Urin
- Brennen beim Wasserlassen
- Häufiges Wasserlassen
- Quaddeln
- Vorzeitiger Samenerguss
- Café-au-lait-Flecken
- Milien
- Keratosis pilaris (Reibeisenhaut)
- Aphthen
- Raynaud-Syndrom
- Insektenstiche
- Arzneimittelexanthem
- Sonnenallergie
- Röschenflechte
- Zyanose
- Pilzinfektion
- Melasma
- Hautkrankheiten
- Pigmentflecken
- Penispilz
- Schmerzen im Penis
- Antibiotika und Alkohol