Burnout

Dr. Maike Michel

Medizinisch geprüft von

Dr. Maike Michel

Letzte Änderung: 26 Feb 2021

Das Burnout-Syndrom wird durch lang andauernden arbeitsplatzbezogenen Stress verursacht. Betroffene haben zu hohe Ansprüche an die eigene Leistung und setzen keine gesunden Grenzen. Burnout kann zu schwerwiegenden psychischen oder körperlichen Erkrankungen führen. Auf dieser Seite finden Sie hilfreiche Informationen zu den Symptomen sowie zur Diagnose und Behandlung eines Burnouts.

Inhalt
Burnout
 

Kurzübersicht

Häufigste Symptome: Gefühl von Erschöpfung, zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job, verringertes Leistungsvermögen im Beruf

Behandlung: Zunächst geht es darum, den chronischen Arbeitsstress zu reduzieren und dadurch Folgeerkrankungen abzuwenden. Eine Standardbehandlung gibt es nicht: Die Therapie muss individuell zum Betroffenen sowie dessen Lebenssituation passen.

Wichtig: Ärztlicher Rat sollte so früh wie möglich gesucht werden, um den Symptomen frühzeitig gegensteuern zu können und damit körperliche oder psychische Erkrankungen, die eventuell für die Burnout-Symptome verantwortlich sind, erkannt und behandelt werden können.

Vorbeugung: Die notwendige Distanz zur Arbeit, Reduktion von Arbeitsstress und Aufbau von „Stresspuffern“ (z.B. Pflege sozialer Kontakte und Hobbys, Entspannungstechniken, Sport, ausreichend Schlaf usw.) sind in der Vorbeugung des Burnouts besonders wichtig.

Über Burnout

Burnout bezeichnet einen Zustand starker emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung als Folge von andauerndem arbeitsplatzbezogenem Stress. Dieser Stress kann durch chronische Überforderung, mangelnde Belohnung und Wertschätzung, aber auch aufgrund von Kränkungen oder Konflikten am Arbeitsplatz entstehen.

Wie häufig ist Burnout?

Da keine einheitlichen Diagnosekriterien für das Burnout-Syndrom bestehen, können Untersuchungen zur Häufigkeit des Burnouts nur eine Orientierung bieten. Eine repräsentative Studie des Robert-Koch-Instituts, die zwischen 2008 und 2011 durchgeführt wurde, ergab, dass 4,2 % aller Deutschen irgendwann in ihrem Leben ein Burnout erleben. Frauen waren dabei häufiger betroffen als Männer.

Wie kommt es zu Burnout?

Entstehung und Verlauf des Burnout wurden in der Literatur und Forschung (u.a. Burisch, M.; Alarcon et al.) untersucht. Wissenschaftliche Beweise, die die aufgestellten Vermutungen bestätigen, fehlen jedoch.

Zur Entstehung des Burnouts tragen 3 Faktoren bei:

  • Persönlichkeitsmerkmale (psychologischer Faktor)
  • arbeitsplatzbezogene Umstände (sozialer Faktor)
  • körperliche Beschwerden und mögliche genetische Veranlagung (biologischer Faktor)

Wer bekommt ein Burnout?

Es wird angenommen, dass folgende Persönlichkeitsmerkmale („innere Faktoren“) das Risiko für ein Burnout erhöhen:

  • niedriges Selbstwertgefühl, schwaches Selbstbewusstsein und der Versuch, den Selbstwert durch Arbeitserfolge zu stabilisieren
  • hohes Streben nach sozialer Anerkennung und Belohnung
  • überhöhte Selbstansprüche (Perfektionismus, hohe innere Leistungsansprüche)
  • nicht „Nein“ sagen können sowohl gegenüber anderen Personen als auch gegenüber sich selbst (sich persönliche Grenzen und Schwächen nicht eingestehen)
  • ausgeprägter Ehrgeiz, persönliche Ziele, wenn nötig unter größtem Energieeinsatz, zu erreichen
Innere Ursachen

Gemeinsam ist diesen psychologischen Risikofaktoren, dass der Arbeit eine überhöhte Bedeutung zugeschrieben wird und eigene Bedürfnisse, Gefühle und Belastungsgrenzen nicht beachtet werden: Selbstwert und Zufriedenheit hängen nahezu ausschließlich von Anerkennung auf der Arbeit ab. Dies führt unter anderem zu Zweifeln am Sinn des eigenen Handelns sowie zu Zielen, die nicht den eigenen Bedürfnissen, sondern den Erwartungen anderer entsprechen.

Wie kann der Arbeitsplatz zum Burnout führen?

Auch die äußeren Umstände können eine entscheidende Rolle bei der Entstehung eines Burnouts spielen:

  • Überlastung bei der Arbeit (zu hohes Arbeitsaufkommen und/oder innere Überforderung durch Perfektionismus)
  • Mangel an eigenen Einflussmöglichkeiten (wenig Selbstbestimmung und viel Kontrolle von außen)
  • unzureichende Anerkennung, Belohnung und Wertschätzung für die eigene Person und Arbeitsleistung
  • fehlendes Gemeinschaftsgefühl, Ungerechtigkeiten und Konflikte am Arbeitsplatz
  • für einen selbst sinnlos erscheinende und/oder den eigenen inneren Überzeugungen widersprechende Arbeitsaufgaben
  • Unvereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und Privatleben
Burnout Äußere Ursachen

Verlauf und Symptome von Burnout

Ein Burnout kann zu vielen verschiedenen möglichen Symptomen führen und sehr unterschiedlich verlaufen. Das bedeutet, dass sich Beschwerdemuster und Verlauf individuell von Mensch zu Mensch unterscheiden.

Was sind die häufigsten Symptome von Burnout?

Zu den häufigsten Symptomen eines Burnouts zählen:

  • tiefgreifende körperliche und seelische Erschöpfung
  • ausgeprägter Energiemangel, Müdigkeit
  • Verbitterung, Zynismus
  • innere Distanz gegenüber eigenen Gefühlen
  • Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
  • Ein- und Durchschlafstörungen, nicht erholsamer Schlaf, Albträume

Welche körperlichen Symptome können bei Burnout vorkommen?

Oftmals wird ein Burnout zudem von den folgenden körperlichen Symptomen begleitet:

  • häufige Erkältungen, Halsentzündungen und generelle Neigung, krank zu werden
  • Rücken- und Kopfschmerzen, Muskelverspannungen
  • vermindertes sexuelles Verlangen (Libidoverlust)
  • verdauungsbeschwerden mit Magenschmerzen, Übelkeit bis hin zu Magengeschwüren
  • hoher Blutdruck, hoher Puls, Enge in der Brust
  • vermehrtes Verlangen nach Suchtmitteln (Alkohol, Nikotin)
  • verringerte Aktivität und Veränderung der Ernährungsgewohnheiten
  • Gewichtsveränderungen

Welche weiteren Anzeichen für Burnout gibt es?

Zu den weiteren Anzeichen, die auf ein Burnout hinweisen können gehören:

  • Rast- und Ruhelosigkeit; Gefühl, nicht entspannen zu können
  • Gleichgültig- und Sinnlosigkeit; Distanziertheit gegenüber der Arbeit, anderen Menschen, dem Weltgeschehen
  • ständiges Überforderungserleben, hohe Neigung zum Weinen
  • anderen Menschen nicht mehr zuhören können, Verlust des Mitgefühls
  • Widerwillen und Unmut der Arbeit gegenüber
  • erhöhte Reizbarkeit, Unzufriedenheit
  • Pessimismus
  • Gefühl, nie ausreichend Zeit zu haben
  • hohes Engagement bei der Arbeit und Vernachlässigung von Hobbys, Sozialkontakten und Zeit mit der Familie
  • ständiges „unter Strom stehen“ und leichte Reizbarkeit
  • Gefühl, auf der Arbeit unentbehrlich zu sein, die eigenen Bedürfnisse missachten (etwa durch unentgeltliche Mehrarbeit)

Da ein Burnout sich von Mensch zu Mensch verschieden äußert, können auch Beschwerden, die hier nicht aufgeführt sind, zu einem Burnout gehören.

Gibt es Warnzeichen für ein drohendes Burnout?

Warnzeichen für ein Burnout können alle der oben genannten Symptome sein. Zu Beginn treten sie möglicherweise nur vorübergehend oder weniger ausgeprägt auf.

Wenn Sie vermuten, an Burnout zu leiden, ist es wichtig die Beschwerden so früh wie möglich mit Ihrem Arzt zu besprechen. Je zeitiger die Gefahr für die Entwicklung eines Burnouts erkannt wird, desto besser stehen die Chancen das Burnout durch geeignete Gegenmaßnahmen abzuwenden oder dessen Verlauf abzumildern.

Verläuft ein Burnout in typischen Phasen?

Nein. In der wissenschaftlichen Literatur werden verschiedene Verläufe beschrieben, die jedoch nicht durch Studienergebnisse belegt sind. Vielmehr handelt es sich um Versuche, die Burnout-Symptomatik zu verstehen und zu erklären.

Es gibt Modelle, die ein Burnout in 7 Phasen unterteilen, andere hingegen beschreiben 4 Phasen.

Wichtig: Teilweise werden konkrete Selbstmordgedanken (Suizidgedanken), massive innere Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit als eine Phase von Burnout beschrieben. Diese Symptome gehören jedoch nicht zu einem Burnout, sondern sind lebensgefährliche, schwer depressive Symptome, die unbedingt ernst genommen werden müssen. Beim Vorliegen von Selbstmordgedanken und Todeswünschen muss unbedingt ärztliche Hilfe aufgesucht werden.

Die 7 Phasen des Burnouts nach Burisch

Prof. Dr. Matthias Burisch beschreibt in seiner Arbeit exemplarisch 7 Phasen des Burnouts. Die Phasen können nacheinander oder aber auch gleichzeitig ablaufen. Zudem durchläuft nicht jeder Betroffene alle 7 Phasen.

Es ist sehr wichtig, zwischen Burnout und einer psychischen Erkrankung zu unterscheiden. Bei nahezu durchgehender Beeinträchtigung des Betroffenen handelt es sich nicht um einen Burnout, sondern um eine psychische Erkrankung, die diagnostiziert und behandelt werden sollte. Eine Verkennung als Burnout kann für Betroffene im Extremfall bedeuten, dass wirksame Behandlungen vorenthalten werden.

Achtung: Diese Symptome gehören zu einem schweren depressiven und lebensgefährlichen Zustand. Es muss daher dringend ärztliche Hilfe aufgesucht werden.

Burnout oder schon Depression?

Die Entscheidung zwischen einer Depression und einem Burnout-Zustand ist nicht schwierig:

Wenn 2 der 3 Bereiche Stimmung, Antrieb und Interessen nahezu durchgehend über einen Zeitraum von 14 Tagen beeinträchtigt sind, ist das Vorliegen einer depressiven Erkrankung sehr wahrscheinlich.

Oft erleben Betroffene zunächst Burnout-Symptome, die sich dann zu einer deutlichen Beeinträchtigung im Rahmen einer psychischen Erkrankung entwickeln.

Wann sollte ich zum Arzt?

Sie sollten so früh wie möglich einen Arzt aufsuchen, wenn Sie vermuten, ein Burnout zu haben. Ihr Arzt oder Psychotherapeut kann feststellen, ob ein Burnout-Zustand oder bereits eine psychische Erkrankung vorliegt. Je früher eine genaue Diagnose gestellt wird, desto schneller können Gegenmaßnahmen ergriffen und bei Bedarf eine Behandlung begonnen werden. Eine frühzeitige, der Diagnose entsprechende Behandlung ist sehr wichtig, um eine Besserung zu erreichen und Leid zu vermindern.

Wichtig: Suchen Sie beim Auftreten von Selbstmordgedanken umgehend ärztliche Hilfe.

Diagnose

Das Burnout-Syndrom wird definiert als „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“. Der zugehörige Diagnoseschlüssel lautet QD85 gemäß der internationalen Klassifikation (ICD-11).

Wie wird die Diagnose Burnout festgestellt?

Die Diagnose wird nach ärztlichem Ermessen gestellt. Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf ein Burnout ist der Hausarzt. Dieser wird:

  • nach den Beschwerden und deren Entwicklung fragen, die zur ärztlichen Vorstellung geführt haben
  • körperliche und seelische Beschwerden sowie Vorerkrankungen erfragen
  • eine allgemeine körperliche Untersuchung durchführen (u.a. Abhören von Herz und Lunge, Tastuntersuchung der Schilddrüse)
  • bei Bedarf weitere Untersuchungen (Ultraschall o.Ä.) anmelden
  • eine Blutuntersuchung machen

Finden sich keine Hinweise auf eine körperliche Erkrankung, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein seelisches Leiden vorliegt. Der Hausarzt wird seinen Schwerpunkten entsprechend abwägen, ob er eine Diagnose stellen und eine Behandlung einleiten kann oder ob er den Betroffenen an einen Facharzt für Psychiatrie oder einen Psychotherapeuten überweist.

Wie sage ich es meinem Arzt?

Mit körperlichen Beschwerden einen Arzt aufzusuchen, ist für die meisten Menschen selbstverständlich. Bei seelischen Beschwerden oder psychischen Symptomen scheuen sich Betroffene häufig, einen Arzt aufzusuchen. Sie haben etwa Angst, dass

  • ihre Beschwerden als „Lappalie“ abgetan und/oder
  • sie als „Schwächling“, „verrückt“ oder „nicht belastbar“ wahrgenommen werden.

Tatsächlich untersuchen und behandeln Hausärzte jedoch sehr viele Patienten mit psychischen Leiden. Seelische Probleme verdienen es, genauso ernst genommen zu werden wie körperliche Leiden.

Falls Sie Sorge haben, ihr Anliegen nicht gut genug erklären zu können, kann es hilfreich sein, im Vorfeld einige Notizen bezüglich auftretender Symptome und deren Verlauf anzufertigen. Dann können Sie sicher sein, dass Sie im Stress nichts vergessen. Es wäre sogar absolut in Ordnung, dem Hausarzt den Notizzettel beim Termin einfach in die Hand zu geben.

Werde ich krankgeschrieben?

Der Arzt wird gemeinsam mit dem Betroffenen überlegen, ob eine Krankschreibung sinnvoll erscheint. Folgende Fragen können bei der Beurteilung behilflich sein:

  • Kann die kurzfristige Herausnahme aus der Arbeitssituation zu einer Entlastung des Betroffenen beitragen?
  • Kann eine Krankschreibung eine weitere Verschlechterung der Symptome verhindern?

Zudem kann eine Krankschreibung auch diagnostisch sinnvoll sein, um herauszufinden, wie sich die Beschwerden entwickeln, wenn der Betroffene eine Zeit lang nicht auf dem Arbeitsplatz ist.

Eine Krankschreibung wird zunächst für eine Dauer von 2-3 Wochen ausgestellt. In Abhängigkeit vom Verlauf der Beschwerden und eventuell notwendiger Behandlungen kann eine längere Krankschreibung erforderlich sein. Manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, die Arbeit mit Hilfe therapeutischer Begleitung (etwa Vor- und Nachbesprechung, Anwendung erlernter Strategien) zeitnah wieder aufzunehmen.

Burnout-Selbsttest

Viele Betroffene wollen zunächst selbst überprüfen, ob sie ein Burnout haben. Selbsttests können helfen einzuschätzen, wie gefährdet man für ein Burnout ist – sie ersetzen jedoch kein ausführliches ärztliches Gespräch.

Professor Andreas Hillert, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, hat viele Arbeiten zum Thema Burnout erstellt und einen Fragebogen als Selbsttest verfasst.

Die Auswertung erfolgt anhand der mit „Ja“ beantworteten Fragen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihnen nicht so gut geht und Sie eine oder mehrere der unten aufgeführten Aussagen mit “Ja” beantworten, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt vereinbaren. Ihr Arzt wird im gemeinsamen Gespräch mit Ihnen das weitere Vorgehen sowie geeignete Behandlungsansätze ausarbeiten können.

  1. Ich erwarte von mir höhere Leistungen bei meinen täglichen Aufgaben, als die meisten anderen Menschen von sich verlangen.
  2. Wenn ich bei meiner Arbeit versage, dann bin ich als Mensch an sich ein Versager.
  3. Für mich ist es sehr wichtig, dass mich andere Menschen mögen.
  4. Wenn Dinge schief gehen, mache ich üblicherweise mich selber dafür verantwortlich.
  5. Kollegen um Unterstützung zu bitten, ist ein Zeichen von Schwäche.
  6. Ich vermeide es, Risiken einzugehen, wann immer es möglich ist.
  7. Ich habe genug Probleme im Leben gehabt und habe es verdient, keine neuen mehr zu bekommen.
  8. Ich investiere mehr Energie in meinen Beruf, als ich dafür als Gegenleistung – sei es in Form von Geld, sei es in Form von Anerkennung – erhalte.

Behandlung und Vorbeugung

Eine „Standardbehandlung“, die allen Burnout-Betroffenen hilft, gibt es nicht. Die Verläufe und die Betroffenen sind dafür individuell zu verschieden.

Bei leichten Beschwerden oder wenn Sie das Gefühl haben, für ein Burnout gefährdet zu sein, können Sie bereits selbst für sich aktiv werden. Kurse oder Selbsthilfebücher, in denen Entspannungsverfahren oder Strategien im Stressmanagement vermittelt werden, können dabei sehr hilfreich sein.

Selbsthilfe und Vorbeugung des Burnouts

Bereits kleine Veränderungen im (Arbeits-)Alltag können zu einer Verbesserung und inneren Stärkung beitragen:

  • Abkehr vom Perfektionismus: Ehrgeiz und überhöhte innere Leistungsansprüche zu erkennen und auf ihre Erreichbarkeit hin zu überprüfen, sind wichtige Schritte, um anschließend realistische Ziele und Erwartungen an sich selbst zu definieren.
  • Kann die Arbeitssituation verbessert werden? Möglicherweise können manche Aufgaben an Kollegen weitergegeben werden oder unter Teammitgliedern aufgeteilt werden. Eine Fortbildung könnte die Arbeit wieder interessanter machen.
  • Fertigkeiten für Stressmanagement, Entspannungsmethoden und Achtsamkeitsübungen verbessern: Sie können so einen gelasseneren Umgang mit Stresssituationen erlernen und erleben, dass Sie aktiv Stress loslassen können. Entspannungsübungen, Yoga, progressive Muskelrelaxation, autogenes Training oder eine Achtsamkeitsmeditation können als Entspannungsanker dienen. Regelmäßiges Üben ist wichtig, da Entspannungstechniken erst erlernt werden müssen.
  • Auszeiten und Pausen bewusst in den Arbeitsalltag integrieren. So wird der Geist kurzzeitig immer wieder entlastet und es bietet sich ein Moment der Achtsamkeit, um Abstand vom Stress zu gewinnen und eigene Bedürfnisse wahrzunehmen.
  • Work-Life-Balance stärken: Freizeit, Familie und Hobbys gehören zum Leben genauso dazu wie die Arbeit. Nur wenn beide Seiten, Pflichten und freudvolle Tätigkeiten, berücksichtigt werden, kann der Mensch seine volle Leistungsfähigkeit auf Dauer nutzen.
  • Ein gesunder Lebenswandel verbessert das Wohlbefinden und die körperliche und geistige Belastbarkeit. Dazu gehören regelmäßiger, erholsamer Schlaf, eine gesunde, regelmäßige Ernährung, ausreichende Bewegung und der Verzicht/Reduktion auf/von Suchtmitteln wie Alkohol und Nikotin.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität/Sport und Bewegung: Beides hilft dem Körper, Stress und Anspannung zu reduzieren. Darüber hinaus verbessert regelmäßiger Sport die Stresstoleranz des Körpers, reduziert Schmerzen, verbessert den Schlaf und die Stimmung. Es ist von Person zu Person unterschiedlich, welche Art von Sport und Bewegung als wohltuend empfunden wird. Es lohnt sich, verschiedene Dinge auszuprobieren, um die individuell passende Sportart zu finden. Schon regelmäßige Spaziergänge in zügigem Gehtempo an der frischen Luft können positive Effekte haben.
  • Selbstbeobachtung und -wahrnehmung: Was tut gut, was wirkt sich individuell weniger positiv aus? Wo stehen Körper und Geist gerade, welche Bedürfnisse sind da? Die bewusste Wahrnehmung und Zusammenarbeit mit dem eigenen Körper und Geist erhöhen unser Wohlbefinden und Leistungsvermögen langfristig.

Gibt es Medikamente gegen Burnout?

Nein, es gibt keine speziellen Anti-Burnout-Medikamente. Vor dem Gebrauch von Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen, Alkohol als Mittel zur Entspannung oder leistungssteigernden Substanzen als Bewältigungsstrategie für das Burnout muss unbedingt gewarnt werden! Diese Substanzen führen langfristig zur Zustandsverschlechterung.

Bei einem Burnout sind die oben beschriebenen Strategien im Selbstmanagement und bei Bedarf psychotherapeutische Sitzungen die Behandlungsstrategien der ersten Wahl.

Bei anhaltenden Schlafstörungen können beruhigend wirkende und schlafanstoßende Medikamente (wie manche Antidepressiva in geringen Dosierungen oder sogenannte niederpotente Neuroleptika) verschrieben werden, die allesamt nicht zu einer Abhängigkeit führen. Diese wirken bereits in den ersten Tagen der Einnahme.

Wenn das Burnout bereits in eine depressive Erkrankung übergegangen ist, kann eine antidepressive Medikation begonnen werden. Ein Facharzt für Psychiatrie wird mit Ihnen gemeinsam ein individuell passendes Präparat auswählen. Die regelmäßige Einnahme in der vorgeschriebenen Dosierung ist Voraussetzung für positive Therapieeffekte. Der stimmungsaufhellende Effekt der Medikamente tritt häufig erst nach 4-6 Wochen Behandlungsdauer ein. Anschließend wird empfohlen, das Präparat über mehrere Monate unverändert einzunehmen.

Welche Art von Psychotherapie hilft gegen Burnout?

Wenn bei anhaltenden Beschwerden zu einer Psychotherapie geraten wird, stehen Betroffene vor der Frage, nach was für einer Therapie sie suchen sollen. Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn jeder Betroffene und jede Erkrankung sind hochindividuell.

Zur Auswahl stehen: Einzel- und Gruppenpsychotherapie: In beiden Therapieformen geht es darum, den Betroffenen individuell zu helfen. In der Einzelpsychotherapie arbeiten jeweils der Therapeut und der Betroffene zu zweit zusammen. So können die Therapieinhalte sehr persönlich bearbeitet werden. In einer Gruppenpsychotherapie arbeiten mehrere, von der Symptomatik her ähnlich Betroffene mit einem Therapeuten gemeinsam. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann für die Therapie sehr hilfreich sein.

Wahl der Therapierichtung

  • Verhaltenstherapie: Diese Art der Therapie orientiert sich an den aktuellen Beschwerden. Ein Modell der Beschwerde-Entstehung und -aufrechterhaltung wird erstellt. Dabei werden auch biografische Erfahrungen berücksichtigt. Mit Erreichen eines besseren Beschwerde-Verständnisses werden als nächstes konkrete Strategien zum Umgang mit den aktuellen Problemfeldern erarbeitet. Der Betroffene kann so seine Fertigkeiten zur Alltagsbewältigung und Problemlösung verbessern. In der Verhaltenstherapie wird der Fokus auf Selbstfürsorge, Wahrnehmen und Akzeptanz von Belastungsgrenzen sowie funktionalen Strategien zum Umgang mit Stress gelegt. Dies kann relativ schnelle Veränderungen erzielen.
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Diese Art der Therapie leitet ihre Arbeit ebenfalls aus dem aktuellen Beschwerdebild ab. Auch werden innere Konflikte, Abwehrmechanismen und frühere Erfahrungen thematisch erarbeitet. So sollen sich im Verlauf durch ein besseres individuelles Selbstverständnis auch die aktuellen Beschwerden bessern. Dies eignet sich, wenn der Betroffene den Ursprung seines Problems eher in der Lebensgeschichte vermutet und dies mehr berücksichtigen möchte.

Prinzipiell kann die Therapieform gewählt werden, die dem Betroffenen mehr zusagt. Ein Burnout ist ein Zustand, bei dem einige Stunden Verhaltenstherapie bereits deutliche positive Effekte zeigen können. Viele Ärzte werden deshalb zunächst dazu raten. Wenn der Betroffene sich jedoch besser in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie aufgehoben fühlt, dann ist es gut und sinnvoll, diesem „Bauchgefühl“ zu vertrauen.

Neben den oben angesprochenen Therapieformen gibt es auch psychoanalytische, psychodynamische und systemische Psychotherapie. Diese drei Verfahren können ebenfalls hilfreich sein. Bei einer Burnout-Symptomatik werden jedoch aufgrund des klar eingrenzbaren Beschwerdebildes und der definierten Zielsetzung in der Regel zunächst Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie durchgeführt.

Häufig gestellte Fragen

Wie lange braucht es im Schnitt, bis man sich von Burnout erholt hat?

Das ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von der Schwere der Symptomatik, der Problemeinsicht und Veränderungsmotivation des Betroffenen sowie seinem sozialen (Arbeits-)Umfeld ab. Mit 6-12 Wochen sollte gerechnet werden. Bleibt bis dahin eine Besserung aus, sollte eine erneute Diagnostik und Überprüfung geeigneter Behandlungsmethoden erfolgen.

Gibt es Burnout auch bei Kindern und Jugendlichen? Wie äußert es sich?

Ja, Burnout-Symptome sind auch bei Kindern und Jugendlichen möglich. Eine ärztliche Abklärung ist hier besonders wichtig, denn den Beschwerden kann unter Umständen eine ernste psychische Erkrankung zugrunde liegen, die so früh wie möglich gezielt behandelt werden sollte.

Psychische Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen werden leicht übersehen, da die Symptome sich von denen der Erwachsenen unterscheiden können. Dazu zählen etwa massives Stören im Unterricht, ständige Konflikte, wiederholtes oder andauerndes, negatives, trotziges oder gar feindseliges Verhalten oder Nahrungsverweigerung.

Burnout während der Schwangerschaft – ist das möglich?

Auch während einer Schwangerschaft können sich Burnout-Beschwerden entwickeln. Vor dem Hintergrund der anstehenden Veränderungen im Leben, der Familiengründung und Einschränkungen in der Arbeitsfähigkeit durch die Schwangerschaft kann eine Burnout-Symptomatik leicht erklärt werden.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. Maike Michel Medizinische Autorin

Maike Michel unterstützt das Ärzteteam von ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung. Sie studierte Medizin an den Universitäten in Münster und Freiburg. Seit 2016 arbeitet sie als Assistenzärztin in einer psychiatrischen Klinik in Deutschland und trägt seit Juli 2022 den Facharzttitel für Psychiatrie und Psychotherapie.

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Letzte Änderung: 26 Feb 2021

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