Kälteallergie (Kälteurtikaria)

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 03 Dez 2021

Die Kälteallergie, auch Kälteurtikaria genannt, ist eine spezielle Form der Nesselsucht (Urtikaria) und gehört zu den sogenannten Pseudoallergien: Ihre Symptome ähneln stark denen einer allergischen Reaktion (Hautausschlag, Juckreiz etc.). Für die Betroffenen ist dies mit großen Einschränkungen im Alltag verbunden. Doch es gibt eine tröstende Nachricht: So spontan wie die Kälteallergie kommt, so schnell zieht sie sich auch wieder zurück.

Inhalt
Frau kratzt ihre juckende, gerötete Haut an den Pulsadern, sie hat einen Ausschlag
 

Kurzübersicht

Häufigkeit: In Deutschland sind geschätzt 50.000 Menschen betroffen, wobei die Kälteallergie grundsätzlich in skandinavischen Ländern häufiger vorkommt als in wärmeren Regionen. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer und zeigen meistens im jungen Erwachsenenalter die ersten Beschwerden.

Auslöser und Ursachen: Hauptauslöser ist der Kontakt der Haut mit Kälte, wodurch verschiedene Entzündungsstoffe (Histamine) ausgeschüttet werden. Bestimmte Medikamente wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, die Pille und Antibiotika können ebenfalls der Grund sein.

Dauer: Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt etwa 5 Jahre.

Symptome: Häufig macht sich die Kälteallergie durch stark juckende Haut mit Rötungen und Schwellungen, Quaddeln und Schleimhautveränderungen bemerkbar. Selten entwickelt sich sogar ein allergischer Schock.

Behandlung: Antibiotische Behandlung, wenn ein Infekt zugrunde liegt. Antihistaminika, um die sogenannten Mastzellen zu stabilisieren und die Symptome zu unterbinden sowie Therapie mit kalten Bädern oder Bestrahlung mit UV-Licht. Mehr dazu hier.

Vorbeugung: Ärzte raten zu effektivem Kälteschutz durch dichte, warme Kleidung. Bäder in kaltem Wasser sowie kalte Speisen und Getränke sollten Betroffene dagegen vermeiden.

Wann zum Arzt: Spätestens nach 6 Wochen chronischer Kälteallergie sollten sich Erwachsene an einen Arzt wenden. Bei einer Schockreaktion, bei Atemnot und Schluckbeschwerden ist es sinnvoll, einen Krankenwagen zu rufen.

Über Kälteallergie

Die Symptome der Kälteallergie ähneln denen einer allergischen Reaktion, wobei es sich um keine Allergie im eigentlichen Sinne handelt. Betroffene können die Symptome lindern, indem sie sich vor Kälte schützen.

Die genaue Ursache ist bis heute nicht geklärt. Fest steht jedoch, dass etwa jeder 4. Betroffene unter mehreren Urtikaria-Erkrankungen leidet. Zudem treten Lebensmittelunverträglichkeiten, Asthma und Tiergift-Reaktionen häufiger auf.

Symptome bei Kälteallergie

Die Symptome sind bei allen Betroffenen ähnlich, nur die Reizschwelle, das heißt die Temperatur, bei der die Symptome auftreten, ist individuell verschieden.

Zu den typischen Beschwerden zählen:

  • Hautausschlag (stark juckende Haut mit Rötungen und Schwellungen)
  • Bildung von Quaddeln
  • Schleimhautveränderungen

Die Hauterscheinungen treten meist auf unbekleideten Körperregionen wie Händen und Gesicht auf und klingen nach 30 Minuten, zum Teil auch erst nach mehreren Stunden, ab. Dazu kommen gegebenenfalls Symptome wie Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen.

Geröteter Ausschlag am Bein mit Quaddeln

Sie sind sich unsicher, ob die Beschwerden in Ihrem Fall auf eine Kälteurtikaria hindeuten? Der Online-Hautcheck von ZAVA kann Klarheit schaffen: Senden Sie uns dazu 2 aussagekräftige Fotos der betroffenen Hautbereiche zu und unsere Ärzte geben Ihnen eine erste Einschätzung.

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Risikofaktoren

Bei Krankenhausaufenthalten und bei Operationen unter Vollnarkose können Infusionslösungen, die vor Verabreichung nicht auf Körpertemperatur erwärmt wurden, einen generalisierten Schub hervorrufen.

Bei einem “Sprung ins kalte Wasser”, wenn also der ganze Körper auf Kälte trifft, sind Bewusstlosigkeit und Ertrinken mögliche Folgen.

Der Genuss von kalten Getränken und Speisen kann zu Schwellungen, Schluckbeschwerden und sogar Atemnot führen.

Auslöser und Ursachen der Kälteallergie

Bei Menschen, die unter einer Kälteallergie leiden, geht der Organismus mit kühlen Temperaturen anders um als bei Gesunden. Körpereigene Mastzellen setzen als Reaktion auf die Kälte Histamin frei, was zu den unangenehmen Hautausschlägen führt. Die Schwellentemperatur, bei der der Körper auf die Kälte reagiert, ist individuell unterschiedlich. Auch ein rascher Temperaturwechsel kann die Kälteallergie auslösen.

Krankheiten, die mit der Kälteallergie in Verbindung gebracht werden, sind Infektionskrankheiten wie Syphilis, Hepatitis, Masern, Windpocken, HIV-Infektionen und Atemwegsinfektionen. Medikamente wie Antibiotika, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und orale Verhütungsmittel können ebenfalls Auslöser der Beschwerden sein. Darüber hinaus diskutieren Forscher genetische Faktoren als Ursache für die Kälteallergie.

Diagnose: Was macht der Arzt?

Zur Diagnose einer Kälteallergie werden 2 Methoden herangezogen:

  1. Beim Eiswürfeltest setzt der Arzt ein mit Wasser und Eiswürfeln gefülltes Glas auf die Haut des Patienten, was einen Kältereiz von 4 °C auslöst. Um die genaue Reizschwelle zu ermitteln, lässt man das Glas unterschiedlich lang auf die Haut einwirken, bis die typischen Quaddeln auftreten.
  2. Ein weiteres Verfahren zur Diagnose einer Kälteallergie ist die Zuhilfenahme eines elektronischen Testgerätes. Das Besondere an dieser Methode ist, dass die genaue Schwellentemperatur ermittelt werden kann, ab der sich die Symptome entwickeln.

Häufig ist es für einen Arzt auch möglich, bereits vom äußeren Erscheinungsbild der Beschwerden auf eine Kälteurtikaria zu schließen: Über unseren Online-Hautcheck erhalten Sie von den ZAVA Ärzten eine erste Einschätzung.

Behandlung der Kälteurtikaria

Die Kälteallergie verschwindet meist, wenn eine damit assoziierte Erkrankung behandelt wurde. Sollte dies nicht möglich sein, gibt es neben medikamentöser Therapie auch eine Reihe von Behandlungsformen, deren Wirkweise jedoch nicht vollständig geklärt ist:

  • Bei einer Infektion wird eine antibiotische Behandlung zur Therapie eingesetzt.
  • Die Behandlung mit Capsaicin (Wirkstoff aus der Paprikafrucht) reduziert in erster Linie den Juckreiz sowie das Auftreten von Quaddeln. Einen Nachteil stellt die häufige Anwendung dar.
  • Bei der Hardening-Therapie wird der Patient immer wieder kalten Bädern ausgesetzt, damit der Körper sich an die Kälte gewöhnt.
  • Eine weitere Behandlungsform ist die Bestrahlung mit UV-Licht.

Medikamente

Um die Symptome einer Kälteallergie zu unterbinden, verordnet der Mediziner Antihistaminika. Außerdem kann mithilfe von Cromoglicinsäure eine Mastzellenstabilisierung erreicht werden. Da nicht jeder Erkrankte die Medikamente bedenkenlos einnehmen kann, muss die Behandlung immer vorher mit dem Arzt besprochen werden.

Auch dürfen Schwangere, Stillende und Kinder bestimmte Medikamente nicht einnehmen.

Hausmittel

Zu den bewährten Hausmitteln zählen:

  • Essigwickel
  • Zinksalbe zur Heilung und Beruhigung der Haut
  • Hamamelissalbe gegen den Juckreiz und die Entzündung
  • Baden mit Backpulver-Zusatz gegen den Juckreiz

Homöopathie bei Kälteallergie?

Homöopathische Mittel sollen die Symptome wie Juckreiz, Rötung und Quaddelbildung reduzieren können. Dazu zählen:

  • Brennnessel
  • Honigbiene
  • Waldameise
  • Ameisensäure
  • Giftsumach
  • Seidelbast

Für die homöopathische Behandlung chronischer Hauterkrankungen sollte ein erfahrener Homöopath zu Rate gezogen werden.

Kälteallergie bei Babies und Kindern

Die Kälteallergie tritt bei den meisten Betroffenen im jungen Erwachsenenalter auf, sie kann jedoch auch bereits im Säuglings- und Kindesalter in Erscheinung treten. Wenn sie typische Symptome wie Hautrötungen, Juckreiz und Quaddeln feststellen, sollten Eltern zeitnah ärztlichen Rat einholen. So kann eine frühzeitige Behandlung der, insbesondere für Kinder, meist sehr unangenehmen Symptome erfolgen.

Bitte beachten Sie: Medikamente dürfen nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt zwischen Erwachsenen und Kindern geteilt werden, da nicht alle Medikamente für Kinder geeignet sind und darüber hinaus häufig eine Dosisanpassung für Kinder erforderlich ist.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung einer Kälteallergie und ihrer Symptome sollten Betroffene sich in erster Linie vor Kälte und schnellen Temperaturwechseln schützen. Was können sie dabei beachten?

  • Kälteschutz: dichte, warme Kleidung, Handschuhe und warme Schuhe und Socken
  • ungeschützte Hautpartien wie das Gesicht mit fetthaltiger Creme versorgen
  • Kälteschocks” wie Sprünge in kaltes Wasser vermeiden
  • kalte Speisen und Getränke vermeiden
  • Notfallset mit Cortisonpräparat und Antihistaminikum mitführen
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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin ZAVA Deutschland

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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