Weißfleckenkrankheit (Vitiligo): Ursachen und Behandlung

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 16 Dez 2021

Das kanadische Topmodel Winnie Harlow machte sie berühmt: weiße, scharfkantige Flecken auf dem Körper. Die Rede ist von der Hauterkrankung „Vitiligo” – auch als Weißfleckenkrankheit bekannt. Die meist großflächig und spiegelgleich verteilten, weißen Pigmentstörungen sind Folgen einer mangelhaften Hautpigmentierung. Zwar beeinträchtigt sie die Haut an sich nicht in ihrer Funktion, dennoch stellt Vitiligo weit mehr als nur ein kosmetisches Problem dar. Sie ist nicht heilbar, belastet Betroffene psychosozial oftmals stark und geht häufig mit Autoimmunerkrankungen einher. Aber: Durch eine entsprechende Behandlung lässt sich Vitiligo gut in den Griff bekommen und im Anfangsstadium kann eine Ausbreitung sehr gut gestoppt werden. Alles zu Symptomen, Ursachen und Behandlung lesen Sie in diesem Beitrag.

Inhalt
Vitiligo: Hände mit verschiedenen Hauttönen greifen zueinander.
 

Kurzübersicht

Definition & Häufigkeit: Vitiligo ist eine Pigmentstörung der Haut, die in der Regel bei allen Geschlechtern gleich häufig auftritt. Sie betrifft etwa 0,5-1 % der Menschen weltweit und bricht in den meisten Fällen zwischen dem 10. und dem 30. Lebensjahr aus. Die unpigmentierten Areale grenzen sich klar von der restlichen Haut ab und können sich je nach Erkrankungsverlauf und Form weiter ausbreiten. Vitiligo ist nicht ansteckend.

Symptome: Bis auf gelegentlichen Juckreiz bei der Entstehung bleiben Vitiligo-Herde symptomfrei und beeinträchtigen die Haut nicht in ihrer natürlichen Funktion. Charakteristisch ist die oftmals auf beiden Körperhälften symmetrische und großflächige Verteilung weißer Flecken. Im Anfangsstadium breiten sie sich im Gesicht, unter den Achseln, am Ellenbogen, an den Händen und Füßen sowie anschließend an anderen Hautregionen aus. Auch Schleimhäute oder Haare können betroffen sein.

Ursachen: Warum Vitiligo auftritt, ist bisher noch weitestgehend unbekannt. Aller Wahrscheinlichkeit nach spielen unter anderem eine genetische Veranlagung, neurologische Faktoren und ein beeinträchtigtes Immunsystem bei der Entstehung eine Rolle.

Behandlung: In erster Linie geht es darum, die empfindlichen weißen Hautstellen vor Sonnenlicht zu schützen. Bei leichten Formen der Pigmentstörung wird am häufigsten die Methode der Lichttherapie angewendet, aber auch Cremes und Salben können helfen. Bei schwereren Formen gibt es Therapieoptionen mit Immunsuppressiva in Tabletten- oder Salbenform, in einzelnen Fällen kann eine Transplantation von Melanozyten infrage kommen. Stark deckendes Make up oder ein Bleichen der nicht betroffenenen Hautstellen kann Betroffene darüber hinaus im Umgang mit der Krankheit unterstützen.

Vitiligo: Vom Anfangsstadium bis zur Diagnose

Vitiligo ist durch den Verlust von Melanozyten gekennzeichnet. Bei Melanozyten handelt es sich um Zellen, die das Hautpigment Melanin produzieren. Verlieren sie ihre Funktion, erscheint die Haut farblos. Die Größe und Anzahl entstehender Flecken sind dabei von Person zu Person unterschiedlich.

Verlauf

Zunächst treten die Pigmentstörungen vor allem kleinflächig an mechanisch beanspruchten Stellen des Körpers auf – wie Händen, Füßen, Ellenbogen, Augenlidern, Achseln oder im Gesicht. Im weiteren Verlauf verteilen sie sich jedoch auf einen Großteil des Körpers. Auch Haarfollikel können betroffen sein, sodass sich einzelne Haarsträhnen weiß verfärben. Die Haare, die auf den Pigmentflecken wachsen, verlieren demnach ebenfalls ihre sonstige Farbe. Dabei können das Kopfhaar, Scham- und Barthaare, Wimpern sowie Augenbrauen Veränderungen zeigen.

Formen von Vitiligo

Es werden 3 verschiedene Formen der Vitiligo unterschieden:

  • generalisierte, nicht-segmentale Vitiligo (NSV): Symmetrisch verteilte Flecken, die die gesamte Körperfläche, Schleimhäute oder Haare betreffen können, breiten sich über Jahre hinweg in Schüben immer weiter aus. Diese Form ist die häufigste.
  • lokalisierte, segmentale Vitiligo (SV): Nur eine oder wenige betroffene Körperstellen zeigen unsymmetrische Flecken. Bei dieser Form treten häufiger weiße Haarsträhnen am Kopf, an den Wimpern oder im Bart auf. Die Erkrankung kommt meistens nach wenigen Monaten zum Stillstand.
  • gemischte Form: Nebeneinander bestehen beide oben genannten Formen.
  • nicht-klassifizierbare Formen: In manchen Fällen lässt sich die Pigmentstörung nicht genau einordnen. Diese Fälle werden in der 4. Form zusammengefasst.
Vitiligo: Frau mit Vitiligo hält ihre fleckigen Hände vors Gesicht.

Diagnose

Bei Verdacht auf Vitiligo sollten Betroffene einen Hautarzt aufsuchen. Durch das typische Erscheinungsbild, wie klar abgegrenzte Hautflecken und die oftmals spiegelgleiche Verteilung der weißen Areale auf beiden Körperhälften, kann der Arzt die Weißfleckenkrankheit meist schnell diagnostizieren. Er führt dennoch neben der Blickdiagnose weitere Untersuchungen durch, um andere Hauterkrankungen sicher ausschließen zu können. Beispielsweise werden die betroffenen Hautareale unter der Wood-Lampe, einer Lampe mit ultraviolettem Licht, überprüft. Weiterhin kann der Hautarzt Gewebeproben oder Blut entnehmen.

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Ursachen von Vitiligo

Bisher bleiben die Ursachen der Erkrankung weitestgehend unklar. Ärzte vermuten, dass es eine genetische Veranlagung für Vitiligo gibt, jedoch ist bislang nicht bekannt, in welchem Umfang dies bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielt. Da die Pigmentstörung vor allem Menschen betrifft, die bereits unter anderen Autoimmunerkrankungen, wie Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Hashimoto oder auch Haarausfall (Alopezie) leiden, wird auch Vitiligo als eine Autoimmunerkrankung vermutet. Der Theorie zufolge greift das körpereigene Immunsystem die Zellen an, die Melanin produzieren.

Andere Fälle zeigen ein Auftreten nach Verletzungen der Haut, zum Beispiel einer Verätzung oder einem starkem Sonnenbrand. Auch emotionaler Stress sowie neurologische Faktoren werden als Ursache diskutiert. So gehen Forscher der Frage nach, ob die Vitiligo an einer Dysregulation eines bestimmten neuronalen Botenstoffs (Neurotransmitter) liegen könnte.

Die richtige Behandlung bei Vitiligo

Es stehen einige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die den Verlauf verlangsamen beziehungsweise hemmen. Manche Maßnahmen können zudem an den weißen Hautstellen die Melaninproduktion fördern.

Da in vielen Fällen in den Vitiligo-Flecken noch ein geringer Anteil an Melanozyten vorhanden ist, raten Mediziner am häufigsten zur Lichttherapie. Die Bestrahlung mit UV-Licht dauert in der Regel zwischen 6 und 12 Monate und wird von Hautärzten durchgeführt. Sie kann dabei helfen, die Pigmentproduktion wieder anzuregen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Lasertherapie, die ebenfalls die Bildung neuer Hautpigmente fördern soll. Wenn die Therapie gelingt, bildet sich wieder pigmentierte Haut in den weißen Hautstellen. Die Anzahl und Größe nehmen dann zu, bis die Vitiligo-Flecken bestenfalls nicht mehr zu sehen sind. Hier werden die betroffenen Hautareale mit einem Laser punktgenau bestrahlt.

Bei leichten Formen der Pigmentstörung, bei der nur vereinzelte Hautstellen betroffen sind, verschreibt der Arzt Cremes und Salben mit Glukokortikoiden (u.a. Cortison) und Calcipotriol. Diese können eine Größenzunahme der Herde hemmen und eine Repigmentierung unterstützen.

Ist die Krankheit weiter fortgeschritten, werden bestimmte Immunsuppressiva in Tabletten- oder Salbenform verabreicht. Diese sollen das Immunsystem daran hindern, die körpereigenen Zellen weiter anzugreifen. Folglich stoppen Immunsuppressiva die Erkrankung für den Zeitraum der Einnahme.

Auch eine Transplantation von Melanozyten in die betroffenen Hautstellen kann in einigen Fällen infrage kommen. Dies führt unter Umständen zu einer Repigmentierung der betroffenen Hautbereiche.

Wenn sehr große Hautpartien betroffen sind, kann das Bleichen der nicht betroffenen Hautstellen eine Option sein, um den Hautton anzugleichen. Zu den Bleichverfahren zählen Kryotherapie (Kältetherapie), chemische Peelings und chemische Bleichmittel. Achtung: Das Bleichen sollten Patienten nie ohne Aufsicht eines Arztes durchführen. Außerdem wird die Haut durch Bleichung sehr empfindlich gegenüber Sonnenlicht. Darüber hinaus kann die Depigmentierung nicht rückgängig gemacht werden und das Ergebnis ist nicht immer einheitlich. Mediziner raten daher nur selten zu dieser Methode.

Eine Frage, die viele Erkrankte beschäftigt: Ist die Weißfleckenkrankheit heilbar? Da die Ursache bisher unbekannt ist, gibt es noch keine Behandlung, die die Erkrankung heilen könnte. Berichten zufolge soll es trotzdem Spontanheilungen gegeben haben.

Vitiligo: Was kann ich selbst tun?

Da die betroffenen weißen Hautareale extrem sonnenempfindlich sind, ist guter Sonnenschutz durch entsprechende Kleidung und Sonnencremes mit einem Faktor von 50+ das A und O. Mit kosmetischen Produkten, wie Cremes, Sprays, flüssigen oder kompakten Foundations, Concealer und Camouflage Make-up, lassen sich Vitiligo-Herde gut abdecken. Vielen Betroffenen erleichtert das den Umgang mit der Erkrankung.

Wichtig: Sie sollten auf eine schonende Reinigung achten, um die sensiblen Hautstellen nicht zusätzlich zu beanspruchen.

Es gibt zwar keine handfesten Beweise dafür, dass Ernährung einen positiven Einfluss auf Vitiligo-Erkrankte haben kann, jedoch gibt es einige Vitamine und Nährstoffe, die den Gesundheitszustand stabilisieren und die Melanin-Produktion anregen sollen. Zu ihnen gehören:

  • Vitamin B12 (z.B. enthalten in Eiern, Fisch, Milchprodukten, Fleisch, Walnüssen, Spirulina, Rot- und Grünalgen)
  • Vitamin E (z.B. enthalten in Papaya, Sonnenblumenkernen und Nüssen)
  • Vitamin C (z.B. enthalten in Guave, Kiwi, Brokkoli, Mango, Rosenkohl und rotem Pfeffer)
  • Vitamin A (z.B. enthalten in Süßkartoffeln, Karotten, Spinat, Thymian, getrockneten Aprikosen und Kopfsalat)
  • Vitamin D (z.B. enthalten in Lachs, Hering, Kalbsleber, Pilzen, Butter, Milch, Makrele und Sardellen)
  • Beta-Carotin (z.B. enthalten in Kopfsalat, Spinat, Nüssen, Hülsen- und Zitrusfrüchten)

Der Einfluss der Psyche

Gut zu wissen: Sowohl der Ausbruch von Vitiligo als auch weitere Schübe werden oft mit Stress und psychischen Belastungen in Verbindung gebracht. Andersherum kann die Krankheit selbst aber auch Betroffene psychosozial beeinträchtigen. Daher empfiehlt die Leitlinie für Vitiligo im Rahmen der Behandlung psychotherapeutische Maßnahmen. Zögern Sie nicht, solche Angebote, zum Beispiel in Form von Selbsthilfegruppen wahrzunehmen. Genaueres hierzu gibt es unter:

Häufig gestellte Fragen

Kann Vitiligo gestoppt werden?

Durch entsprechende Behandlungen können Patienten die Ausbreitung der Areale gut in den Griff bekommen und häufig sogar aufhalten. Sprechen Sie hierzu am besten mit Ihrem Arzt, welche Therapie am besten für Sie geeignet ist.

Kann man Vitiligo heilen?

Nach dem jetzigen Stand der Forschung ist Vitiligo nicht heilbar. Es gibt aber durchaus auch Berichte über Spontanheilungen.

In welchem Alter tritt Vitiligo auf?

Jede Altersgruppe kann von der Pigmentstörung betroffen sein. In der Regel tritt die Krankheit das 1. Mal zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr auf.

Ist Vitiligo vererbbar?

Mittlerweile vermuten Forscher, dass die Wahrscheinlichkeit, an Vitiligo zu erkranken, um den Faktor 4-5 höher ist, wenn bereits ein Gendefekt bei einem anderen Familienmitglied vorliegt.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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