Hausstauballergie

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 17 Jun 2020

Bei einer Hausstauballergie reagieren Sie allergisch auf die Hinterlassenschaften von mikroskopisch kleinen Milben. Hausstaubmilben sind prinzipiell harmlos, allerdings können Enzyme in deren Ausscheidungen unangenehme Symptome wie juckende oder tränende Augen, Husten und Niesreiz auslösen. Manchmal läuft auch die Nase und das Atmen fällt schwer. Wir erklären, wie Sie dem Auftreten von Symptomen vorbeugen und welche Behandlungen Ihre Beschwerden lindern können.

Inhalt
gelber Besen und Wollmaus auf staubigem Boden
 

Kurzübersicht

Häufigkeit: Tritt bei etwa 10 % der deutschen Bevölkerung auf

Auslöser: Milben (etwa 0,1 bis 0,5 mm groß), Lebensraum: Textilien, (z. B. Matratzen, Kissen, Decken), Hausstaub etc.

Risikofaktoren: Genetische Veranlagung, geringe Immunabwehr, Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen

Symptome: Laufende oder verstopfte Nase, Husten, häufiges Niesen, juckende tränende oder gerötete Augen, Atemprobleme, Selten: Juckreiz, Ausschlag, Nesselfieber

Behandlung: Prinzipiell ist die Geringhaltung der Milbenlast die beste vorbeugende Behandlung, ansonsten helfen kurzfristig: Antihistaminika, Kortikoid-Nasensprays, Nasenspülungen, Augentropfen, kurz- und langwirksame Beta-2-Sympathomimetika; langfristig: Atemtherapie oder Hyposensibilisierung(Immunisierung); Homöopathie: Ambrosia oder Augentrost bei tränenden, juckenden Augen

Vorbeugung: Milbenundurchlässige Spezialüberzüge (Encasings) für Matratzen und Kopfkissen, Raumluftreiniger, regelmäßiges gründliches Lüften, Staubsauger mit Hepa-Filter, glatte Böden regelmäßig feucht wischen, Bettwäsche häufig wechseln und bei mind. 60 °C waschen, Plüschtiere die sich nicht waschen lassen für 24 Stunden in die Gefriertruhe, das tötet Milben ab

Wann zum Arzt: Wenn sich die Bronchien verengen und Atemnot auftritt, auch Schleimhautschwellungen, gerötete, juckende Augen oder Hautauffälligkeiten sollten Sie ebenfalls medizinisch abklären lassen.

Über Hausstauballergie

Eine Hausstauballergie ist eine Sonderform der allergischen Rhinitis (Heuschnupfen). Ausgelöst wird sie durch das Einatmen von Eiweißen (Allergene), die sich im Körper und in den Ausscheidungen von Milben befinden. Die Eiweiße mischen sich mit Hausstaub oder finden sich in Textilien wie Teppichen, Kissen und Bettfedern.

Milben sind harmlos und nur unter dem Mikroskop erkennbar. Sie leben generell in jedem Haushalt und sind kein Zeichen mangelnder Hygiene. Kommt die Bindehaut der Augen oder der Nasenschleimhaut eines Allergikers (z. B. beim Einatmen von Hausstaub) mit den Eiweißen in Berührung, führt das zu einer allergischen Reaktion. Unser Immunsystem bekämpft die Allergene mit Antikörpern. Histamin wird freigesetzt, was zu einer Entzündungsreaktion führt und Beschwerden wie gerötete, juckende Augen, Husten, Niesreiz oder Fließschnupfen auslösen kann.

Symptome und Krankheitsverlauf

Milben befinden sich vor allem in Matratzen und Bettwäsche, da sie sich unter anderem von abgestorbenen Hautzellen ernähren. Die Symptome einer Hausstauballergie machen sich deshalb besonders nachts und frühmorgens bemerkbar. Zudem treten sie auch äußerst rasch auf, weshalb die Hausstauballergie eine Typ-I-Allergie (Soforttyp) ist.

Typische Symptome einer Hausstauballergie sind:

Manchmal kommt es auch zu Kreuzallergien, da Allergiker häufig nicht nur auf ein bestimmtes Allergen, sondern auch auf chemisch oder biologisch ähnliche Stoffe reagieren (z. B. Krustentierallergie).

Risikofaktoren und Spätfolgen

Neben einer genetischen Veranlagung, können auch Umweltbelastungen oder Lebensbedingungen die Beschwerden auslösen oder verstärken.

Im Lauf der Zeit kann sich eine chronische Nasen- oder Bronchialschleimhautentzündung entwickeln. Bei einem Drittel der Allergiker kann sich zudem allmählich allergisches Asthma entwickeln.

Allergietest zur Diagnose

Bei Verdacht auf eine Hausstauballergie besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Allergologen, wann, wo und wie häufig die Symptome auftreten und was die Beschwerden verschlimmert. Meist folgen eine Nasen- und Lungenuntersuchung sowie ein Allergietest.

  • Beim Pricktest wird das Allergen auf die Haut getropft und die Haut darunter leicht angepiekt (engl. Prick)
  • Beim Scratch-Test wird das Allergen auf die leicht angeritzte Haut aufgetragen.
  • Beim RAS-/CAP-Test wird das Blut auf spezielle Antikörper untersucht, die auf eine Milbenallergie hinweisen

Anschließend begutachtet Ihr Arzt die auftretende Hautreaktion. Zeigen sich Schwellungen, Quaddeln oder Rötungen, spricht dies für eine vorhandene Allergie.

Wo kann ich mich testen lassen?

Testen lassen können Sie sich beim Allergologen, also z. B. bei einem Haus- oder Hautarzt mit Zusatztitel Allergologie. Dieser führt entsprechende Tests mit Ihnen durch.

Behandlung

Für die Behandlung auftretender Symptome stehen verschiedene Medikamente und Hausmittel zur Verfügung. Am wichtigsten ist es jedoch, die Milbenbelastung möglichst gering zu halten. Eine Hyposensibilisierung (Immunisierung) kann ebenfalls Sinn machen. Bei dieser wird der Körper allmählich an die Allergene gewöhnt.

Senkung der Milbenlast

Hausstaubmilben halten sich an warmen, feuchten Orten auf und ernähren sich von abgestorbenen Hautschüppchen. Matratzen, Kissen, Decken oder Kuscheltiere sind daher ideale Lebensräume. Die allergieauslösenden Ausscheidungen der Milben werden oft zusammen mit Staub eingeatmet und lösen so Beschwerden aus.

Was hilft gegen Milben?

  • Spezielle Überzüge für Bettdecken und Matratzen
  • Häufiges Waschen der Bettwäsche bei 60 °C
  • Feuchtes Wischen glatter Böden, um Staub zu reduzieren
  • Raumluftreiniger und regelmäßiges Lüften
  • Kühle, trockene Luft im Schlafzimmer
  • Kuscheltiere für 24 Stunden in die Gefriertruhe legen
  • Eher keine Teppiche, außer bei Fußbodenheizung, da kaum Milbenbelastung

Daunen- oder synthetischen Bettdecken? Der Deutsche Allergie- und Asthmabund empfiehlt, sich auf das eigene Gefühl zu verlassen.

Medikamente

  • Antihistaminika: Sie hemmen die Reaktion auf das Allergen, wirken meist schnell und effektiv
  • Kurzwirksame Kortikoid-Nasensprays zum Abschwellen der Nasenschleimhaut
  • Antiallergische Augentropfen
  • Kurz- und langwirksame Beta-2-Sympathomimetika

Hausmittel

  • Augenauflagen mit Augentrosttee bei juckenden Augen
  • Wasserdampfinhalation und Nasenspülungen (Nasenduschen) bei Schnupfen
  • Wirkweise der Nasenduschen: Erreger werden aus dem Körper abtransportiert, wodurch die allergische Reaktion eingedämmt wird

Homöopathie

  • Ambrosia oder Augentrost: Tränende, juckende Augen
  • Kürbisschwämmchen: Nasenverstopfung und trockene Augen
  • Das Heuschnupfenmittel der DHU (Deutsche Homöopathie Union) scheint ein überreagierendes Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen

Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie)

Bei einer Hyposensibilisierung (auch Desensibilisierung genannt) wird der Körper allmählich an die allergieauslösende Substanz – im Falle einer Hausstauballergie zum Beispiel an das Eiweiß der Milben – gewöhnt. In der Regel dauert die Behandlung ca. drei Jahre. Das Allergen wird über diesen Zeitraum entweder als Injektionen, Tabletten oder Tropfen verabreicht. Bei etwa 90 Prozent der Patienten stellt sich dadurch eine merkliche Verbesserung ein.

Geeignet ist diese Art der Behandlung für Patienten ab 5 Jahren. Nicht geeignet ist sie gegebenenfalls bei schwerem Asthma, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebsleiden und Schwangerschaften. Während der Anfangsbehandlung wird die Allergendosis allmählich erhöht, in der nachfolgenden Erhaltungstherapie wird dann eine Maximaldosis verabreicht.

Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen kurzzeitiger lokaler Juckreiz sowie Hautrötungen oder -schwellungen. Eine seltene Nebenwirkung ist die Nesselsucht. In äußerst seltenen Fällen tritt ein allergischer Schock auf.

Atemtherapie

Die Atemtherapie, auch Atemgymnastik genannt, ist ein Teilgebiet der Physiotherapie und dient dazu, dem Patienten durch bestimmte Übungen und Techniken die Atmung zu erleichtern. Ziel ist es, die Atemmuskulatur zu stärken und bestimmte förderliche Körperhaltungen zu erlernen. Der Atemtherapeut entscheidet dabei abhängig von den individuellen Therapiezielen, welche Methoden am sinnvollsten sind.

Hausstauballergie bei Babys und Kindern

Kinder leiden oft sehr unter Hausstauballergien, insbesondere wenn bereits allergisches Asthma diagnostiziert wurde. Die Symptome sind morgens meist schlimmer, da das Kind die ganze Nacht den Allergenen ausgesetzt ist. Manche Kinder schlafen schlecht und sind deshalb tagsüber müde, was sich auf die schulischen Leistungen auswirken kann.

Eine unbehandelte Allergie kann das Risiko Asthma zu entwickeln erhöhen, weshalb eine frühzeitige Behandlung wichtig ist.

Bei Kindern ab 5 Jahren ist eine Hyposensibilisierung möglich. Bei Babys und Kleinkindern wurden mit homöopathischen Behandlungen gute Erfahrungen gemacht, beispielsweise mit Allium cepa (Niesreiz) oder Nux vomica (laufende Nase). In schwereren Fällen sind unter Umständen auch Antihistaminika oder Cortison in geringen Dosen möglich.

Wann zum Arzt?

Wenn Sie eine Hausstauballergie vermuten, weil Beschwerden zu bestimmten Zeiten bzw. an bestimmten Orten auftreten, sollten Sie das medizinisch abklären lassen. Unbehandelt können Komplikationen und Spätfolgen wie (chronisches) Asthma, andere Allergien, Nasennebenhöhlen- oder Kehlkopfentzündungen auftreten.

Bei starker Atemnot oder anaphylaktischem Schock sollte sofort ein Notarzt verständigt werden.

Vorbeugung

Dem Vorhandensein einer Hausstauballergie liegt vermutlich eine genetische Veranlagung zugrunde. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sowohl das Stillen mit Muttermilch als auch ein Speiseplan mit viel Gemüse und Obst Erkrankungen wie der Hausstauballergie vorbeugen können. Auch haben Kinder, die regelmäßig Keimen ausgesetzt sind, anscheinend ein geringeres Risiko, an Allergien zu erkranken. Sollte ein Familienmitglied erkrankt sein, ist die Geringhaltung der Milbenlast im Haus bisher die beste vorbeugende Methode.

Hausstaub- oder Pollenallergie?

Die Symptome einer Hausstaub- und Pollenallergie sind oftmals schwer zu unterscheiden. Der größte Unterschied besteht, wo und wann die Beschwerden auftreten. Symptome einer Hausstauballergie treten ganzjährig auf und zeigen sich häufig beim Staubwischen- und saugen sowie beim Kontakt mit Matratzen, Kissen und anderen Textilien. Heuschnupfensymptome hingegen treten eher saisonal (meist April bis August) und beim Aufenthalt im Freien auf, da sich die Pflanzenpollen in der Luft befinden.

Häufig gestellte Fragen

Welche Medikamente erhalte ich rezeptfrei?

In der Apotheke sind beispielsweise Antihistaminika mit Inhaltsstoffen wie Cetirizin, Dimetinden oder Loratadin, aber auch antiallergische Nasentropfen und -sprays frei erhältlich.

Welche Putz- und Waschmittel sind geeignet und wo kann ich sie kaufen?

Es gibt Waschmittel mit akariziden Inhaltsstoffen, die speziell der Bekämpfung von Milben dienen. Auch bestimmte ätherische Öle haben akarizide Eigenschaften, allerdings ist der Einsatz in der Schwangerschaft oder bei kleinen Kindern unter Umständen gefährlich. Milbensprays sind eine weitere Option, jedoch umstritten. In ihrem Gutachten für ÖKO-TEST kamen die Experten des Umweltbundesamts zu dem Ergebnis, dass die Wirksamkeit der 13 getesteten Milbensprays mithilfe wissenschaftlicher Studien nicht nachvollzogen werden kann.

Wie (oft) putze ich bei einer Hausstauballergie richtig?

  • Böden mehrmals pro Woche saugen (Staubsauger mit Hepa-Filter), 1-2 Mal pro Woche nass wischen
  • Teppiche und Polstermöbel mit milbenabtötenden Mitteln behandeln, dann absaugen/waschen

Wie oft und bei welchen Temperaturen sollte ich waschen?

  • Kleidung mind. 1 Stunde waschen (mind. 60 °C)
  • Stofftiere bei -18 °C tiefkühlen (12-24 Stunden), wenn möglich anschließend waschen
  • Bettwäsche 1 x pro Woche, bei 60 °C waschen
  • Federbetten- und Kissen, etwas alle 3 Monate reinigen
  • Textilien wie Gardinen alle sechs Monate reinigen

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse?

Generell werden von den Kassen die Kosten für Allergietests und Allergikerbettwäsche sowie Encasings (Überzüge) übernommen. Manche Kassen übernehmen auch die Kosten für Alternativbehandlungen (z. B. Akupunktur) oder rezeptfreie Arzneimittel.

Gibt es geeignete Schüssler Salze?

Sie können folgende Dreierkombination ausprobieren: Schüssler-Salz Nr. 2 (Calcium phosphoricum), Nr. 6 (Kalium sulfuricum) und Nr. 10 (Natrium sulfuricum). Diese sollen das Immunsystem regulieren und die körperlichen Reaktionen auf die Allergene reduzieren.

Macht Akupunktur Sinn?

Einige Studien scheinen die Wirksamkeit von Akupunktur bei einer Hausstauballergie zu belegen. Zum Beispiel die Studie von Cheng et al., die eine wesentliche Verbesserung der Symptome durch Akupunktur bei allergischer Rhinitis (u. a. Hausstauballergie) nachwies. Auch australische Forscher behandelten 151 Personen mit chronischer allergischer Rhinitis acht Wochen lang zweimal wöchentlich entweder mit Verum- oder mit Sham-Akupunktur oder gar nicht. Nur in der Verum-Gruppe (chinesisches Punktsystem) verbesserten sich die Symptome in den 4 Wochen nach Behandlungsbeginn kontinuierlich.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin ZAVA

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Artikel erschienen: 17 Jun 2020

Letzte Änderung: 17 Jun 2020

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