Knieschmerzen: Ursachen & Behandlung

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 09 Mär 2021

Ein schneller Seitwärtsschritt, eine ungünstige Bewegung und schon zieht sich ein stechender Schmerz durch das Knie. Knieschmerzen kennt fast jeder, vor allem Sportler fürchten Knieprobleme. Denn wenn das Gelenk nicht mehr funktioniert wie es soll, bedeutet das große Schwierigkeiten bei fast jeder Bewegung. Doch was sind die Ursachen für Knieschmerzen? Und viel wichtiger: Was kann man gegen Knieschmerzen tun?

Inhalt
Knieschmerzen
 

Kurzübersicht

Definition & Häufigkeit: Knieschmerzen sind ein Symptom verschiedener Erkrankungen oder Verletzungen. Es handelt sich um ein häufiges orthopädisches Problem.

Ursachen: Überlastung, Sturz, Unfall, Sportverletzung wie zum Beispiel Meniskusriss, Kreuzbandriss, Kniescheibenprellung oder -bruch; Gelenkentzündungen wie Gicht, Schleimbeutelentzündung, Arthritis, Morbus Bechterew; Gelenkabnutzung, unter anderem Knorpelschaden oder Arthrose und viele weitere

Sofortmaßnahme: bei stumpfem Trauma und Sportverletzungen: PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern)

Behandlung: je nach Ursache Schonung, Kälte- oder Wärmeanwendungen, Schmerzmittel (Tabletten, Salben), Operationen, Behandlung der Grunderkrankung (Arthritis, Gicht usw.)

Über Knieschmerzen

Das Knie ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Es handelt sich dabei um ein Scharniergelenk, das den Oberschenkel und das Schienbein mit Kreuzbändern und seitlichen Haltebändern verbindet. Das Knie wird tagtäglich durch Gehen, Springen, Sitzen, Stehen oder sportliche Aktivitäten stark belastet. Kein Wunder also, dass Knieschmerzen relativ häufig auftreten und mitunter große Einschränkungen im Alltag verursachen.

Schmerzen im Knie sind ein Symptom, keine eigenständige Erkrankung. Sie treten infolge eines stumpfen Traumas, einer ungünstigen Bewegung, einer Verletzung des Kniegelenks oder im Zuge einer Grunderkrankung auf.

Knieschmerz macht sich je nach Ursache unterschiedlich bemerkbar. Er kann zum Beispiel plötzlich auftreten, etwa nach einer unangenehmen (Dreh-)Bewegung. Stechende oder pulsierende Knieschmerzen sind bei vielen Verletzungen typisch.

Die Beschwerden äußern sich bei Belastung, bestimmten Bewegungen oder in Ruhe. Halten die Knieschmerzen für mehrere Wochen oder Monate an, sprechen Ärzte von chronischen Schmerzen.

Die Schmerzen können so stark sein, dass sie den Alltag des Betroffenen deutlich beeinträchtigen. Mitunter ist der Patient nicht mehr in der Lage, schmerzfrei zu laufen.

Zusätzlich zu Gelenkschmerzen im Knie können unter anderem diese Begleitsymptome auftreten:

  • Schwellung
  • Rötung
  • Überwärmung
  • Bluterguss
  • Instabilität
  • Blockade des Knies

Knieschmerzen: Ursachen

Für Knieschmerzen gibt es viele mögliche Auslöser. Häufige Ursachen für Knieschmerzen sind Verletzungen. Sie treten vor allem infolge eines Unfalls oder bei Sportlern auf. Beispielsweise kann dann ein stumpfes Trauma beziehungsweise eine Prellung des Knies zu Knieschmerzen führen. Nehmen dabei die Muskeln, Sehnen und Knochen in der Nähe des Knies Schaden, entstehen ebenfalls Knieschmerzen. Mögliche Gründe sind außerdem:

  • Zerrung
  • Muskel- und/oder Sehnen(ab)riss im Bereich des Knies (z. B. Quadrizeps-Sehnenruptur)
  • Knochenbrüche im Bereich des Knies
  • offene Wunden (z. B. Schürfwunden am Knie)

Vor allem beim Sport kommt es oft durch abrupte Bewegungen oder ungünstige Drehungen zu typischen Verletzungen direkt im Knie, die ebenfalls (starke) Schmerzen auslösen:

  • Meniskusriss (Innenmeniskus oder Außenmeniskus)
  • Kreuzbandriss (vorderes Kreuzband oder hinteres Kreuzband)
  • Kapselverletzung am Kniegelenk
  • Kniescheibenverrenkung (Knieluxation)

Auch Entzündungsprozesse im Knie verursachen häufig starke Knieschmerzen. Eine Entzündung entsteht immer dann, wenn Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren in den Organismus gelangen und das Immunsystem darauf reagiert. Auch ein Splitter im Finger kann die Reaktion auslösen. Das umliegende Gewebe entzündet sich. Manchmal richtet sich die körpereigene Abwehr aber auch gegen eigentlich gesunde Körperstrukturen. In diesem Fall entstehen chronische Entzündungen, zum Beispiel in Gelenken.

Dahinter stecken möglicherweise diese Krankheitsbilder, die allesamt das Knie betreffen können:

  • Arthritis (rheumatoide Arthritis, reaktive Arthritis, Psoriasis-Arthritis)
  • Morbus Bechterew (eine Form des entzündlichen Rheumas)
  • Gicht
  • Arthrose

Andere mögliche Ursachen für Knieschmerzen sind:

  • Schleimbeutelentzündung im Knie
  • Baker-Zyste ( Gelenkflüssigkeit sammelt sich in einer Ausstülpung in der Kniekehle)
  • Läuferknie (Schmerzsyndrom, das durch Überbeanspruchung auftritt, vor allem bei Läufern)
  • Gelenkverschleiß (Gonarthrose), unter anderem durch Übergewicht oder Fuß-, Bein- oder Hüftfehlstellungen
  • Wachstumsschmerzen (bei Kindern und Jugendlichen)
  • Tumoren an Knochen oder Weichteilen
  • vorangegangene Operationen am Knie

Die Lokalisation sowie der Zeitpunkt der Knieschmerzen können einen ersten Hinweis auf die zugrundeliegende Ursache geben.

Knieschmerzen: Wann zum Arzt?

Sind Schürfwunden oder eine leichte Prellung die Ursache für die Knieschmerzen, können Sie diese im Regelfall selbst behandeln. Bei tieferen Wunden ist der Arztbesuch allerdings notwendig.

Gehen Sie auch dann zum Arzt, wenn Sie starke Knieschmerzen haben, nicht wissen woher die Schmerzen kommen oder die Beschwerden trotz Schonung und Schmerzmitteln nicht besser oder sogar schlimmer werden.

Treten Begleitsymptome wie Schwellung, Überwärmung, Blutergüsse, Gelenkstarre oder Fieber auf, sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt sprechen.

Wenn Sie an Knieschmerzen leiden, ist der Hausarzt oder der Orthopäde der richtige Ansprechpartner. Die Experten ermitteln die Ursache für die Beschwerden und können bei Bedarf eine geeignete Behandlung einleiten.

Knieschmerzen: Was tun?

Was hilft bei Knieschmerzen? Bei akuten Verletzungen, wie beim Sport oder nach einem Unfall, können Sie das Kniegelenk nach der PECH-Regel behandeln. Das bedeutet:

P = Pause

Wenn Sie sich beim Sport verletzen, beenden Sie die Aktivität umgehend und schonen Sie das Knie. Verzichten Sie auch in den nächsten Tagen und Wochen auf körperliche Anstrengung – alles andere könnte den Heilungsprozess negativ beeinflussen und erneut Knieschmerzen auslösen.

E = Eis

Starken Knieschmerzen und einer Schwellung wirken Sie am besten mit kalten Kompressen entgegen. Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Das verhindert, dass Blut und Lymphflüssigkeit in umliegendes Gewebe strömen. Als Erste Hilfe-Maßnahme sind nasse Handtücher und Eispacks geeignet.

Achten Sie darauf, dass kalte Kompressen nie direkt auf der Haut liegen – das kann Erfrierungen verursachen. Legen Sie zum Beispiel ein T-Shirt oder Handtuch zwischen Haut und Kompresse.

C = Compression (deutsch: Kompression)

Verbinden Sie das schmerzende Knie mit einem breiten und elastischen Kompressionsverband. Der Verband drückt verletzte Gefäße leicht zusammen und stillt dadurch innere Blutungen. Um Druckschmerzen zu vermeiden, legen Sie den Verband nicht zu fest an.

H = Hochlagern

Hochlagern verhindert, dass zu viel Blut in das verletzte Knie fließt. Legen Sie das betroffene Bein zum Beispiel auf die Sporttasche, ein zusammengerolltes Handtuch oder eine Bank.

Besteht nach einer Sportverletzung oder einem Unfall der Verdacht auf schwere Verletzungen, sollten Sie den Notarzt (112) verständigen.

Schmerzmittel gegen Knieschmerzen

Um die Knieschmerzen zu behandeln, können Sie frei verkäufliche Schmerzmittel in Tablettenform einnehmen. In der Apotheke bekommen Sie:

  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Ibuprofen
  • Diclofenac

Die Mittel wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend und helfen daher auch bei Knieschmerzen, die von Arthrose oder anderen Entzündungsprozessen ausgelöst werden. Welches Präparat für Sie das richtige ist, erfahren Sie von Ihrem Arzt oder Apotheker.

Lokal angewendet lindern auch Salben Knieschmerzen. Der Wirkstoff Diclofenac ist zum Beispiel auch als Salbe verfügbar.

Wichtig: Halten Sie sich an die verordnete Dosierung und Anwendungsdauer.

Hausmittel: Kompressen gegen Knieschmerzen

Kalte Kompressen wirken schmerzlindernd und zum Teil entzündungshemmend. Wenn Sie bei Knieschmerzen kein Kühlpack zur Hand haben, lassen sich kalte Wickel mit Hausmitteln auch ganz einfach selbst herstellen.

Kalte Quarkauflage

Breiten Sie ein Baumwolltuch aus und legen Sie Mullbinden auf dem Tuch aus. Streichen Sie dann 250-500 Gramm Quark (bei Zimmertemperatur) etwa einen halben Zentimeter dick auf die Mullbinden. Lassen Sie einen Rand stehen und falten Sie Kompressen und Tuch so zusammen, dass kein Quark mehr zu sehen ist.

Legen Sie die kühle Quarkauflage auf das schmerzende Knie. Wenn nötig, fixieren Sie die Auflage mit einem weiteren Handtuch.

Arnikaumschlag

Der Inhaltsstoff der Heilpflanze Arnika kann Schmerzen lindern, die Blüten erhalten Sie in der Apotheke. Übergießen Sie 4 Teelöffel Arnikablüten mit 1 Tasse kochendem Wasser. Lassen Sie den Aufguss 10 Minuten lang ziehen. Schütten Sie den Tee durch ein Sieb, sodass keine Pflanzenbestandteile mehr im Wasser schwimmen.

Tauchen Sie ein Leinentuch in den abgekühlten Tee. Wickeln Sie das Tuch um das schmerzende Knie und lassen Sie den Umschlag 30 Minuten lang wirken. Arnikaumschläge können Sie 3-4 Mal am Tag anlegen.

Kohlauflage

Bei Knieschmerzen nach einem Trauma oder einer Sportverletzung verwenden Sie für eine Auflage einige saftig grüne Weißkohlblätter. Spülen Sie groben Dreck mit lauwarmem Wasser ab. Bei einer Gelenkentzündung im Knie sind Wirsingkohlblätter für die Kohlauflage besser geeignet.

Tupfen Sie die Blätter trocken und entfernen Sie den dicken Strunk. Breiten Sie die Kohlblätter dann auf einem dünnen Baumwolltuch aus. Rollen Sie mit einem Nudelholz (oder alternativ mit einer Flasche) über die Blätter, bis Pflanzensaft austritt. Schlagen Sie die Blätter dann in das Leinentuch ein. Legen Sie die Kohlauflage auf das betroffene Knie und fixieren Sie die Kompresse wenn nötig mit einem weiteren Tuch. Die Kohlauflage kann mehrere Stunden (oder über Nacht) wirken.

Übungen bei Knieschmerzen

Bei akuten Knieschmerzen sollten Sie das Knie schonen und auf sportliche Belastung verzichten. Dasselbe gilt bei einem akuten Krankheitsschub, zum Beispiel bei Arthritis oder rheumatischen Erkrankungen, wenn Knieschmerzen auftreten.

Doch nach einer ausgeheilten Verletzung stehen einige Übungen zur Verfügung, mit denen Sie Ihr Knie stärken können. Ein starkes Knie ist stabiler und weniger anfällig für erneute Verletzungen und Knieschmerzen.

Einbeinstand stärkt das Knie schonend

Stellen Sie sich hüftbreit hin, achten Sie darauf, dass der Rumpf dabei aktiv ist. Verlagern Sie dann Ihr Körpergewicht auf das Bein mit dem zu kräftigenden Knie. Heben Sie, wenn möglich, das andere Bein vom Boden ab.

Ist das Knie des Standbeins stark genug, das Körpergewicht zu tragen, können Sie das andere Bein nach hinten ausstrecken (Standwaage). Das trainiert gleichzeitig den Gleichgewichtssinn.

Einbeinige Kniebeuge

Stellen Sie sich auf ein Bein und beugen Sie das Knie des Standbeins leicht. Stützen Sie die Hände in die Hüfte und spannen Sie den Rumpf an. Beugen Sie das Knie des Standbeins langsam und kontrolliert bis maximal 90 Grad. Strecken Sie das Bein im Anschluss wieder durch.

Dehnen gegen Knieschmerzen

Stellen Sie sich auf ein Bein und beugen Sie das Knie des Standbeins leicht. Umfassen Sie mit der Hand den Knöchel des angehobenen Beines und beugen Sie dieses leicht. Halten Sie beide Knie auf derselben Höhe und spannen Sie die Rumpfmuskulatur an.

Vorsicht: Gehen Sie bei Dehn- oder Kraftübungen nach einer Verletzung nicht an die Belastungsgrenze.

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Häufig gestellte Fragen

Wann sollte man mit Knieschmerzen zum Arzt gehen?

Wenn die Schmerzen stark sind, Sie nicht wissen, woher sie kommen oder die Beschwerden nicht besser oder sogar schlimmer werden, vereinbaren Sie einen Termin beim Arzt. Gehen Sie außerdem zum Arzt, wenn Begleitsymptome wie starke Schwellung, Überwärmung, Blutergüsse, Gelenkstarre oder Fieber auftreten.

Was tut man bei Schmerzen im Knie?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache der Knieschmerzen. Bei einer akuten Verletzung oder einem stumpfen Trauma heißt es: schonen, kühlen, hochlagern und Kompressionsverband anlegen. Bei Knieschmerzen können Sie entzündungshemmende Schmerzmittel einnehmen und Hausmittel (kalte Kompressen, Arnika-Kompresse oder Kohlauflage) anwenden. Liegt eine Verletzung (z. B. Meniskusriss, Kreuzbandriss, Innen- oder Außenbandriss) oder eine entzündliche Erkrankung vor (Arthritis, Gicht etc.), wird diese behandelt.

Welche Tabletten bei Schmerzen im Knie?

Bei Knieschmerzen hilft Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac. Die Wirkstoffe lindern Schmerzen und wirken entzündungshemmend. Abgesehen von Tabletten können sie lokal als schmerzlindernde Salbe angewendet werden.

Wo schmerzt der Meniskus?

Eine Verletzung des Innenmeniskus äußert sich durch Schmerzen an der Knieinnenseite. Eine Verletzung des Außenmeniskus verursacht eher Schmerzen an der Außenseite des Knies.

Was kann man gegen eine Entzündung im Knie machen?

Bei Knieschmerzen durch eine Entzündung können Sie das Gelenk schonen, hochlegen, kühlen und entzündungshemmende Schmerzmittel einnehmen. Auch Hausmittel wie kalte Kompressen mit Quark, Arnika oder eine Kohlauflage sind in vielen Fällen hilfreich.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 09 Mär 2021

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