Lebensmittelunverträglichkeit
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Ulrike ThiemeLetzte Änderung: 20 Mai 2020
Sie trinken ein Glas Milch und bekommen einen Blähbauch? Essen einen Apfel und die Nase läuft? Es kann gut sein, dass die Beschwerden durch eine Lebensmittelunverträglichkeit (Intoleranz oder Allergie) ausgelöst werden. Am häufigsten ist der Magen-Darm-Trakt betroffen. Es kommt zu Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und oft auch Bauchschmerzen, Hautausschlag und Juckreiz. Auch Schwellungen im Mund- und Rachenbereich können auftreten, vom Kribbeln auf der Zunge bis hin zu Atembeschwerden. Im Fall einer Lebensmittelallergie kann es in extremen Fällen zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock kommen.
Eine Lebensmittelunverträglichkeit (auch Nahrungsmittelunverträglichkeit genannt) kann für den Betroffenen äußerst belastend sein und die Lebensqualität durchaus einschränken. In den meisten Fällen lässt sich nach der Bestimmung der Auslöser jedoch gut damit leben. Wir erklären die Ursachen und welche Nahrungsmittel am häufigsten unangenehme Beschwerden bereiten – denn gerade einmal 14 Lebensmittel lösen 90 Prozent aller Allergien aus.
Allergie oder Intoleranz?
Allergie
Eine Lebensmittelallergie besteht dann, wenn unser Immunsystem abwehrend auf bestimmte Lebensmittel bzw. Inhaltsstoffe in Lebensmitteln reagiert, im schlimmsten Fall mit einem lebensbedrohlichen allergischen Schock. Als Schutzreaktion werden Antikörper (Immunoglobulin E=IgE) produziert, die sich im Blut nachweisen lassen. Es handelt sich also quasi um eine Überreaktion unseres Körpers auf im Grunde ungefährliche Substanzen.
Intoleranz
Diese besteht, wenn der Körper beim Kontakt mit verschiedenen Inhaltsstoffen in Lebensmitteln keine Antikörper entwickelt, es aber trotzdem zu allergieähnlichen Symptomen kommt. Anders als bei einer Allergie, ist das Immunsystem also nicht beteiligt. Man spricht dann von einer Pseudoallergie oder Intoleranz, zum Beispiel Laktose-Intoleranz oder Fruktose-Intoleranz.
Allergie | Intoleranz | |
---|---|---|
Ursache | Überreaktion des Immunsystems |
Pseudoallergie |
Bluttest | Antikörper im Blut |
Keine Antikörper im Blut |
Häufige Auslöser | Kinder: Hühnerei, Milch, Weizen Erwachsene: Äpfel, Fisch, Erdnüsse |
Laktose, Fruktose, Gluten, Weizen, Histamin |
Beschwerden treten ein | Innerhalb weniger Minuten (bis max. einer Stunde) |
Verspätet, oft erst nach 6 bis 48 Stunden |
Häufige Auslöser
Milch, Eier, Weizen, Nüsse... es gibt 14 Lebensmittel, die ungefähr 90 Prozent aller Lebensmittelunverträglichkeiten auslösen. Eine Allergenkennzeichnung von verpackten und unverpackten Lebensmitteln ist seit Dezember 2014 in allen europäischen Mitgliedsländern verpflichtend. Hier die Liste des Bundeszentrums für Ernährung:
- Glutenhaltige Getreide, namentlich Weizen (wie Dinkel und Khorasan-Weizen), Roggen, Gerste, Hafer oder deren Hybridstämme
- Krebstiere wie Krebse, Garnelen, Krabben, Hummer etc.
- Eier
- Fisch
- Erdnüsse
- Soja
- Milch (einschließlich Laktose)
- Schalenfrüchte, z.B. Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Kaschunüsse, Pecannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamianüsse, Queenslandnüsse
- Sellerie
- Senf
- Sesamsamen
- Schwefeldioxid und Sulfite (ab 10 mg pro kg oder Liter)
- Süßlupinen
- Weichtiere (z.B. Schnecken, Muscheln, Tintenfisch etc.)
Diagnose und Test
Eine Lebensmittelunverträglichkeit äußert sich in vielen Fällen durch verhältnismäßig unspezifische Symptome wie Hautausschläge, Schnupfen, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit, Abgeschlagenheit oder aufgeblähter Bauch. Solche Anzeichen können auf eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen hindeuten, beispielsweise Magen-Darm-Infektionen, diverse Stoffwechselerkrankungen, übermäßiger Stress oder das Reizdarmsyndrom. Daher ist die Zuordnung der Beschwerden zu einem bestimmten Auslöser häufig schwierig. Entsprechend müssen zunächst Schritt für Schritt mögliche Ursachen überprüft werden.
Erhärtet sich der Verdacht einer Lebensmittelunverträglichkeit, erfolgt als nächstes die Suche nach dem spezifischen Nahrungsmittel oder Inhaltsstoff, der dem Patienten Probleme bereitet. Dies kann durch gezieltes Testen, also die bewusste Einnahme möglicher Unverträglichkeitskandidaten, durchgeführt werden.
Falls zunächst kein eindeutig auslösendes Lebensmittel gefunden wird, ist das Führen eines Ernährungstagebuchs ratsam, in dem die zugeführte Nahrung und der Gesundheitszustand protokolliert werden.
Für die ärztliche Diagnose gibt es unterschiedliche Tests, zum Beispiel den Pricktest (Allergietest), Blutuntersuchung, Stuhlprobe oder Atemtest.
Hier ein kurzer Überblick der häufigsten Beschwerden:
- Bauchschmerzen
- Durchfall und Erbrechen
- Übelkeit
- Blähbauch
- Anschwellen von Haut- und Schleimhaut
- Hautrötungen
- Hautausschlag
- Juckreiz
- Laufende oder verstopfte Nase
- Kopfschmerzen/Migräne
- Anaphylaktischer Schock
Wo kann ich mich testen lassen?
Bei Verdacht auf eine Lebensmittelunverträglichkeit können Sie zunächst zum Hausarzt gehen. Dieser hat eventuell sogar den Zusatz Allergologe. Ansonsten verweist er Sie bei erhärtetem Verdacht an einen anderen Facharzt.
Internisten und Gastroenterologen testen auf:
- Laktose-Intoleranz (Atemtest)
- Fruktose-Intoleranz (Atemtest)
- Sorbitintoleranz (Atemtest)
- Zöliakie/Glutenunverträglichkeit (IgA-Antikörper)
Hautärzte (Dermatologe) testen auf:
- Lebensmittelallergien auf der Haut (z.B. Haut-Pricktest)
- Allergien (IgE-Antikörperbluttest)
- Histaminunverträglichkeit (DAO-Test)
IgG-Tests für Zuhause
Die zahlreichen IgG-Tests, die im Internet bestellbar sind, sind oft nicht zuverlässig. Der IgG-Test untersucht, ob sich im Blut bestimmte Antikörper (Immunglobuline) befinden. Die Bildung von IgG-Antikörpern (Immunglobulin G) ist vollkommen natürlich. Sie werden gegen fast alle Lebensmittel gebildet, die mit unserem Darm öfter in Berührung kommen. Deshalb findet man bei Kranken und Gesunden sehr viele IgG-Antikörper im Blut, ohne dass eine Allergie vorliegt.
Häufige Intoleranzen
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Laktoseintoleranz: Dem Körper fehlt das Enzym Laktase, weshalb unser Körper Milchzucker, auch Laktose genannt, im Darm nicht aufspalten und somit nicht verwerten kann. Der Milchzucker gelangt dann in den Dickdarm, wo er von Darmbakterien aufgespalten wird, was Beschwerden auslösen kann.
Mögliche Symptome: Blähungen, aufgeblähter Bauch, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit
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Glutenunverträglichkeit (Zöliakie): Hier werden die Klebereiweiße (Gluten) verschiedener Getreidesorten nicht vertragen. Zöliakie ist weder eine Allergie noch eine klassische Unverträglichkeit, obwohl sie so bezeichnet wird. Bei einer Zöliakie ist die Darmschleimhaut durch das Klebereiweiß Gluten entzündet. Das körpereigene Abwehrsystem betrachtet Gluten als Feind und löst eine Immunreaktion und Oberflächenveränderungen in der Darmschleimhaut aus, die entzündungsbedingt bestimmte Nährstoffe nicht mehr vollständig aufnehmen kann.
Mögliche Symptome: u.a. chronischer Durchfall, Muskel- und Gelenkschmerzen, Blähungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Juckreiz, Hautausschlag und Vitaminmangel
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Weizenunverträglichkeit: Sogenannte Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), also im Weizen vorkommende Proteine, scheinen die Auslöser der Beschwerden zu sein.
ATI sind Eiweiße, die in glutenhaltigem Getreide vorkommen, zum Beispiel in Weizen, Dinkel und Roggen. ATIs docken vermutlich an bestimmten Stellen der Darmschleimhaut an, aktivieren das Immunsystem und lösen so unterschiedlichste Reaktionen aus.
Mögliche Symptome: Die Beschwerden sind vielfältig und äußern sich manchmal auch erst Tage später. Meist leiden Betroffenen unter Blähungen, Völlegefühl und Unwohlsein. Auch Schwellungen, Juckreiz (z.B. Mund, Nase, Augen, Rachenbereich), Hautausschlag, Atemnot, Asthma, Bauchkrämpfe, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall sowie Entzündungen im Darm oder der Speiseröhre können auftreten.
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Fruktoseintoleranz: Obst enthält Fruchtzucker (Fruktose), was Früchten ihren süßen Geschmack verleiht. Aus unserem Darm wird Fruktose über ein Transporteiweiß ins Blut geschleust. Die Menge, die auf einmal befördert werden kann, ist begrenzt. Deshalb vertragen manche Menschen nur geringe Mengen an Fruchtzucker.
Mögliche Symptome: Meist treten Beschwerden erst 24 Stunden nach dem Verzehr von Fructose oder Saccharose (Haushaltszucker) auf. Dazu zählen Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Völlegefühl.
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Histaminunverträglichkeit: Ein Enzym-Mangel oder eine eingeschränkte Funktionsweise von Enzymen führt zu einem Überangebot an Histamin. Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, der vor allem in der Haut, der Lunge, den Nervenzellen und im Verdauungstrakt sowie in Lebensmitteln vorkommt. Betroffene können das aus der Nahrung stammende Histamin langsamer und oft nur unvollständig abbauen, worauf unser Organismus unterschiedlich reagiert.
Mögliche Symptome: Meist treten die Beschwerden erst Stunden nach einer histaminreichen Mahlzeit auf und äußern sich durch plötzliche Hautrötungen im Gesicht oder am Hals, Hautausschlag, Quaddeln, Schwellungen, Juckreiz, verstopfte oder laufende Nase, Übelkeit, Magen-Darm-Probleme, Durchfall, Schwindel, Kopfschmerzen (auch Migräne), Kreislaufprobleme und Herzrasen. Histaminreiche Lebensmittel sind u.a. lang gereifter Hartkäse, Salami, Wein, Kaffee, schwarzer und grüner Tee, Sojasauce, Schokolade, Nüsse, Tomaten, Erdbeeren und Zitrusfrüchte.
Vorbeugung und Behandlung
Bereits die Diagnose ist für viele Betroffene eine Erleichterung. Um ein weiteres Auftreten der Beschwerden zu vermeiden, ist der vollständige Verzicht auf das betreffende Lebensmittel in der Regel die beste Möglichkeit. Zwar gibt es ähnlich wie bei Heuschnupfen auch Angebote für Hyposensibilisierungstherapien, allerdings haben die meist nur dann gute Erfolgsaussichten, wenn möglichst wenige Unverträglichkeiten gleichzeitig vorliegen.
Zusätzlich gibt es Medikamente, die die Symptome lindern oder sogar ganz verhindern können. Dazu zählen typische antiallergische Medikamente wie Antihistaminika und Mastzellstabilisatoren.
Falls Patienten zusätzlich unter anderen Allergien wie Pollenallergie leiden, sollten zur Vermeidung weiterer Kreuzallergien auch diese Allergene gemieden werden. Außerdem kann bei bestimmten Unverträglichkeiten die Vergabe von spezifischen Stoffen helfen, bei Laktose-Intoleranz zum Beispiel Laktasetabletten.
Ernährungstagebuch
Wer seine tägliche Nahrungsaufnahme protokolliert, erkennt leichter bestimmte Muster und Zusammenhänge zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und Beschwerden. Ein Ernährungstagebuch hilft auch dem Arzt bei der Diagnose von Intoleranzen oder Allergien. Meist lassen sich schon nach vierzehn Tagen Zusammenhänge erkennen.
- Notieren Sie, was, wann und wie viel Sie essen / trinken und wie es Ihnen danach geht. Vergessen Sie dabei auch nicht, die Snacks zwischendurch zu dokumentieren
- Wichtig ist auch die genaue Uhrzeit der Nahrungsaufnahme, um Zusammenhänge zwischen bestimmten Lebensmitteln und anschließenden Symptomen, zum Beispiel Verdauungsproblemen, herzustellen
- Welche Beschwerden haben Sie nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel? Wie fühlen Sie sich 20 Minuten nach dem Essen (wenn der Magen mit der Verdauung der Lebensmittel begonnen hat)? Reagieren Sie mit einem Blähbauch oder Kopfschmerzen? Notieren Sie möglichst genau, wann und welche Symptome sich zeigen. Manche Beschwerden machen sich auch erst nach einigen Stunden bemerkbar.
Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 20 Mai 2020
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