Zyanose: Blaufärbung der Haut an Nägeln, Fingern, Nase und Co.

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Medizinisch geprüft von

PD Dr. med. Miriam Michel

Letzte Änderung: 06 Okt 2022

Bläulich-graue Gesichtsfarbe statt der gewohnten rosigen Erscheinung? Womöglich ist die Haut zyanotisch: Dabei tritt eine sichtbare Blaufärbung der Haut oder Schleimhaut auf. Betroffen sind häufig Fingerspitzen, Zehen, Lippen und Nase. Hintergrund ist in der Regel eine verringerte Sauerstoffzufuhr, die auf eine ernste Erkrankung mit sofortigem Handlungsbedarf hindeuten kann. Aber auch harmlose Auslöser wie Kälte kommen infrage. Wir erklären Ihnen alles rund um Symptome und mögliche Ursachen der Zyanose.

Inhalt
Zyanose Finger
 

Achtung: Die Zyanose kann auf einen schwerwiegenden Sauerstoffmangel hindeuten. Bei akutem Auftreten und Beschwerden wie Atemnot, Herzrasen, Schmerzen in der Brust und/oder Schwindel und Benommenheit alarmieren Sie den Notruf 112 und leisten gegebenenfalls erste Hilfe.

Kurzübersicht

Definition: Als Zyanose wird eine sichtbare Blaufärbung von Haut und/oder Schleimhaut bezeichnet. Oftmals sind dabei die Fingerspitzen, Zehen oder Lippen betroffen.

Ursachen: Durch einen Mangel an Sauerstoff oder einen höheren Verbrauch von Sauerstoff durch die Körperzellen wird das normalerweise hellrote Hämoglobin im Blut dunkelrot und lässt die Haut blau erscheinen. Dem zugrunde kann eine mangelnde Durchblutung des Gewebes liegen, zum Beispiel bei Kälte. Möglicherweise besteht aber auch eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems.

Diagnose: Mit Hilfe einer so genannten Pulsoximetrie (optisch) oder Blutgasanalyse (Entnahme einer Blutprobe) überprüft der Arzt, ob tatsächlich zu wenig Sauerstoff im Blut transportiert wird. Durch Betrachtung der Mundschleimhaut und leichtes Reiben/Drücken am Ohrläppchen kann außerdem unterschieden werden, welche Art von Zyanose vorliegt.

Behandlung: Die Zyanose selbst wird nicht behandelt, sondern die möglicherweise bestehende Erkrankung. Die Behandlung kann daher sehr unterschiedlich ausfallen.

Zyanose: Symptome

Die Zyanose, veraltet auch als „Blausucht” bezeichnet, beschreibt eine sichtbare, bläuliche Verfärbung der Haut. Die Farbe kann von blau-grau bis dunkel violett variieren. Auch Schleimhäute und Nagelbett sind möglicherweise betroffen.

Besonders oft sind Körperstellen zyanotisch, die normalerweise gut durchblutet und von vergleichsweise zarter, durchschimmernder Haut bedeckt sind: Dazu zählen vor allem Lippen, Mundschleimhaut, Zunge und Bindehaut. Aber auch an den Körperenden, wie etwa Fingern, Fingernägeln, Füßen, im weiteren Sinne auch Nase, Kinn und Ohren, kann Zyanose auftreten.

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Wie entsteht die Zyanose?

In der Regel liegt der Zyanose ein Sauerstoffmangel im Blut zugrunde. Dabei enthält das Blut ungewöhnlich hohe Mengen des Proteins Hämoglobin, das nicht, wie im Normalfall, Sauerstoff trägt. Ab circa 5 g reduziertem (sauerstoffarmem) Hämoglobin pro dl Blut erscheint die Haut bläulich und gilt somit als zyanotisch.

Röte Blutkörperchen Hämoglobin

Hämoglobin, der rote Farbstoff in unserem Blut, ist für den Transport von Sauerstoff aus der Lunge in die verschiedenen Organe und Gewebe des Körpers verantwortlich. Sauerstofftragendes Hämoglobin ist hellrot, trägt es dagegen keinen Sauerstoff, erscheint es dunkelrot.

Der verminderte Sauerstoffgehalt im Blut kann verschiedene Ursachen haben: Möglicherweise tritt er nur örtlich begrenzt auf und entsteht durch ein Zusammenziehen der Blutgefäße oder einen erhöhten Verbrauch von Sauerstoff durch die Körperzellen. Unter Umständen ist aber auch die Sauerstoffaufnahme und -verteilung für den ganzen Körper gestört, zum Beispiel durch Erkrankungen der Lunge oder des Herzens.

Arten und Ursachen der Zyanose

Je nach Körperstellen, an denen die Symptome auftreten, und zugrundeliegenden Ursachen wird die Zyanose in 3 unterschiedliche Arten eingeteilt. Die Einordnung ist der 1. Schritt zur richtigen Diagnose und hilft dabei zu entscheiden, welche Behandlungsmaßnahmen als 1. eingesetzt werden sollten, um der betroffenen Person zu helfen.

Periphere Zyanose

Bei der peripheren Zyanose tritt das sauerstoffarme Blut nur lokal auf, also begrenzt auf einen bestimmten Teil des Körpers. Meist erscheint die Blausucht an Fingernägeln, Händen und Füßen, aber auch im Gesicht kann sich der Sauerstoffmangel zeigen. Im Gegensatz zur zentralen Zyanose sind Zunge, Mundschleimhaut und Bindehäute nicht mit betroffen.

Die häufigsten Ursachen für eine periphere Zyanose sind:

  • Kälte: Bei länger anhaltender Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen und die Haut wird weniger durchblutet. Dadurch fließt sauerstoffreiches Blut langsamer nach und die Haut erscheint bläulich. Dieser Vorgang ist vollkommen natürlich und harmlos, allerdings sollten Sie den zyanotischen Bereich nicht länger der Kälte aussetzen, um Kälteschäden und Erfrierungen zu vermeiden. Kontaktieren Sie einen Arzt, falls die bläuliche Hautfarbe nach einigen Minuten in der Wärme weiter verbleibt.
  • Stark reduzierte Herzleistung: Das Herz pumpt nicht mehr genügend sauerstoffreiches Blut in den Körper. Infolge erreicht langsamer und/oder weniger Sauerstoff die herzentfernten Körperenden, wie Hände, Füße oder Ohren. Wenn hier nun mehr Sauerstoff verbraucht wird, als nachfließen kann, bildet sich eine periphere Zyanose. Auslöser sind beispielsweise Herzinsuffizienz oder eine schwere Dehydrierung (Wassermangel). Häufig tritt die Blausucht hier gemeinsam mit anderen Symptomen auf. Wählen Sie bei Verdacht den Notruf 112.
  • Blutrückstau: Auch wenn der Rückfluss von sauerstoffarmen Blut zurück zum Herzen blockiert ist, färbt sich das betreffende Körperteil womöglich blau. Das zählt streng genommen nicht zur Zyanose, kann aber ähnlich aussehen. Der Rückstau entsteht z.B. durch ein Blutgerinnsel in der Vene eines Beins (venöse Thrombose. Anzeichen für eine Beinvenenthrombose sind Schmerzen, Schwellungen, Hitzegefühl und Blaufärbung an einem Bein. Bei Verdacht auf Beinvenenthrombose sollten Sie Ihren Hausarzt kontaktieren und das betroffene Bein möglichst wenig bewegen, um einer lebensbedrohlichen Lungenembolie vorzubeugen.
  • Raynaud Syndrom: Dabei verfärben sich die Finger und Fingernägel durch stärkstes Zusammenziehen der Blutgefäße zuerst weiß, anschließend blau und schließlich rot. Das Raynaud-Syndrom ist eher selten und kann allein auftreten oder in Folge von verschiedenen Erkrankungen und Substanzen aufkommen.
  • Akrozyanose: Bei der Akrozyanose sind die Akren (Körperenden) ohne ersichtlichen Grund bläulich. Dazu zählen vor allem die Hände, aber auch Füße, Nase oder Ohren sind seltener betroffen. Das Syndrom tritt besonders häufig bei jungen Frauen mit niedrigem Blutdruck auf und ist ungefährlich.

Zentrale Zyanose

Die zentrale Zyanose entsteht, wenn im gesamten Körper vermehrt sauerstoffarmes Hämoglobin vorkommt. Grund dafür ist eine insgesamt gestörte Aufnahme oder Verteilung von Sauerstoff, oder ein Mischen von sauerstoffarmen mit sauerstoffreichem Blut. Dabei sind meist auch Zunge, Mundschleimhaut und Bindehäute mit betroffen. Zentrale und periphere Zyanose können auch gleichzeitig auftreten.

Die zentrale Zyanose deutet meist auf ernsthafte Komplikationen der Lunge oder des Herzkreislaufs hin. Mögliche Ursachen sind:

  • Lungenerkrankungen: Probleme bei der Atmung und Sauerstoffaufnahme können nach sich ziehen, dass weniger Sauerstoff verfügbar ist. Das geschieht z.B. durch stark verlangsamte Atmung, COPD, Lungenembolien, Asthma, Lungenentzündung, Lungenödem oder als Komplikation bei Viruserkrankungen. Schwerwiegende Störungen der Lunge zeigen sich in der Regel nicht allein durch eine Zyanose, sondern bringen merkliche Veränderungen in der Atmung und dem Wohlbefinden der betroffenen Person mit sich (Atemnot, Schwindel, Benommenheit).
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Hierbei wird entweder zu wenig Blut in den Körper transportiert oder es gelangt sauerstoffarmes Blut wieder in den Blutkreislauf, ohne vorher in der Lunge mit Sauerstoff beladen zu werden. Gründe sind etwa Herzinsuffizienz, Lungenhochdruck oder gewisse angeborene Herzfehler.
  • Höhenexposition: Mit zunehmender Höhe erschwert der geringere Luftdruck die Aufnahme von Sauerstoff in den Körper. Ab ca. 2500-3000 m Höhe kann dadurch ein ernster Sauerstoffmangel im Körper entstehen – eine so genannte hypobare („niedriger Druck”) Hypoxie („Sauerstoffmangel”). In Folge färben sich womöglich verschiedene Hautbereiche bläulich. Sie können der Höhenkrankheit vorbeugen, indem sie sich höheren Lagen Schritt für Schritt annähern und ihrem Körper Zeit geben, sich zu akklimatisieren. Bei akuten Symptomen sollten Sie sich wieder in niedrigere Höhenlagen begeben.
  • Besonderheiten des Blutes: Einige Besonderheiten des Hämoglobins selbst können zu Zyanose führen. Verändert sich das enthaltene Eisen(II) zu Eisen(III) entsteht die so genannte Methämoglobinämie, hierbei kann das veränderte Hämoglobin keinen Sauerstoff binden. Auslöser sind zum Beispiel seltene erbliche Erkrankungen. Auch Vergiftungen mit Medikamenten oder anderen Substanzen sind möglich, z.B. durch Kohlenmonoxid (Rauchvergiftung), Herbizide, Chlorverbindungen oder Anilin.

Pseudozyanose

Bei der Pseudozyanose entwickelt sich eine Blaufärbung der Haut, die aber nicht auf den Sauerstoffgehalt im Blut zurückzuführen ist. Vielmehr lagern sich blaue Pigmente in der Haut ein und verursachen die zyanotische Verfärbung.

Das können zum Beispiel verschiedene Medikamente sein, aber auch Metalle, wie Silber, Gold, Arsen oder Eisen. Besonders häufig wird die blaue Pigmentierung durch Amiodaron ausgelöst, ein Medikament, das zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen zum Einsatz kommt. Auch die Medikamente Chloroquin oder Phenothiazin verursachen möglicherweise Blausucht. In seltenen Fällen ist die Haut von außen bläulich verfärbt, durch Textil- oder Lebensmittelfarben zum Beispiel.

Charakteristisch für die Pseudozyanose ist, dass die Blaufärbung auch bei leichtem Druck (bspw. mit dem Finger) auf die verfärbte Stelle nicht verblasst.

Diagnostik beim Arzt

Die Zyanose kann auf verschiedene, zum Teil ernsthafte Erkrankungen hinweisen. Darum ist eine aufmerksame und umfassende Diagnostik unerlässlich.

Zunächst untersucht der Arzt den Patienten äußerlich und unterscheidet zwischen einer zentralen oder peripheren Zyanose. Ein wichtiges Indiz dazu ist die Blaufärbung der Schleimhaut im Mund und an den Augen, die nur bei der zentralen Zyanose auftritt. Nach leichtem Druck auf das Ohrläppchen kann außerdem beobachtet werden, ob das zurückfließende Blut direkt blau (zentrale Zyanose) oder zuerst rot und schließlich blau ist (periphere Zyanose). Die Vorgeschichte des Patienten ist ebenso wichtig zu erheben: beispielsweise ob Vorerkrankungen bekannt sind oder der Patient Kälte ausgesetzt war.

Mit Hilfe einer Pulsoxymetrie oder Blutgasanalyse wird die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins direkt überprüft. Womöglich werden auch weiterführende Untersuchungen, wie EKG oder Röntgenaufnahmen angeordnet.

Die Zyanose ist nicht immer ein eindeutiges Symptom und sollte mit Vorsicht betrachtet werden: Hautpigmentierung und Lichtverhältnisse nehmen stark Einfluss auf die Farbwahrnehmung der Haut.

Besteht beim Patienten eine Polyglobulie, also eine besonders hohe Menge Hämoglobin im Blut, ist eine Zyanose deutlich schneller erkennbar. Bei Anämie, also einem Mangel roter Blutkörperchen, tritt die Blausucht dagegen erst viel später ein.

Zyanose Behandlung

Die Behandlung der Zyanose hängt in erster Linie von ihrer Ursache ab. Bei einer Akrozyanose oder Blaufärbung durch Kälte hilft es im Normalfall, die betroffene Stelle aufzuwärmen, mit dicker Kleidung oder Handwärmern zum Beispiel. Durch die Gabe von Sauerstoff über eine Nasensonde kann ein akuter Sauerstoffmangel durch Fehlfunktionen der Lunge vorerst behoben werden. Bei schwereren Erkrankungen hingegen sind möglicherweise dauerhafte Medikamentengabe oder Operationen notwendig.

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Medizinisch geprüft von:
PD Dr. med. Miriam Michel Medizinische Autorin

Dr. med. Miriam Michel unterstützt das Ärzteteam von ZAVA bei der medizinischen Textprüfung. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Université de Nantes absolvierte sie ihre Pädiatrie-Facharztausbildung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und an der Medizinischen Universität Innsbruck. Im Rahmen ihrer Spezialisierung in Pädiatrischer Kardiologie arbeitete sie im Kinderherzzentrum Kiel und am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen. Am Hospital for Sick Children, Toronto, spezialisierte sie sich auf den Bereich der Fetalen Kardiologie. Seit 2018 arbeitet sie als Oberärztin an der Medizinischen Universität Innsbruck im Bereich Pädiatrie und Pädiatrische Kardiologie.

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