Sommergrippe

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 28 Mai 2020

Husten, Schnupfen, Halsschmerzen – und das mitten im Sommer! Hier erfahren Sie alles, was Sie über die Sommergrippe wissen müssen. Wie Sie sie am besten behandeln, beziehungsweise gar nicht erst bekommen.

Inhalt
Krankes Kind liegt im Bett mit Schal und hält sich den Kopf
 

Über Sommergrippe

Die Sommergrippe tritt in Deutschland recht häufig auf, vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Trotz ihres Namens ist die Sommergrippe keine echte Grippe, sondern eine einfache Erkältungskrankheit. Sie dauert in der Regel nur einige Tage an und kann gut mit Hausmitteln behandelt werden.

Kurzübersicht

Häufigkeit: Jährlich ca. 2-4 Erkältungen bei Erwachsenen, Kinder 6-10-mal pro Jahr

Erreger: Über 200 Arten von Enteroviren, vermehren sich bei warmen Temperaturen besonders gut

Übertragung: Tröpfcheninfektion, häufig auch per Schmierinfektion, häufigste Übertragungsquelle: verunreinigte Gegenstände oder Lebensmittel,

Ansteckung: Bereits 2-3 Tage vor Ausbruch der Krankheit möglich

Typische Symptome: Husten, Schnupfen, Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen im Kopf- und Halsbereich, Gliederschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit, Ausschlag

Inkubationszeit: 2-14 Tage

Dauer: In der Regel nur einige Tage

Behandlung: Oft reichen Hausmittel und freiverkäufliche Medikamente

Wann zum Arzt: Mit Kindern immer, ansonsten bei hohem Fieber (Temperatur über 39 Grad Celsius) oder wenn akute Beschwerden länger als 4 Tage andauern

Risikogruppen: Menschen mit geschwächtem oder noch nicht ausgereiften Immunsystem, Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma oder Diabetes

Vorbeugung: Hygienemaßnahmen einhalten, Immunsystem stärken durch gesunde Ernährung, genügend Schlaf und regelmäßige Bewegung

Übertragung

Die Erreger der Sommergrippe (Enteroviren) vermehren sich im Darm und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Ausgeschiedene Erreger können dann bei schlechter Hygiene schon durch einen Handschlag übertragen werden. Eine Schmierinfektion ist eine Kontaktinfektion, bei der Erreger über eine Kette von Berührungen weitergereicht werden. Dies kann von Mensch zu Mensch (z. B. bei einem Handschlag) oder über Gegenstände (z. B. Türgriffe oder Armaturen) geschehen.

Auch verunreinigtes Wasser in Badeseen oder Schwimmbädern kann zu einer Ansteckung führen.

Die Sommergrippe kann auch, wie die meisten anderen Erkältungskrankheiten, per Tröpfcheninfektion übertragen werden, also durch Niesen oder Husten.

Weiterhin können extreme Temperaturschwankungen, zum Beispiel bei klimatisierten Innenräumen oder Reisen im Zug oder Flugzeug, sowie Unterkühlung die Sommergrippe fördern.

Wie lange bin ich ansteckend?

Wie alle Virusinfektionen gilt auch die Sommergrippe als sehr ansteckend, vor allem weil die Viren bereits vor Ausbrechen der Symptome übertragen werden können. Eine Ansteckungsgefahr besteht bereits zwei bis drei Tage vor Ausbruch und während der Erkrankung, also insgesamt ca. 1,5 Wochen. Darum sollte in dieser Zeit Kontakt mit anderen Menschen vermieden werden.

Symptome und Krankheitsverlauf

Die Symptome der Sommergrippe decken sich teilweise mit denen der echten Grippe:

  • Schnupfen oder laufende Nase
  • Husten (trocken oder tiefsitzend)
  • Halsschmerzen und/oder Schluckbeschwerden
  • Fieber
  • Glieder-, Ohren- und Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Schüttelfrost

Weitere Symptome können sein:

Es können auch untypische Symptome auftreten. So haben einige Betroffene das Gefühl, sie hätten eine Grippe ohne Schnupfen oder Fieber.

Die Sommergrippe entwickelt sich langsam und hat meist einen milden Verlauf. Nach 3 Tagen sollte die akute Phase überstanden sein. Insgesamt dauert der Infekt ca. eine Woche.

Mögliche Komplikationen

In seltenen Fällen kann eine Sommergrippe zu einer ernsthaften Erkrankung führen. Wenn sich zum Beispiel die Viren ausbreiten oder Bakterien hinzukommen, kann sich vor allem bei Kindern eine Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündung, Bronchitis oder Angina (Mandelentzündung) entwickeln.

Ebenfalls nicht ungewöhnlich ist die Entwicklung einer Hirnhautentzünung (Meningitis) bei Kleinkindern.

Sollte ein bläschenförmiger Ausschlag an Händen, Füßen und im Mundbereich begleitet von Fieber auftreten, deutet dies auf die sogenannte Hand-Fuß-Mund-Krankheit hin. Diese wird von einer bestimmten Gruppe der Enteroviren ausgelöst und heilt in den meisten Fällen von selbst ab. In seltenen Fällen kann sich die Infektion aber auf innere Organe ausbreiten.

Manchmal ist es auch möglich, dass trotz der typischen Symptome eine andere Krankheit (z.B. Hirnhautentzündung nach Zeckenbiss) oder Allergie vorliegt.

In den vergangenen Jahren hat es bei Kindern und Jugendlichen außerdem Fälle von polioähnlichen Erkrankungen gegeben, die durch Enteroviren hervorgerufen werden. Hier kann es nach einer fiebrigen Atemwegs- oder Magendarminfektion zu einer Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen kommen. In diesen Fällen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Risikogruppen

Vorsicht ist geboten bei Menschen mit einem geschwächten oder noch nicht entwickelten Immunsystem, also bei älteren und kranken Menschen sowie Säuglingen und Kindern. Bei andauernden Beschwerden oder einem schlechten Allgemeinzustand kann es zum Beispiel zu Folgeerkrankungen wie einer Herzklappen- oder Hirnhautentzündung kommen.

Sommergrippe bei Säuglingen und Kindern

Die Sommergrippe kommt bei Kindern recht häufig vor, da die Viren in Kindergärten oder Kindertagesstätten sehr leicht übertragen werden – zum Beispiel durch unsaubere Gegenstände, die in den Mund genommen werden. Außerdem befindet sich das kindliche Immunsystem noch im Aufbau und muss gegen die vielen leicht übertragbaren Erreger erst einmal Abwehrstoffe bilden.

Bei Kindern verläuft die Krankheit meist mild. Neben den üblichen Symptomen können jedoch auch Brechdurchfall oder eine Bindehautentzündung auftreten.

Sommergrippe oder Pollenallergie?

Häufig kommt es vor, dass ein erstmalig auftretender Heuschnupfen als Sommergrippe fehlgedeutet wird. Die nachfolgende Tabelle stellt die wichtigsten Unterschiede dar:

Sommergrippe Pollenallergie
Erreger/Auslöser
  • Enteroviren
  • Kontakt mit verunreinigten Gegenständen, Lebensmitteln oder Wasser 
  • Kontakt mit infizierten Menschen
  • Pollen von Bäumen, Gräsern, Getreide und Unkrauf (z.B. Birke, Brennessel, Hasel, Weide und Wegerich)
  • Aufenthalt im Freien
Saison (in Europa)
  • Im Sommer bzw. den warmen Jahreszeiten
  • Frühling und Sommer (Hauptsaison von April bis Juli)
  • Auch im Winter und Herbst möglich
Krankheitsdauer und - verlauf
  • Akute Phase 3 Tage, insgesamt 7 Tage
  • Langsame Entwicklung und milder Verlauf
  • Wechselnd
  • Oft langwierig
Fieber
  • Erhöhte Temperatur häufig 
  • Hohes Fieber selten

Sehr selten

Halsschmerzen

Häufig

Häufig Kratzen im Hals 

Kopfschmerzen
  • Manchmal
  • Leicht bis mäßig stark

Selten / Häufig bei Übergang in Sinusitis

Husten
  • Häufig
  • Reizhusten zu Beginn und verschleimter Husten im Verlauf

Selten

Schnupfen / Laufende Nase / Niesen

Häufig

Häufig Niesen und/oder laufende Nase

Gliederschmerzen
  • Manchmal
  • Leicht bis mäßig stark

Selten

Brennende / Tränende Augen

Selten

Häufig

Appetitlosigkeit

Häufig

Selten

Abgeschlagenheit

Häufig

Häufig

Durchfall

Häufig

Sehr selten

Behandlung

Wie Sie die Sommergrippe am schnellsten wieder loswerden? Schonen Sie sich! Gönnen Sie sich für circa eine Woche viel Ruhe, trinken Sie ausreichend, und nehmen Sie Vitamine in Form von Obst und Gemüse zu sich. Die Sommergrippe ist eine harmlose Erkrankung und kann meist zu Hause auskuriert werden – mit Hilfe von Hausmitteln oder auch Medikamenten. Die Behandlung richtet sich nach den individuellen Symptomen.

Bewährte Hausmittel

  • Ausreichend trinken, vor allem Wasser, Kräutertee oder Fruchtsäfte. Eine heiße Zitrone mit Ingwer liefert Vitamin C, wirkt antibakteriell und hilft bei der Regeneration der Schleimhäute.
  • Bei Fieber helfen Wadenwickel, die Temperatur zu senken.
  • Bei Halsschmerzen sind Kamillen-, Salbei- und Thymiantee oder warme Milch mit Honig wohltuend.
  • Bei trockenem Husten wirken warme Milch mit Honig sowie Spitzwegerich- und Hagebuttentee reizlindernd.
  • Bei Schleimhusten hilft Schlüsselblumen-, Fenchel-, Anis- oder Thymiantee.
  • Bei Schnupfen befreit eine salzhaltige Nasenspülung den Nasenraum von Viren. Dazu wird ein Teelöffel Salz in einem Liter Wasser aufgelöst. Hierfür gibt es auch fertige Sachets und Lösungen, die die Dosierung erleichtern.

Geeignete Medikamente

  • Bei Fieber und Kopf- und/oder Gliederschmerzen ist die kurzfristige Anwendung von Paracetamol oder ASS
  • Gegen Halsschmerzen helfen Lutschtabletten, Gurgellösungen und Sprays mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Wirkstoffen
  • Bei Halsbeschwerden eignen sich auch Phytopharmaka – sie enthalten Pflanzen- und Kräuterextrakte.
  • Bei Schnupfen und verstopfter Nase helfen konservierungsmittelfreie Nasensprays mit Kochsalzlösung oder abschwellende Nasensprays (letztere sollten nicht länger als eine Woche angewendet werden).
  • Bei festsitzendem Schleim in der Nase, den Nebenhöhlen und in den Bronchien können Dekongestiva oder Myrtol helfen.
  • Bei Husten mit Auswurf haben sich Hustenlöser bewährt.
  • Bei Reizhusten werden Hustenstiller empfohlen.
  • Bei starkem Durchfall sollte der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust mit einer Rehydrationslösung aus Salzen, Mineralstoffen und Traubenzucker ausgeglichen werden. Sinnvoll sind auch darmberuhigende Mittel.

Bitte beachten Sie: Nicht alle frei verkäuflichen Medikamente sollten bedenkenlos von Kindern, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Schwangeren oder stillenden Müttern eingenommen werden. So kann selbst bei Eignung eines Medikaments eventuell eine Anpassung der Dosis notwendig sein. Konsultieren Sie in diesen Fällen immer einen Arzt.

Vorbeugung

Anders als bei der Wintergrippe (Influenza) gibt es auch 2020 noch keine spezielle Impfung gegen die Sommergrippe. Darum ist es umso wichtiger, sich proaktiv zu schützen: Waschen Sie sich oft die Hände, meiden Sie Menschenansammlungen und stärken Sie Ihr Immunsystem. Dazu gehört genügend Schlaf und eine vitaminreiche Ernährung.

Weitere hilfreiche Maßnahmen zur Prävention:

  • Genügend trinken – bei hohen Temperaturen bis zu 2,5 bis 3 Liter. Eiskalte Getränke sollten gemieden werden.
  • Auf lange Sonnenbäder verzichten, denn diese können das Immunsystem schwächen.
  • Räume regelmäßig lüften.
  • Bewegung und Sport an der frischen Luft.
  • Klimaanlagen, Durchzug und zu langen Aufenthalt im Wasser vermeiden.
  • Klimaanlagen nicht zu niedrig einstellen – der Unterschied zur Außentemperatur sollte nicht mehr als 6 °C betragen.
  • Verschwitzte Kleidung und nasse Badebekleidung schnellstmöglich wechseln.

Häufig gestellte Fragen

Wie schütze ich mein Kind vor einer Ansteckung?

Wichtig zur Vorbeugung der Sommergrippe bei Kindern ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, das Einhalten von Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen und eine gute Immunabwehr. Dazu gehört es, den Körper und die Schleimhäute vor Austrocknung (z. B. durch Klimaanlagen oder Chlor) zu schützen, und übermäßige Sonneneinstrahlung und Verkühlung zu vermeiden.

Wie unterscheidet sich die Sommergrippe von der „echten“ Grippe (Influenza)?

Die vorwiegend in der warmen Jahreszeit auftretende Sommergrippe ist eine grippeähnliche Infektion und wird durch Enteroviren verursacht. Diese Viren vermehren sich im Darm und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Im Gegensatz zu den meisten Erkältungen und Influenza werden Enteroviren daher häufig durch Schmierinfektion übertragen.

Die Influenza hingegen – also die „echte“ Grippe – wird durch Influenzaviren ausgelöst und per Tröpfcheninfektion übertragen. Sie tritt vorwiegend im Winter auf und beginnt immer plötzlich. Betroffene können bis zu zehn Tage bettlägerig sein, und bis zur vollen Genesung vergehen häufig mehrere Wochen.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin ZAVA Deutschland

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 28 Mai 2020

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