Raynaud-Syndrom (Weißfingerkrankheit)

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 28 Apr 2022

Wenn Finger oder Zehen bei Kälte blass werden und schmerzen, kann es sich dabei um das sogenannte Raynaud-Syndrom handeln. Diese weit verbreitete Erkrankung ist meist ungefährlich, kann aber den Alltag beeinträchtigen und in manchen Fällen ein Zeichen für eine weitere zugrundeliegende Krankheit sein. ZAVA erklärt Ihnen die Ursachen, Symptome und Behandlungsoptionen beim Raynaud-Syndrom.

Inhalt
Raynaud-Syndrom, auch als Weißfingerkrankheit bekannt, zeigt sich hier durch drei sehr blasse, weiße Finger.
 

Kurzübersicht

Definition & Häufigkeit: Beim Raynaud-Syndrom ziehen sich die Blutgefäße in den Händen oder Füßen krampfartig zusammen, wodurch es zu Schmerzen und Verfärbungen kommt. Das Raynaud-Syndrom tritt am häufigsten im Alter zwischen 20 und 40 Jahren zum ersten Mal auf und betrifft laut Schätzungen mindestens 3 % der Bevölkerung. Rund 85 % der Betroffenen sind weiblich.

Symptome: Ein Anfall läuft beim Raynaud-Syndrom in 3 Phasen ab, die Mediziner als Trikolore-Phänomen bezeichnen. Die Finger oder Zehen werden dabei zuerst blass, anschließend blau und zuletzt rot. Während des Trikolore-Phänomens können zudem Schmerzen und ein Taubheitsgefühl entstehen.

Ursachen: Bei mehr als der Hälfte der Fälle findet sich keine zugrundeliegende Ursache (primäres bzw. idiopathisches Raynaud-Syndrom). Bei den übrigen Fällen ist eine Vielzahl von ursächlichen Erkrankungen möglich, unter anderem Autoimmunerkrankungen, Vibrationsschäden und bestimmte Medikamente.

Behandlung: Am wichtigsten sind allgemeine Maßnahmen wie die Vermeidung von Kälte und Stress oder das Absetzen auslösender Arzneimittel. Zudem kann eine medikamentöse Therapie zur Behandlung beitragen, beispielsweise durch Calciumantagonisten oder nitrathaltige Salben.

Über das Raynaud-Syndrom

Das Raynaud-Syndrom, auch Weißfingerkrankheit, Morbus Raynaud oder Leichenfinger genannt, ist eine relativ häufige Erkrankung, die geschätzt bei über 3 % der Bevölkerung auftritt. Beim Raynaud-Syndrom ziehen sich die Blutgefäße in den Händen oder Füßen anfallsartig für mehrere Minuten zusammen (Vasospasmus), wodurch sich Farbveränderungen in 3 typischen Phasen ergeben:

  1. Die Finger oder die Zehen werden zunächst durch den verringerten Blutfluss weiß.
  2. Anschließend färben sie sich durch den Sauerstoffmangel blau (Akrozyanose).
  3. Nach einigen Minuten hört der Vasospasmus auf und der Körper versucht, den Blutmangel durch einen erhöhten Blutfluss auszugleichen. Dies führt zu einer stark roten Färbung der Finger oder Zehen.

Die Abfolge dieser 3 Farben wird als Trikolore-Phänomen bezeichnet und beschreibt den klassischen Ablauf eines Anfalls beim Raynaud-Syndrom. Nicht immer werden jedoch alle 3 Stadien durchlaufen. Vor allem die abschließende Rotfärbung kann fehlen. Neben den Farbwechseln entwickeln sich unter Umständen Schmerzen oder Taubheitsgefühle.

In den meisten Fällen dauert ein Anfall beim Raynaud-Syndrom einige Minuten und hört nach maximal einer halben Stunde von alleine wieder auf.

Wann tritt das Raynaud-Syndrom normalerweise auf?

Das Raynaud-Syndrom kann für sich alleine auftreten (primäres Raynaud-Syndrom) oder als Folge einer anderen Grunderkrankung sowie bestimmter Substanzen (sekundäres Raynaud-Syndrom). Erstmalig zeigt es sich in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr und betrifft Frauen 5-mal häufiger als Männer.

Beim primären Raynaud-Syndrom werden Anfälle typischerweise durch Kälte, Stresssituationen oder psychische Belastungen ausgelöst. Symptome fallen daher tendenziell häufiger in der kalten Jahreszeit auf. Das sekundäre Raynaud-Syndrom kann durch eine Vielzahl von Erkrankungen oder Stoffen verursacht werden, insbesondere durch:

  • Vibrationsschäden durch langjährige Arbeit mit vibrierenden Maschinen, bspw. Presslufthammer oder Kettensäge
  • Autoimmunerkrankungen wie Sklerodermie, Sharp-Syndrom oder systemischer Lupus erythematodes
  • periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), eine chronische Schädigung der Arterien in Armen und Beinen
  • Krebserkrankungen und hämatologische Erkrankungen, unter anderem bei Thrombozytose, Plasmozytom, Morbus Waldenström (Immunozytom), Kryoglobulinämie und dem Kälteagglutinin-Syndrom
  • bestimmte Medikamente, vor allem unselektive Betablocker wie Propranolol, einige Mittel zur Krebsbehandlung wie Cisplatin und Bleomycin, der Wirkstoff Ergotamin zur Behandlung von Migräne und Cluster-Kopfschmerz, abschwellende Nasentropfen und der Blutdrucksenker Clonidin
  • Nikotin und einige illegale Drogen wie Kokain und Amphetamine

Welcher Arzt kann das Raynaud-Syndrom diagnostizieren?

Die Diagnose eines Raynaud-Syndroms stellen meist Hausärzte, Hautärzte oder Internisten. Zur Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Raynaud-Syndrom kann die Überweisung zu Spezialisten notwendig sein, beispielsweise zu Rheumatologen oder Onkologen.

Welche Untersuchungen führt der Arzt durch?

Zunächst ist das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) wichtig, um die Krankheitszeichen wie das Trikolore-Phänomen, mögliche auslösende Situationen, eingenommene Medikamente und bekannte Vorerkrankungen exakt zu erfragen. Leichter fällt die Diagnose, wenn der Erkrankte ein Foto der Finger oder Zehen während eines Anfalls mitbringt.

Anschließend entscheidet der Arzt über weitere Untersuchungen. Normalerweise wird eine Blutentnahme durchgeführt, um Entzündungswerte, Blutbild und gegebenenfalls rheumatologische Blutwerte wie antinukleäre Antikörper zu bestimmen. Daneben sind einfache körperliche Untersuchungen wie die Betrachtung der kleinsten Blutgefäße am Nagelfalz unter dem Mikroskop (Kapillarmikroskopie) oder das Abkühlen der Hände in Eiswasser (Kälteprovokationstest) sinnvoll, um zu beurteilen, ob es sich eher um ein primäres oder ein sekundäres Raynaud-Syndrom handelt.

Sie befürchten, am Raynaud-Syndrom zu leiden? Im Rahmen unseres Online-Hautchecks können unsere Ärzte 2 Fotos der betroffenen Finger oder Zehen prüfen und Ihnen eine erste Einschätzung geben. Gegebenenfalls empfehlen Ihnen die Mediziner einen Termin bei Ihrem Arzt vor Ort.

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Behandlung des Raynaud-Syndroms

Beim primären Raynaud-Syndrom ist die Vermeidung von Stress und Kälte oder Nässe der wichtigste Teil der Behandlung, um Anfällen vorzubeugen. Außerdem sollten Patienten vollständig auf Nikotin verzichten. Daneben kann eine medikamentöse Therapie dazu beitragen, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren.

Beim sekundären Raynaud-Syndrom steht neben diesen Maßnahmen vor allem die Behandlung der Grunderkrankung oder die Umstellung auslösender Medikamente sowie die Meidung von Drogen im Vordergrund.

Medikamentöse Behandlung des Raynaud-Syndroms

Die wichtigsten Medikamente zur Behandlung des Raynaud-Syndroms sind sogenannte Calciumantagonisten wie Nifedipin, die täglich eingenommen werden. In schweren Fällen verordnet der Arzt weitere Präparate wie den PDE-5-Hemmer Sildenafil, Bosentan oder das Prostanoid Iloprost. Alle diese Wirkstoffe sollen den Blutfluss in den Händen und Füßen fördern und dadurch das Risiko eines Anfalls reduzieren.

Was kann ich selbst zur Behandlung beitragen?

Halten Sie Ihre Hände und Füße warm und tragen Sie warme Socken und Handschuhe, wenn Sie kühlen Temperaturen ausgesetzt sind. Außerdem empfiehlt sich bei Rauchern der komplette Rauchverzicht sowie die Meidung von Ersatzstoffen wie Nikotinkaugummis oder -pflastern. Wenn Ihre Anfälle durch Stress ausgelöst werden, sollte der Stress im Alltag reduziert werden, beispielsweise durch bewusste Ruhephasen oder Entspannungstechniken.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Situationen bei Ihnen einen Anfall auslösen, empfiehlt sich das Führen eines Symptomtagebuchs, in dem Sie festhalten, wann und unter welchen Umständen bei Ihnen Beschwerden entstehen.

Häufig gestellte Fragen

Ist das Raynaud-Syndrom gefährlich?

In der großen Mehrzahl der Fälle verläuft das Raynaud-Syndrom milde und im medizinischen Sinne ungefährlich, vor allem beim primären Raynaud-Syndrom. In schweren Fällen kann es aber durch starke oder häufige Attacken zu offenen Wunden (Ulcera) im Bereich der Finger und Zehen kommen. Sehr selten sterben einzelne Finger oder Zehen auch ab, wodurch dann eine Amputation notwendig wird.

Ist das Raynaud-Syndrom heilbar?

Das primäre Raynaud-Syndrom ist nicht ursächlich heilbar, kann aber in einem Teil der Fälle von allein wieder verschwinden. Sekundäre Raynaud-Syndrome lassen sich möglicherweise heilen, wenn die jeweilige Grunderkrankung behandelt wird.

Wie wird das Raynaud-Syndrom festgestellt?

Die Diagnose erfolgt vor allem aufgrund der Anamnese, also der Schilderung Ihrer Beschwerden, sowie möglichst auch anhand von Bildern der Finger oder Zehen während eines Anfalls. Außerdem sollten verschiedene Tests zum Ausschluss anderer zugrunde liegender Erkrankungen durchgeführt werden, zum Beispiel eine Blutentnahme, Kapillarmikroskopie oder der Allen-Test.

Welche Medikamente lösen ein Raynaud-Syndrom aus?

Vor allem Betablocker wie Propranolol, abschwellende Nasentropfen, die Chemotherapeutika Bleomycin und Cisplatin, Ergotamin und Clonidin können Raynaud-Anfälle auslösen.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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