Hämorrhoiden

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 22 Mai 2020

Es gibt Körperstellen, über die kaum jemand spricht. Dazu zählt die Schleimhaut unseres Mastdarms. Oberhalb unseres Schließmuskels befindet sich ein ringförmiges, schwammartiges und gut durchblutetes Gefäßpolster, der Plexus haemorrhoidalis oder kurz, die Hämorrhoiden. Sie können an- und abschwellen und so unseren After luft- und flüssigkeitsdicht verschließen.

Inhalt
Hämorrhoiden Grafik
 

Beschwerden bereiten Hämorrhoiden erst dann, wenn unsere Gefäße an Elastizität verlieren und sich die Schwellkörper knotenartig vergrößern und auswölben. Hämorrhoiden zählen in Industriestaaten zu den häufigsten Erkrankungen. Sie verursachen unter anderem Juckreiz, Brennen und Schmerzen, werden von Betroffenen allerdings meist verschwiegen oder ignoriert. Dabei ist es wichtig, die Beschwerden ernst zu nehmen. Hämorrhoiden lassen sich gut behandeln. Ein rechtzeitiger Besuch beim Arzt kann chronische Spätfolgen verhindern.

Über Hämorrhoiden

Um zu verstehen, was Hämorrhoiden sind, muss man wissen, wie der Verschluss des Afters funktioniert. Da ist zunächst einmal der grobe Verschluss des Afters: Längs- und querverlaufende Muskelstränge, die sich um den Analkanal, also das letzte Stück unseres Enddarms winden und normalerweise dauerhaft angespannt sind. Diese Muskulatur ist Teil unseres Schließmuskels, der dafür sorgt, dass wir festen Stuhlgang eine gewisse Zeit zurückhalten können und den Ausscheidungsvorgang willentlich auslösen können.

Die Schließmuskeln des Afters wären alleine nicht in der Lage, den Analkanal zu verschließen. Deshalb befinden sich an der Innenseite des Analkanals zusätzliche Gewebepolster, die mit feinsten Blutgefäßen durchzogen sind. Diese Polster werden Hämorrhoiden genannt. Sie können an- und abschwellen und dienen dem Feinverschluss des Analkanals, also dem Rückhalt von Flüssigkeiten, zum Beispiel Analsekret, Durchfall (Diarrhoe) oder Gase. Wir alle haben Hämorrhoiden. Sie sind keine Erkrankung, sondern normaler Teil unseres Körpers.

Hämorrhoiden als Erkrankung

Wenn man von Hämorrhoiden als Erkrankung spricht, sind vergrößerte Hämorrhoiden gemeint. Diese entstehen, wenn auf die feinen Blutadern des Gewebepolsters, also der Hämorrhoiden, über einen längeren Zeitraum zu viel Druck ausgeübt wird. Dann kann das Blut nicht mehr abfließen, die Adern erweitern sich und das zarte Bindegewebe verliert an Elastizität. Dadurch kann Flüssigkeit aus dem unteren Mastdarm nach außen dringen.

Es kommt häufig vor, dass bei Hämorrhoidenbeschwerden die Haut um den After juckt, brennt und manchmal sogar blutet und sich Analekzeme bilden können, bei denen sich die Haut um den After entzündet. Falls die Betroffenen solche Veränderungen und unangenehme Symptome verspüren, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Sie zählen neben Durchfallerkrankungen, dem Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu den häufigsten Beschwerden des Verdauungstraktes.

Ursachen

In Industrienationen leiden fast 70% der Erwachsenen an Hämorrhoiden. Das Risiko ein Hämorrhoidenleiden zu entwickeln, nimmt im Alter zu, weil unser Bindegewebe im Lauf der Zeit schwächer wird. Hämorrhoiden vor dem 30. Lebensjahr sind entsprechend selten.

Hier einige Faktoren, die Hämorrhoidenbeschwerden begünstigen können:

  • Chronische Verstopfung (Obstipation)
  • Genetisch bedingte Bindegewebsschwäche
  • Häufiger Durchfall
  • Übergewicht
  • Regelmäßiges Heben schwerer Lasten
  • Bewegungsmangel (Ist der Körper nicht aktiv, wird auch der Darm träge. Betroffene pressen dann meist zu stark, wenn sie auf der Toilette sitzen)
  • Ballaststoffarme Ernährung

Symptome

Hämorrhoiden äußern sich unterschiedlich. Typischerweise verursachen krankhaft veränderte Hämorrhoiden:

  • Ein Fremdkörpergefühl am After
  • Aufgelagertes Blut beim Stuhlgang
  • Juckreiz
  • Schmerzen (meist erst bei eingeklemmten Hämorrhoiden auf oder wenn sich ein Blutgerinnsel im Afterbereich, eine Perianalthrombose gebildet hat, also schmerzhafte äußere Schwellung - dies tritt häufig bei Patienten auf, die beim Stuhlgang stark pressen)
  • Helles Blut im Stuhl
  • Schleimiger Ausfluss (vergrößerte Hämorrhoiden beeinträchtigen den Feinschluss des Analkanals)

Je stärker ausgeprägt das Hämorrhoidalleiden, desto eher kommt es zu typischen Symptomen wie Schmerzen, schleimige Ausscheidungen, rektale Blutungen, hellrotes Blut im Stuhl und Jucken im Bereich des Afters.

Außerdem kann es passieren, dass sich in den geweiteten Blutgefäßen Blutgerinnsel (Thromben) bilden, die starke Schmerzen verursachen können und im schlimmsten Fall zu einer Unterversorgung und Absterben eines Gewebeteils führen können.

Krankhaft veränderte Hämorrhoiden können auch eine Strangulation von Teilen des Analkanals verursachen, was sich neben extremen Schmerzen durch Blutungen, Fieber, kaltem Schweiß und Abgeschlagenheit bemerkbar machen kann.

Zudem können fortgeschrittene Hämorrhoidalleiden einen Analprolaps begünstigen, also einen Durchtritt des Analkanals durch den Anus nach außen.

Die einzelnen Stadien

Anfänglich verspüren die meisten Patienten noch keine dauerhaften Beschwerden. Je nachdem, wie ausgeprägt die Größenveränderung bzw. die Absenkung der Hämorrhoiden ist, lassen sich Hämorrhoidalleiden in vier Schweregrade einteilen.

Hier eine kurze Übersicht über die vier Stadien einer Hämorrhoidenerkrankung:

1. Stadium: Die Hämorrhoiden sind zwar vergrößert, aber von außen noch nicht sichtbar. Teilweise treten auch hellrote Blutungen auf der Stuhloberfläche auf. Die vergrößerten Hämorrhoiden können nur bei einer proktologischen Untersuchung des Darms gesehen werden.

2. Stadium: Die Hämorrhoiden rutschen während des Pressens beim Stuhlgang nach außen, ziehen sich aber spontan wieder in den Analkanal zurück.

3. Stadium: Hier rutschen Hämorrhoiden während des Stuhlgangs aus dem After, teilweise auch spontan z.B. bei körperlicher Arbeit. Sie ziehen sich dann nicht mehr von selbst zurück, sondern müssen mit der Hand zurückgeschoben werden. Hier hilft meist nur eine operative Entfernung des überschüssigen Gewebes.

4. Stadium: Die Hämorrhoiden sind dauerhaft aus dem After herausgerutscht und lassen sich nicht mehr zurückschieben (Analprolaps). Hier rät der Arzt meist zur Operation, um das überschüssige Gewebe zu entfernen.

Meist kommt es zur Vergrößerung der Hämorrhoiden, wenn erhöhter Druck auf den Analkanal, also das letzte Stück des Enddarms ausgeübt wird.

Behandlung

Patienten, die bereits an einem Hämorrhoidalleiden erkrankt sind, stehen je nach Schwere der Symptome unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Bei Hämorrhoidenerkrankungen im ersten und zweiten Stadium reichen kleinere ambulante Eingriffe meist aus. Bei leichten Beschwerden kann eine Umstellung der Ernährung und die Vermeidung von Risikofaktoren dazu beitragen, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Schmerzen und Jucken können zudem mit Hämorrhoidensalben oder -zäpfchen gelindert werden. Auch mechanische Hilfen wie Sitzringe können Beschwerden lindern.

Bei einem fortgeschrittenen Hämorrhoidalleiden hilft eine operative Korrektur der Hämorrhoiden. Dabei stehen mehrere Varianten wie Verödung oder Entfernung des überschüssigen Gewebes zur Auswahl. Der behandelnde Proktologe (Darmspezialist) berät hier zu den unterschiedlichen Optionen.

Vorbeugung

Hämorrhoidalleiden entstehen über lange Zeiträume von Jahren und Jahrzehnten. Dementsprechend wichtig ist eine Vermeidung von Risikofaktoren, um gar nicht erst zu erkranken.

Als gesichert gilt, dass Übergewicht die Erkrankung begünstigt. Zudem wird mangelnde Bewegung, insbesondere häufiges und langes Sitzen, als Risikofaktor für Hämorrhoidalleiden angesehen.

Starkes Pressen beim Stuhlgang sollte ebenfalls vermieden werden, da dadurch auf Dauer die Blutgefäße in den Hämorrhoiden geschädigt werden und sich chronisch erweitern. Dies setzt natürlich eine gut funktionierende Verdauung sowie einen ausreichend weichen Stuhl voraus. Beides kann durch eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen unterstützt werden.

Wer vorbeugend etwas gegen Hämorrhoiden tun möchte, sollte viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen, sich viel bewegen und ausreichend trinken, damit der Darm optimal arbeiten kann.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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Letzte Änderung: 22 Mai 2020

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