Yohimbin
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Emily WimmerLetzte Änderung: 08 Nov 2020
Ist Yohimbin ein Ersatz für VIAGRA®?
Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) können für den Betroffenen, aber auch für eine Partnerschaft, ein belastendes und konfliktträchtiges Thema darstellen. Neben Pharmazeutika werden natürliche Potenzmittel aufgrund ihrer angeblichen Sicherheit und Natürlichkeit in der Anwendung zur Behandlung von Erektionsstörungen immer beliebter. Yohimbin ist als Extrakt des Yohimbe-Baumes Bestandteil einer Vielzahl von Produkten zur Behandlung von Potenzproblemen. Yohimbin ist aber auch in Diätpillen und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Die Wirkung von Yohimbin auf den Organismus ist noch nicht vollkommen erforscht.
Häufig angefragte Potenzmittel
Was sind die Ursachen und gängigen Therapieansätze für erektile Dysfunktion?
Bis in die frühen 70er Jahre wurde vermutet, dass einer erektilen Dysfunktion eine psychologische Ursache zugrunde liegt. Heutzutage ist jedoch bekannt, dass Erektionsstörungen ihren Ursprung ebenso in organischen Leiden, wie Diabetes oder Bluthochdruck, haben können.
Können nach einer ausführlichen Anamnese Faktoren wie ein niedriger Testosteronspiegel oder medikamenten-vermittelter Bluthochdruck für das Auftreten der erektilen Dysfunktion ausgeschlossen werden, wird der Patient zunächst über den Einfluss von Genussmitteln aufgeklärt. Alkohol und Tabak, psychosozialer Stress sowie Probleme innerhalb der Beziehung können zu einer erektilen Dysfunktion führen.
Ist eine Anpassung des Lebenswandels nicht ausreichend, werden Medikamente wie VIAGRA® oder Levitra® zur Behandlung der erektilen Dysfunktion herangezogen. Diese sogenannten PDE-5-Hemmer entspannen die glatte Muskulatur des Penis und ermöglichen auf diese Weise eine stärkere und länger anhaltende Erektion.
Zu den PDE-5-Hemmern zählen zum Beispiel:
Häufig angefragte Potenzmittel
Eine weitere Möglichkeit ist die lokale Verwendung von Injektionen oder Penispumpen. Erst in der letzten Instanz wird ein operativer Eingriff am Patienten vorgenommen. Besonders erfolgreich ist hierbei der Einsatz von aufblasbaren Implantaten. Hierbei handelt es sich jedoch um einen invasiven und irreversiblen Eingriff, welcher daher nur bei erektiler Dysfunktion als Folge von organischem Leiden und nach der erfolglosen Therapie mit Medikamenten vorgenommen wird.
Die Verwendung von Lebensmittel oder pflanzlichen Wirkstoffen wie Yohimbin zur Behandlung von Potenzproblemen ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Diese Produkte werden in der Regel als sichere und natürliche Alternativen zu pharmakologischen Produkten beworben.
Was ist Yohimbin und zu welcher Wirkstoffgruppe gehört es?
Yohimbin ist ein Idolalkaloid, gehört zur Gruppe der Alpha2-adrenergen Antagonisten und hemmt somit den Sympathikus. Der Sympathikus wird beim Menschen in Stress- und Angstsituationen aktiviert. Yohimbin hilft somit Stress und Ängste zu mildern, welche in Verbindung mit Intimkontakt oder bei einer psychologischen Vorbelastung des Patienten mit erektiler Dysfunktion bestehen können. Weiterhin hat es eine leichtere antagonistische Wirkung auf den Alpha1-Rezeptor und zu geringen Teilen auf einige Serotonin und Dopamin Rezeptoren. Serotonin und Dopamin sind im Körper als „Glückshormone“ wirksam.
Yohimbin wirkt jedoch nicht nur auf das Hormongleichgewicht im Gehirn, sondern auch am Schwellkörper des Penis, genauer gesagt entspannt es die glatten Muskelzellen der Blutversorgung am Schwellkörper. Diese systemische Hemmung an den glatten Muskelzellen der Blutgefäße ist notwendig für die Aufrichtung und Erhaltung der Erektion. Durch eine Entspannung der Gefäßwände ist ein besserer und anhaltender Blutfluss in die Schwellkörper möglich. Eine Besonderheit an diesem Wirkstoff ist somit, dass er nicht nur die Durchblutung im Schwellkörper unterstützt, sondern gleichzeitig auch die Überwindung eventueller Angstzustände. Damit wirkt Yohimbin auch bei anderen Formen der sexuellen Dysfunktion, wie zum Beispiel Orgasmusstörungen und bei verspäteter Ejakulation und kann auch hierbei zur Therapie verwendet werden. Insgesamt ist die Wirkung von Yohimbin gegen Erektionsstörungen den bekannten Phosphodiesterase-Hemmern wie z.B. VIAGRA® deutlich unterlegen.
Wie wird Yohimbin erzeugt?
Yohimbin wird aus den Blättern und der Rinde des Yohimbe-Baumes gewonnen. Der Yohimbe-Baum wächst in Afrika (Kamerun) und Asien, wo er meist in Gewächshäusern gezüchtet wird. Außerdem wird es aus der indischen Schlangenwurzel gewonnen. Die Rinde des Yohimbe-Baumes wird in Afrika traditionell als Aphrodisiakum verwendet und enthält eine Vielzahl an psychoaktiven Substanzen. In jungen Bäumen ist nur eine geringe Konzentration von Yohimbin enthalten, die sich mit dem Alter des Baumes anreichert. Bei Yohimbin handelt es sich somit um einen reinen Naturstoff. Der Wirkstoff wird zügig resorbiert und der höchste Plasmawert schon eine Stunde nach oraler Einnahme im Blut detektiert, wobei die Höhe der Konzentration zwischen Personen variieren kann.
Wie sicher ist die Einnahme von Yohimbin-haltigen Medikamenten?
Obwohl Yohimbin in klinischen Studien generell gut vertragen wurde, gibt es Hinweise zu einer Anzahl an Nebenwirkungen. So kann die Einnahme von Yohimbin-haltigen Präparaten zu Angstzuständen, Herzrasen, Schwindel, Zittern und erhöhtem Blutdruck führen. Alle beobachteten Nebenwirkungen können direkt mit der Adrenalin-steigernden Wirkung von Yohimbin in Verbindung gebracht werden.
7 Studien aus den späten 90er Jahren zeigten einen deutlichen Unterschied zwischen der Verabreichung von Yohimbin-Extrakt und einem Placebo. Keine aussagekräftige Studie gibt es jedoch über die Verwendung von der Borke des Yohimbe-Baumes. Aufgrund dieser eher dünnen Beweislage zur Effizienz von Yohimbin ist der Wirkstoff nicht offiziell als Medikation gegen Erektionsstörungen zugelassen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Yohimbin-haltigen Medikamenten eintreten, von biologisch aktiven Zusätzen stammen, die den Produkten beigemengt, aber nicht deklariert werden. Ebenso kann eine Wechselwirkung von Yohimbin mit den pflanzlichen Zusätzen der Produkte nicht ausgeschlossen werden. Es bleibt anzumerken, dass die Herstellung und der Vertrieb dieser Produkte - vor allem, wenn sie nicht über Apotheken bezogen werden - keinem so gründlichen Kontrollsystem unterliegen, wie man sie von Pharmazeutika gewohnt ist.
Hat Yohimbin auch eine Auswirkung auf die Psyche?
Ja, durch die Blockade des prä- und post-synaptischen Alpha2-Adrenozeptors bewirkt Yohimbin eine Erhöhung von extrazellulärem Noradrenalin. Noradrenalin ist ein Hormon, welches das Herz-Kreislauf-System anregt. In klinischen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass ein Anstieg von diesem Noradrenalinspiegel zu beidem, dem Aufbau und auch dem Abbau von Angst, führen kann.
Kann man Yohimbin in der Apotheke kaufen?
Yohimbin ist in Form von Tropfen käuflich zu erwerben. Außerdem wird Yohimbin im Internet auf zahlreichen Plattformen für den Vertrieb von Sportlerernährung als Supplement oder Diätmittel angeboten. Für den Kauf von Yohimbin-haltigen Aphrodisiaka, Diätmitteln und Nahrungsergänzungsmittel ist kein Rezept notwendig, dennoch empfehlen wir den Bezug in einer Apotheke, damit keine Fälschung eingenommen wird.
Was sind weitere Anwendungsgebiete von Yohimbin?
Yohimbin-haltige Produkte werden auch als Diätpillen oder als Ergänzungsmittel in der Sportlerernährung angeboten. Die Produkte werben mit einer Verbesserung der sportlichen Leistungen aufgrund eines verstärkten Muskelwachstums und eines damit verbundenen Fettabbaus. Zudem soll Yohimbin den Körper bei der Lipolyse, also beim Fettabbau, unterstützen. Es gibt wenige aussagekräftige Studien zu diesem Thema und zur Wirkung von Yohimbin auf den Aufbau von Muskelmasse. Es wurde in einer Studie eine Fettreduktion bei der Verwendung von professionellen Fußballspielern gefunden, Angaben zu Laiensportlern existieren nicht.
Häufig angefragte Potenzmittel
Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 08 Nov 2020
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Corazza, O., Martinotti, G., Santacroce, R., Chillemi, E., Di Giannantonio, M., Schifano, F., & Cellek, S. (2014). Sexual Enhancement Products for Sale Online: Raising Awareness of the Psychoactive Effects of Yohimbine, Maca, Horny Goat Weed, and Ginkgo biloba. BioMed Research International, 2014, 841798. Online: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25025070/, abgerufen: 03. Sepember 2019
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Holmes, A., & Quirk, G. J. (2010). Pharmacological facilitation of fear extinction and the search for adjunct treatments for anxiety disorders - the case of yohimbine. Trends in Pharmacological Sciences, 31(1), 2–7. Online: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20036429/, abgerufen: 03. September 2019