Lovegra
Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 20 Aug. 2021
Lovegra ist ein illegales Potenzmittel für Frauen, das angeblich sexueller Unlust entgegenwirkt und die Orgasmusfähigkeit steigern soll. Wissenschaftlich bewiesen ist dies jedoch nicht. Wir erklären, warum dringend davon abzuraten ist, nicht zugelassene “Viagra® für Frauen” einzunehmen und zeigen stattdessen geeignete und wirkungsvollere Alternativen auf.
Was ist Lovegra?
Lovegra ist ein Medikament, das von der indischen Firma Ajanta Pharma produziert wird. Angeblich soll Lovegra, ähnlich wie für Männer Viagra®, Frauen zu leichterer sexueller Stimulation sowie intensiveren Orgasmen verhelfen. Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirksamkeit nicht. In Europa ist Lovegra daher nicht als Medikament zugelassen, weshalb es nicht möglich ist, dafür ein Rezept von seinem Arzt zu erhalten, geschweige denn, es in der Apotheke zu erwerben. Dennoch wird es von diversen Händlern und ausländischen Online-Apotheken über das Internet vertrieben.
Wichtig: ZAVA rät dringend davon ab, illegale Medikamente über das Internet zu erwerben. Arzneimittel, die kein ordnungsgemäßes Zulassungsverfahren durchlaufen haben, bieten unter Umständen einen hohes gesundheitliches Risiko für Anwender.
Wer sich jedoch den Gang zum Arzt sparen möchte, kann alternativ auch auf legalem Weg Potenzmittel für Männer über das Internet anfragen. Online-Arztpraxen wie ZAVA bieten die Möglichkeit, Viagra® und andere Potenzmittel mittels medizinischem Fragebogen anzufordern. Ein Arzt wird im Anschluss die Angaben auswerten und nach Angemessenheit ein Rezept ausstellen. Das Rezept kann in einer Apotheke der Wahl eingelöst werden oder man lässt sich das Präparat direkt nach Hause schicken.
Häufig angefragte Potenzmittel
Was soll Lovegra bewirken?
In Lovegra soll der Wirkstoff Sildenafil enthalten sein. Dieser Wirkstoff wird üblicherweise in Mitteln gegen Erektionsstörungen bei Männern – unter anderem in dem Potenzmittel Viagra – verwendet. Aus diesem Grund wird Lovegra auch als „Viagra für Frauen“ oder „Female Viagra“ beworben.
Bei Männern beruht die Wirkung von Sildenafil darauf, dass die Blutgefäße im Penis entspannt werden. Dadurch wird dieser besser durchblutet und es kommt zu einer Erektion. Eine ähnliche Wirkung soll Lovegra bei Frauen entwickeln, indem es die Durchblutung der weiblichen Genitalien fördert. So kann es laut Herstellerangaben deren Empfindsamkeit bei Berührungen steigern sowie Scheidentrockenheit reduzieren. Auf diesem Weg sollen die sexuelle Unlust überwunden und die Orgasmusfähigkeit gesteigert werden.
Laut Hersteller wirkt das Medikament nach 30-45 Minuten, die Wirkung soll 4-6 Stunden anhalten.
Ist Sildenafil auch für Frauen geeignet?
Der Wirkstoff Sildenafil, der womöglich in Lovegra enthalten ist, ist für die Behandlung von Frauen nicht zugelassen. Obwohl einige Studien zur Wirkung des Mittels auf die weibliche Sexualität durchgeführt wurden, gibt es bislang keine ausreichenden Belege dafür, dass Sildenafil die weibliche Libido steigern kann.
Erste Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit liefert eine Studie der University of New Mexiko School of Medicine, jedoch nur mit Einschränkungen. Die 8-wöchige Studie untersuchte 98 Frauen, die infolge der Einnahme bestimmter Antidepressiva an sexuellen Störungen litten. Nur bei 28 % der Teilnehmerinnen in der Testgruppe wurde durch Sildenafil keine Verbesserung der sexuellen Funktion festgestellt. Aufgrund der kurzen Studiendauer und der niedrigen Teilnehmerzahl können diese Ergebnisse jedoch nicht als aussagekräftig bewertet werden. Zudem liefert diese Studie keine Hinweise darauf, wie die Einnahme von Sildenafil bei sexuellen Störungen wirkt, die nicht durch Antidepressiva verursacht wurden.
Auch bezüglich der Nebenwirkungen fehlen bislang verlässliche Informationen. Bei Männern gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen von Sildenafil Kopfschmerzen (bei mehr als 1 von 10 Personen). Über Kopfschmerzen und Schwindel berichteten auch Frauen, die Erfahrungen mit der Einnahme von Viagra gemacht haben.
In der genannten Studie aus New Mexiko berichteten zudem:
- 24% der Frauen von Hitzewallungen
- 12% von verschiedenen Verdauungsproblemen (Dyspepsie)
- 14% von vorübergehenden Sehstörungen
Insbesondere bei Herz-Kreislauf- oder Leberbeschwerden ist mit schwerwiegenden Nebenwirkungen zu rechnen. Die Einnahme während der Schwangerschaft könnte sogar zum Tod des Babys führen, wie eine Studie aus Amsterdam zeigte.
Ist Lovegra als Viagra für Frauen empfehlenswert?
Die Einnahme von Lovegra oder anderen Mitteln mit Sildenafil durch Frauen ist nicht ratsam. Zusätzlich zu den mangelnden Nachweisen bezüglich der Wirkung und den fehlenden Informationen hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen sind die Herstellung und der Vertrieb des Präparats Lovegra nicht behördlich überwacht und unterliegen weder deutschen noch EU-Standards. Es gibt also keine Garantie dafür, dass Lovegra überhaupt Sildenafil enthält beziehungsweise, dass die beworbene Dosierung korrekt ist und dass keine weiteren, schädlichen Inhaltsstoffe enthalten sind.
Besorgniserregend ist zudem, dass Lovegra ohne Rezept und damit ohne fachgerechte ärztliche Beratung über das Internet bezogen werden kann. ZAVA rät deshalb nachdrücklich von der Bestellung und Einnahme von Lovegra ab, da ansonsten schwerwiegende und im schlimmsten Fall irreversible Gesundheitsschäden drohen können.
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Viagra® ist ein verschreibungspflichtiges Medikament. Jedoch ist eine solche Verschreibung nur für Männer möglich, denn für Frauen ist das Mittel nicht zugelassen. Wirkstoffe, die als „Viagra® für Frauen“ bekannt sind, haben in Deutschland keine Zulassung und können daher ebenfalls nicht verschrieben werden.
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Es gibt Vermutungen darüber, dass die Durchblutung der weiblichen Geschlechtsteile verbessert werden könnte. Über die Wirkung und Nebenwirkungen von Viagra® oder dem darin enthaltenen Wirkstoff Sildenafil bei Frauen liegen bislang jedoch keine verlässlichen Erkenntnisse vor. Das Mittel ist für Frauen nicht zugelassen und sollte daher von ihnen nicht eingenommen werden.
Gibt es luststeigernde Mittel für Frauen, die wirklich wirken?
Die weibliche sexuelle Erregbarkeit ist deutlich komplexer als bei Männern. Daher gibt es noch kein Medikament, dass bei Frauen die Lust „auf Knopfdruck“ steigert. Denn bei Frauen hängt die Empfänglichkeit für Lust auch stärker von der Psyche ab. Zu den Einflussfaktoren zählen beispielsweise ein vertrauensvolles Verhältnis zum Partner und eine stressfreie Atmosphäre. Vertrauensbildende Gespräche in der Partnerschaft, die auch das Sexualleben thematisieren, können daher bereits für eine Verbesserung der sexuellen Erfahrungen sorgen. Gleiches gilt für die bewusste Einplanung von gemeinsamer Zeit abseits von der Hektik im Alltag und Beruf.
In einem vertraulichen Beratungsgespräch beim Frauenarzt, entweder alleine oder zusammen mit dem Partner, können zudem mögliche organische Ursachen für mangelnde Lust abgeklärt und gegebenenfalls weitere Behandlungsmöglichkeiten besprochen werden.
Häufig angefragte Potenzmittel
Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 20 Aug. 2021
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Petra Jungmayer (2008). Arzneimittel und Therapie. PDE-5-Hemmer Sildenafil wirkt auch bei Frauen. Deutsche Apotheker Zeitung 51, 54, online: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-51-2008/pde-5-hemmer-sildenafil-wirkt-auch-bei-frauen, abgerufen 07.12.20
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H. George Nurnberg et al. (2008). Sildenafil treatment of women with antidepressant-associated sexual dysfunction: a randomized controlled trial. JAMA The Journal of the American Medical Association 300, 395-404, online: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18647982/, abgerufen 07.12.20
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Niederlanden / Potenzmittel für Schwangere. Sildenafil-Studie nach Tod von Babys gestoppt (2018), Ärztezeitung, online: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Sildenafil-Studie-nach-Tod-von-Babys-gestoppt-227770.html, abgerufen 07.12.20