Kondom gerissen - Was tun?

Dr Friederike Ebigbo

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Friederike Ebigbo

Letzte Änderung: 05 Nov 2019

Ihr Kondom ist gerissen, geplatzt oder abgerutscht? Der erste Schreck ist groß, doch es gibt einige Dinge, die Sie sofort tun können.

Inhalt
Ein gerissenes Kondom kann jedem passieren.
 

In Kürze

  • Ein gerissenes Kondom kann jedem passieren.

  • Wichtig ist, dass Sie schnell Sofortmaßnahmen ergreifen.

  • Die Pille oder Spirale danach schützen Sie vor einer ungewollten Schwangerschaft.

  • Lassen Sie sich auch auf Geschlechtskrankheiten testen.

  • Die richtige Größe, richtiges Überziehen und Gleitmittel auf Wasserbasis verhindern ein Platzen beim nächsten Mal.

Sofortmaßnahmen

Erst einmal Ruhe bewahren. Ein gerissenes Kondom ist zwar nicht optimal, aber auch nicht dramatisch. Die folgenden Schritte helfen Ihnen, das Risiko einer möglichen Schwangerschaft oder einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV oder Chlamydien zu verringern. Dies gilt auch, wenn Ihr Kondom gerissen ist, ohne dass Sie oder Ihr Partner gekommen sind.

Waschen

Waschen ist ein sinnvoller erster Schritt, nachdem Sie bemerkt haben, dass das Kondom gerissen oder abgerutscht ist. So können Sie den größten Teil von Sperma und anderen Körperflüssigkeiten abwaschen oder zumindest verdünnen. Dies gilt für Oral-, Anal- und Vaginalverkehr. Gehen Sie dabei vorsichtig vor, um kleinste Verletzungen zu vermeiden.

So waschen Sie sich richtig:

  • Vagina und After: nur von außen spülen
  • Mund: vier- bis fünfmal etwa 15 Sekunden lang ausspülen, keine Zähne putzen
  • Penis: mit Seife unter fließendem Wasser und zurückgezogener Vorhaut, ohne Druck auf die Schleimhäute auszuüben (auch die Innenseit der Vorhaut)
  • Auge: sofort mit Wasser ausspülen

Urinieren und Stuhlgang helfen zusätzlich, Spermien und mögliche Krankheitserreger aus dem Körper zu entfernen.

Arzt oder Apotheker kontaktieren

Wenn Ihr Kondom geplatzt oder gerissen ist, suchen Sie einen Arzt oder Apotheker auf. Hierbei gilt, je eher, desto besser. Dieser kann Ihnen helfen, die richtigen Sofortmaßnahmen zu ergreifen:

  • Pille danach oder Spirale danach gegen eine ungewollte Schwangerschaft,
  • Tests auf mögliche Geschlechtskrankheiten,
  • Postexpositionsprophylaxe (PEP) gegen eine mögliche HIV-Infektion.

Ein Apotheker kann Ihnen, falls notwendig, ohne Rezept die Pille danach verkaufen und Sie über weitere mögliche Sofortmaßnahmen informieren.

Ein Arztbesuch ist sinnvoll, wenn Sie sich die Spirale danach einsetzen lassen oder sich auf Geschlechtskrankheiten testen lassen möchten.

Bei Verdacht auf einen Risikokontakt mit HIV sollten Sie sich direkt an eine Schwerpunktpraxis wenden, denn nicht jeder Arzt verschreibt die PEP. Eine Schwerpunktpraxis in Ihrer Nähe finden Sie auf der Seite der Deutschen Aids Hilfe: https://www.aidshilfe.de/PEP.

Die Pille danach (Spirale danach)

Die Pille danach ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und kostet zwischen 13 und 35 Euro. Sie kann den Eisprung verzögern und so eine Schwangerschaft verhindern. Wichtig ist, dass Sie die Pille danach so schnell wie möglich einnehmen, am besten innerhalb von 12 Stunden nach dem Ihr Kondom gerissen ist. Je früher Sie sie einnehmen, desto höher ist die Wirksamkeit. Falls Ihr Eisprung bereits stattgefunden hat, ist die Pille danach nicht mehr wirksam.

Weitere Informationen finden Sie hier: Die Pille danach: Kosten, Wirkung ...

Falls die Pille danach für Sie nicht in Frage kommt, kann der Arzt Ihnen eine Spirale danach einsetzen. Diese ist noch wirksamer als die Pille danach, dafür auch etwas teurer (ab 120 Euro). Die Spirale danach kann bis zu fünf Jahre in der Gebärmutter bleiben und somit als reguläre Verhütungsmethode genutzt werden.

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Test auf Geschlechtskrankheiten

Wenn Ihr Kondom verrutscht oder gerissen ist, sollten Sie eventuell einen Test auf Geschlechtskrankheiten machen. Nicht alle Infektionen zeigen Symptome, können unentdeckt aber zu Unfruchtbarkeit oder bei Ansteckung mit HPV (humanes Papillomavirus) zu einem höheren Krebsrisiko führen.

Welches die häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen in Deutschland sind und wie Sie sie erkennen, lesen Sie hier: Geschlechtskrankheiten erkennen.

Sie können sich auch zuhause auf sexuell übertragbare Infektionen testen. Bei ZAVA können Sie die Heimtests bequem online bestellen.

PEP

PEP steht für Postexpositionsprophylaxe. Damit ist eine Vorsichtsmaßnahme gegen eine mögliche HIV-Ansteckung nach einem Risikokontakt gemeint (ungeschützter Geschlechtsverkehr zum Beispiel durch ein verrutschtes oder geplatztes Kondom oder Blutkontakt mit einer Risikoperson).

Da es sich bei der PEP um eine Kombination verschiedener HIV-Medikamente handelt, die Nebenwirkungen hervorrufen und über einen Zeitraum von vier Wochen eingenommen werden müssen, wird PEP nur in seltenen Fällen empfohlen. Wann eine PEP empfohlen wird, finden Sie auf der Seite der Deutschen AIDS Hilfe.

PEP sollte innerhalb von 24 Stunden, besser noch innerhalb von 2 Stunden nach einem Risikokontakt begonnen werden. Nach 72 Stunden kann eine PEP nicht mehr gegeben werden.

Risiko einer Schwangerschaft

Unser Kondom ist gerissen - werde ich jetzt schwanger? Ohne ein Mittel zur Notfallverhütung lautet die Antwort: Vielleicht.

Ohne Pille danach

Von 100 Frauen werden fünf bis acht schwanger, wenn sie ohne Verhütung einmal Geschlechtsverkehr hatten. Nur eine bis drei Frauen, die die Pille danach eingenommen haben, werden schwanger. Das Risiko ist also deutlich reduziert.

Tage im Zyklus

Das Risiko einer Schwangerschaft ist während der fruchtbaren Tage im Zyklus einer Frau am größten. Diese werden durch den Eisprung bestimmt, der ungefähr zwei Wochen vor dem Einsetzen der nächsten Regelblutung stattfindet. Bei vielen Frauen ist der Zyklus unregelmäßig und schwankt abhängig von verschieden Umfeltfaktoren. Wir empfehlen Ihnen, sich nicht darauf zu verlassen, dass Sie Ihren Eisprung erkennen und im Zweifel eine Notfallverhütung in Anspruch zu nehmen.

Risiko einer HIV-Infektion

Das Risiko einer HIV-Infektion ist abhängig vom Sexualpartner sowie der Art des Geschlechtsverkehrs. Wenn Ihnen das Kondom während des Oralsex gerissen ist, ist die Ansteckungsgefahr am geringsten.

Risikogruppen

Das Risiko sich mit HIV angesteckt zu haben, ist erhöht, wenn der Sexualpartner einer sogenannten Risikogruppe für HIV angehört.

Dazu zählen:

  • Männer, die Sex mit Männern haben,
  • Bisexuelle,
  • Personen mit Herkunft aus Regionen mit hohem HIV-Vorkommen (vor allem Subsahara-Afrika),
  • aktive intravenöse Drogennutzer.

Art des Geschlechtsverkehrs

Das Risiko sich mit HIV angesteckt zu haben, ist abhängig von der Art des ungeschützten Geschlechtsverkehrs. Mit abnehmendem Risiko ist das:

  1. Aufnehmender Analverkehr
  2. Eindringender Anal- oder aufnehmender/eindringender Vaginalverkehr
  3. Aufnehmender Oralverkehr (bei Aufnahme von Sperma)

Tipps für’s nächste Mal

Richtig angewandt ist das Kondom eine wirksame Verhütungsmethode und verringert das Ansteckungsrisiko von sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV oder Chlamydien. Allerdings ist die Rate von Verhütungspannen mit Kondom mit 19% relativ hoch. Dies liegt hauptsächlich an Fehlern in der Handhabung. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, ein Reißen des Kondoms beim nächsten Mal zu verhindern.

Qualität

Auch bei Kondomen gibt es Qualitätsunterschiede. Teurer muss dabei nicht gleich besser bedeuten. Achten Sie beim Kauf auf Prüfsiegel oder informieren Sie sich im Vorfeld über objektive Testergebnisse.

Benutzen Sie beim Öffnen der Packung keine Scheren und Zähne oder andere spitze Gegenstände. Überprüfen Sie vor der Nutzung des Kondoms den Packungsinhalt auf Schäden und ob das Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. Da Kondome meist aus Latex hergestellt sind, können sie im Laufe der Zeit oder unter dem Einfluss von Reibung (zum Beispiel beim Transport im Portemonnaie), Licht und Hitze rissig werden.

Die richtige Größe

Auf die Größe kommt es an. Ist das Kondom zu groß, so rutscht der Penis in dem Kondom hin und her und erzeugt eine zu große Reibung. Das Kondom reißt. Auch wenn Sie eine zu kleine Größe wählen, laufen Sie Gefahr, dass Ihr Kondom unter der Spannung Schaden nimmt.

Als Richtwert gilt: Der Umfang des Kondoms (also die doppelte nominelle Breite laut Kondompackung) sollte mindestens 10% kleiner sein als der Umfang des Penis. Als Frau wählen Sie einfach die Standardgröße, als Mann können Sie das für sich passende Kondom im Vorfeld testen. Helfen kann Ihnen dabei ein Kondomgrößenrechner.

Richtiges Überziehen

Nehmen Sie das Kondom erst aus der Verpackung, wenn der Penis nach der Anfangsphase steif geworden ist.

Setzen Sie das Kondom richtig herum auf die Penisspitze und drücken das Reservoir, das später die Samenflüssigkeit auffangen soll, an der Spitze mit zwei Fingern zusammen, damit keine Luft darin verbleibt. Bleibt Luft zurück, so erhöht sich das Risiko eines späteren Reißens.

Nun ziehen Sie die Vorhaut zurück und rollen das Kondom bis zur Peniswurzel hin ab. So ist das Kondom optimal für den Geschlechtsverkehr vorbereitet.

Besonders gefährlich sind auch spitze lange Fingernägel. Hierdurch werden kleine Risse verursacht, die das Kondom unter Spannung zum Reißen bringen können. Es lohnt sich also, das richtige Überziehen vor dem Ernstfall einmal zu üben.

Gleitmittel

Das Gleitmittel sorgt für weniger Reibung auf der Außenseite des Kondoms. Dies ist besonders bei Analverkehr wichtig. Tragen Sie Gleitmittel niemals direkt auf den Penis auf, da dies das Rutschen innerhalb des Kondoms erhöht und zum Reißen führen kann. Gleitmittel sollten auf Wasserbasis hergestellt sein, um das Material des Kondoms nicht zu beschädigen.

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Dr. med. Friederike Ebigbo Fachärztin für Frauenheilkunde in gynäkologischer Praxis

Dr. med. Friederike Ebigbo unterstützt ZAVA bereits seit vielen Jahren bei der medizinischen Text-Prüfung. 2011 schloss sie ihr Medizinstudium an der Technischen Universität München ab. Danach arbeitete sie an Frauenkliniken in Trier, Aachen und in der Schweiz – dort war sie von 2019 bis 2020 Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dr. med. Friederike Ebigbo ist seit September 2020 Ärztin in einer gynäkologischen Praxis in Hamburg.

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