Behandlungsmöglichkeiten bei Migräne

Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 02 Jul 2020
Zur Therapie von Migräne stehen verschiedene Medikamente und nicht-medikamentöse Therapieverfahren zur Verfügung. Die Wahl eines Medikaments sollte am besten gemeinsam mit Ihrem Arzt erfolgen. Dies gilt besonders für Schwangere und stillende Mütter, damit die Medikamente auf keinen Fall dem Kind schaden. Außerdem sollten Kinder mit Migräne nur nach Rücksprache mit einem Arzt Medikamente erhalten, weil häufig eine Anpassung der Dosierung notwendig ist. Manche Medikamente wie Aspirin dürfen auch überhaupt nicht bei Kindern eingesetzt werden. Orientierung bieten die Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.

Schmerzmittel
Klassische Schmerzmittel, sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), sind vor allem bei leichten bis mittelstarken Migräneattacken die Mittel der ersten Wahl zur Schmerzbehandlung. Alle NSAR wirken um so besser, je früher sie während einer Migräneattacke eingenommen werden. Es ist also nicht empfehlenswert, die Migräneattacke aushalten zu wollen und mit der Einnahme zu warten, bis die Schmerzen maximal stark geworden sind.
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Acetylsalicylsäure ist der Wirkstoff in Aspirin und wird in zahlreichen verschiedenen Präparaten und Dosierungen angeboten. Bei Migräne sollten am besten schnellwirkende Präparate wie Aspirin Direkt und keine Retard-Formulierungen verwendet werden. Für ihn ist die Wirksamkeit gegen Migräneattacken am besten gesichert, allerdings darf Acetylsalicylsäure nicht von allen Menschen eingenommen werden. Acetylsalicylsäure hemmt die Blutgerinnung und kann zu Magenreizungen oder -blutungen führen. Kinder dürfen Acetylsalicylsäure auf keinen Fall einnehmen, da es bei ihnen eine tödliche Wirkung auf Leber und Gehirn haben kann.
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Ibuprofen ist ebenfalls ein NSAR und ist unter anderem in dem Produkt Dolormin des Herstellers Johnson & Johnson enthalten. Es werden Dosierungen von 200, 400, 600 und 800 mg vertrieben, wobei nur Ibuprofen 200 und Ibuprofen 400 rezeptfrei erhältlich sind. Ibuprofen wird bei Migräneattacken normalerweise als Tablette eingesetzt und wirkt entzündungshemmend sowie schmerzlindernd. Die Wirksamkeit gegen Migräneschmerzen ist wissenschaftlich belegt, allerdings sollten Patienten mit empfindlichem Magen Ibuprofen nicht auf nüchternen Magen oder nur zusammen mit einem Magenschutz wie Omeprazol verwenden.
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Das NSAR Naproxen ist sehr ähnlich zu Ibuprofen, besitzt aber eine längere Verweildauer im Körper. Typische Dosierungen, die allesamt der Rezeptpflicht unterliegen, sind 250, 500 und 750 mg pro Tablette. Auch Naproxen wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend, kann aber zu Reizungen der Magenschleimhaut führen. Auch bei Menschen mit schweren Nierenschäden sollte auf NSARs wie Naproxen verzichtet werden.
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Diclofenac ist zwar in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, bei Migräne wird es jedoch ausschließlich in Form von rezeptpflichtigen Tabletten angewendet. Es wird von diversen Firmen in Dosierungen von 25, 50 und 100 mg pro Tablette vertrieben. Wie bei allen NSAR sollte auch Diclofenac nicht mit Alkohol kombiniert und von Menschen mit empfindlichem Magen zusammen mit einem Magenschutz eingenommen werden.
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Neben Präparaten mit einem einzigen NSAR gibt es außerdem Medikamente, die eine feste Kombination der Schmerzmittel Acetylsalicylsäure und Paracetamol in Verbindung mit Koffein enthalten. Das Koffein soll dabei die schmerzlindernde Wirkung der anderen beiden Inhaltsstoffe verstärken. Diese Kombinationspräparate werden allerdings kontrovers diskutiert, da zwar einige Patienten eine sehr gute Wirksamkeit beschreiben, aber gleichzeitig mehr Inhaltsstoffe vorhanden sind, die Nebenwirkungen auslösen können. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass bei der Einnahme von hohen Dosen ein sogenannter Koffeinentzugskopfschmerz entstehen kann. Dabei treten Kopfschmerzen auf, sobald die Wirkung des Koffeins nachlässt.
Triptane gegen Migräne
Triptane sind eine Gruppe von rezeptpflichtigen Medikamenten, die bei starken oder häufigen Migräneattacken eingesetzt werden, teilweise auch in Verbindung mit NSAR. Bei Migräne liegt nach heutigem Wissensstand eine leichte Entzündungsreaktion in Verbindung mit einer Erweiterung der Blutgefäße im Gehirn vor. Triptane sorgen dafür, dass sich einerseits die Blutgefäße wieder zusammenziehen und dass andererseits die Entzündungsreaktion gestoppt wird. Beides wirkt der Schmerzausbreitung entgegen und sorgt für eine effektive Schmerzlinderung.
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AscoTop Nasal ist ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Zolmitriptan aus der Klasse der Triptane. Es wird in einer Dosierung von 5 mg pro Sprühstoß angeboten und hilft verhältnismäßig schnell gegen akute Migräneanfälle, bei einem Teil der Patienten bereits nach 15 Minuten. Zolmitriptan hilft dabei, die unnatürlich erweiterten Blutgefäße bei einem Migräneanfall wieder zu verengen. Darüber hinaus wirkt es entzündungshemmend.
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Sumatriptan gehört auch zu den Triptanen und wird als Tabletten in Dosierungen von 50 mg und 100 mg vertrieben. Es zeichnet sich ebenfalls durch einen schnellen Wirkeintritt aus und zeigt bei den meisten Patienten gute Wirksamkeit. Außerdem können die Tabletten im Gegensatz zu Nasensprays auch bei Patienten mit verstopfter Nase ohne Probleme verwendet werden. Es sollte wie alle Triptane nicht gleichzeitig mit Mutterkornalkaloiden wie Ergotamin oder Monoaminooxidase-Hemmern eingenommen werden.
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Das Medikament Imigran beinhaltet ebenfalls das bewährte Triptan Sumatriptan. Es ist wie AscoTop Nasal als Nasenspray erhältlich und wird in Dosierungen von 10 mg und 20 mg angeboten. Imigran zeichnet sich durch einen sehr schnellen Wirkeintritt aus bei gleichzeitig guter Verträglichkeit und gilt als eines der Standard-Medikamente gegen schwere Migräneattacken.
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Bei Maxalt lingua handelt es sich auch um ein Triptan-basiertes Medikament mit dem Wirkstoff Rizatriptan. Es gilt als die am schnellsten wirksame Tablette unter den gebräuchlichen Triptanen. Meist tritt eine merkliche Wirkung bereits nach 5 bis 30 Minuten ein; Symptomfreiheit wird in der Hälfte der Fälle nach höchstens zwei Stunden erreicht. Maxalt lingua wird in Form von Tabletten oder Schmelztabletten mit Dosierungen von 5 oder 10 mg eingenommen.
Mutterkornalkaloide
Mutterkornalkaloide wie beispielsweise der Wirkstoff Ergotamin sind eine Klasse an Medikamenten, die früher die einzig wirksamen Medikamente zur Migränebehandlung darstellten. Sie führen ähnlich wie Triptane zu einer geringen Verengung der erweiterten Blutgefäße im Gehirn und können so Migränekopfschmerzen entgegenwirken.
Allerdings gelten Mutterkornalkaloide als veraltet und sind reich an Nebenwirkungen. Sie werden heutzutage nur noch in Fällen eingesetzt, bei denen andere Medikamente zu keiner Besserung der Migräne geführt haben.
Wichtig: Bei der unsachgemäßen Anwendung von Mutterkornalkaloiden besteht die Gefahr einer Überdosierung, die im schlimmsten Fall zum Verlust der Blutversorgung in Armen und Beinen führen kann. Eine weitere Nebenwirkung ist der medikamenteninduzierte Kopfschmerz, also ein Dauerkopfschmerz, der erst durch die Verwendung von Mutterkornalkaloiden entsteht. Außerdem können Mutterkornalkaloide für ungeborene Kinder tödlich sein und dürfen nicht von Schwangeren eingenommen werden.

Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 02 Jul 2020
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Baron, R., Koppert, W., Strumpf, M., & Willweber-Strumpf, A. (2019). Praktische Schmerzmedizin. Springer Berlin Heidelberg.
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Göbel, H. (2012). Die Kopfschmerzen. Springer Berlin Heidelberg.
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Straube, A., & Ruscheweyh, R. (2019). Epidemiologie von Kopfschmerzen über die Lebensspanne. Nervenheilkunde, 38(10), 735-739, online: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0988-4322, abgerufen am 05.05.2020.
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Anttila, V., Wessman, M., Kallela, M., & Palotie, A. (2018). Genetics of migraine. In Handbook of clinical neurology (Vol. 148, pp. 493-503). Elsevier, online: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780444640765000314, abgerufen am 12.06.2020.
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Lipton, R. B., & Bigal, M. E. (2005). The epidemiology of migraine. The American Journal of Medicine Supplements, 118, 3-10, online: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1548276605000038, abgerufen am 12.06.2020.



