Mikropenis
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Emily WimmerLetzte Änderung: 24 Nov. 2018
Inwieweit kann ein kleiner Penis das Leben beeinträchtigen?
Die Penisgröße ist für viele Männer ein sehr sensibles Thema. Mit einem großen Penis werden Attribute wie Potenz und Männlichkeit assoziiert und ein gefühlt kleiner Penis kann unter Umständen zu einer Beeinträchtigung des Selbstbewusstseins oder Selbstwertgefühls führen. Allerdings ist die Größe und Breite des Penis sehr variabel und regional unterschiedlich, sodass die Sorge der Männer häufig unbegründet ist und eine Penisverlängerung nicht notwendig wird.
Anders ist es bei einem sogenannten Mikropenis. Hierbei handelt es sich um einen anatomisch unterdurchschnittlich kleinen Penis infolge eines angeborenen Testosteronmangels oder einer Testosteronresistenz. Eine Therapie eines Mikropenis ist über Testosteronsubstitution während der Entwicklung oder später durch einen operativen Eingriff möglich.
Häufig angefragte Potenzmittel
Wie ist ein Mikropenis definiert?
Ab einer Länge von unter 7 Zentimetern im erigierten Zustand spricht man von einem Mikropenis. Dieser Wert gilt allerdings nur für Erwachsene, da bei Jugendlichen noch eine anatomische und funktionelle Entwicklung des Penis zu erwarten ist. Aus diesem Grund werden für die Diagnose eines Mikropenis bei Heranwachsenden Diagramme verwendet, die eine objektive Einschätzung der Penislänge bei dem jeweils entsprechenden Alter erlauben. In diesem Fall wird von einem Mikropenis gesprochen, wenn die Penislänge des Patienten 2,5 Standardabweichungen unterhalb des Mittelwertes seiner Altersgruppe liegt.
Zur Längenmessung des Penis wird der Abstand zwischen der Schambeinfuge (Symphisis pubica) und der Penisspitze auf der dorsalen Seite des Penis gemessen. Die dorsale Seite, oder Dorsum penis, ist die Seite des Penis, die im nicht erigierten Zustand von vorne zu sehen ist.
Wie häufig ist ein Mikropenis?
Zur Häufigkeit des Mikropenis in der Bevölkerung sind nur einige wenige Studien veröffentlicht worden. Man geht davon aus, dass weniger als 2 von 100 Männern einen Mikropenis haben, wobei es auch hier regionale Unterschiede zu geben scheint. Eine Studie aus Kolumbien beispielsweise gibt an, dass nur 19 von 100.000 Männern von einem Mikropenis betroffen seien.
Wichtig ist bei der Beschreibung der Häufigkeit eine klare Unterscheidung zwischen einem tatsächlichen Mikropenis und einem durch starkes Übergewicht (Adipositas) verursachten „buried penis“. Bei dieser Form liegt ein Großteil des Penis im Bauchfettgewebe verborgen und es kann der Eindruck eines deutlich zu kleinen Penis entstehen. Es handelt sich allerdings nicht um einen Mikropenis im anatomischen Sinne, sondern um ein optisches Problem.
Die in den letzten Jahren ansteigende Häufigkeit der Diagnose eines Mikropenis bei Neugeborenen führen einige Studien auf die Auswirkungen exogener Stoffe und hormonellen Medikamente (Androgen-, Östrogen-Mimetika) zurück.
Was sind die Ursachen für einen Mikropenis?
Ein Mikropenis entsteht aufgrund einer mangelnden Entwicklung des Penis vor oder nach der Geburt. Die Ursachen für diese Entwicklungsstörung sind vielfältig. Beispielsweise sind etwa die Hälfte aller diagnostizierten Mikropenisse auf eine Unterfunktion der Hypophyse oder des Hypothalamus zurückzuführen. In der Folge fehlt eine ausreichende Stimulation des Hodens (hypogonadotroper Hypogonadismus) und die Testosteronproduktion reicht für eine normale Entwicklung der Geschlechtsorgane nicht aus. Zusätzlich scheinen auch Somatotropin und andere Wachstumshormone wichtig für die Stimulation der Testosteronproduktion zu sein.
Ein Testosteronmangel kann allerdings auch durch eine direkte Unterfunktion des Hodens (hypergonadotroper Hypogonadismus) ausgelöst werden. Diese Form des Testosteronmangels ist für etwa 25 Prozent der Mikropenisse verantwortlich und die Patienten kommen mit normaler Penisgröße zu Welt. Der Mikropenis entwickelt sich erst im Laufe der Zeit, zusammen mit stark reduziertem Körperwuchs.
Lediglich 15 Prozent der Fälle lassen sich über eine partielle Androgenresistenz (partial androgen insensivitiy syndrome, PIAS) erklären. In diesem Fall werden zwar ausreichende Mengen an Testosteron produziert und ausgeschüttet, aber durch Fehler an den entsprechenden Rezeptoren bleibt der Effekt des Sexualhormons aus. Patienten, die unter dieser Form der Testosteronunterversorgung leiden, haben bereits bei der Geburt eine kleine körperliche Statur.
Die übrigen 10 Prozent der Fälle lassen sich medizinisch nicht erklären und werden daher als idiopathische Mikropenisse bezeichnet.
Mit welchen Beeinträchtigungen ist durch einen Mikropenis zu rechnen?
Prinzipiell sind durch den Mikropenis keine Beeinträchtigungen zu erwarten. Unter Umständen kann es jedoch zu Einschränkungen bei sexuellen Aktivitäten kommen. Außerdem kann im Besonderen im Kinder- und Jugendalter ein optisch deutlich zu kleiner Penis zu Hänseleien durch Gleichaltrige führen. Ist der Mikropenis jedoch ein Merkmal eines Syndroms, können andere Symptome der Erkrankungen eine Einschränkung der Lebensqualität bedingen. Studien, die sich im Besonderen mit einem Zusammenhang zwischen Mikropenis und Intelligenzminderung beschäftigt haben, konnten keine geistigen Einschränkungen bei Patienten mit Mikropenis dokumentieren.
Wie kann man einen Mikropenis therapieren?
Da ein Mikropenis meist erblich bedingt ist, wird er oft bereits recht früh diagnostiziert und kann hormonell behandelt werden. Dazu wird den Patienten das männliche Geschlechtshormon Testosteron in den Muskel gespritzt, wodurch eine ausreichende Penislänge im Rahmen der normalen körperlichen Entwicklung erreicht werden kann. Neben den Testosteronformen Testosteronproprionat und Testosteronenanthat wird teilweise auch das hochwirksame Dihydrotestosteron verabreicht, wobei die Dosis an das Alter und die Entwicklungsstufe des Patienten angepasst wird. Während der Pubertät kommt es beispielsweise zu einer Vervier- oder Verachtfachung der verabreichten Testosteronmenge.
Wird ein Mikropenis erst diagnostiziert, nachdem die Entwicklung des Geschlechtsorgans abgeschlossen ist, ist eine Behandlung über hormonelle Präparate nicht mehr möglich und es müssen alternative Therapieoptionen erwogen werden. Insbesondere im Internet werden viele Methoden zur Penisverlängerung angeboten, deren Wirksamkeit jedoch in den meisten Fällen nicht belegt ist. Beispielsweise kann eine Penispumpe durchaus eine Verstärkung der Erektion bewirken, die häufig beworbene penisverlängernde Wirkung konnte jedoch in keiner Studie gezeigt werden.
Die einzige tatsächlich funktionierende Therapie eines bestehenden Mikropenis stellt ein operativer Eingriff dar, der ambulant und minimalchirurgisch unter lokaler Anästhesie durchgeführt werden kann. Über die Durchtrennung des vorderen Haltebandes (Ligamentum suspensorium penis) kann eine Verlängerung von 2 bis 4 Zentimeter des erigierten Penis und sogar eine Verdopplung der Länge des Penis im schlaffen Zustand erzielt werden. Eine Verdickung des Penis kann durch die Transplantation von körpereigenem Fettgewebe, beispielsweise aus dem Oberschenkel, erreicht werden.
Jedoch ist ein operativer Ansatz nicht immer sinnvoll und sollte aufgrund seiner Risiken ausführlich abgewogen werden. In vielen Fällen kann bei einem hohen Leidensdruck eine psychologische Betreuung bessere Therapieerfolge erzielen als ein operativer Eingriff.
Häufig angefragte Potenzmittel
Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 24 Nov. 2018
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