Fieber bei Kindern und Säuglingen

Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 02 Jul 2020
Auch bei Kindern gilt eine Körperkerntemperatur ab 38°C als Fieber. Kinder und in noch stärkerem Maße Säuglinge reagieren bei Infektionen häufig mit relativ hohem Fieber. Kleine Kinder sind anfälliger gegenüber Flüssigkeitsverlust als Erwachsene und können bereits nach einem Tag mit Fieber stark ausgezehrt sein. Man muss bei Säuglingen und Kleinkindern mit Fieber deshalb auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Wann ein Arztbesuch notwendig ist
Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte Fieber, das länger als einen Tag anhält, immer ärztlich abgeklärt werden – besonders, wenn das Kind weniger lebhaft und teilnahmslos wirkt. Auch bei größeren Kindern sollte ein Arztbesuch erfolgen, wenn sie teilnahmslos wirken oder Bewusstseinsstörungen haben. Ebenso sind sehr hohe Fiebertemperaturen, spätestens ab 40°C, ein Grund für einen raschen Arztbesuch. Bei Nackensteifigkeit des Kindes mit schwerem Krankheitsgefühl, Bewusstseinsverlust oder stecknadelkopfgroßen Einblutungen in der Haut sollte umgehend ein Arzt aufgesucht oder ein Notarzt hinzugezogen werden.
Erste Anlaufstelle ist der Kinder- oder Hausarzt. Bei akutem Fieber reicht normalerweise ein Anruf in der Praxis aus, damit man noch am selben Tag mit dem kranken Kind vorbeikommen kann.
Fiebersymptome bei Kindern
Kinder und besonders Kleinkinder zeigen bei Fieber häufig kein Schwitzen oder Schüttelfrost. Auch das Fühlen der Stirntemperatur mit der Hand ist bei Kindern nicht zuverlässig. Bei ihnen macht sich Fieber eher durch Teilnahmslosigkeit, Quengeln oder Schreien, einen verringerten Bewegungsdrang und Bewusstseinstrübung bemerkbar.
Eine weitere Besonderheit sind Fieberkrämpfe. Diese verursachen zwar nur in Ausnahmefällen bleibende Schäden, können aber trotzdem zu Verletzungen führen und sind ein Symptom, das bei 2-5 Prozent aller Kinder mindestens einmal vorkommt.
Fieberkrampf
Als Fieberkrampf bezeichnet man bei Kindern einen Krampfanfall, der durch Fieber ausgelöst wird. Er tritt bei bis zu 5 Prozent aller Kinder mindestens einmal auf, am häufigsten im Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren.
Die Symptome eines Fieberkrampfs sind:
- Es liegt Fieber vor, also eine Körperkerntemperatur von mindestens 38°C. Meistens beträgt die Temperatur aber mehr als 39°C
- Das Kind verliert schlagartig das Bewusstsein und versteift die Muskeln am ganzen Körper. In seltenen Fällen kann die Versteifung der Muskulatur ausbleiben und das Kind liegt eher schlaff da
- Nach 10-30 Sekunden beginnt das Kind, unrhythmisch am ganzen Körper zu krampfen, also mit den Muskeln zu zucken
- Die Krämpfe dauern meist wenige Minuten an. Anschließend ist das Kind noch einige Minuten lang benommen
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Ein einfacher Fieberkrampf dauert zwischen wenigen Sekunden und 15 Minuten.
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Ein einfacher Fieberkrampf dauert nicht länger als 15 Minuten und führt danach zu keinen weiteren Symptomen außer einer vorübergehenden Benommenheit. Außerdem darf bei einem einfachen Fieberkrampf innerhalb von 24 Stunden kein weiterer Krampf auftreten. Falls es doch zu einem weiteren Fieberkrampf kommt, der Krampf länger als 15 Minuten anhält, nur ein Teil des Körpers krampft oder das Kind anschließend noch weitere Symptome wie Lähmungen, Schwindel oder Sprachstörungen aufweist, spricht man von einem komplizierten Fieberkrampf.
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Generell sollten Kinder nach einem Fieberkrampf immer von einem Kinder- oder Hausarzt gesehen werden. Nur ein Arzt kann in diesem Fall feststellen, ob noch weitere Behandlungen oder Untersuchungen notwendig sind. Nur in besonderen Fällen, beispielsweise bei Kindern, die sehr häufig bei normalen Infekten Fieberkrämpfe bekommen, muss nicht immer ein Arztbesuch erfolgen. So ein Vorgehen sollte aber vorab mit dem zuständigen Kinderarzt besprochen werden.
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Als Notfall gilt vor allem ein erstmaliger Fieberkrampf bei einem Kind. Auch wenn das Kind bewusstlos bleibt, sich im Rahmen des Fieberkrampfs verschluckt, nicht normal atmet oder nach dem Ende des Krampfs noch Symptome wie Lähmungen, Nackensteifigkeit, Seh- und Hörstörungen, Schwindel oder Sprachstörungen zurückbleiben, sollte immer ein Notarzt gerufen werden. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob der Rettungsdienst bzw. ein Notarzt benötigt wird, sollten Sie aber bei Fieberkrämpfen lieber einmal zu oft als einmal zu wenig den Rettungsdienst unter der Nummer 112 rufen. Die Fachleute dort sind erfahren und können gut einschätzen, ob ein Notarzt benötigt wird.
Verhaltenstipps für Eltern
Bei einem Fieberkrampf haben Eltern verständlicherweise Angst um ihr Kind. Diese Verhaltensregeln helfen beim Umgang mit Fieberkrämpfen:
- Bleiben Sie bei einem Fieberkrampf Ihres Kindes ruhig, es herrscht keine akute Lebensgefahr
- Schauen Sie auf die Uhr, damit Sie wissen, wie lange der Krampf dauert
- Versuchen Sie nicht, die Arme und Beine des Kindes festzuhalten. Achten Sie stattdessen darauf, dass das Kind den Kopf nirgends anschlägt, möglichst weich gebettet ist und sich auch sonst nicht verletzen kann. Lockern Sie enge Kleidung und entfernen Sie scharfe oder spitze Gegenstände aus der direkten Umgebung des Kindes
- Verständigen Sie einen Kinderarzt oder den Rettungsdienst unter der Rufnummer 112
- Auf keinen Fall dürfen Sie Ihr Kind schütteln. Dadurch können Sie gerade bei Säuglingen schwere Verletzungen am Gehirn hervorrufen
- Geben Sie Ihrem Kind während des Krampfs und direkt nach dem Krampf nichts zu essen oder zu trinken. Es besteht sonst die Gefahr, dass das Kind sich verschluckt und nicht mehr atmen kann
- Wenn das Kind erbricht, versuchen Sie, es vorsichtig auf die Seite zu drehen, damit Erbrochenes aus dem Mund abfließen kann
- Wenn Ihr Kinderarzt Ihnen ein Notfallmedikament für Fieberkrämpfe verschrieben hat, können Sie dieses bei Krämpfen, die länger als 3 Minuten anhalten, verabreichen. Informieren Sie sich am besten schon vor einem Fieberkrampf, wie das Medikament verabreicht wird. Meist handelt es sich um Rektiolen, die ähnlich wie ein Zäpfchen in den Po gegeben werden
- Beobachten Sie Ihr Kind auch nach dem Fieberkrampf. Der Kinderarzt oder Rettungsdienst wird Sie fragen, wie der Krampf ablief, wie lange er gedauert hat, wie sich das Kind nach dem Krampf verhielt und ob das Kind noch andere Symptome gezeigt hat
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat für Eltern Informationen zu Fieberkrämpfen zusammengestellt, die Sie hier einsehen können.

Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 02 Jul 2020
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Herold, G. (2019). Herold Innere Medizin 2019.
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Behrends, J. C., Bischofberger, J., Deutzmann, R., Ehmke, H., Frings, S., Grissmer, S., ... & Pedain, C. (2017). Physiologie. 3. Auflage, Thieme.
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Jünger, H. (2018). Die medikamentöse Therapie spätestens nach 3 Minuten beginnen!. Pädiatrie, 30(1), 44-50, online: https://www.springermedizin.de/, abgerufen am 07.05.2020.
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