Fieber in der Schwangerschaft und Stillzeit
Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 02 Juli 2020
Fieber an sich ist für Schwangere und Stillende nach heutigem Kenntnisstand nicht gefährlicher als für andere Menschen. Allerdings hängt die Gefährlichkeit von Fieber von der Grunderkrankung ab. Wenn das Fieber in der Schwangerschaft beispielsweise durch Varizellen-Viren, Zytomegalie-Viren, Masern-Viren oder Malaria-Erreger hervorgerufen wird, besteht Gefahr für das ungeborene Kind und teilweise auch für das Leben der Schwangeren.
Welche Folgen hat Fieber für das (ungeborene) Kind?
Auch die möglichen Folgen für das Kind hängen von der Ursache des Fiebers ab. Bei Fieber durch Röteln beispielsweise kann es infolge der Infektion bei ungeborenen Kindern zu Taubheit, Augenschäden und Herzfehlern kommen. Fieber durch Grippe hingegen verursacht keine Folgeschäden beim Kind.
Wie verhalte ich mich richtig? Muss ich zum Arzt?
Alleinig durch das Fieber ist die Grunderkrankung nicht sicher feststellbar. Wenn die Ursache also nicht offensichtlich ist – zum Beispiel eine Magen-Darm-Grippe, an der schon andere Familienmitglieder erkrankt sind – sollten Schwangere und Stillende Fieber deshalb lieber von Ihrem Hausarzt abklären lassen.
Welche Medikamente darf ich einnehmen?
In jeder Packungsbeilage steht, ob ein Medikament von Schwangeren und stillenden Frauen verwendet werden darf. Generell gilt, dass Paracetamol die erste Wahl zur Fiebersenkung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist. Sofern keine anderen Gründe gegen die Anwendung sprechen, können Sie also mit Paracetamol in der üblichen Dosierung Ihr Fieber bei Bedarf senken.
Ibuprofen hingegen darf nur in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft und in der Stillzeit angewendet werden, aber nicht im letzten Drittel der Schwangerschaft.
Metamizol kann in Einzeldosen während Schwangerschaft und Stillzeit in Absprache mit Ihrem Arzt eingenommen werden, allerdings sind Paracetamol und Ibuprofen besser geeignet. Bei mehrfacher bzw. regelmäßiger Anwendung von Metamizol in der Stillzeit sollte das Kind abgestillt werden.
Ähnliches gilt für Diclofenac, wobei Sie Diclofenac nicht im letzten Schwangerschaftsdrittel anwenden dürfen.
Wie bei allen Arzneimitteln gilt auch für fiebersenkende Medikamente, dass Sie sie während Schwangerschaft und Stillzeit nur so lange wie nötig einnehmen sollten. Wenn das Fieber trotz der Einnahme von Medikamenten nach 3 Tagen noch vorhanden ist, lassen Sie das Fieber von einem Arzt abklären.
Sollte ich mich lieber an Hausmittel halten?
Hausmittel wie Wickel haben weniger mögliche Nebenwirkungen als Medikamente, allerdings wirken sie in der Regel auch weniger effektiv gegen Fieber. Falls die Wirkung von Hausmitteln ohne die Einnahme von Medikamenten für Sie ausreichend ist, können Sie daher ruhig auf Hausmittel zurückgreifen.
Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 02 Juli 2020
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Herold, G. (2019). Herold Innere Medizin 2019.
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Behrends, J. C., Bischofberger, J., Deutzmann, R., Ehmke, H., Frings, S., Grissmer, S., ... & Pedain, C. (2017). Physiologie. 3. Auflage, Thieme.
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