Long Covid: Was Sie über anhaltende Symptome wissen müssen

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 04 Mär 2022

Einige von Covid-19 betroffene Menschen entwickeln ein sogenanntes „Long Covid“. Darunter verstehen Ärzte das Fortbestehen von mindestens einem Krankheitssymptom über mehr als 4 Wochen nach einer Covid-19-Erkrankung. Die Symptome sind vielfältig und umfassen beispielsweise starke Müdigkeit, den Verlust des Geruchssinns sowie Kurzatmigkeit bei Anstrengung. In diesem Beitrag haben wir Ihnen die wichtigsten Informationen rund um das Long-Covid-Syndrom und seine Behandlung zusammengestellt.

Inhalt
Ein an Long Covid leidender Mann stützt sich bei einem Spaziergang erschöpft auf seinen Oberschenkeln ab.
 

Long Covid im Überblick

  • Beschwerden, die 4 Wochen oder mehr über eine Corona-Infektion hinaus bestehen, gelten als verlängert und weisen auf ein Long-Covid-Syndrom hin.
  • Jedes Symptom wird separat von einem oder mehreren Fachärzten behandelt.
  • Es gibt spezialisierte Zentren für die Behandlung von Long Covid, meistens Lungenfachkliniken und Rehakliniken.

Was bedeutet „Long Covid“?

Von „Long Covid“, chronischem Covid oder auch vom Post-Covid-19-Syndrom ist die Rede, wenn Symptome von Covid-19 auch über 4 Wochen nach Infektionsbeginn noch vorhanden sind. Auftreten kann dieses Beschwerdebild sogar bei Personen mit mildem Verlauf oder bei jungen Erwachsenen ohne chronische Vorerkrankungen. Je nach individuellem Fall bleiben die Beschwerden entweder konstant bestehen oder sie entwickeln sich nach einer gewissen Besserung erneut. Zusätzlich können weitere Symptome hinzukommen.

Wie viele Menschen erkranken an Long Covid?

Eine konkrete Anzahl an Betroffenen lässt sich derzeit nur schwer benennen. Laut wissenschaftlichen Schätzungen und ersten Untersuchungen leiden bis zu 20 % der symptomatischen Erkrankten nach 12 Wochen immer noch an mindestens einem der Symptome von Covid-19. Von denjenigen, die im Krankenhaus behandelt wurden, zeigen sogar bis zu 76 % auch 6 Monate nach ihrer Entlassung weiterhin Beschwerden. Forscher arbeiten intensiv daran, die Zahlen weiter einzugrenzen und die exakten ursächlichen Mechanismen ausfindig zu machen.

Aktuelle Informationen rund um Long Covid können Sie auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts, des Bundesgesundheitsministeriums, des Paul-Ehrlich-Instituts und beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nachlesen.

Was sind die Symptome von Long Covid?

Die Symptome des Long-Covid-Syndroms äußern sich von Person zu Person unterschiedlich. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie belasten nicht nur den Alltag der Betroffenen, sondern auch ihr familiäres, berufliches und soziales Leben.

Das häufigste Symptom ist anhaltende Müdigkeit. Daneben beobachten Ärzte auch Beschwerden wie:

  • allgemeine Symptome: Schmerzen (meist im Bereich der Gliedmaßen), Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Hautausschläge, Angststörungen, Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
  • respiratorische und kardiale Symptome: Kurzatmigkeit in Ruhe und/oder bei Anstrengung, Herzklopfen, Brustschmerzen
  • neurosensorische Symptome: Verlust des Geruchssinns oder Wahrnehmung verfälschter Gerüche, Verlust oder schlechte Wahrnehmung von Aromen

Wer ist besonders gefährdet?

Bei Long Covid handelt es sich im Moment noch um ein kaum verstandenes Syndrom. Es gibt noch nicht genügend bestätigte Informationen über Risikofaktoren, die sein Auftreten begünstigen könnten. Prinzipiell kann Long Covid jeden nach einer Corona-Infektion treffen. Es gibt aber Hinweise darauf, dass Frauen häufiger als Männer erkranken und dass eine Corona-Impfung das Risiko von Long Covid reduzieren kann. Zudem vermuten Forscher, dass Einflüsse wie eine schwere Covid-19-Erkrankung, Adipositas (Fettleibigkeit), ein hohes Lebensalter und bestehende Vorerkrankungen im Bereich von Herz und Lunge eine Rolle spielen.

Leiden Frauen häufiger an Long Covid?

Ja, die im Juni 2021 veröffentlichten Ergebnisse einer Studie des amerikanischen Instituts Fair Health zeigen, dass Frauen stärker von Long Covid betroffen sind als Männer. Auch eine Reihe weiterer Studien (unter anderem vom englischen Office for National Statistics und der malaysischen Sunway University) ergab seither ein erhöhtes Risiko für Long Covid bei Frauen. Weiterhin fällt in diesen Untersuchungen auf, dass weibliche Long-Covid-Patienten häufiger unter extremer Erschöpfung, sogenannter Fatigue, zu leiden scheinen.

Was tun bei langanhaltenden Covid-Symptomen?

Wenn Sie Symptome von Covid-19 haben, die länger als 4 Wochen nach der Infektion anhalten, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen. Wenn Sie an einer chronischen Krankheit (Diabetes, Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen) leiden, ist es wichtig zu überprüfen, dass die Symptome nicht durch andere Krankheiten verursacht werden. Abhängig von Ihrer Situation und der Schwere Ihrer Symptome kann bei Bedarf eine weiterführende Behandlung an einem spezialisierten Zentrum oder in einer Rehabilitationseinrichtung eingeleitet werden.

Wie behandelt man die Symptome von Long Covid?

Die Behandlung von Long Covid erfolgt multidisziplinär. Das bedeutet, dass Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen an der Behandlung beteiligt sind. Abhängig von den genannten Symptomen können Sie an einen oder mehrere Spezialisten (Kardiologen, Pneumologen, Rheumatologen, Physiotherapeuten etc.) überwiesen werden.

Zudem wird den Betroffenen empfohlen, alle Situationen, die bestimmte Symptome auslösen könnten, zu beobachten und ihrem Arzt mitzuteilen. Im Fall von sehr stark ausgeprägten Beschwerden, beispielsweise bei lang andauernden Atembeschwerden (Dyspnoe) oder anhaltendem Verlust des Geruchssinns (Anosmie), sprechen sich Mediziner für eine Reha aus. Darüber hinaus gibt es mittlerweile einige Behandlungszentren für Long Covid in ganz Deutschland, um komplexe Fälle von Menschen mit Long Covid-Syndrom zu unterstützen.

Was sind die langfristigen Folgen von Long Covid?

Bis heute sind die Langzeitfolgen von Long Covid noch nicht bekannt. Weitere Studien und wissenschaftliche Forschung sind erforderlich, um die Ursachen und den genauen klinischen Verlauf der Krankheit zu verstehen.

ulrike-new-round.png
Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

Lernen Sie unsere Ärzte kennen

Letzte Änderung: 04 Mär 2022

Alle Sprechstunden auf einen Blick
Zu den Behandlungen




gmc logo

Gütesiegel & Mitgliedschaften