Gemeine Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris)
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Ulrike ThiemeLetzte Änderung: 16 Sept. 2021
Die gewöhnliche Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) ist die am weitesten verbreitete Form der entzündlichen Hautkrankheit. Mit ihrem hochindividuellen Krankheitsverlauf unterscheidet sie sich aber von Patient zu Patient. Erfahren Sie hier alles über die Erkrankung der Haut: Welche Symptome sind typisch, welche eher selten? Wie wird die gewöhnliche Schuppenflechte diagnostiziert? Welche Behandlungsmöglichkeiten versprechen Erfolg?
Kurzübersicht
Definition und Häufigkeit: Die Psoriasis vulgaris ist die häufigste Form der Schuppenflechte. Es handelt sich um eine chronische und nicht ansteckende Hauterkrankung.
Symptome: Erhabene, unregelmäßig begrenzte und gerötete Hautareale (Plaques), silbrig-weiße Schuppung, Entzündungen, Juckreiz, Brennen und schmerzhafte Hautrisse gehören zu den Anzeichen der Krankheit.
Ursachen: Mediziner vermuten, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und verschiedenen Auslösern, wie zum Beispiel mechanischen Reizen, Infektionen, Operationen oder Stress, die Krankheit begünstigt.
Behandlung: Die Therapie erfolgt je nach Ausprägung mit lokalen Mitteln wie Salicylsäure, Glukokortikoiden oder Vitamin-D3-Präparaten. UV-Therapie und systemisch wirksame Medikamente zum Einnehmen werden bei schwereren Krankheitsverläufen eingesetzt.
Über Psoriasis vulgaris
Die gemeine Schuppenflechte, auch Psoriasis vulgaris oder Plaque-Psoriasis genannt, ist die häufigste Form der Schuppenflechte (Psoriasis). Etwa 80-90 % der Psoriatiker sind von der gemeinen Schuppenflechte betroffen. Die chronische Hauterkrankung tritt wiederkehrend in Abständen (rezidivierend) auf und lässt sich bislang nicht heilen.
Fest steht: Die Schuppenflechte ist keine ansteckende Krankheit. Forscher vermuten, dass die Ursache der Psoriasis vulgaris auf eine genetische Veranlagung und bestimmte Auslöser zurückgeht. Die ersten Symptome äußern sich meistens im frühen Erwachsenenalter. Jedoch kann die Krankheit ebenso bei Kindern oder Senioren erstmalig auftreten.
Die Psoriasis vulgaris gehört zu den sogenannten autoimmun vermittelten Entzündungskrankheiten, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. Dadurch entstehen Verletzungen und Entzündungsherde, die den Körper beständig zur Bildung neuer Hautzellen anregen. Aufgrund dieser Überproduktion entwickeln sich die für Psoriasis vulgaris charakteristischen Plaques. Das sind erhabene, gerötete und mit silbrig-weißen Schuppen bedeckte Hautpartien.
Die gemeine Schuppenflechte tritt an verschiedenen Körperstellen auf und variiert in der Intensität der Schuppung. Entsprechend des Krankheitsverlaufs und der Körperstellen, an denen sich die Plaques befinden, unterscheiden Mediziner zwischen verschiedenen Unterformen beziehungsweise Manifestationen der Psoriasis:
- Psoriasis anularis (ringförmig)
- Psoriasis geographica (landkarten-ähnlich)
- Psoriasis guttata (tropfenförmig)
- Psoriasis gyrata (girlandenartig)
- Psoriasis inversa (atypische Lokalisation)
- Psoriasis nummularis (münzgroß)
- Psoriasis punctata (punktförmig)
Bei circa 40 % der Schuppenflechte-Patienten ist auch oder nur die Kopfhaut befallen. Diese spezielle Form der Schuppenflechte bezeichnen Mediziner als Psoriasis capitis. Sie zeigt sich an Stirn, Nacken und Schläfen und kann sich bis hin zum Ohr ausbreiten.
Ähnlich häufig tritt die Nagelpsoriasis auf. Bei etwa 40-50 % der Psoriatiker sind auch die Finger und Fußnägel betroffen. Zu den typischen Symptomen gehören Verfärbungen, Flecken, Grübchen und Deformierungen der Nägel.
Aufgrund der für andere Menschen sichtbaren Symptome stellt die Krankheit für viele Betroffene eine große Belastung dar. Umso wichtiger ist es, über die Psoriasis und die Hintergründe der nicht-übertragbaren Erkrankung aufzuklären. Die Schuppenflechte-Patienten selbst sollten indes für eine zügige Reaktion auf den Krankheitsausbruch sensibilisiert werden. Denn: Die Psoriasis ist bislang zwar nicht heilbar, mit der richtigen Medikation lassen sich Schübe aber unterdrücken und eindämmen.
Gewöhnliche Schuppenflechte: Symptome und Krankheitsverlauf
Die Psoriasis vulgaris äußert sich durch verschieden große verdickte Hautstellen, die entzündlich gerötet und von silbrig-weißen Schuppen bedeckt sind. Diese Hautveränderungen können sehr klein sein, sich aber auch flächig ausbreiten. Meist gehen sie mit weiteren Symptomen einher, wie zum Beispiel:
- Juckreiz
- Brennen
- schmerzhafte Hautrisse
Bei der gemeinen Schuppenflechte treten die entzündeten Hautareale vor allem an den Ellenbogen, den Knien und auf der Kopfhaut auf. Bei schweren Erscheinungsformen können auch ausgedehnte Areale anderer Körperregionen betroffen sein, wie zum Beispiel Rücken und Oberkörper. Zeigen sich die Hautveränderungen an Handflächen und Fußsohlen, sprechen Mediziner von Psoriasis palmoplantaris.
Die gewöhnliche Schuppenflechte ist häufig von Schubaktivität geprägt. Das bedeutet: Phasen mit starken Beschwerden und Phasen mit relativer Beschwerdefreiheit wechseln sich ein Leben lang ab. Die Erkrankung ist in den meisten Fällen gut therapierbar, sodass sich die Lebensqualität der Betroffenen stark verbessert.
Zur eindeutigen Diagnostik und Therapie lässt sich die gemeine Schuppenflechte in Typ I und Typ II differenzieren:
- Typ I: Mediziner bezeichnen diesen Typ der Schuppenflechte auch als Frühtyp, da er im jungen Alter bzw. bei Patienten unter 40 Jahren auftritt. Bei 60-70 % aller Psoriatiker ist dies der Fall. Oftmals zeichnet sich der Psoriasis-Typ I durch einen schwereren Krankheitsverlauf aus als der Spättyp.
- Typ II: Für den sogenannten Spättyp der Psoriasis sind leichtere Symptome charakteristisch. Sie zeigen sich in der Regel erst bei Erwachsenen, die das 40. Lebensjahr überschritten haben.
Ursachen und Risikofaktoren von Psoriasis vulgaris
Die Ursachen, die zur Entstehung der gewöhnlichen Schuppenflechte führen, sind noch nicht eindeutig geklärt. Forscher vermuten, dass der Ausbruch der Psoriasis vulgaris auf eine Kombination aus einer erblichen Veranlagung und bestimmten Triggerfaktoren zurückzuführen ist.
Sind beide Elternteile betroffen, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass die Veranlagung vererbt wird, zwischen 60 und 70 %. Die Krankheit wird meist erst ausgelöst, wenn weitere, äußere Faktoren hinzukommen, wie zum Beispiel:
- mechanische Reize wie Verletzungen der Haut (Operationen, Sonnenbrand)
- Infekte (vor allem durch Streptokokken)
- Medikamente (Beta-Blocker und ACE-Hemmer, also Blutdrucksenker, sowie Chloroquin, ein Antimalariamittel)
- starker Nikotin- oder Alkoholkonsum
- Klimafaktoren (heißes Wetter)
- emotionale Belastung (Stress, Trauma)
Die Erkrankung tritt allerdings nicht bei jedem auf, der die Veranlagung hat.
Psoriasis vulgaris: Diagnose der gewöhnlichen Schuppenflechte
Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Schuppenflechte ist ein Allgemeinmediziner. Wenn Sie vermuten, unter einer Schuppenflechte zu leiden, können Sie ab 18 Jahren zum Beispiel den Online-Hautcheck von ZAVA nutzen. Schicken Sie unseren Ärzten dazu 2 Fotos der betroffenen Hautpartie.
Ein Hausarzt kann eine Psoriasis meistens schon anhand des Erscheinungsbildes der Hautveränderungen (sogenannte Aläsionen) erkennen. Unter Umständen zieht er einen Hautarzt hinzu. Durch mikrobiologische Untersuchungen und weitere Tests schaffen die Mediziner dann Klarheit.
Typische Diagnoseverfahren, bei denen die Beschaffenheit der Haut im Fokus steht, sind:
- Kerzenwachsphänomen: Die silbrigen Schuppen lassen sich wie Kerzenwachs abschaben.
- Phänomen des letzten Häutchens: Nach dem Entfernen der Schuppen kommt ein zartes, glänzendes Häutchen zum Vorschein.
- Phänomen des blutigen Taus: Entfernt der Arzt das letzte Häutchen, tritt eine punktförmige Blutung auf.
Bei der Diagnose der gewöhnlichen Schuppenflechte ist es zudem wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen. Differenzialdiagnosen sind zum Beispiel:
- Ekzeme
- Pilzerkrankungen (z.B. Fußpilz)
- reaktive Arthritis (entzündliche Erkrankung der Gelenke mit Gelenkschmerzen)
- Syphilis
- Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte)
Zur Abgrenzung von anderen Erkrankungen orientiert sich der Arzt insbesondere am exakten Erscheinungsbild der Schuppen und an ihrer Lokalisierung.
Begleiterkrankungen der Psoriasis vulgaris
Die Psoriasis vulgaris eine systemische Erkrankung, die sich auf das gesamte Organsystem auswirkt und nicht auf eine einzige Körperregion beschränkt bleiben muss. Deshalb können mit der Psoriasis auch andere Krankheiten einhergehen, wie zum Beispiel:
- Psoriasis-Arthritis (Schuppenflechte, die auch die Gelenke betrifft)
- Stoffwechselkrankheiten (Diabetes, Störungen des Fettstoffwechsels)
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall)
- chronische Darmkrankheiten und -entzündungen (u.a. Morbus Crohn)
Bei der Psoriasis-Arthritis greift die Entzündung auf die Gelenke über. Sie liegt bei etwa 20 % der Schuppenflechte-Patienten vor und ist durch geschwollene und schmerzende Gelenke gekennzeichnet. Üblicherweise bricht die Arthritis im fortschreitenden Verlauf der Erkrankungen aus, sie kann aber auch schon vor den Hautveränderungen auftreten. In seltenen Fällen zeigen sich keine Plaques. Dann ist die Psoriasis von außen überhaupt nicht erkennbar.
Behandlung der Psoriasis vulgaris
Die Schuppenflechte ist nach heutigem, medizinischem Stand zwar nicht heilbar, aber gut zu behandeln. Mithilfe moderner Möglichkeiten lassen sich der Hautzustand verbessern, weitere Schübe verhindern und sogar eine Symptomfreiheit erzielen.
Dabei gibt es verschiedene Therapien, die bei Schuppenflechte infrage kommen. Die genaue Behandlungsmethode hängt vom Schweregrad der Psoriasis und von bestehenden Begleiterkrankungen ab.
Äußerliche Anwendungen: Topische Therapie bei Psoriasis vulgaris
Bei einer topischen Therapie kommen Medikamente zum Einsatz, die äußerlich auf der Haut angewendet werden und nur lokal wirken. Diese äußeren Behandlungsmethoden verordnet der Arzt in der Regel bei einer leichteren Form der Psoriasis. Dabei trägt der Patient spezielle rezeptpflichtige Salben, Cremes, Lotionen oder Tinkturen auf die betroffenen Hautstellen auf.
Die Arzneimittel enthalten meistens einen oder mehrere dieser Wirkstoffe:
- Vitamin D3 und seine Abkömmlinge
- Calcineurin-Inhibitoren (Calcineurin-Hemmer, also Arzneistoffe, die die Reaktion des Immunsystems unterdrücken)
- Dithranol (Arzneistoff zur Hemmung des Zellwachstums mit einer immunsuppressiven Wirkung)
- Salicylsäure
- Glukokortikosteroide (Cortison)
Solche Präparate haben das Ziel, die Schuppenschicht teils aufzulösen sowie weich und geschmeidig zu halten, um Hautrisse zu vermeiden. Erreicht die lokale Behandlung nicht die gewünschten Ziele, stehen weitere Therapiemöglichkeiten offen.
Lichttherapie
Der Arzt kann die Lichttherapie, auch Fototherapie genannt, sowohl in Kombination mit Salben und Cremes verschreiben als auch als alleinige Behandlung vorschlagen. Die ultraviolette (UV-) Strahlung einer bestimmten Wellenlänge kann unter kontrollierten Bedingungen zu einer deutlichen Verbesserung des Hautbildes führen. Die Lichttherapie verlangsamt die Schuppenbildung und trägt dazu bei, dass Entzündungen schneller abheilen.
Innerliche Anwendung: Die systemische Therapie von Schuppenflechte
Die systemische Therapie (Medikamente zum Einnehmen oder Spritzen) wirkt im Gegensatz zur topischen nicht nur lokal auf der Haut, da sich der Wirkstoff durch den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt. Diese Art der Behandlung eignet sich besonders bei mittelschweren und schweren Verläufen der Schuppenflechte. Sie hat den zusätzlichen Vorteil, dass auch die Psoriasis-Arthritis mitbehandelt werden kann.
Mögliche Arzneistoffe sind Fumarsäureester (hemmt Entzündungen und unterdrückt die Immunreaktion des Körpers) und Acitretin. Dabei handelt es sich um einen Vitamin-A-Abkömmling. Wird der Wirkstoff eingenommen, trägt er zu einer verlangsamten Zellteilung der Haut und einem Ablösen der Schuppen bei. Oftmals kommen auch sogenannte Biologika (z.B. Interleukin-17-Hemmer) zum Einsatz. Das sind Wirkstoffe, die den fehlerhaften Entzündungsprozess im Körper regulieren, indem sie diejenigen Botenstoffe blockieren, die ihn auslösen.
Häufig gestellte Fragen
Wann sollte ich zu einem Arzt gehen?
Sofern Sie ungeklärte Hautausschläge und silbrig-weiße Schuppungen an Ihrem Körper bemerken, die jucken und brennen, sollten Sie einen Allgemeinmediziner kontaktieren. Er wird Sie gegebenenfalls an einen Hautarzt verweisen.
Wie sieht Psoriasis vulgaris aus?
Psoriasis vulgaris äußert sich durch unregelmäßig begrenzte, erhabene und gerötete Hautstellen (Plaques) mit einer silbrig-weißen Schuppung, die jucken und brennen. Typische Stellen sind Ellenbogen, Knie, Kreuzbein und Kopfhaut.
Ist die gewöhnliche Schuppenflechte heilbar?
Nein, die gewöhnliche Schuppenflechte ist bislang nicht heilbar. Mit der richtigen Therapie können die entzündeten Hautareale aber behandelt und die Schübe verzögert oder sogar unterdrückt werden.
Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 16 Sept. 2021
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Abeck, D. (2010). Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Steinkopff.
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Adhärenz sichert Therapieerfolg, Deutsche Apotheker Zeitung, online: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2013/daz-20-2013/adhaerenz-sichert-therapieerfolg, abgerufen 27.07.21
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Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, online: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-001l_S3_Therapie_Psoriasis-vulgaris_2017-12.pdf, abgerufen 27.07.21
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Deutsche Dermatologische Gesellschaft (2017): S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, online: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-001.html, abgerufen 13.08.21
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Deutscher Psoriasis Bund e.V. (2018). Patientenleitlinie zur Behandlung der Psoriasis der Haut.