Erektionsstörungen – was kann Frau tun?

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 02 Jun 2022

Erektionsstörungen sind nicht nur für den betroffenen Mann schwierig, sie können auch für die Partnerin oder den Partner eine große Belastung darstellen. Viele Menschen fühlen sich hilflos oder sogar schuldig, wenn die Potenz ihres Partners streikt. ZAVA gibt Tipps zum Umgang mit der Erektionsstörung und erklärt, wie Sie als Partnerin oder Partner helfen können.

Inhalt
Erektionsstörungen - was kann Frau tun: Mann und Frau liegen im Bett und sehen sich in die Augen.
 

Ab wann hat mein Partner eine Erektionsstörung?

Wenn der Geschlechtsverkehr einmal nicht klappt, weil Ihr Partner keine ausreichend harte Erektion bekommt, ist das zunächst völlig normal und passiert praktisch jedem Mann mindestens 1-mal im Leben. Eine Erektionsstörung liegt erst vor, wenn über einen längeren Zeitraum in der Mehrzahl der Versuche keine ausreichend harte oder andauernde Erektion entsteht, um Geschlechtsverkehr haben zu können.

Tipp: Ausführliche Informationen über Erektionsstörungen und Behandlungsmöglichkeiten finden Sie auf unserer Übersichtsseite.

Sollte ich die Erektionsstörungen ansprechen?

Grundsätzlich sollten Erektionsstörungen so wie andere Probleme in der Partnerschaft offen angesprochen werden. Da es sich bei Potenzproblemen für Männer um ein besonders empfindliches Thema handelt, ist es aber wichtig, darauf zu achten, die Erektionsstörung behutsam und in einer ruhigen Atmosphäre anzugehen. Vermeiden Sie Formulierungen, die anklagend wirken oder Mitleid vermitteln. Außerdem sollte sich das Gespräch nicht darum drehen, ob beziehungsweise wer an der Erektionsstörung „schuld” ist. Eine Diskussion über solche Aspekte ist 1. sinnlos und macht 2. aus der Erektionsstörung ein Tabuthema, das die Arbeit an einer gemeinsamen Lösung erschwert.

Sie können Ihrem Partner aber sehr wohl klarmachen, dass Sie die Erektionsstörung ernst nehmen und dass Sie ihn gerne bei einer Lösung des Problems unterstützen möchten. Verwenden Sie beispielsweise Formulierungen wie: „Ich habe bemerkt, dass es für Dich in letzter Zeit schwieriger ist, eine Erektion zu bekommen. Hast Du auch das Gefühl? Ich würde gerne mit Dir darüber reden, bestimmt finden wir dann eine gemeinsame Lösung.”

Wie fühlt sich mein Partner?

Viele Männer definieren ihre Männlichkeit, ihre Partnerschaft und auch ihre Attraktivität zu einem großen Teil über ihre Erektionsfähigkeit. Erektionsstörungen führen deshalb wie andere Formen der Impotenz häufig dazu, dass der Mann sich zu einem gewissen Grad verletzt, entmannt oder wertlos fühlt. Außerdem entstehen häufig Ängste, dass die Beziehung auf dem Spiel steht, wenn er seine Partnerin oder seinen Partner sexuell nicht mehr so befriedigen kann wie bisher.

Dadurch ist eine Erektionsstörung für Männer oftmals ein einschneidendes Ereignis und die Auseinandersetzung mit dem Thema sehr schambesetzt. Diese Gedanken führen auch vielfach dazu, dass der Mann ablehnend reagiert oder sogar der Partnerin oder dem Partner Vorwürfe macht, wenn Erektionsstörungen angesprochen werden. “Lassen Sie sich davon nicht entmutigen, sondern geben Sie Ihrem Partner Halt und sprechen Sie die Erektionsstörungen gegebenenfalls mehrmals an, damit er sich auf ein Gespräch einlassen kann”, empfiehlt Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA.

Ich fühle mich mitschuldig an seinen Potenzproblemen

Ein typischer Gedanke ist, dass man nicht attraktiv genug ist, um eine Erektion beim Mann auszulösen, oder man andere Fehler in der Partnerschaft gemacht hat, die die Erektionsstörungen verursachen. Manche Menschen befürchten auch, der Mann könnte eine Affäre haben. Es ist wichtig zu verstehen, dass es bei Erektionsstörungen nicht um eine Schuldfrage geht.

Eine Abklärung der Ursachen ist zwar insbesondere für den behandelnden Arzt und die Auswahl einer geeigneten Behandlungsmethode wichtig. Für Sie und Ihren Partner zählt aber vielmehr, sich gegenseitig Sicherheit zu vermitteln und sich bei der Lösung des Problems zu helfen. Sprechen Sie Ihre Befürchtungen offen an. In vielen Fällen wird es Ihrem Partner ähnlich gehen; auch er wird die Schuld bei sich selbst suchen.

Wenn Sie beide Ihre Gedanken miteinander teilen, können Sie sich gegenseitig nicht nur besser verstehen, sondern auch Ihre Sorgen miteinander besprechen.

Kann ich meinen Partner unterstützen?

Natürlich ist der Umgang mit Erektionsstörungen von Mann zu Mann verschieden. Trotzdem gibt es einige Dinge, mit denen Sie Ihrem Partner bei der Bewältigung helfen können. Dr. med. Ulrike Thieme rät Folgendes:

  • Signalisieren Sie ihm, dass Ihre Beziehung bei weitem nicht nur auf einer funktionierenden Erektion beruht, sondern auf vielen anderen Faktoren. So sorgen Sie für Entlastung und vermitteln gleichzeitig Sicherheit.
  • Sprechen Sie offen über die Erektionsstörungen, aber machen Sie sie nicht zu einem Dauerthema. Eine ständige Betonung der Erektionsstörungen sorgt eher dafür, dass andere Aspekte der Beziehung zu kurz kommen und Ihr Partner das Gefühl hat, Ihre Partnerschaft beruhe nur auf Sex.
  • Bringen Sie sich in die Behandlung und die Auswahl einer Therapieoption ein, wenn Ihr Partner dies wünscht. Die Behandlung von Erektionsstörungen kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen, zum Beispiel über Tabletten (u.a. mit PDE-5-Hemmern), Erektionshilfen, Beckenbodentraining oder Psychotherapie. Die gewählte Methode sollte für beide Partner zufriedenstellend sein, außerdem fühlt sich der Mann mitunter sicherer, wenn die Partnerin oder der Partner an der Behandlung beteiligt ist.
  • Geben Sie Ihrem Partner Rückmeldung, wenn Sie Veränderungen bemerken. Beispielsweise ist es sinnvoll, dem Mann mitzuteilen, wenn die Einnahme eines verschriebenen Potenzmittels aus Ihrer Sicht erfolgreich war.

Dinge, die Sie als Partnerin oder Partner vermeiden sollten

Einige Verhaltensweisen sind zwar gut gemeint, können aber die Situation weiter belasten und sollten deshalb möglichst vermieden werden:

  • Verzichten Sie auf starke Mitleidsbekundungen. Das Selbstwertgefühl Ihres Partners ist durch die Erektionsstörungen vermutlich ohnehin bereits beeinträchtigt und kann durch Ihr Mitleid weiter angegriffen werden. Unabhängig davon dürfen und sollten Sie aber Mitgefühl zeigen und ihm klarmachen, dass Sie die Erektionsprobleme ernst nehmen.
  • Bauen Sie keinen Druck auf, z.B. durch Formulierungen wie: „Wir geben uns beide so viel Mühe, dieses Mal muss es einfach klappen.” Erwartungs- bzw. Leistungsdruck führen dazu, dass sich die Erektionsstörungen noch weiter verschlimmern.
  • Auch eine übermäßige Bagatellisierung der Erektionsstörungen kann bei einem Teil der Männer negative Folgen haben. Sie können dadurch den Eindruck gewinnen, dass ihre Probleme nicht ernst genommen werden.

Kann ich etwas zur Behandlung beitragen?

Bestärken Sie Ihren Mann darin, ärztliche Hilfe zu suchen. Anfangs zögern viele Betroffene, sich ihrem Hausarzt oder Urologen anzuvertrauen. Wenn Sie als Partnerin oder Partner vorschlagen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann das die Hemmschwelle senken.

Sucht sich Ihr Partner Hilfe, sollten Sie ihn fragen, ob er sich lieber alleine oder zusammen mit Ihnen beraten lassen möchte. Ähnliches gilt für die Wahl einer Behandlungsmethode. In vielen Fällen fühlen sich die Männer sicherer, wenn die Partnerin oder der Partner in die Behandlung miteinbezogen wird. Äußern Sie dann ehrlich Ihre Sichtweise und besprechen Sie offen mit Ihrem Mann und dem behandelnden Arzt mögliche Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen.

Falls Ihr Partner zum Beispiel bei stressbedingten Erektionsstörungen eine Sexualtherapie oder eine anderweitige Psychotherapie beginnen möchte, kann es hilfreich sein, wenn Sie daran teilnehmen. Solche Möglichkeiten müssen aber immer in Ruhe besprochen werden. Die Entscheidung darüber, inwieweit Sie an der Behandlung teilhaben können, liegt letztendlich bei Ihrem Partner.

Wie lange dauern Erektionsstörungen?

Die Dauer der Erektionsstörungen hängt maßgeblich von der Ursache und den Lebensumständen ab. Bei Männern im fortgeschrittenen Alter sind am häufigsten körperliche Erkrankungen wie Gefäßschäden (Arteriosklerose) oder Diabetes für Erektionsstörungen verantwortlich. Auch Nervenschäden im Bereich des Beckens durch Operationen sind bei älteren Männern ein häufiger Grund für Erektionsprobleme. Bei diesen Ursachen ist es nahezu ausgeschlossen, dass die Erektionsstörungen einfach wieder verschwinden. Vielmehr sollte durch einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Rauchverzicht und ausreichend Bewegung einer Verschlimmerung der Beschwerden vorgebeugt werden. Durch die Verwendung von wirksamen potenzsteigernden Mitteln wie PDE-5-Hemmern ist aber in vielen Fällen weiterhin ein befriedigender Geschlechtsverkehr möglich.

Insbesondere bei jüngeren Männern entstehen Erektionsstörungen häufig durch Stress sowie durch Konflikte in der Partnerschaft oder dem weiteren privaten Umfeld. Auch in diesen Fällen können prinzipiell PDE-5-Hemmer oder andere Potenzmittel die Erektionsstörungen lindern. Viel wichtiger und nachhaltiger ist aber die Beseitigung der Ursache, also die Lösung möglicher Konflikte und die Reduktion von Stress im Alltag. Sobald diese Auslöser angegangen werden, lassen in der Regel auch die Erektionsstörungen wieder nach.

Häufig gestellte Fragen

Was kann ich machen, wenn der Mann Erektionsprobleme hat?

Üben Sie keinen Druck auf ihn aus, sondern zeigen Sie sich verständnisvoll und unterstützend. Wichtig ist, die Probleme vertrauensvoll und ohne Vorwürfe oder Mitleid anzusprechen. Sie können Ihren Mann ermutigen, sich ärztlichen Rat zu suchen, und ihm anbieten, zu dem Termin mitzukommen, um gemeinsam mögliche Gründe und Behandlungsmöglichkeiten zu finden.

Was hilft sofort bei Erektionsstörungen?

Je nach Ursache der Erektionsstörung können Vakuumpumpen oder Medikamente wie PDE-5-Hemmer, MUSE- und SKAT-Erektionshilfen zu einer raschen Verbesserung der Erektionsfähigkeit führen, sodass der Geschlechtsverkehr wieder möglich wird. Bei Erektionsproblemen durch Stress oder Partnerschaftskonflikte sollte zudem eine längerfristige Gesprächs- beziehungsweise Sexualtherapie in Erwägung gezogen werden.

Was regt die Potenz an?

Vor allem eine entspannte Atmosphäre ohne Zeit- oder Leistungsdruck kann sich bei Männern mit Erektionsstörungen positiv auf die Potenz auswirken. Zudem wird vielen Nahrungs- und Naturheilmitteln im Volksmund eine potenzfördernde Wirkung nachgesagt, unter anderem Spargel, Muscheln oder Gingko. Die wissenschaftlichen Belege dafür sind allerdings bestenfalls dünn. Andererseits kann natürlich ein romantisches Abendessen abseits vom Alltagsstress durchaus die Potenz verbessern.

Können Erektionsstörungen wieder verschwinden?

Wenn äußere Umstände wie vermehrter Stress, sexueller Leistungsdruck oder Konflikte in der Partnerschaft der Auslöser sind, verschwindet die Erektionsstörung normalerweise wieder, sobald die Ursache beseitigt wurde. Auch Potenzstörungen durch psychische Leiden wie Depressionen bessern sich in vielen Fällen wieder, wenn die Grunderkrankung behandelt wird. Erektionsstörungen, die durch eine körperliche Erkrankung wie Diabetes, Arteriosklerose oder Nervenverletzungen hervorgerufen werden, verschwinden in der Regel nicht mehr von alleine, sondern nur durch eine fachgerechte Behandlung, beispielsweise mit PDE-5-Hemmern.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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