Trockene Scheide

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 12 Feb 2019

Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Inhalt
Junge Frau sitzt an ihrem Smartphone und recherchiert über die Gründe einer trockenen Scheide.
 

Bereits junge Frauen leiden häufig unter Scheidentrockenheit. Ab den Wechseljahren betrifft dieses Thema dann fast jede Frau. Scheidentrockenheit kann zu deutlichen Beeinträchtigungen des Sexuallebens führen und das Risiko für Infektionen der Scheide erhöhen. Es gibt aber viele Möglichkeiten, die Befeuchtung der Scheide zu verbessern oder sogar den Ursachen für Scheidentrockenheit entgegen zu wirken.

Hilfe bei Scheidentrockenheit in den Wechseljahren
Behandlung starten

Wie wird die Scheide feucht gehalten?

Die Scheide (Vagina) ist von innen – so wie fast alle inneren Körperoberflächen – mit Schleimhaut ausgekleidet. Schleimhäute benötigen zur Erfüllung ihrer Aufgabe jedoch ein exakt passendes Milieu, wozu auch eine adäquate Befeuchtung gehört. Obwohl die Vaginalschleimhaut selbst keine Drüsen besitzt, wird die Scheide dennoch normalerweise feucht gehalten. Dies geschieht einerseits durch die sogenannten Bartholin-Drüsen (Glandulae vestibulares majores), die sich am Scheidenvorhof zwischen inneren Schamlippen und Scheideneingang befinden. Der Großteil der Vaginalschleimhaut wird aber über die Bildung eines sogenannten Transsudats in den unteren Schichten der Vaginalschleimhaut befeuchtet. Unter einem Transsudat versteht man eine Flüssigkeit, die aus Lymph- oder Blutgefäßen austritt.

Wozu dient die Befeuchtung der Scheide?

Der Flüssigkeitsfilm auf der Scheidenoberfläche dient zuvorderst dem Schutz vor Infektionen. Die Scheide wird durch die Besiedlung mit schützenden Milchsäurebakterien vor Krankheitserregern geschützt. Die Bereitstellung eines geeigneten Flüssigkeitsfilms hilft den Milchsäurebakterien dabei, unerwünschte andere Bakterien, Pilze und sonstige Mikroorganismen abzuwehren, bevor diese eine Infektion auslösen können.

Zudem ist das Vaginalsekret wichtig beim Geschlechtsverkehr, da es dort als natürliches Gleitmittel wirkt und so Schmerzen oder Verletzungen durch die Bewegung des Penis in der Scheide vorbeugt. Wird die Frau sexuell erregt, führt dies zu einer gesteigerten Bildung des Transsudats der Vaginalschleimhaut sowie des Sekrets der Bartholin-Drüsen. Zudem produzieren dann auch weitere Drüsen, die Glandulae vestibulares minores sowie die Paraurethraldrüsen, nennenswerte Mengen an Flüssigkeit. Die gesteigerte Befeuchtung der Scheide bei sexueller Erregung wird Lubrikation genannt. Insgesamt werden somit sowohl die Scheide als auch der Scheidenvorhof deutlich besser befeuchtet und das Eindringen des Penis in die Scheide erleichtert.

Wie äußert sich eine zu trockene Scheide?

Wenn die Schleimhaut der Scheide nicht ausreichend befeuchtet wird, macht sich dies zunächst häufig beim Geschlechtsverkehr bemerkbar. Das Eindringen des Penis wird erschwert. Der Sexualverkehr wird als schmerzhaft empfunden. Der Penis reibt die Scheidenschleimhaut regelrecht wund. Nach dem Geschlechtsverkehr empfindet die Betroffene oft weiterhin ein wundes Gefühl im Intimbereich, außerdem sind Juckreiz und ein brennendes Gefühl möglich. Die wunde Schleimhaut ist zudem deutlich anfälliger für Infektionen. Es kann vorkommen, dass eine unzureichende Lubrikation dazu führt, dass die betroffene Frau beinahe jedes Mal nach dem Geschlechtsverkehr an einer vaginalen Pilzinfektion erkrankt. Häufig vergeht den betroffenen Frauen die Lust auf Sex (sexuelle Unlust), weil sie die Schmerzen und die folgenden Infektionen vermeiden wollen.

Wenn die Scheidentrockenheit sehr ausgeprägt ist, kann bereits ohne zuvor erfolgte Manipulation durch Geschlechtsverkehr Jucken und Brennen in der Scheide auftreten, insbesondere, wenn der Intimbereich durch z.B. Sitzen oder Rad fahren gereizt wird. Auch ist die Neigung zu vaginalen Pilzinfektionen oder anderen Scheideninfektionen erhöht.

Welche Ursachen kann eine trockene Scheide haben?

Scheidentrockenheit kann durch eine Vielzahl an Faktoren hervorgerufen werden. Rauchen und Alkoholgenuss können die Feuchtigkeitsbildung in der Scheide negativ beeinflussen. Psychische Faktoren wie Stress, Nervosität oder Angst, z.B. im Rahmen von Depressionen oder nach traumatischen Erlebnissen, können dazu führen, dass die Scheide bei sexueller Erregung nicht feucht wird. Oft liegen jedoch keine psychischen Belastungen vor und die Scheide bleibt trocken, obwohl sich die Betroffene den Sexualverkehr wünscht.

Körperlich wird Scheidentrockenheit oftmals durch einen Mangel an Sexualhormonen hervorgerufen. Dieser Hormonmangel kann z.B. durch sehr niedrig dosierte Antibabypillen bedingt sein, die gerne vor allem jungen Frauen verschrieben werden. Auch alle anderen hormonellen Verhütungsmethoden (Verhütungsring, Dreimonatsspritze, Verhütungspflaster, Minipille) können zu einer entsprechenden Symptomatik führen. Auch während der Stillzeit berichten viele Frauen von Scheidentrockenheit. In und nach den Wechseljahren liegt ebenfalls ein deutlich niedriger Spiegel an den Geschlechtshormonen Östrogen und Testosteron vor. Aus diesem Grund berichten fast alle Frauen nach der Menopause von Beschwerden durch Scheidentrockenheit.

Neben Hormonmangel können körperliche Grunderkrankungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), atopische Dermatitis (Neurodermitis) oder Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) Scheidentrockenheit mit bedingen. Behandlungen gegen Krebs wie Chemotherapie, antihormonelle Therapie oder Operationen und Bestrahlungen im Intimbereich können neben übertriebener Intimhygiene auch zu einer trockenen Scheide führen.

Wieso kann die Verwendung von Antibabypillen zu Scheidentrockenheit führen?

Die modernen Antibabypillen enthalten nur sehr geringe Mengen an Geschlechtshormonen, um den Körper zu schonen und die Nebenwirkungsrate (Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, unreine Haut) zu senken. Je niedriger die Antibabypille dosiert ist, desto häufiger tritt Scheidentrockenheit als Nebenwirkung auf. Für eine ausreichende Scheidenbefeuchtung ist die Höhe des Spiegels an Geschlechtshormonen mit entscheidend und die Einnahme von kombinierten Antibabypillen unterdrückt die Ausschüttung körpereigener Sexualhormone. Dadurch bleibt der Hormonspiegel in einem sehr niedrigen Bereich.

Führen alle Antibabypillen zu einer trockenen Scheide?

Prinzipiell kann jede Antibabypille zu Scheidentrockenheit führen, sowohl kombinierte Antibabypillen, die Östrogen und Gestagen enthalten, als auch rein gestagenhaltige Pillen (Minipillen). Jedoch kann es von Frau zu Frau unterschiedlich sein, wie die Scheide auf die entsprechende Pille reagiert. Ein Pillenwechsel kann sinnvoll sein, sodass individuell ein Präparat gefunden werden kann, dass bei der betreffenden Frau nicht zu Scheidentrockenheit führt. Die Patientin sollte das (oft schambesetzte) Thema in jedem Fall bei ihrem Gynäkologen ansprechen, denn ein Wechsel der Antibabypille kann oft Abhilfe schaffen.

Wie kann Scheidentrockenheit behandelt werden?

Zunächst ist es wichtig, nach den Ursachen der Scheidentrockenheit zu suchen. Dafür ist es ratsam, das Problem mit einem Arzt zu besprechen, am besten mit dem behandelnden Gynäkologen. Wenn psychische Probleme als Ursache zu identifizieren sind, kann eine Psychotherapie sinnvoll sein. Liegt ein zu niedriger Hormonspiegel vor, kann gegebenenfalls die hormonelle Verhütung umgestellt werden. Körperliche Grunderkrankungen sollten ebenfalls adäquat eingestellt und behandelt werden. Es können auch östrogenhaltige Salben vom Arzt verschrieben werden, die regelmäßig in die Scheide eingebracht werden, um den Hormonspiegel lokal zu erhöhen.

Speziell zur Behandlung von Scheidentrockenheit können in den Apotheken und Drogeriemärkten Feuchtigkeitsgele erworben werden. Diese Gele sind nicht verschreibungspflichtig und helfen sofort. Sie werden bei Bedarf direkt in der Scheide angewendet.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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Letzte Änderung: 12 Feb 2019

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