Frauengesundheit
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Michel WengerLetzte Änderung: 29 Jan 2019
Gesundheitsfragen speziell für Frauen
Das Spektrum an Erkrankungen von Frauen unterscheidet sich zu dem von Männern. Außerdem haben Frauen andere Bedürfnisse bei der Vorsorge und Behandlung von Krankheiten. Dies zeigt sich auch daran, dass es mit der Gynäkologie einen ganzen Fachbereich gibt, der sich speziell mit Erkrankungen der Frau beschäftigt.
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Welche medizinischen Bereiche fallen unter Frauengesundheit?
Frauengesundheit lässt sich in mehrere Teilbereiche untergliedern. Im Einzelnen handelt es sich dabei um:
Zyklus/Unterleib
Der Menstruationszyklus sowie die Funktion und Erkrankungen der weiblichen Organe im Becken sind klassische Gebiete der Frauengesundheit. Dazu zählen nicht nur Fragen rund um die Menstruation, sondern beispielsweise auch Unterleibsschmerzen und Erkrankungen der Scheide. Insgesamt handelt es sich um typische Themen, die in die Zuständigkeit von Frauenärzten fallen.
Familienplanung
Die ärztliche Beratung bei der Familienplanung nimmt einen zunehmend größeren Stellenwert in der Frauengesundheit ein. Konkrete Probleme können hier eine mögliche Unfruchtbarkeit bzw. ein unerfüllter Kinderwunsch sein. Auch Patientinnen, denen aufgrund einer Erkrankung die Eierstöcke entfernt werden sollen, haben oftmals Fragen zur Familienplanung. Zudem ist aktuell das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen für eine vermeintlich leichtere Karriereplanung (social freezing) ein wichtiges Thema für viele Frauen.
Krebsarten
Nicht alle Arten von Krebs treten bei beiden Geschlechtern in gleicher Häufigkeit auf. Es gibt bestimmte Krebsarten, an denen Frauen viel häufiger als Männer erkranken. Manche Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs entstehen sogar grundsätzlich nur bei Frauen. Diese Krebserkrankungen werden daher auch im Rahmen der Frauengesundheit betrachtet.
Osteoporose
Osteoporose wird auch Knochenschwund genannt und tritt bei Frauen im Vergleich zu Männern mehr als doppelt so häufig auf. Vor allem Frauen nach den Wechseljahren leiden unter Osteoporose sowie daraus resultierenden Spätfolgen wie Knochenbrüchen. Eine gute medizinische Betreuung kann bei der Erkennung, adäquaten Behandlung und Verminderung der Spätfolgen helfen.
Wechseljahre
Die Wechseljahre bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die nicht mehr fruchtbare Phase des Lebens einer Frau. Wechseljahre lösen bei vielen Frauen spezifische Beschwerden wie Hitzewallungen aus. Wechseljahresbeschwerden können auf verschiedene Arten behandelt werden, unter anderem auch durch eine Hormonersatztherapie.
Psychische Erkrankungen
Frauen erkranken deutlich häufiger an Depressionen und Angststörungen als Männer. Außerdem gehen Frauen mit psychischen Belastungen und Erkrankungen anders um und können daher unterschiedliche therapeutische Behandlungsansätze benötigen. Aufgrund dessen können auch diese psychischen Erkrankungen zum Gebiet der Frauengesundheit gezählt werden.
Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede beim Verlauf und in der Behandlung von Erkrankungen bei Frauen und Männern?
Tatsächlich verlaufen manche Krankheiten bei Männern und Frauen unterschiedlich. Herzinfarkte zeigen sich beispielsweise bei Frauen seltener durch die klassischen Symptome wie Brustschmerz, Schmerzen im linken Arm und Atemnot, sondern können sich zunächst eher wie Bauchschmerzen anfühlen. Dadurch werden Herzinfarkte bei Frauen oft verkannt und verlaufen daher häufiger tödlich als bei Männern. Auch die Behandlung von Erkrankungen kann verschieden sein. Teils führen bei Frauen andere Herangehensweisen in psychotherapeutischen Behandlungen als bei Männern zum Erfolg. Außerdem müssen bei Frauen, die im fruchtbaren Alter sind, sowie bei Schwangeren und Stillenden bei der Behandlung gewisser Krankheiten andere Medikamente verwendet werden als bei Männern.
An welchen Krebsarten erkranken ausschließlich oder überwiegend Frauen?
Krebserkrankungen der Eierstöcke, der Eileiter, der Gebärmutter, des Gebärmutterhalses und der Scheide können ausschließlich bei Frauen auftreten. Männer können zwar auch an Brustkrebs erkranken, allerdings tritt Brustkrebs ungefähr einhundertmal häufiger bei Frauen auf und gilt damit ebenfalls als eine typische Erkrankung der Frau. Bei allen diesen Krebserkrankungen handelt es sich um unkontrolliert wachsende Gewebewucherungen in den entsprechenden Organen. Brust- und Scheidenkrebs lassen sich zwar nicht verhindern, können durch regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen aber in sehr frühen und gut behandelbaren Stadien entdeckt werden. Gebärmutterhalskrebs hingegen wird zumeist durch bestimmte Humane Papillonviren ausgelöst. Eine HPV-Impfung während des Teenageralters, beziehungsweise wenn noch keine Infektion mit dem HPV-Virus vorliegt, kann das Risko auf die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs allerdings erheblich verringern. Für Krebserkrankungen in anderen Teilen des weiblichen Sexualtrakts existieren teilweise weitere Untersuchungen zur Früherkennung, deren Nutzen aber nicht gesichert ist und die daher nicht von den Krankenkassen bezahlt werden.
Welche sexuellen Funktionsstörungen können Frauen betreffen?
Es gibt mehrere sexuelle Funktionsstörungen, die bei Frauen auftreten können. Auch wenn eine genaue Abschätzung schwierig ist, kann davon ausgegangen werden, dass ein großer Anteil der Frauen in ihrem Leben zumindest einmal unter einer sexuellen Funktionsstörung leidet.
Libidoverlust
Verringertes oder ausbleibendes sexuelles Verlangen kommt vermutlich bei ungefähr einem Drittel aller Frauen vor. Als vorrangiger Grund für Libidoverlust bei jungen Frauen gelten psychosoziale Faktoren wie traumatische Erlebnisse, Konflikte in der Partnerschaft oder Depressionen. Auch Drogen und Medikamente oder körperliche Erkrankungen können die Libido negativ beeinflussen. In den letzten Jahren wurden nach luststeigernden Medikamenten für Frauen, die häufig als Potenzmittel für Frauen bezeichnet werden, geforscht. Die Wirksamkeit solcher Mittel ist jedoch weniger ausgeprägt als bei Potenzmitteln für Männer.
Auf dieser Übersichtsseite zu Libidoverlust sind weitere Fakten zu verringerter sexueller Lust beschrieben.
Orgasmushemmung
Ein regelmäßig ausbleibender Orgasmus ist eine der häufigsten sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen. Im überwiegenden Teil der Fälle sind psychische und psychosoziale Gründe der Auslöser einer verminderten Orgasmusfähigkeit. Dazu zählen unter anderem die Angst vor Kontrollverlust und eine geringe Bindung zum Sexualpartner, beispielsweise bei One-Night-Stands. Bei einem kleineren Anteil der Frauen mit Orgasmusschwierigkeiten liegt eine körperliche Ursache wie eine Störung der Nervenbahnen vor.
Weitere Details zum Orgasmus der Frau können hier abgerufen werden.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können als Folge einer körperlichen Ursache wie trockener Scheide, Narben und Verwachsungen im Genitalbereich oder einer reflexartigen Verkrampfung des Beckenbodens entstehen. Außerdem können psychische Auslöser, zum Beispiel geringe Libido, Partnerschaftsprobleme oder mangelnde Entspannung vorliegen. Durch eine Kombination aus psychologischer Beratung mit Einbeziehung des Partners und unterstützenden Maßnahmen wie Gleitmittel lassen sich Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oftmals gut behandeln. Eine weitere Ursache kann allerdings auch ein zu kurzes Vorspiel, beziehungsweise nicht genügend sexuelle Stimulation sein. Hier ist es hilfreich, sich vor dem Geschlechtsverkehr mehr Zeit zu nehmen und den Körper in entsprechende Stimmung zu bringen.
Trockene Scheide
Die natürliche Befeuchtung der Scheide bei sexueller Stimulation dient als Gleitmittel für ein leichteres Eindringen des Penis. Eine trockene Scheide kann somit Geschlechtsverkehr stark erschweren, zu Schmerzen führen und das Risiko für vaginale Infektionen erhöhen. Neben geringer Libido und bestimmter hormoneller Verhütungsmittel kann vor allem die hormonelle Veränderung in den Wechseljahren ein Grund für eine trockene Scheide sein. Aber auch ein zu kurzes Vorspiel und nicht genügend sexuelle Stimulation können der Grund für eine trockene Scheide sein. Mit verschiedenen Therapieoptionen lässt sich die verringerte Befeuchtung der Scheide abmildern.
Ängste und Schamgefühle
Besonders bei jungen Frauen können Ängste das Sexualleben negativ beeinflussen. Dazu zählen generelle Ängste vor sexuellen Kontakten, aber auch die Angst, den Partner beispielsweise aufgrund geringeren sexuellen Verlangens nicht zufriedenstellen zu können. Zudem können zum Beispiel Frauen mit kleinen Brüsten oder Klitorishypertrophie Angst haben, nicht einem bestimmten gesellschaftlichen Schönheitsideal zu genügen. Außerdem können durch schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit oder durch Probleme im Umgang mit dem eigenen Körper und der eigenen Sexualität Schamgefühle zu Konflikten führen. In diesen Fällen können vor allem Gespräche mit dem Partner und einem professionellen Therapeuten zu einer Verbesserung der Symptomatik führen.
Warum führen die Wechseljahre bei Frauen oft zu Gesundheitsproblemen?
In den Wechseljahren verändert sich der weibliche Hormonstoffwechsel. Dadurch werden viele Funktionen des Körpers wie die Temperaturregulation oder die Steuerung der Vaginalschleimhaut stark beeinflusst. Die Folgen sind typische Symptome wie Hitzewallungen, trockene Scheide oder Schweißausbrüche. Auch psychische Veränderungen wie Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen treten bei Frauen in den Wechseljahren häufiger auf.
Ausführliche Informationen zu Wechseljahren und deren Behandlung finden sich auf dieser Übersichtsseite.
Welche Vorsorgeuntersuchungen gibt es für Frauen?
Ab dem 20. Lebensjahr
Frauen sollten jährlich bei ihrem behandelnden Gynäkologen eine Krebsvorsorge machen lassen. Dazu gehört eine Anamnese, die unter anderem die Medikamenteneinnahme und Art der Verhütung, eine eventuelle familiäre Häufung verschiedener Erkrankungen und den individuellen Gesundheitszustand umfasst. Anschließend erfolgen neben der Messung des Blutdrucks ausführliche Untersuchungen, die Hinweise auf Krebserkrankungen geben können. Der Gynäkologe tastet Schamlippen, Scheide, Muttermund und die Gebärmutter nach Auffälligkeiten ab. Außerdem führt er eine Untersuchung mit dem Spekulum durch, um Abstriche aus dem Muttermund und dem Gebärmutterhals zu entnehmen. Dadurch können eventuell entartete Zellen, die manchmal zu Krebszellen werden, frühzeitig entdeckt werden. Wenn notwendig kann auch eine Kolposkopie zur visuellen Beurteilung des Bereichs durchgeführt werden. So können beispielsweise Gebärmutterhalskrebs, Eierstockkrebs und weitere Veränderungen früh erkannt werden.
Für Frauen unter 25 Jahren
Die jährliche Vorsorgeuntersuchung enthält zusätzlich einen Test auf eine Infektion mit Chlamydien.
Nicht vorgesehen ist in der Regel ein vaginaler Ultraschall, der als IGeL-Leistung selbst bezahlt werden muss. Wenn jedoch ein auffälliger Befund bei einer Untersuchung auftritt, kann der Ultraschall über die Kasse abgerechnet werden. Ein vaginaler Ultraschall hat den Ruf, zur Früherkennung von Eierstockkrebs beizutragen, allerdings konnten Studien bisher keinen definitiven Zusatznutzen bei der Früherkennung zeigen.
Ab dem 30. Lebensjahr
Frauen sollten ein Abtasten der Brust vornehmen lassen, um Brustkrebs frühzeitig zu erkennen. Das Abtasten kann zudem von einem Arzt erlernt werden und kann dann zusätzlich zur ärztlichen Untersuchung in kürzeren Abständen selbst durchgeführt werden.
Ab dem 50. Lebensjahr
Frauen ab etwa 50 sollten außerdem eine Mammographie, also die Anfertigung einer Röntgenaufnahme beider Brüste, alle zwei Jahre durchführen lassen.
Ab 70 Jahren
Eine weitere häufig angebotene IGeL-Untersuchung ist die Knochendichtemessung zur frühen Erkennung von Osteoporose. Die Knochendichtemessung wird aktuell aber nur für Frauen ab 70 Jahren empfohlen. Bei Vorliegen von Risikofaktoren wie Rauchen sollte gegebenenfalls schon ab dem 60. Lebensjahr eine Knochendichtemessung alle zwei Jahre erfolgen.
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Dr. med. Michel Wenger ist Leiter der klinischen Geschäftsenwicklung für Deutschland. Neben seinem Abschluss in Medizin hält er einen MBA in Strategy and Marketing Consulting von der Cambridge Judge Business School.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 29 Jan 2019
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Stauber, M. (2013). Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag.
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