Gebärmutterhalskrebs
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Friederike EbigboLetzte Änderung: 28 Sept. 2019
Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs und wie wird er behandelt?
Gebärmutterhalskrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Frauen und wird meist zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr diagnostiziert. Dank der Einführung regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt und des regelmäßigen Pap-Abstrichs zur Früherkennung, konnte die Sterblichkeit an Gebärmutterhalskrebs in Industrieländern stark gesenkt werden. In weniger entwickelten Ländern ist Gebärmutterhalskrebs weiterhin eine tödliche Bedrohung. Im Jahr 2006 wurde ein Impfstoff gegen Humane Papillomaviren eingeführt, welche für über 95 Prozent der Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich sind. ZAVA erklärt, wie genau sich Gebärmutterhalskrebs entwickelt und wie die Impfung vor der Erkrankung schützen kann.
Was ist der Gebärmutterhals?
Der Gebärmutterhals (Zervix) ist das unterste Stück der Gebärmutter (Uterus), der in den Scheidenkanal ragt. Hier treffen das Oberflächengewebe der Scheide (Plattenepithel) und das Oberflächengewebe der Gebärmutter (Zylinderepithel) aufeinander und bilden die sogenannte Transformationszone. Aus dieser Zone gehen die meisten Zervix-Tumore hervor.
Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?
Krebs entsteht, wenn sich Zellen im Körper unkontrolliert teilen und ihre Form verändern. Dieser Prozess kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Beim Gebärmutterhalskrebs ist der häufigste Auslöser eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV). Diese Viren werden durch Geschlechtsverkehr übertragen. Es wird angenommen, dass sich etwa ein Viertel aller Frauen unter 30 Jahren mit dem Virus infiziert. Sind die Zellen der Scheide und des Gebärmutterhalses mit dem Virus infiziert, kann es dort eine Entartung auslösen.
Bei den meisten Frauen verläuft die Infektion symptomlos und heilt folgenlos aus. Einige HPV-Typen, die sogenannten low-risk-Typen, können zur Ausbildung von Feigwarzen führen. Nur wenige HPV-Arten, insbesondere die high-risk-Typen (darunter HPV 16, 18, 31 und 33, sowie weitere), können die Entwicklung eines Gebärmutterhalstumors oder eine Krebsvorstufe verursachen. Bei Männern können sie zu Anal- und Penistumoren führen.
Weitere Faktoren, die die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs begünstigen sollen, umfassen Rauchen, vorangegangene genitale Infektionen (z.B. Chlamydien), die langjährige Einnahme der Verhütungspille und eine hohe Anzahl an Sexualpartnern. Letzteres lässt sich vor allem durch das erhöhte Risiko, dass zumindest einer der Sexualpartner HPV-infiziert ist, und das damit erhöhte Ansteckungsrisiko, begründen. Auch die Risikosteigerung durch die Pille lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass diese Frauen häufiger auf Kondome verzichten und so schneller mit dem HPV infiziert werden.
Welche Symptome zeigt Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs kann teilweise erst spät Beschwerden verursachen. Typisch sind ein blutiger Ausfluss oder Blutungen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Ist der Tumor schon weit entwickelt, kann es zu verstärktem fleischwasserfarbenen, süßlich riechendem Ausfluss kommen. Wird der Tumor nicht erkannt, kann er in die benachbarten Gewebe, die Blase und den Enddarm, einwachsen und zu Beschwerden wie einem Harnstau führen. Zusätzlich kann Gebärmutterhalskrebs über die Lymphbahnen und die Blutgefäße in andere Organe streuen und dort Metastasen bilden.
Wie wird Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert?
Im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung schaut der Frauenarzt die Scheide von außen an und führt eine Spekulum Kontrolle in der Scheide durch, um dort mögliche Veränderungen zu sehen. Fortgeschrittenen Stadien eines Tumors können eventuell schon mit bloßem Auge gesehen werden, Vorstufen oder kleine Veränderungen benötigen z.T. weitere Abklärung wie eine Kolposkopie (spezielle Untersuchung der Zervix unter Mikroskop) oder Gewebeentnahme.
Bevor sich jedoch ein tatsächlicher Tumor entwickelt, können schon Vorstufen am Gebärmutterhals entdeckt werden. Dafür wurde 1971 der sogenannte Pap-Abstrich zur Früherkennung eingeführt, der nach seinem Erfinder George Papanicolaou benannt wurde. Dabei werden bei der jährlichen frauenärztlichen Vorsorgeuntersuchung Abstriche vom Muttermund entnommen und speziell eingefärbt. Je nachdem, ob in dem Abstrich veränderte Zellen zu sehen sind oder nicht, kann dies ein Anzeichen eines Krebsfrühstadiums sein. Ist dies der Fall, wird außerdem ein HPV-Test durchgeführt, um zu schauen, ob eine Infektion mit high-risk-HPV vorliegt.
Was passiert, wenn eine Krebsvorstufe gefunden wird?
Wenn Krebsveränderungen noch nicht in andere Zellen eingebrochen sind, wird von einem Carcinoma in situ oder im Falle des Gebärmutterhalses von einer zervikalen intraepithelialen Neoplasie gesprochen. Diese Vorstufen bergen die Gefahr, sich in einen bösartigen Tumor umzuwandeln. Aus diesem Grund werden sie immer nachkontrolliert und entfernt.
Dafür wird, unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose, aus dem Gebärmutterhals ein kegelförmiges Stück Gewebe entnommen. Das Gewebe wird unter dem Mikroskop genau beurteilt, um zu erkennen, dass die entarteten Zellen komplett erfasst wurden. Dieser Eingriff wird Konisation genannt.
Wie wird Gebärmutterhalskrebs behandelt?
Wird bei einer Probenentnahme nicht nur eine Krebsvorstufe, sondern ein tatsächlicher Gebärmutterhalskrebs gefunden, müssen verschiedene Therapieoptionen mit der Patientin individuell diskutiert werden. Manchmal ist die Entfernung der Gebärmutter unumgänglich. Je nach Ausmaß des Tumors müssen auch das Gewebe neben der Gebärmutter, Teile der Scheide und der Harnleiter entfernt werden. Auch die Lymphknoten müssen manchmal entfernt werden. Je nach Stadium des Tumors müssen auch Metastasen in anderen Organen ausgeschlossen werden.
In fortgeschrittenen Stadien ist eine Chemotherapie und/oder eine Bestrahlung der betroffenen Region notwendig.
Wie ist die Prognose von Gebärmutterhalskrebs?
Die Prognose von Gebärmutterhalskrebs ist stark davon abhängig, in welchem Stadium er entdeckt und behandelt wurde. Weitere Einflussfaktoren sind die Gewebeart, wie groß der Tumor bereits ist, die Art der Therapie und ob der Tumor bereits die Lymphbahnen erreicht hat oder bereits in andere Organe gestreut hat. Je weiter der Tumor fortgeschritten ist, desto schlechter ist die Prognose. Durchschnittlich überleben in Deutschland 64 Prozent der Erkrankten die ersten fünf Jahre. Nach zehn Jahren leben durchschnittlich noch 60 Prozent.
Wie kann man sich vor Gebärmutterhalskrebs schützen?
Über 95 Prozent der Zervix-Tumore werden durch HPV ausgelöst. Seit 2006 existieren Impfstoffe gegen die wichtigsten Humanen Papillomaviren. Seit 2007 wird diese Impfung für Mädchen zwischen dem 12. und dem 17. Lebensjahr und seit 2018 auch für Jungen zwischen 9 und 14 Jahren von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt. Idealerweise sollte die Impfung vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht werden, um eine vorangegangene HPV-Infektion auszuschließen. Die Impfung besteht aus zwei bis drei Einzeldosen, die über unterschiedliche Impfschemen verabreicht werden. Zu den Nebenwirkungen zählen Reaktionen an der Einstichstelle (insbesondere Brennen, außerdem Rötung und Schwellung), Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Fieber und kurzzeitige Kreislaufstörungen.
Es steht jedoch sowohl Frauen als auch Männern frei, sich ebenfalls, auf eigene Kosten, impfen zu lassen. Manche Krankenkassen bieten eine HPV-Impfung unter Umständen als "freiwillige Leistung" an.
Eine weitere wichtige Vorsorgemaßnahme ist die regelmäßige Teilnahme an Früherkennungsprogrammen beim Frauenarzt. So kann eine Krebsvorstufe schnell erkannt und behandelt werden. Mit dem Rauchen aufhören kann zudem einen wichtigen Risikofaktor eliminieren.
Dr. med. Friederike Ebigbo Fachärztin für Frauenheilkunde in gynäkologischer Praxis
Dr. med. Friederike Ebigbo unterstützt ZAVA bereits seit vielen Jahren bei der medizinischen Text-Prüfung. 2011 schloss sie ihr Medizinstudium an der Technischen Universität München ab. Danach arbeitete sie an Frauenkliniken in Trier, Aachen und in der Schweiz – dort war sie von 2019 bis 2020 Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dr. med. Friederike Ebigbo ist seit September 2020 Ärztin in einer gynäkologischen Praxis in Hamburg.
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