Brust abtasten: Anleitung zur Selbstuntersuchung
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Ulrike ThiemeLetzte Änderung: 20 Okt. 2021
Jede 8. Frau erkrankt im Lauf ihres Lebens an Brustkrebs. Je früher er erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen auf eine vollständige Genesung. Trotzdem untersuchen viele Frauen ihre Brust nicht regelmäßig. Doch wer seine Brüste abtastet, kann Gewebeveränderungen frühzeitig feststellen und bestehenden Brustkrebs möglicherweise erkennen. Wir erklären Ihnen, wie die Selbstuntersuchung funktioniert und wie sich Brustkrebs anfühlt.
Warum sollte ich meine Brust regelmäßig abtasten?
Das Abtasten der Brust dient dazu, eine Veränderung im Brustgewebe möglichst früh zu erkennen. Die wichtigste Funktion hat das Abtasten im Rahmen der Krebsfrüherkennung: Viele Frauen ertasten als erstes Symptom einer Brustkrebserkrankung einen Knoten in ihrer Brust. Je früher solche bösartigen Gewebeveränderungen erkannt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, vollständig geheilt zu werden.
Wann und wie oft sollte ich meine Brust abtasten oder von einem Arzt untersuchen lassen?
Dr. Ulrike Thieme, stellvertretende Ärztliche Leiterin bei ZAVA, rät: „Ich empfehle Frauen, ihre Brust 1-mal im Monat, möglichst immer zur gleichen Zeit im Zyklus, abzutasten. Dafür bietet sich vor allem die Zeit während der Regelblutung an, da dann das Brustgewebe weich ist und Verhärtungen und Knoten sich gut ertasten lassen. So können nicht nur Brustkrebs, sondern auch andere Veränderungen der Brust, wie zum Beispiel Entzündungen oder gutartige Gewebeknoten frühzeitig festgestellt werden. Der Frauenarzt untersucht die Brüste bei Frauen ab 30 Jahren 1-mal im Jahr.“
Brustkrebs ertasten: Wie taste ich meine Brust richtig ab?
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Wir zeigen Ihnen, wie Sie beim Abtasten Ihrer Brust am besten vorgehen sollten und dabei Brustkrebs ertasten können. Es empfiehlt sich bei der Selbstuntersuchung eine immer gleiche Vorgehensweise, um keinen Schritt zu vergessen.
Jede Brust im Spiegel aufmerksam betrachten. Zuerst mit herunterhängenden, dann mit über den Kopf gestreckten Armen.
Auf Formveränderungen, eine Vergrößerung einer oder beider Brüste, Rötungen, eingezogene Brustwarzen, Farbe und Struktur der Brustwarzen, Dellen in der Haut sowie Entzündungen achten. Bei Entzündungen ist die Brust meist gerötet, überwärmt, verhärtet und geschwollen.
Eine Hand zur Stabilisierung unter oder auf die Brust legen. Die Finger der anderen Hand schließen, sodass die 3 mittleren Finger eine „Tastfläche“ bilden. Mit dieser nun streifenförmig vom Brustbein Richtung Achselhöhle in kleinen kreisenden Bewegungen über die Brust streichen.
Bemerken Sie dabei Knoten, empfindliche Stellen oder Schmerzen?
Beide Brustwarzen nacheinander betasten und leicht drücken.
Fallen austretende Flüssigkeit oder Schmerzen auf? Falls Flüssigkeit austritt, notieren, ob sie klar, eitrig-gelb oder blutig aussieht. Wenn das Sekret eitrig aussieht, ist das in der Regel zwar kein Anzeichen von Brustkrebs, jedoch kann eine andere Erkrankung zugrunde liegen.
Auf den Rücken legen und dabei den linken Arm strecken. Dabei die linke Brust- und Achselhöhle abtasten. Anschließend den rechten Arm strecken und die rechte Brust- und Achselhöhle untersuchen.
Auf Knoten, empfindliche Stellen und Schmerzen achten.
Was kann ich beim Abtasten der Brust fühlen?
Die Brust besteht zum größten Teil aus Fettgewebe, das sich eher weich anfühlt. Die Milchgänge, die zur Brustwarze führen, sind eher feste Stränge, die insbesondere während der Stillzeit gut tastbar sind. In der Achselhöhle sitzen Lymphknoten, die die Lymphflüssigkeit aus der Brust sammeln. Sie sind normalerweise nicht größer als 1 cm, außer man hat einen Infekt, der mit größer geschwollenen Lymphknoten einhergehen kann. Drückt man fester auf die Brust, lassen sich zudem die darunter liegenden Muskeln und Rippen ertasten.
Wie fühlt sich Brustkrebs beim Abtasten an?
Auf folgende Anzeichen sollten Sie bei der Selbstuntersuchung besonderes Augenmerk legen:
Knoten in der Brust/Gewebeverdichtungen
Beachten Sie: Wenn Sie einen Knoten feststellen, sollten Sie testen, ob er sich verschieben lässt oder an der gleichen Stelle bleibt.
Brustwarze ist an einer Stelle eingezogen oder insgesamt eingesunken
Brustwarze sondert blutiges oder klares Sekret ab
Haut an der Brust weist große Poren und/oder Dellen auf („Orangenhaut“)
Entzündungen (Anzeichen: Rötung, Schwellung, Erwärmung, Schmerz)
Schmerzen in der Brust
Achselhöhle und Lymphknoten sind geschwollen
Brustform und -größe haben sich verändert
Wie zuverlässig ist das Abtasten der Brust?
Gelegentlich steht die Selbstuntersuchung in der Kritik, da auch geübte Personen erst Knoten ab 1-1,5 cm ertasten können. Außerdem führt ein auffälliger Tastbefund immer auch zu Aufregung und Angst – obwohl der Arzt letzten Endes meist eine Entwarnung aussprechen kann. Eine Selbstuntersuchung ist trotzdem ratsam, da viele Betroffene ihren Tumor selbst aufspüren.
Wann muss ich zum Arzt?
Sollten Sie eine der genannten Auffälligkeiten an Ihrer Brust bemerken, dann wenden Sie sich bitte direkt an einen Arzt. Er wird Ihre Brust sorgfältig untersuchen und zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung, ein Röntgen der Brust (Mammographie) oder eine Kernspintomographie durchführen.
Bedenken Sie auch, dass nicht hinter jedem Knoten Brustkrebs steckt. Es gibt gutartige Gewebeveränderungen wie zum Beispiel Zysten oder Wucherungen des Bindegewebes. Diese müssen in den meisten Fällen nicht behandelt werden. Bei Beschwerden können sie jedoch operativ entfernt, entleert oder medikamentös behandelt werden. Häufig führen zudem hormonelle Umstellungen zu Knoten in der Brust, zum Beispiel als Nebenwirkung der Antibabypille. Diese verschwinden in den meisten Fällen aber wieder von selbst.
Grundsätzlich sollten Sie 1- bis 2-mal im Jahr den Frauenarzt zur Kontrolle und für die Krebsfrüherkennung aufsuchen. Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr wird außerdem alle 2 Jahre eine Mammographie empfohlen, deren Kosten die Krankenkasse deckt.
Die vollständige Anleitung, wie Sie Ihre Brüste am besten selbst abtasten, können Sie hier als PDF herunterladen.
Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.
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