Östrogen-Tabletten bei Wechseljahresbeschwerden
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Friederike EbigboLetzte Änderung: 21 Aug. 2024
Östrogen-Tabletten können in der Hormonersatztherapie, also zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, zum Einsatz kommen: Die Einnahme soll den Hormonspiegel im weiblichen Körper anheben und so Symptome wie Hitzewallungen oder Schweißausbrüche reduzieren. ZAVA klärt über die unterschiedlichen Präparate auf und gibt Infos zur Wirkweise sowie zu Vor- und Nachteilen der Anwendung.
Warum werden Östrogen-Tabletten in den Wechseljahren angewendet?
Östrogen-Tabletten können körperliche Beschwerden bei Frauen mildern, die sich in ihren Wechseljahren (Klimakterium) befinden. Zu den typischen Symptomen in dieser Zeit gehören:
- Hitzewallungen und Schweißausbrüche
- Kopfschmerzen und leichte Schwindelgefühle
- Schlafstörungen
- Veränderungen der Stimmung, Depressionen
- Unruhe und Reizbarkeit
- Rückbildung der vaginalen Schleimhaut und Scheidentrockenheit
- Abnahme der Knochendichte
Die Beschwerden entstehen, weil die Funktion der Eierstöcke, die das meiste Östrogen bilden, allmählich abnimmt. Diese verringerte Produktion nehmen manche Frauen schon ab dem 45. Lebensjahr wahr, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch eine Periode haben (Perimenopause).
Wechseljahresbeschwerden können eine starke Belastung im Alltag darstellen. Eine Hormonersatztherapie (HET) mit Östrogen-Tabletten oder -Pflastern stellt hier eine Möglichkeit dar, starke Beeinträchtigungen zu lindern.
Sie werden bereits mit Östrogen-Tabletten behandelt? In einer Online-Arztpraxis wie ZAVA können Sie über einen kurzen medizinischen Fragebogen Ihre Symptome schildern und ein Folgerezept für Ihre Östrogen-Tabletten anfragen. Die Ärzte von ZAVA werten Ihre Angaben anschließend aus und stellen ein Rezept aus, wenn die Anwendung aus medizinischer Sicht weiterhin geeignet ist.
Folgerezept für Ihre Östrogen-Tabletten online anfragen
Wechseljahre im jungen Alter: Bei etwa 1 % der Frauen tritt die Menopause, also der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung, vor dem 40. Lebensjahr ein. Hier spricht man von vorzeitigen Wechseljahren. Die Ursachen sind verschieden – unter anderem kann einer frühzeitigen Verminderung der Hormonproduktion eine Autoimmunkrankheit oder eine genetische Veränderung zugrunde liegen. In diesem Fall sollte der Hormonverlust behandelt werden, auch wenn keine Wechseljahresbeschwerden bestehen.
Wie wirken Östrogen-Tabletten bei Beschwerden in den Wechseljahren?
Östrogen-Tabletten können den Hormonspiegel im Körper anheben, um so den Abfall in den Wechseljahren auszugleichen und Beschwerden wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen zu lindern. Dazu enthalten sie das synthetische Hormon Estradiol, das dem körpereigenen Sexualhormon Östrogen ähnelt. Angewendet werden kann es in Form von Tabletten, aber auch in Gelen, Sprays oder Pflastern.
Wichtig: Bei allen Frauen, die ihre Gebärmutter besitzen, muss eine Hormonersatztherapie mit Östrogen mit einem Gelbkörperhormon kombiniert werden, um die Gebärmutterschleimhaut zu schützen.
Im Fokus steht eine Linderung der Beschwerden, die individuell ganz unterschiedlich ausfallen können. Nicht immer ist die richtige Dosierung daher gleich gefunden. In Absprache mit dem behandelnden Arzt kann die Wirkstoffmenge dann nach und nach erhöht oder gesenkt werden. Die Dauer der Behandlung ist ebenfalls nicht von Anfang an klar: Nutzen und Risiken der Therapie werden im Verlauf der Zeit immer wieder neu abgewogen.
Die Einnahme von Hormonpräparaten greift in den Stoffwechsel ein und birgt auch Risiken. Daher darf sie nur bei gesundheitlicher Eignung erfolgen. Deshalb sind Östrogen-Tabletten verschreibungspflichtig – eine Anwendung im Rahmen einer Hormonersatztherapie erfolgt stets in Begleitung eines Arztes oder Gynäkologen.
Welche Östrogen-Tabletten gibt es?
Eine Hormonersatztherapie mit Tabletten kann bei Frauen ohne Gebärmutter als alleinige Therapie erfolgen, das heißt, die Tabletten enthalten nur den Wirkstoff Östrogen. Diese Behandlungsform heißt Monotherapie.
Wenn Frauen ihre Gebärmutter noch haben, müssen beide Hormone, Östrogen und ein Gelbkörperhormon, gegeben werden, um die Gebärmutterschleimhaut zu schützen.
Östrogen fördert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, was das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs erhöht. Progesteron wirkt dem entgegen und sorgt dafür, dass die Schleimhaut geschützt wird. Welche Tabletten für Sie sicher sind und infrage kommen, bespricht Ihr Arzt mit Ihnen.
Folgende Östrogen-Tabletten sind bei ZAVA rezeptpflichtig erhältlich, wenn Sie bisher gut auf die Behandlung damit ansprechen:
Östrogen-Tabletten mit 2 Wirkstoffen
- Cliovelle® (1 mg Estradiol und 0,5 mg Norethisteronacetat pro Tablette)
- Kliogest® N (2 mg Estradiol und 1 mg Norethisteronacetat pro Tablette)
Hormon-Präparat mit 1 Wirkstoff
- Tibolon Aristo® (2,5 mg Tibolon pro Tablette)
Gut zu wissen: Tibolon ist ein künstliches Steroidhormon, das Testosteron ähnelt. Es besitzt eine vergleichbare Wirkung wie Estradiol, ohne jedoch das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut anzuregen. Deshalb findet es in der Hormontherapie bei Wechseljahresbeschwerden Anwendung.
Sind Östrogen-Tabletten verschreibungspflichtig?
Ja, Östrogen-Tabletten sind in Apotheken nur mit Rezept erhältlich. Der Grund: Eine Hormonersatztherapie mit Östrogen-Tabletten kann verschiedene kurzfristige Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme oder depressive Verstimmungen auslösen, die je nach körperlichem Gesundheitszustand unterschiedlich stark ausfallen. Des Weiteren müssen langfristige Risiken wie Krebsentstehung oder Auswirkungen auf die Gefäße mit einem Arzt besprochen werden.
Bei bestimmten Vorerkrankungen darf die Einnahme von östrogenhaltigen Medikamenten nicht erfolgen – das gilt beispielsweise bei:
- Brustkrebs
- einem östrogenabhängigen Tumor
- ungeklärten Blutungen aus der Scheide
- einer früheren oder aktuell bestehenden Thrombose
Die Rezeptpflicht gewährleistet somit eine sichere Anwendung, indem Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln im Vorfeld durch einen Arzt abgeklärt werden.
Kann ich Östrogen-Tabletten online kaufen?
Ja, unter Vorlage eines Rezepts sind Östrogen-Tabletten auch im Internet erhältlich. Bei einer Online-Arztpraxis wie ZAVA haben Sie die Möglichkeit, online ein Folgerezept für Ihre laufende Behandlung mit Östrogen-Tabletten anzufragen. Nutzen Sie dafür den medizinischen Fragebogen: Die Ärzte von ZAVA überprüfen Ihre Angaben zu Ihren Beschwerden und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand und entscheiden, ob eine Hormontherapie weiterhin für Sie infrage kommt. Ist das angefragte Medikament für Sie geeignet, erhalten Sie ein Folgerezept – und können es vor Ort einlösen oder direkt das Arzneimittel zugeschickt bekommen.
Behandlung mit Östrogen-Tabletten: Was sind die Vor- und Nachteile?
Betroffene, die unter Wechseljahresbeschwerden leiden, sollten sich über mögliche Behandlungsoptionen informieren und sich einen Überblick über die Vor-und Nachteile der Einnahme von Östrogen-Tabletten verschaffen.
Vorteil: Linderung von starken Wechseljahresbeschwerden
Ein klarer Vorteil von Östrogen, beispielsweise in Tablettenform, ist die schnelle und effektive Wirkung auf die hormonbedingten Veränderungen, die während der Wechseljahre auftreten. Zum Beispiel verringert sich das Auftreten von Hitzewallungen und Nachtschweiß um durchschnittlich 75 %. Auch andere klimakterische Beschwerden können während einer Hormonersatztherapie abnehmen, zum Beispiel:
- Schlafstörungen
- depressive Verstimmungen
- Unruhezustände
Nachteil: Risiken und Nebenwirkungen
Wie bei allen verschreibungspflichtigen Medikamenten ist es möglich, dass die Einnahme von Östrogen-Tabletten Nebenwirkungen auslöst. Sie können von leichten Begleiterscheinungen bis hin zu stärkeren Beschwerden reichen – wie beispielsweise:
- Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Übelkeit
- Spannungsgefühl in den Brüsten
- psychische Auffälligkeiten (z.B. Stimmungsschwankungen)
- Steigerung oder Abfallen der Libido
- Gallenwegserkrankungen
- Venenthrombosen
In manchen Fällen sind leichte Nebenwirkungen wieder rückläufig. Bei anderen unerwünschten Begleiterscheinungen wie einer Venenthrombose muss die Therapie sofort gestoppt werden. Die Dauer der Behandlung wird individuell mit dem Arzt besprochen und angepasst.
Wichtig: Die Einnahme von östrogenhaltigen Medikamenten kann das Risiko erhöhen, an Brustkrebs oder – falls das Östrogen nicht mit einem Gestagen kombiniert wird – an Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) zu erkranken. Es ist wichtig, sich dieses Risikos bewusst zu sein und dies vor Einnahmebeginn mit dem Arzt zu besprechen. Außerdem ist es ratsam, regelmäßige Kontrollen bei einem Arzt oder Gynäkologen durchzuführen, um den gesundheitlichen Zustand während der Therapie zu überprüfen.
Welche Alternativen zu Östrogen-Tabletten gibt es?
Eine Hormonersatztherapie kann über verschiedene Darreichungsformen erfolgen. Neben Östrogen-Tabletten kommen Anwendungen über die Haut mit Gelen, Sprays oder Pflastern infrage. Bei ausschließlich vaginalen Beschwerden kann eine rein lokale Östrogenanwendung als Creme oder Zäpfchen bereits lindernde Effekte erzielen. Auch hormonfreie Medikamente sind auf dem Markt erhältlich, die bei Wechseljahresbeschwerden Abhilfe verschaffen sollen.
Hormonpflaster
Hormonpflaster wie ESTRAMON conti® oder Fem7® Conti werden direkt auf die Haut geklebt und in regelmäßigen Abständen ausgetauscht. Die Wirkstoffe gelangen über die Hautoberfläche kontinuierlich in den Körper und werden anders verstoffwechselt als Tabletten. Somit eignen sich Hormonpflaster für Frauen, die ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose haben.
Hormonhaltige Cremes
Hormoncremes wie Estriol Wolff® Vaginalcreme finden bei lokalen Wechseljahresbeschwerden wie Scheidentrockenheit Anwendung. Die Wirkung bleibt vor allem lokal, was das Nebenwirkungsrisiko senkt.
Vaginalringe
Vaginalringe lassen sich wie ein Tampon in die Scheide einführen. Dort geben sie den hormonellen Wirkstoff direkt an die Schleimhaut ab. Sie werden wie Hormoncremes vor allem bei lokalen Beschwerden wie Vaginaltrockenheit verschrieben.
Hormonfreie Präparate
Seit Februar 2024 ist das Medikament Veoza erhältlich. Statt synthetischer Hormone enthält das Arzneimittel den Wirkstoff Fezolinetant. Er blockiert ein bestimmtes Protein im Gehirn, das Einfluss auf die Regulierung der Körpertemperatur nimmt. Für Frauen, die unter starken Hitzewallungen leiden, stellt Veoza eine hormonfreie Alternative zu östrogenhaltigen Präparaten dar.
Alternativen zu Östrogen-Tabletten
Häufig gestellte Fragen
Für was werden Östrogen-Tabletten verschrieben?
Östrogen-Tabletten werden zur medikamentösen Behandlung von mittleren bis starken Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Der enthaltene Wirkstoff ähnelt dem körpereigenen Östrogen. Dadurch verringert sich der Hormonabfall während der Wechseljahre und die Symptome können nachlassen.
Was ist besser: Östrogen-Gel oder -Tabletten?
Die Wahl zwischen Östrogen-Gel oder -Tabletten hängt von den weiteren Risikofaktoren der Patientin ab. Bei einer Aufnahme des Östrogens über die Haut gehen Ärzte zum Beispiel nicht von einer Steigerung des Thromboserisiko aus. Somit ist dies sicherer für Frauen, die beispielsweise an Übergewicht leiden. Beschwerden wie Hitzewallungen werden bei beiden Anwendungsmethoden gleichartig reduziert.
Welche Medikamente helfen bei Östrogenmangel?
Bei Beschwerden durch den Östrogenmangel während der Wechseljahre oder bei einer verfrühten Menopause können Östrogen-Tabletten, -Gele, -Sprays oder -Pflaster helfen. Bei lokalen Beschwerden in der Scheide verschaffen mitunter Östrogen-Tabletten, -Cremes oder -Ringe Linderung.
Welche Symptome treten bei Östrogenmangel auf?
Aufgrund der verminderten Östrogenproduktion in den Wechseljahren können Beschwerden auftreten wie Hitzewallungen, starkes Schwitzen, Kopfschmerzen, unregelmäßige Blutungen aus der Scheide sowie Schlafstörungen. Auch depressive Verstimmungen und Reizbarkeit, eine Rückbildung der vaginalen Schleimhaut und eine Abnahme der Knochendichte sind möglich.
Gibt es natürliche Östrogen-Alternativen?
Sogenannte Phytoöstrogene sind als pflanzliche Alternative zu Östrogen bekannt. Sie sind zum Beispiel in Soja und Rotklee enthalten. Bei dem pflanzlichen Medikament Cimifuga racemosa ist eine Wirksamkeit gegen Hitzewallungen wissenschaftlich nachgewiesen. Es ist als frei verkäufliches Medikament in Apotheken erhältlich.
Was kann man bei Wechseljahresbeschwerden anstatt von Östrogen nehmen?
Wer während der Wechseljahre unter Hitzewallungen leidet, findet im Medikament Veoza eine Alternative. Das Arzneimittel enthält den Wirkstoff Fezolinetant. Dieser blockiert ein Protein im Körper, das für die Wärmeregulation verantwortlich ist, und kann so Hitzewallungen verringern.
Ist eine Einnahme von Östrogen-Tabletten zum Brustwachstum möglich?
Manche Frauen, die mit der östrogenhaltigen Pille verhüten, berichten von einem Wachstum der Brust. Jedoch ist es aus medizinischer Sicht nicht empfohlen, Östrogen-Tabletten – seien es Verhütungsmittel oder Medikamente bei Wechseljahresbeschwerden – für diesen Zweck einzunehmen, da sie hierfür nicht zugelassen sind.
Dr. med. Friederike Ebigbo Fachärztin für Frauenheilkunde in gynäkologischer Praxis
Dr. med. Friederike Ebigbo unterstützt ZAVA bereits seit vielen Jahren bei der medizinischen Text-Prüfung. 2011 schloss sie ihr Medizinstudium an der Technischen Universität München ab. Danach arbeitete sie an Frauenkliniken in Trier, Aachen und in der Schweiz – dort war sie von 2019 bis 2020 Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dr. med. Friederike Ebigbo ist seit September 2020 Ärztin in einer gynäkologischen Praxis in Hamburg.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 21 Aug. 2024
-
Eine frühe Periode erhöht das Risiko für eine vorzeitige Menopause, Deutsches Ärzteblatt, online: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72897/Eine-fruehe-Periode-erhoeht-das-Risiko-fuer-eine-vorzeitige-Menopause, abgerufen 11.07.24
-
Estradiol, Gelbe Liste, online: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Estradiol_15007, abgerufen 11.07.24
-
Hormonersatztherapie (HRT), Frauenärzte im Netz, online: von https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/hormonersatztherapie-hrt/, abgerufen 11.07.24
-
Klare Indikation für den Hormonersatz, Pharmazeutische Zeitung, online: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/klare-indikationen-fuer-den-hormonersatz-140205/, abgerufen 11.07.24
-
Lu, J. et al.: Prevalence of menopausal symptoms and attitudes towards menopausal hormone therapy in women aged 40–60 years: A cross-sectional study, BMC Women’s Health, 23(1), online: https://doi.org/10.1186/s12905-023-02621-8, abgerufen 11.07.24