Hitzewallungen in den Wechseljahren

Dr Friederike Ebigbo

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Friederike Ebigbo

Letzte Änderung: 19 Jun 2024

Viele Betroffene beschreiben Hitzewallungen als ein intensives Wärmegefühl, das mehrere Minuten anhalten kann. Häufig gehen sie außerdem mit Schweißausbrüchen und Herzklopfen einher. Je nachdem, wie stark und belastend Frauen die Hitzewallungen erleben, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wir erklären, wieso es zu Hitzewallungen kommt, wie sie sich genau bemerkbar machen und was man dagegen tun kann.

Inhalt
Eine Frau sitzt erschöpft von ihren Hitzewallungen an ihrem Schreibtisch, ein Ventilator bläst ihr Luft auf den Körper.
 

Was sind Hitzewallungen?

Hitzewallungen, auch bekannt als Hitzewellen oder Hitzeschübe, sind ein häufiges Symptom der Wechseljahre (Menopause). Das plötzliche Wärmegefühl, teils in Verbindung mit Schweißausbrüchen, tritt bei bis zu 80 % aller Frauen während dieser Lebensphase auf. Rund jede 2. Frau erlebt Hitzewallungen besonders häufig: an mindestens 6 von 14 Tagen über einen Zeitraum von bis zu 7 Jahren.

Auch jüngere Frauen unter 40 Jahren, die sich in den vorzeitigen Wechseljahren befinden, leiden unter den Beschwerden. Besonders starke und wiederkehrende Hitzewallungen beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen und können sie in ihrem Alltag stark einschränken.

Hitzewallungen: Was sind die Ursachen?

Der Grund für Hitzewallungen während der Wechseljahre liegt in der Umstellung des Hormonhaushalts der Frau: Durch den abfallenden Östrogenspiegel im Blut ist die Temperaturregulation des Körpers gestört. Die kleinen, direkt unter der Haut liegenden Gefäße weiten sich und die Haut wird besser durchblutet. Dieser Vorgang äußert sich als Wärmegefühl und wird auch als Hautrötung sichtbar.

In welcher Phase sind die Hitzewallungen am schlimmsten?

Hitzewallungen können ab der sogenannten Perimenopause auftreten. Dabei handelt es sich um die erste von 3 Phasen der Wechseljahre – sie beginnt bereits mehrere Jahre vor der Menopause. Die Hormonspiegel, insbesondere Östrogen, können dann besonders stark schwanken. Das ist ein Zeichen der sich langsam erschöpfenden Eierstockfunktion.

Die Perimenopause kann mehrere Jahre vor der letzten Monatsblutung beginnen und endet mit der Menopause, dem Zeitpunkt 1 Jahr nach der letzten Periode. Die starken hormonellen Schwankungen während dieser Zeit spüren viele Frauen insbesondere durch Hitzewallungen, Blutungsstörungen und Stimmungsschwankungen.

Wann verschwinden Hitzewallungen?

Die Intensität und Häufigkeit von Hitzewallungen nimmt in der Regel im Laufe der Zeit ab, sobald die hormonellen Umstellungen abgeschlossen sind und der Hormonspiegel wieder ausgeglichener ist. Bei den meisten Frauen dauern die Hitzewallungen etwa 3-5 Jahre. Wie lange nach den Wechseljahren die Symptome anhalten, kann individuell jedoch stark variieren.

Woran erkenne ich Hitzewallungen?

Die Symptome von Hitzewallungen zeigen sich als ein plötzliches Wärmegefühl, das an

  • Gesicht,
  • Hals,
  • Nacken,
  • Brust,
  • Rücken und/oder
  • Oberarmen

auftritt und auch mit einer Rötung einhergehen kann. Oftmals kommt es zusätzlich zu Schweißausbrüchen und/oder Herzklopfen.

Eine Hitzewallung kann von einigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten anhalten. Die Häufigkeit der Hitzewallungen variiert stark zwischen 1- bis 30-mal pro Tag. Bei einigen Frauen in den Wechseljahren zeigen sich die Hitzewallungen bevorzugt nachts und eher selten während des Tages.

Wenn die Hitzewallung abklingt, kommt es durch das verstärkte Schwitzen und die damit verbundene Abkühlung manchmal zu leichtem Frösteln oder Frieren.

Das ist für Betroffene vor allem in der Nacht belastend: Oft wachen Frauen schweißgebadet auf und müssen Kleidung und Bettwäsche wechseln.

Tipp: Um zügig wieder zur Nachtruhe zurückzufinden, hilft frische Kleidung in direkter Nähe des Bettes. So ist schnelles Wäschewechseln möglich.

Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Hitzewallungen bereits ein Symptom der Wechseljahre sind, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Eine Schilderung der Beschwerden kann Klarheit schaffen, ob sie auf Hormonschwankungen zurückzuführen sind. In seltenen Fällen, zum Beispiel bei sehr früh auftretenden Beschwerden vor dem 45. Lebensjahr, ist unter Umständen ein Bluttest zur Bestimmung der Hormonspiegel notwendig.

Hitzewallungen in den Wechseljahren: Was hilft dagegen?

Grundsätzlich stehen verschiedene Mittel gegen Hitzewallungen zur Auswahl: Von Ernährung und Sport über pflanzliche Präparate bis hin zu Medikamenten und einer Hormonersatztherapie gibt es viele Möglichkeiten, wie Betroffenen geholfen werden kann. Die genaue Behandlung hängt von der Intensität der Beschwerden und der gesundheitlichen Verfassung der Frau ab. Der Arzt kann die Therapie auf die individuellen Bedürfnisse anpassen und so eine optimale Linderung der Symptome erzielen.

Veränderungen des Lebensstils

Bei Hitzewallungen richtet allein die passende Kleidung viel aus: Wer sich nach dem sogenannten „Zwiebelprinzip“ anzieht, also mehrere Kleidungsschichten übereinander trägt, kann während einer Hitzewallung Kleidung ablegen und so die Wärmeabgabe des Körpers erleichtern. Nach dem Abklingen des Hitzeschubes helfen zusätzliche Schichten dabei, nicht zu frieren.

Empfehlenswert sind Kleidung und Bettwäsche aus Naturfasern wie Baumwolle, Wolle oder Seide, da sie im Gegensatz zu Kleidung mit Polyester- oder Nylon-Anteilen atmungsaktiver sind. Das sorgt für ein trockeneres Trageklima und beugt übermäßigem Schwitzen vor.

Vermeiden Sie typische Auslöser von Hitzewallungen wie beispielsweise:

  • stark gewürzte oder scharfe Speisen
  • koffein- oder alkoholhaltige Getränke, z.B. Kaffee, schwarzer Tee, Cola
  • schwer verdauliche Nahrungsmittel, z.B. Fleisch, Kohl, Zwiebeln, Paprika

Vorbeugend wirken zudem ein Abbau von Übergewicht und regelmäßige Bewegung an der frischen Luft.

Pflanzliche Präparate

Pflanzliche Östrogene, die sogenannten Phytoöstrogene, können typische Wechseljahresbeschwerden der Wechseljahre wie Hitzewallungen lindern. Der pflanzliche Wirkstoff Cimicifuga racemosa (Traubensilberkerze) senkt beispielsweise nachweislich Hitzewallungen und kommt dabei ohne Hormone aus. Er bietet eine natürliche Behandlungsoption für Frauen in den Wechseljahren.

Phytoöstrogene sind daneben unter anderem auch in Soja oder Rotklee enthalten. Ihre Wirksamkeit ist allerdings noch nicht ausreichend belegt.

Wichtig: Auch pflanzliche Präparate können Nebenwirkungen hervorrufen. Lassen Sie sich vor der Einnahme von Ihrem Arzt beraten.

Hormonfreie Medikamente gegen Hitzewallungen

Ein Arzneimittel zur Linderung von Hitzewallungen und Schweißausbrüchen ist Veoza. Es enthält den Wirkstoff Fezolinetant, der ein spezifisches Protein im Gehirn blockiert, das für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich ist.

Im Gegensatz zur sogenannten Hormonersatztherapie (HET) ist Veoza hormonfrei und somit auch für Frauen geeignet, die keine Hormone einnehmen können oder möchten.

Hormonhaltige Medikamente

Wenn Veränderungen im Lebensstil und pflanzliche Präparate nicht ausreichen, lassen sich die Hitzewallungen auch durch hormonhaltige Medikamente behandeln.

Durch die Anwendung hormonhaltiger Präparate wird der in der Menopause natürlicherweise abfallende Östrogenspiegel durch die Gabe von Östrogenen wieder angehoben. Auf diese Weise stellt sich die Fähigkeit des Körpers wieder her, die Temperatur zu regulieren. Eine Hormonersatztherapie kann unter anderem in Form von Tabletten, Gelen, Sprays oder Hormonpflastern erfolgen.

Zu den östrogenhaltigen Medikamenten zählen zum Beispiel ESTRAMON® Pflaster zur hormonellen Unterstützung bei Wechseljahresbeschwerden.

Wichtig: Bei jeder Frau, die noch ihre Gebärmutter besitzt, muss die Östrogengabe in Kombination mit einem Gelbkörperhormon (Gestagen) erfolgen. Das verringert das Risiko, an Gebärmutterschleimhautkrebs zu erkranken.

Häufig wird daher direkt eine Kombination aus Östrogen und einem Gelbkörperhormon (Gestagen) wie Norethisteron oder Levonorgestrel verordnet. Sie kommt zum Beispiel in Präparaten zum Einsatz wie:

Die Kombinationstherapie lindert Symptome wie Hitzewallungen und Schlafstörungen während der Wechseljahre. Die gleichzeitige Gabe eines Gelbkörperhormons ist zwingend notwendig, da sonst das Risiko für die Entwicklung eines Gebärmutterschleimhautkrebs steigt. Haben Frauen keine Gebärmutter mehr, ist eine reine Östrogentherapie möglich.

Interessant: Die Einnahme von Östrogenen unterstützt die Knochengesundheit, da sie das Risiko für Osteoporose verringert.

Im Rahmen der Hormonersatztherapie ist auch die Einnahme von Tibolon möglich, einem Östrogen-ähnlichen Wirkstoff. Dieser befindet sich beispielsweise in den Tabletten Tibolon Aristo®.

Wichtig: Beachten Sie, dass eine Hormonersatztherapie mit Nebenwirkungen und Krankheitsrisiken verbunden sein kann. Dazu zählt beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs oder Thrombosen. Je nach Art, Dauer und Form der Anwendung kann sich auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Hormonersatztherapie für Sie infrage kommt.

Häufig gestellte Fragen

Welches Hormon fehlt bei Hitzewallungen?

Bei Hitzewallungen fehlt es an Östrogen: Während der Wechseljahre produzieren die Eierstöcke der Frau eine geringere Menge des wichtigen weiblichen Sexualhormons. Östrogen steuert eine Vielzahl von Funktionen im Körper der Frau. Ein Mangel an Östrogen kann die Temperaturregulation im Körper beeinträchtigen und zu Hitzewallungen führen.

Was hilft sofort gegen Hitzewallungen?

Suchen Sie einen kühlen Ort auf und ziehen Sie nach Möglichkeit zu enge, nicht atmungsaktive Kleidung aus. Tiefe Atemzüge sowie Entspannungstechniken können das Wohlbefinden während einer Hitzewallung verbessern. Verzichten Sie auf scharfes Essen, Alkohol und Koffein.

Was verschlimmert Hitzewallungen?

Zu enge Kleidung aus synthetischen Fasern, zu stark gewürzte Speisen sowie Alkohol und koffeinhaltige Getränke können Hitzewallungen verstärken. Auch Übergewicht, Stress und zu wenig Schlaf können die Hormonregulation beeinträchtigen und Hitzewallungen begünstigen.

Was hilft gegen Hitzewallungen ohne Hormone?

Das hormonfreie Arzneimittel Veoza blockiert ein Protein im Gehirn, das für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich ist und Hitzewallungen vorbeugt. Pflanzliche Östrogene finden sich außerdem in Soja oder Rotklee. Sie sollen Symptome der Wechseljahre lindern können. Das pflanzliche Präparat Cimifuga racemosa (Traubensilberkerze) hat in Studien eine Reduktion von Wechseljahresbeschwerden gezeigt und ist dabei hormonfrei.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Friederike Ebigbo Fachärztin für Frauenheilkunde in gynäkologischer Praxis

Dr. med. Friederike Ebigbo unterstützt ZAVA bereits seit vielen Jahren bei der medizinischen Text-Prüfung. 2011 schloss sie ihr Medizinstudium an der Technischen Universität München ab. Danach arbeitete sie an Frauenkliniken in Trier, Aachen und in der Schweiz – dort war sie von 2019 bis 2020 Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dr. med. Friederike Ebigbo ist seit September 2020 Ärztin in einer gynäkologischen Praxis in Hamburg.

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