Vorzeitige Wechseljahre

Dr. Maike Michel

Medizinisch geprüft von

Dr. Maike Michel

Letzte Änderung: 06 Jun 2019

Die Wechseljahre treten bei Frauen normalerweise im Alter zwischen 45 und 55 Jahren ein. In manchen Fällen beginnen die Wechseljahre jedoch schon deutlich früher. Welche Konsequenzen ein vorzeitiger Eintritt in die Wechseljahre haben kann und welche Therapiemöglichkeiten bestehen, erfahren Sie hier.

Inhalt
Eine Frau ist nachdenklich, ob sie vorzeitig in den Wechseljahren ist. Sie sitzt auf einem Steg am See.
 

Wann spricht man von vorzeitigen Wechseljahren?

Die Wechseljahre sind bei der Frau der Übergang von der fruchtbaren in die nicht mehr fruchtbare Lebensphase. Der Beginn der Wechseljahre ist die letzte natürliche Regelblutung, auch Menopause genannt. Nach der Menopause kann eine Frau nicht mehr schwanger werden. Typischerweise setzen die Wechseljahre zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr ein. Von vorzeitigen Wechseljahren oder einem Klimakterium praecox spricht man, wenn die Wechseljahre bereits vor dem 40. Lebensjahr beginnen.

Wie häufig treten vorzeitige Wechseljahre auf?

Über die Häufigkeit von vorzeitigen Wechseljahren (Klimakterium praecox) gibt es unterschiedliche Schätzungen. Eine genaue Angabe wird durch mehrere Faktoren erschwert. Oftmals verwenden Frauen bis kurz vor oder sogar über das 40. Lebensjahr hinaus hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille, durch die der normale Menstruationszyklus unterdrückt wird. Zudem nehmen Frauen, bei denen ohnehin der Zyklus stark unregelmäßig ist, das endgültige Ausbleiben der Regelblutung teilweise deutlich verspätet bewusst wahr. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass vorzeitige Wechseljahre ungefähr 1 % aller Frauen betreffen.

Welche Gründe gibt es für ein Klimakterium praecox?

Es gibt mehrere Gründe, warum die Wechseljahre bereits vor dem 40. Lebensjahr eintreten können. Vor der Geburt wird eine bestimmte Anzahl an Eizellen in den Eierstöcken angelegt. Dieser Vorrat wird bei jeder Frau durch den Monatszyklus mit der Zeit weniger. Bei Frauen, bei denen eine verhältnismäßig geringe Zahl an Eizellen vor Geburt angelegt wurde, oder bei denen die angelegten Eizellen verfrüht absterben, sind diese bereits verfrüht aufgebraucht, wodurch der Menstruationszyklus aufhört und die Wechseljahre einsetzen. Außerdem kann eine Reihe von Gen- und Chromosomendefekten dazu führen, dass die Eierstöcke schneller altern und so ein Klimakterium praecox hervorgerufen wird.

Weitere Erkrankungen und Faktoren, die vorzeitige Wechseljahre begünstigen können, sind unter anderem:

  • Diabetes mellitus Typ 1
  • Morbus Addison (Nebennierenrindeninsuffizienz)
  • Autoimmunerkrankungen
  • Rauchen
  • Mumps
  • Chemotherapien
  • Bestrahlung der Eierstöcke bzw. der Beckenregion
  • chirurgische Entfernung von Eierstockgewebe

Aufgrund der Vielzahl möglicher Gründe für vorzeitige Wechseljahre sollte ein Klimakterium praecox immer ärztlich abgeklärt werden.

Wie machen sich verfrühte Wechseljahre bemerkbar?

Die Symptome vorzeitiger Wechseljahre sind identisch mit denen regulärer Wechseljahre. Dementsprechend äußern sich auch vorzeitige Wechseljahre vor allem durch folgende Anzeichen:

  • zunächst unregelmäßige und schließlich komplett ausbleibende Monatsblutungen
  • Hitzewallungen
  • Schwindel
  • Libidoverlust
  • Stimmungseinbrüche und Gereiztheit
  • vaginale Trockenheit
  • erhöhte Anfälligkeit für vaginale Infektionen

Kann man nach Eintritt der Wechseljahre noch Kinder bekommen?

Generell stellen die Wechseljahre das Ende der fruchtbaren Phase im Leben einer Frau dar. Die Möglichkeit, auf natürlichem Wege Kinder zu bekommen, ist somit nach Eintritt der Wechseljahre normalerweise nicht mehr gegeben. Allerdings besteht bei vorzeitigen Wechseljahren noch eine Chance von 5-10 % Prozent, trotzdem schwanger zu werden. Das liegt insbesondere daran, dass bei manchen Frauen auch nach den vorzeitigen Wechseljahren noch funktionsfähige Eizellen in den Eierstöcken verbleiben, die durch bestimmte Hormonkonstellationen doch noch einen Eisprung durchlaufen und anschließend befruchtet werden können. Die meisten Frauen mit vorzeitigen Wechseljahren können aber nicht mehr auf natürliche Weise schwanger werden. Um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden, ist es aber dennoch empfehlenswert, in Absprache mit dem Frauenarzt zumindest für eine gewisse Zeit nach Einsetzen der Wechseljahre weiterhin Verhütungsmittel anzuwenden.

Technisch gesehen, gibt es für Frauen mit Klimakterium praecox die Möglichkeit einer sogenannten heterologen Eizellspende, bei der eine fremde Eizelle befruchtet und anschließend implantiert wird. Diese Variante der künstlichen Befruchtung ist allerdings in Deutschland nach dem Embryonenschutzgesetz streng verboten und darf von Reproduktionsmedizinern nicht vorgenommen werden.

Gibt es neben Unfruchtbarkeit weitere gesundheitliche Folgen?

Die vorzeitige Menopause bringt wie die regulären Wechseljahre nicht nur einen Verlust der Fruchtbarkeit mit sich. Eine der wichtigsten weiteren Folgen ist die Gefahr eines Knochenschwunds (Osteoporose). Östrogen steuert im weiblichen Körper unter anderem den Knochenaufbau. Durch die vorzeitigen Wechseljahre fällt der Östrogenspiegel stark ab, wodurch die Knochendichte sinkt und ein höheres Risiko für Knochenbrüche entsteht.

Außerdem scheint bei Frauen mit vorzeitigen Wechseljahren ein erhöhtes Risiko für bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie neurologische und psychiatrische Erkrankungen zu bestehen. Diese Folgen können mit einer frühzeitigen Hormonersatztherapie nach Eintritt der vorzeitigen Wechseljahre jedoch minimiert werden. Eine mögliche Hormonersatztherapie muss dabei zunächst mit einem Frauenarzt besprochen werden.

Besonders für Frauen, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen war, ist die Diagnose der vorzeitigen Wechseljahre zudem psychisch häufig außerordentlich belastend und sowohl mit Problemen in der Partnerschaft als auch mit inneren Konflikten wie Selbstwertproblemen verbunden. Hier kann eine psychologische Beratung dabei helfen, mit der Diagnose und ihren Folgen besser zurechtzukommen.

Kann man sich vor einem vorzeitigen Klimakterium schützen?

Es gibt aktuell keine Möglichkeit, den Eintrittszeitpunkt der Wechseljahre vorherzusagen. Jedoch kann das individuelle Risiko für den Eintritt vorzeitiger Wechseljahre in begrenztem Maße gesenkt werden, indem Risikofaktoren wie Rauchen verringert beziehungsweise gemieden werden. Außerdem sollten bestehende chronische Erkrankungen, die das Risiko für vorzeitige Wechseljahre erhöhen können, fachgerecht ärztlich begleitet und therapiert werden.

Können vorzeitige Wechseljahre rückgängig gemacht werden?

Die Chance, dass vorzeitige Wechseljahre spontan oder durch ärztliche Intervention wieder verschwinden, ist äußerst gering und hängt darüber hinaus von der Ursache des Klimakterium praecox ab. Falls die Wechseljahre beispielsweise durch die chirurgische Entfernung der Eierstöcke bedingt sind, besteht keine Möglichkeit, wieder einen Zustand wie vor den Wechseljahren zu erreichen. Bei vorzeitigen Wechseljahren, deren Ursache bestimmte hormonelle Störungen sind, gibt es vereinzelte Berichte und kleinere Studien darüber, wie unter anderem durch die Gabe von Hormonen bei Frauen der natürliche Menstruationszyklus zumindest für eine Weile wiederhergestellt werden konnte. In den meisten Fällen kann eine Therapie aber lediglich die negativen Auswirkungen vorzeitiger Wechseljahre bekämpfen und nicht zu einer Umkehr der Wechseljahre führen.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. Maike Michel Medizinische Autorin

Maike Michel unterstützt das Ärzteteam von ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung. Sie studierte Medizin an den Universitäten in Münster und Freiburg. Seit 2016 arbeitet sie als Assistenzärztin in einer psychiatrischen Klinik in Deutschland und trägt seit Juli 2022 den Facharzttitel für Psychiatrie und Psychotherapie.

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Letzte Änderung: 06 Jun 2019

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