Vorzeitiger Samenerguss: Ursachen

Dr. Nadia Schendzielorz

Medizinisch geprüft von

Dr. Nadia Schendzielorz

Letzte Änderung: 24 Mär 2022

Psychischer Druck, längere sexuelle Abstinenz oder Nervosität: Frühzeitiger Samenerguss hat oft harmlose Ursachen. Unter Umständen stecken hinter dem „zu schnellen Kommen“ auch weitere Gründe, beispielsweise eine angeborene Orgasmusstörung. Mitunter ist die vorzeitige Ejakulation ebenfalls eine Begleiterscheinung von anderen Krankheiten. Lesen Sie hier, welche Ursachen hinter vorzeitigem Samenerguss stecken können.

Inhalt
Vorzeitiger Samenerguss Ursachen: Mann und Frau sitzen im Bett. Der Mann stützt seinen Kopf in seinen Händen ab.
 

Was ist ein vorzeitiger Samenerguss?

Bei einem vorzeitigen Samenerguss (Ejaculatio praecox) verfügt der Mann nicht über die nötige Kontrolle, die Ejakulation ausreichend hinauszuzögern, sodass der Geschlechtsverkehr für das Paar als befriedigend empfunden wird. Mehr als 20 % der Männer leiden unter diesem Problem – allerdings gibt es kein exaktes „Zeitlimit“, das eine frühzeitige Ejakulation definiert, weshalb die Dunkelziffer der Betroffenen wahrscheinlich höher ist.

Wann ist der Samenerguss vorzeitig?

Abhängig von situativen und kulturellen Faktoren bezeichnen Wissenschaftler einen Samenerguss in der Regel als vorzeitig, wenn er bereits vor der Penetration oder weniger als 1-2 Minuten nach deren Beginn auftritt.

Ob der Mann allerdings zu früh kommt, definiert sich hauptsächlich über seine persönliche Wahrnehmung und die seiner Partnerin oder seines Partners: Auch ein Samenerguss nach 3 oder mehr Minuten kann als frühzeitig empfunden werden.

Wichtig: Nur weil der Mann zu schnell kommt, muss der vorzeitige Samenerguss keine psychischen oder körperlichen Ursachen haben. Oftmals sind Nervosität, längere Enthaltsamkeit oder ein neuer Sexualpartner der Auslöser für den vorzeitigen Samenerguss und das Problem verschwindet von selbst wieder.

Liegt eine sexuelle Funktionsstörung vor?

Um einschätzen zu können, ob Sie unter einer Orgasmusstörung leiden, können Sie sich an folgenden Kriterien orientieren:

  • Der Samenerguss tritt bei mindestens 75 % aller Versuche frühzeitig auf. Das heißt: vor bzw. 1-2 Minuten nach Beginn der vaginalen Penetration – oder der Samenerguss tritt aus Sicht des Mannes verfrüht auf und er leidet darunter.
  • Das Symptom des vorzeitigen Samenergusses besteht seit mindestens 6 Monaten.
  • Der Mann fühlt sich durch die verfrühte Ejakulation beeinträchtigt und leidet darunter, nicht länger zu können.
  • Die Beschwerden sind nicht durch eine andere psychische oder körperliche Erkrankung, starken Stress oder den Konsum von Drogen erklärbar.

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Lebenslange oder erworbene vorzeitige Ejakulation?

Für die Therapie des vorzeitigen Samenergusses ist eine gründliche Ursachensuche nötig, da die Therapieoptionen in Abhängigkeit der Ursache gewählt werden. Dabei ist es wichtig, die 2 Formen der Funktionsstörung zu verstehen:

Der vorzeitige Samenerguss kann in eine lebenslange (primäre) und eine erworbene (sekundäre) Form unterteilt werden. Besteht die verfrühte Ejakulation bereits seit Aufnahme der sexuellen Aktivität in der Pubertät, handelt es sich um die primäre Form. Bei dieser tritt der vorzeitige Samenerguss sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch bei der Masturbation auf. Die erworbene Ejaculatio praecox setzt voraus, dass es eine Zeit sexueller Aktivität gab, in der der Betroffene keine Probleme im Sinne einer frühzeitigen Ejakulation schildert.

Was sind die Ursachen von vorzeitigem Samenerguss?

Lange glaubten Mediziner, die frühzeitige Ejakulation sei ein rein psychologisches Problem. Mittlerweile ist der Forschungsstand ein anderer: Der vorzeitige Samenerguss ist in seltenen Fällen auch auf einen körperlichen Auslöser zurückzuführen. Zudem kann er als Nebenwirkung eines Medikaments, nach übermäßigem Alkoholgenuss oder Drogenkonsum auftreten.

Vorzeitiger Samenerguss: Psychische Ursachen

Psychische Faktoren für einen vorzeitigen Samenerguss können zum Beispiel sein:

  • starke Aufregung
  • Ängste bezüglich der eigenen „Leistung“ und des Auftretens beim Sex
  • Beziehungsprobleme oder anderweitige große Sorgen
  • Stress und Depression
  • sexuelle Kindheitstraumata

Manche Männer trainieren sich in ihrer Jugend an, schnell zum Samenerguss zu kommen, weil sie zum Beispiel Angst haben, bei der Masturbation „erwischt“ zu werden. Beim Geschlechtsverkehr in entspannter Atmosphäre tritt der Samenerguss dann möglicherweise auch sehr schnell auf.

Vorzeitiger Samenerguss: Körperliche Ursachen

Bei den körperlichen Gründen unterscheiden Mediziner zwischen der primären und der sekundären Form der Ejaculatio praecox.

Angeborene Orgasmusstörung

Laut neueren Forschungsergebnissen scheint bei manchen Betroffenen mit einer primären Form der vorzeitigen Ejakulation eine genetische Veränderung im serotonergen System (Gesamtheit der Serotonin-Botenstoffe) für die Störung verantwortlich sein. Der Neurotransmitter Serotonin steuert als Gewebshormon nicht nur den Schlaf-Wach-Rhythmus und ist an der Bildung von Emotionen beteiligt. Er spielt auch bei der Ejakulation eine wichtige Rolle.

Ist also der Hormonhaushalt genetisch verändert, kann sich dies auf den Samenerguss auswirken. Betroffene bemerken dies bereits, wenn sie erste sexuelle Erfahrungen machen. Eine Besserung stellt sich ohne Behandlung nicht automatisch von selbst ein. Dennoch bleiben nach der Diagnose vorzeitiger Samenerguss die Ursachen der primären Form in den meisten Fällen weitestgehend ungeklärt.

Interessant: Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass sich die angeborene Form der Ejakulationsstörung nur sehr schwer mit Verhaltens- oder Sexualtherapie behandeln lässt, da diese meist kaum bis keine Erfolge erzielt. Die geeignete Therapie der primären Form ist deshalb oftmals eine medikamentöse Behandlung, um länger zu können.

Erworbene Orgasmusstörung

In der erworbenen Form ist die vorzeitige Ejakulation meist ein Begleitsymptom einer anderen Erkrankung. Mögliche körperliche Ursachen des vorzeitigen Samenergusses können sein:

  • erektile Dysfunktion (Impotenz)
  • übermäßige Empfindlichkeit (Hypersensibilität) der Penishaut oder der Eichel
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Prostataentzündungen
  • Erkrankungen des Nervensystems wie z.B. Multiple Sklerose

Beruht die Funktionsstörung auf einer körperlichen Ursache, ist der vorzeitige Samenerguss ein Fall für einen Facharzt. Auch wenn die frühzeitige Ejakulation häufig durch die Therapie der ursächlichen Erkrankung verschwindet, sollte die Ausgangserkrankung immer im Blick behalten werden.

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Interessant: Der vorzeitige Höhepunkt beziehungsweise Samenerguss wird häufig nicht nur durch einen Auslöser hervorgerufen, sondern vielmehr durch eine Kombination mehrerer Ursachen (multifaktorielle Genese). Ein Mann mit Erektionsproblemen kann beispielsweise sehr starke Ängste bezüglich des Geschlechtsverkehrs entwickeln, ob seine Erektion lange genug anhält. Die Folge: Er kommt schnell zum Samenerguss, aus Angst, seine Erektion halte eventuell nicht länger an.

Welchen Einfluss haben Beziehungsprobleme?

Häufig hat ein frühzeitiger Samenerguss auch Auswirkungen auf die Paarbeziehung. Die Schwierigkeit: Beziehungsprobleme können zu einem Teufelskreis führen, wenn der Sexualpartner oder die -partnerin den Mann nicht unterstützt, sondern stattdessen seine Befürchtungen und Versagensängste verstärkt.

Sofern Beziehungsprobleme die Ejaculatio praecox verursachen, liegen häufig Unterschiede in den sexuellen Bedürfnissen des Paares vor: Ängste und hohe Erwartungen bezüglich sexueller Befriedigung sowie ein Mangel an Kommunikation führen oft auch zu einer vorzeitigen Ejakulation.

Manche Männer fühlen sich darüber hinaus überfordert – besonders wenn die Partnerin oder der Partner aus ihrer Sicht sexuell anspruchsvoll ist und sie sich deshalb nicht ausreichend auf den Geschlechtsverkehr vorbereitet fühlen. Für ein unbeschwertes Sexualleben ist es daher wichtig, dass beide Partner über ihre Wünsche und Ängste bezüglich Intimität und Sex offen miteinander sprechen.

Wie können die Ursachen von vorzeitigem Samenerguss therapiert werden?

Die Behandlung der Ejaculatio praecox richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Im Allgemeinen wird eine Kombination verschiedener Techniken und Sexualtherapien gegen den vorzeitigen Samenerguss eingesetzt, um die Ejakulation zu verzögern. Dazu zählen zum Beispiel die Start-Stopp-Technik oder die Squeeze-Methode. Gibt es eine körperliche Ursache für den vorzeitigen Samenerguss, so sollte diese zunächst behandelt werden. Möglicherweise verschwindet dann auch die Ejakulationsstörung.

Frühzeitige Ejakulation: Medikamentöse Therapie

Priligy® (mit dem Wirkstoff Dapoxetin) ist ein Antidepressivum, das zugelassen ist, um den frühzeitigen Samenerguss zu behandeln. Der Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitor (SSRI) Dapoxetin hemmt selektiv die Wiederaufnahme des Botenstoffes Serotonin. Dieser spielt auch bei der Ejakulation eine Rolle. Der positive Effekt in der Therapie des vorzeitigen Samenergusses wurde erstmals als Nebenwirkung bei der Behandlung depressiver Männer beobachtet.

Eine andere Therapieoption ist eine betäubende Creme, die auf den Penis aufgetragen wird und die Sensibilität in der Penishaut sowie der Eichel reduziert. Ebenso kann das Verwenden eines Kondoms bereits helfen, den Samenerguss hinauszuzögern.

Auf der ZAVA Webseite können Sie sich von Ärzten beraten lassen und herausfinden, ob Ihr Problem behandlungsbedürftig ist oder nicht. Nach Angemessenheit erhalten Sie das passende Arzneimittel. ZAVA bietet folgende Medikamente bei vorzeitigem Samenerguss an:

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Vorzeitiger Samenerguss: Ursachen mit alternativen Therapiemethoden begegnen

Techniken, die die Fähigkeit länger zu können unterstützen sollen, sind die Squeeze-Pause-Methode nach Masters und Johnson und die sogenannte Start-Stopp-Technik. Bei dieser stimuliert der Mann seinen Penis selbst oder seine Partnerin beziehungsweise sein Partner unterstützt ihn dabei. Kurz bevor die Ejakulation eintritt, legen Sie eine Pause ein. Sobald die Erregung abnimmt, wird erneut bis kurz vor Erreichen der Ejakulation stimuliert. Auf diese Weise soll der Mann allmählich lernen, seine sexuelle Erregung zu kontrollieren und die Ejakulation hinauszuzögern. Bei der Squeeze-Pause-Methode verfährt man ähnlich, die Ejakulation wird hier jedoch durch eine besondere Druck-Technik verzögert.

Vorzeitiger Samenerguss Ursachen: Anleitung für die Squeeze-Technik.

Squeeze-Pause-Methode

Fazit: Vielfältige Ursachen – vorzeitiger Samenerguss hat viele Gründe

Die Ursachen „zu früh zu kommen“ sind zahlreich. So können psychische Faktoren wie Stress, Nervosität oder Depressionen zu einem vorzeitigen Samenerguss führen. Aber auch Patienten, die unter Erkrankungen wie einer erektilen Dysfunktion oder Schilddrüsenproblemen leiden, sind in manchen Fällen von einer frühzeitigen Ejakulation betroffen. Dann sollte zunächst die Behandlung der Grunderkrankung im Fokus stehen, um auch die Orgasmusstörung therapieren zu können.

Wichtig ist: Ein frühzeitiger Samenerguss muss nicht immer eine ernsthafte Störung bedeuten. Kommen die Probleme nur selten vor, zum Beispiel nach einer längeren Abstinenz oder bei einem neuen Sexualpartner, besteht kein Grund zur Sorge. Fühlen Sie sich jedoch stark beeinträchtigt, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt konsultieren.

Häufig gestellte Fragen

Was sind die Ursachen und Gründe von vorzeitigem Samenerguss?

Beim vorzeitigen Samenerguss sind die Ursachen vielfältig. Es können sowohl psychische Faktoren wie Stress, als auch körperliche Begleiterkrankungen wie eine erektile Dysfunktion für die Orgasmusstörung verantwortlich sein.

Wie lassen sich die Ursachen von vorzeitigem Samenerguss therapieren?

Die Therapie des vorzeitigen Samenergusses richtet sich nach der Ursache. Bei psychischen Problemen können verschiedene Techniken und eine Sexualtherapie die Ejakulation verzögern. Bestimmte Medikamente, wie Betäubungscremes, setzen außerdem die Empfindlichkeit des Penis herab.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. Nadia Schendzielorz Medizinische Autorin

Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.

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Letzte Änderung: 24 Mär 2022

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