Östrogenfreie Pille

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Friederike EbigboLetzte Änderung: 13 Nov. 2024
Die östrogenfreie Pille, auch Minipille genannt, enthält im Gegensatz zur kombinierten Pille kein Östrogen, sondern nur ein Gestagen. Sie bietet damit einen sicheren, hormonellen Verhütungsschutz für Frauen, die kein Östrogen einnehmen dürfen oder möchten – zum Beispiel für Raucherinnen über 35 Jahre oder Frauen mit einer Blutgerinnungsstörung. Welche östrogenfreien Pillen häufig verwendet werden, wie genau sie funktionieren und was für Nebenwirkungen sie hervorrufen können, erfahren Sie auf dieser Seite.

Wie funktioniert die östrogenfreie Pille?
Im Gegensatz zur Kombinationspille, die die Hormone Östrogen und Gestagen enthält, ist in der östrogenfreien Pille, also der Minipille ausschließlich ein Gestagen enthalten – zum Beispiel Desogestrel oder Drospirenon.
Häufig angefragte Minipillen
Der Verhütungseffekt der Minipille besteht darin, den Eisprung zu verhindern. Außerdem verdickt sie den Schleim, der sich am Gebärmutterhals, also am Eingang zur Gebärmutter, befindet, sodass Spermien nicht mehr hindurch gelangen und auch keine Eizelle befruchten können. Zusätzlich wird die Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass sich eine befruchtete Eizelle schwerer einnisten könnte.
Welche östrogenfreien Pillen gibt es?
Östrogenfreie Pillen werden von verschiedenen Herstellern produziert. Sie alle enthalten eine Art von Gestagen, in der Regel Desogestrel oder Drospirenon, und sind damit alle ähnlich gut wirksam und verträglich.
Häufig genutzte östrogenfreie Pillen sind zum Beispiel:
- Desogestrel Aristo®, ab 18.72 €
- Slinda®, ab 47.61 €
- Jubrele®, ab 25.53 €
- Cerazette®, ab 40.56 €
- Evakadin®, ab 22.18 €
- Chalant® HEXAL®, ab 19.84 €
- 28 mini®, ab 40.22 €
- Desirett®, ab 25.16 €
- Solgest®, ab 20.80 €
- Feanolla®, ab 18.71 €
- Damara®, ab 25.53 €
- Desofemono®, ab 20.41 €
- Yvette-ratiopharm®, ab 25.51 €
Für wen ist die östrogenfreie Pille geeignet?
Die östrogenfreie Pille ist speziell geeignet für Frauen, die hormonell verhüten möchten, aber aus gesundheitlichen Gründen auf die Einnahme von Östrogenen verzichten sollten.
Dazu zählen:
- Frauen, die starke Nebenwirkungen der Kombinationspille spüren
- Raucherinnen, die älter sind als 35 Jahre
- Frauen mit Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes mellitus
- Frauen, die ein erhöhtes Thromboserisiko haben oder in der Vergangenheit bereits eine Thrombose oder eine Lungenembolie hatten
- Migräne-Patientinnen (insbesondere bei Migräne mit Aura)
- stillende Mütter
Östrogene können Einfluss auf die Entstehung von Thrombosen nehmen, also Verschlüssen von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel. Da Frauen einen höheren Östrogenspiegel als Männer besitzen, sind sie generell stärker gefährdet. Durch die Einnahme der Kombinationspille erhöht sich dieses Thrombose-Risiko nochmals. Ist ein weiterer Risikofaktor (z.B. Migräne mit Aura) vorhanden, eignet sich die Kombinationspille nicht als Verhütungsmittel. Stattdessen kommt unter Umständen die östrogenfreie Pille infrage.
Reagieren Frauen auf die Kombinationspille mit starken Kopfschmerzen, Übelkeit, einem Spannungsgefühl in den Brüsten und im Bauch, kann dies eine unerwünschte Wirkung des Östrogens sein. Diese Frauen vertragen die östrogenfreie Pille eventuell besser.
Frauen, die nach einer Schwangerschaft hormonell verhüten möchten, aber noch ihr Kind stillen, wird in der Regel die östrogenfreie Pille empfohlen. Umgangssprachlich ist dann häufig von der „Stillpille“ die Rede.
Gegen Akne & Co.: Macht die östrogenfreie Pille schöne Haut?
Ob östrogenfreie Pillen einen positiven Effekt auf das Hautbild haben, hängt vom jeweils verwendeten Wirkstoff ab. Eine Minipille mit dem Gestagen Drospirenon kann bei der Anwenderin beispielsweise für schönere Haut sorgen.
Östrogenfreie Pillen mit Desogestrel haben dagegen bei den meisten Frauen keine Auswirkungen auf die Haut. Bei bis zu 10 % der Anwenderinnen können sie sogar für verstärkte Hautunreinheiten verantwortlich sein. Sie eignen sich dementsprechend nicht als Pillen gegen Akne.
Ist die östrogenfreie Pille für Frauen ab 40 Jahren geeignet?
Ja. Mit zunehmendem Alter steigt bei Frauen nach und nach das Risiko für Thrombosen. Aus diesem Grund sind östrogenfreie Pillen für Frauen ab 40 Jahren meist besser geeignet als Kombinationspillen: Sie wirken sich in der Regel nicht auf das individuelle Thromboserisiko aus.
Der Arzt kann hier mit Ihnen gemeinsam die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verhütungsmethoden abwägen und dabei Ihre persönlichen gesundheitlichen Voraussetzungen berücksichtigen.
Ist die östrogenfreie Pille für Raucherinnen geeignet?
Ja. Der regelmäßige Konsum von Zigaretten erhöht die Gefahr für die Bildung lebensbedrohlicher Blutgerinnsel. Wer als Raucherin eine kombinierte Pille nimmt, steigert dieses Risiko zusätzlich. Für Raucherinnen über 35 Jahren wird daher die Einnahme der Minipille gegenüber der kombinierten Pille empfohlen, um Thrombosen zu vermeiden.
Ob die östrogenfreie Pille besser geeignet ist, hängt aber immer auch von anderen Risikofaktoren und persönlichen Präferenzen ab – Ihr Arzt hilft Ihnen dabei, eine passende Entscheidung zu treffen.
Wie muss die östrogenfreie Pille eingenommen werden?
Die östrogenfreie Pille sollte jeden Tag möglichst zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden.
Was passiert, wenn die Einnahme vergessen wurde? Ältere Präparate lassen einen Spielraum von circa 3 Stunden zu, in dem sie noch zuverlässig verhüten. Neuere Pillen, die Desogestrel oder Drospirenon als Wirkstoff enthalten, können vereinzelt auch 12-24 Stunden später eingenommen werden, ohne den Schwangerschaftsschutz zu gefährden.
Anders als die Kombinationspille, bei der nach 21 Tagen eine 7-tägige Pillenpause gemacht wird, wird die östrogenfreie Pille 28 Tage lang durchgenommen. Es gibt also keine Pause zwischen den Pillenstreifen.
Was beeinträchtigt die Wirkung der östrogenfreien Pille?
Wenn Sie an Erbrechen oder Durchfall leiden, kann es sein, dass der Wirkstoff der Pille nicht richtig aufgenommen wird. Dann ist ihre Wirkung eingeschränkt und es sollte eine zusätzliche Verhütungsmethode angewendet werden, zum Beispiel Kondome.
Einige Medikamente sorgen dafür, dass die Hormone der Pille schneller in der Leber abgebaut werden und so nicht richtig wirken können. Dazu gehören insbesondere Antipsychotika, Antiepileptika und einige sehr selten benutzte Antibiotika, aber auch das bei leichten Depressionen verwendete Johanniskraut. Der regelmäßige Konsum von Grapefruitsaft kann zu einer Steigerung eventueller Nebenwirkungen führen. Werden Sie mit den oben genannten Medikamenten behandelt, muss in dieser Zeit (und teilweise auch noch über diesen Zeitraum hinaus) eine zusätzliche Verhütung mit Kondomen erfolgen.
Östrogenfreie Pille: Vor- und Nachteile
Gegenüber der kombinierten Verhütungspille, die immer 2 Arten von Hormonen enthält, hat die östrogenfreie Pille verschiedene Vor- und Nachteile.
Vorteile sind vor allem:
- Die Minipille ist auch für Frauen geeignet, die kein Östrogen einnehmen möchten oder sollen. Dazu zählen zum Beispiel Frauen mit einem erhöhten Thromboserisiko oder Frauen, bei denen Östrogene starke Nebenwirkungen auslösen.
- Weil die Minipille ohne Pause täglich eingenommen wird, besteht hier weniger Gefahr für eine versehentlich verlängerte Pillenpause, die das Risiko für eine Schwangerschaft erhöht.
- Die Minipille führt bei vielen Frauen dazu, dass irgendwann keine monatliche Blutung mehr stattfindet. Frauen mit starken Regelbeschwerden kann das Linderung bringen.
Nachteile der Minipille sind:
- Einige Frauen befürchten Nebenwirkungen der Minipille – je nach verwendetem Wirkstoff könnte sich zum Beispiel unter Umständen das Hautbild verschlechtern.
- Insbesondere zu Beginn der Einnahme kann es häufiger zu störenden Zwischen- und Schmierblutungen kommen.
- Für einen möglichst sicheren Verhütungsschutz sollte die östrogenfreie Pille immer zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden – das gilt so allerdings auch für die kombinierte Pille.
Die Wahl der richtigen Art von Verhütungspille ist immer eine Abwägungssache, die gemeinsam mit dem Arzt abgestimmt werden sollte.
Häufig angefragte Minipillen
Nebenwirkungen der östrogenfreien Pille
Östrogenfreie Pillen werden von den meisten Frauen gut vertragen und begünstigen nicht die Bildung lebensbedrohlicher Thrombosen, wie es bei kombinierten Verhütungspillen der Fall ist. Während der Anwendung können dennoch – wie bei jedem Medikament – Nebenwirkungen auftreten.
Häufige Nebenwirkungen, die bis zu 10 % der Anwenderinnen betreffen, sind:
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen, Übelkeit
- Stimmungsschwankungen, verminderte Libido
- Akne
- Brustbeschwerden
- schmerzhafte/unregelmäßige Blutungen
- Gewichtszunahme
Eine vollständige Auflistung der Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres Medikaments.
Zu welchen Problemen kann es bei Einnahme der östrogenfreien Pille kommen?
Durch die östrogenfreie Pille kann es vor allem zu Beginn zu unvorhergesehenen vaginalen Blutungen kommen. Nach einigen Monaten haben die meisten Frauen keine Monatsblutung mehr, was normal und oft sogar gewünscht ist. Zudem sind Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Haarausfall und Hautveränderungen als Nebenwirkungen bekannt.
Die Wirksamkeit der östrogenfreien Pille war früher vergleichsweise als nicht sehr effektiv anzusehen: Von 100 Frauen, die die Pille über ein Jahr nahmen, wurden etwa 4-8 Frauen trotzdem schwanger. Dies lag an einem älteren Wirkstoff, der durch eine strikte Einnahmeregelung eine Schwierigkeit darstellte.
Neuere Minipillen, die Drospirenon oder Desogestrel verwenden, zeigen jedoch einen vergleichbar guten Pearl-Index und damit eine ähnlich gute Wirksamkeit wie die Kombinationspillen.
Für wen ist die östrogenfreie Pille nicht geeignet?
Die östrogenfreie Pille ist nicht geeignet für Frauen, die:
- eine schwere Erkrankung der Leber und/oder Gelbsucht haben
- eine Krebserkrankung haben oder hatten, die in Verbindung mit Sexualhormonen steht (etwa Brustkrebs)
- vaginale Blutungen mit unbestimmter Ursache haben
Wenn die Gefahr besteht, dass die Einnahme nicht regelmäßig stattfinden kann, zum Beispiel aus Vergesslichkeit oder weil durch Schichtarbeit die Schlaf- und Wachzeiten häufig wechseln, ist die Anwendung der Pille (egal ob mit oder ohne Östrogen) generell nicht die beste Wahl.
Auch wichtig zu beachten: Die Pille schützt nicht gegen sexuell übertragbare Krankheiten, wie Gonorrhoe, Chlamydien und HIV. Aus diesem Grund sollte beim Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern nie die Pille allein als Verhütungsmethode verwendet werden. Zusätzlich empfiehlt sich eine Barrieremethode, zum Beispiel Kondome.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen östrogenfreien Pillen und Kombinationspillen?
Die östrogenfreie Pille enthält immer nur ein Hormon, nämlich eine Art von Gestagen. Im Unterschied dazu enthält die Kombinationspille 2 Hormone, ein Gestagen und auch ein Östrogen. Dadurch gibt es unterschiedliche Hinweise zu Einnahme und Nebenwirkungen. Die Verhütungswirkung ist bei beiden gleich.
Führen östrogenfreie Pillen zur Gewichtsabnahme?
Nein, die östrogenfreie Pille ist ebenso wie die kombinierte Pille kein Mittel zur Gewichtsabnahme. Einige Frauen stellen aber Gewichtsschwankungen als Nebenwirkung fest: 1-10 % der Anwenderinnen berichten von einer Gewichtszunahme durch die Einnahme der östrogenfreien Minipille.
Kann man die östrogenfreie Pille in der Stillzeit nehmen?
Ja, die östrogenfreie Pille ist auch für Frauen in der Stillzeit geeignet.
Erhöht die östrogenfreie Pille das Thromboserisiko?
Nein, dem aktuellen Wissensstand nach erhöht die Minipille nicht das Risiko für eine Thrombose. Daher ist sie auch für Frauen mit erhöhtem Thromboserisiko geeignet, zum Beispiel für Raucherinnen oder Frauen mit einer Störung der Blutgerinnung.
Welche anderen östrogenfreien Verhütungsmittel gibt es?
Neben der östrogenfreien Minipille enthalten auch die Hormonspirale, das Hormonstäbchen und die Dreimonatsspritze kein Östrogen. Auch nicht hormonelle Verhütungsmethoden, wie die Kupferspirale oder das Kondom, wirken östrogenfrei.

Dr. med. Friederike Ebigbo Fachärztin für Frauenheilkunde in gynäkologischer Praxis
Dr. med. Friederike Ebigbo unterstützt ZAVA bereits seit vielen Jahren bei der medizinischen Text-Prüfung. 2011 schloss sie ihr Medizinstudium an der Technischen Universität München ab. Danach arbeitete sie an Frauenkliniken in Trier, Aachen und in der Schweiz – dort war sie von 2019 bis 2020 Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dr. med. Friederike Ebigbo ist seit September 2020 Ärztin in einer gynäkologischen Praxis in Hamburg.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 13 Nov. 2024
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Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Die Minipille. Online: https://www.familienplanung.de/index.php?id=322, abgerufen 21.10.24
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US Selected Practice Recommendations for Contraceptive Use, 2013. Online: www.cdc.gov, Abgerufen 21.10.24
-
Jörg Baltzer: Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 2006. S. 443
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Diana Moll (2022): Verhütung nur mit Gestagen – und ohne Rezept? Deutsche Apotheker Zeitung, online: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/06/03/verhuetung-nur-mit-gestagen-und-ohne-rezept/, abgerufen 21.10.24
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Verhütung: Minipille erhöht Thrombose nicht. Pharmazeutische Zeitung, online: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2014-10/verhuetung-minipille-erhoeht-thromboserisiko-nicht/, abgerufen 21.10.24


