Arzt bei Übergewicht und Adipositas: Wer kann helfen?

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Johanna SporrerLetzte Änderung: 09 Apr. 2025
Übergewicht und Adipositas gelten als gesundheitliches Risiko: Sie können unter anderem Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Gelenkprobleme nach sich ziehen. Es ist daher durchaus ratsam, sich bei Übergewicht an einen Arzt zu wenden und beraten zu lassen. Eine frühzeitige Behandlung unterstützt dabei, Folgeerkrankungen gezielt vorzubeugen und den Weg zu einem gesünderen Leben zu ebnen.
Übergewicht: Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch kommt infrage, wenn zum Beispiel die folgenden Symptome auftreten:
- häufige Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Kurzatmigkeit bei leichten Aktivitäten
- Gelenkschmerzen, die mit dem Körpergewicht in Verbindung stehen könnten
- Schlafstörungen, wie Schnarchen oder Atemaussetzer während des Schlafs
- bei Frauen eine unregelmäßige Periode
Wenn Sie merken, dass sich das Gewicht trotz abwechslungsreicher Ernährung und Bewegung nur schwer kontrollieren lässt, kann das auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Ein weiteres Warnsignal sind häufige Stimmungsschwankungen oder Depressionen, die unter Umständen mit dem Übergewicht zusammenhängen.
Was ist der BMI?
Der Body-Mass-Index (BMI) bietet eine erste Einschätzung, ob eine Person übergewichtig oder adipös ist: Ein BMI zwischen 25 und 29,9 deutet auf Übergewicht hin, während ein Wert von 30 oder höher als Adipositas klassifiziert wird. Ein BMI-Rechner kann hier hilfreich sein.
Insbesondere wenn der BMI Adipositas anzeigt, ist es sinnvoll, sich Hilfe zu suchen. Zwar berücksichtigt der BMI nicht die Verteilung des Körperfetts oder den Gesundheitszustand. Dennoch ermöglicht er eine grundlegende Orientierung, wann die gesundheitlichen Risiken steigen. Ein Arzt nutzt den BMI bei Übergewicht in Kombination mit weiteren Untersuchungen, um eine genaue Diagnose zu stellen und geeignete Maßnahmen zu empfehlen.
Welcher Arzt ist für Übergewicht und Adipositas zuständig?
Der Hausarzt übernimmt bei Übergewicht für gewöhnlich die erste Beratung. Welcher Arzt zusätzlich helfen kann, hängt vom Gesundheitszustand und den Ursachen ab.
Hausarzt
Der Hausarzt befragt den Patienten umfassend (Anamnese) und beurteilt den allgemeinen Gesundheitszustand. Regt sich der Verdacht auf gesundheitliche Risiken durch das Übergewicht, führt er genauere Untersuchungen durch und hilft dabei, den richtigen Weg zur Gewichtsreduktion zu finden. Zum Beispiel lässt er eine Blutprobe untersuchen, um mögliche Ursachen für das Übergewicht abzuklären. Der Hausarzt kann außerdem eine Überweisung zum Spezialisten ausstellen, wenn eine detaillierte Untersuchung oder eine spezielle Therapie notwendig ist.
Spezialisten
Welcher Facharzt bei Übergewicht infrage kommt, hängt von der ersten Diagnose ab, die der Hausarzt stellt oder vermutet:
- Ein Endokrinologe untersucht hormonelle Ursachen für Übergewicht, etwa bei Schilddrüsenerkrankungen.
- Ein Ernährungsmediziner bietet eine individuelle Ernährungsberatung und hilft dabei, eine nachhaltige Ernährungsumstellung zu entwickeln.
- Bei der Diagnose von Begleiterkrankungen, wie etwa Diabetes, ist ein Diabetologe der richtige Ansprechpartner.
- Wenn psychische Ursachen wie Essstörungen oder Depressionen eine Rolle spielen, unterstützt ein Psychiater oder Psychotherapeut, um an den emotionalen Aspekten des Essverhaltens zu arbeiten.
Adipositas-Zentren
Adipositas-Zentren sind spezialisierte Einrichtungen, die eine ganzheitliche Behandlung von Übergewicht und Adipositas anbieten. Hier arbeiten Ärzte, Ernährungsberater, Psychologen und weitere Fachkräfte zusammen, um maßgeschneiderte Therapiepläne zu entwickeln.
Diese Zentren bieten sowohl medizinische als auch psychologische Unterstützung und behandeln Übergewicht als chronische Erkrankung. In Adipositas-Zentren können Patienten sowohl eine konservative Behandlung als auch chirurgische Optionen wie eine Magenverkleinerung in Erwägung ziehen.
Online-Arztpraxen
Online-Arztpraxen wie ZAVA bieten eine einfache Möglichkeit, Unterstützung zu erhalten. Über angebotene Services bei Übergewicht und Adipositas können Patienten mit Ärzten Kontakt aufnehmen, die sich auf Gewichtsmanagement spezialisiert haben.
Die Mediziner schätzen den Gesundheitszustand ein und erarbeiten im nächsten Schritt geeignete Maßnahmen. Besteht der Bedarf, können sie Medikamente zum Abnehmen verschreiben. Bei einer Behandlung über ZAVA erhalten Patienten darüber hinaus ein ganzheitliches Support-Paket: Entwickelt von Ernährungsexperten und Ärzten, bietet es Anleitungen und Tracker sowie einen ausführlichen Ratgeber rund um die Themen Ernährung und Lifestyle.
Medikamente bei starkem Übergewicht und Adipositas
Was erwartet Betroffene beim Arzt?
Der Arzt führt zunächst eine ausführliche Patientenbefragung durch, um mehr über die Krankengeschichte, bestehende Vorerkrankungen und frühere Abnehmversuche zu erfahren. Zudem nimmt er eine Lebensstil-Analyse vor, bei der er Fragen zu folgenden Bereichen stellt:
- Ernährung
- Bewegung
- Schlafgewohnheiten
- Stresslevel
- Gewichtsentwicklung im Kindes- und Jugendalter
- Fällen von Adipositas in der Familie
Ziel ist es, die Ursachen für das Übergewicht und mögliche Risikofaktoren zu erkennen.
Körperliche Untersuchungen
Der Arzt wird bei Übergewicht zunächst grundlegende körperliche Messungen vornehmen:
- Gewicht
- Körpergröße
- Taillenumfang
- Bauch- zu Hüftumfang (waist-to-hip-ratio)
- Blutdruck
Diese Werte sind wichtig, um den BMI zu berechnen und den Gesundheitszustand zu beurteilen. Der Blutdruck wird überprüft, da Übergewicht häufig mit Bluthochdruck und anderen kardiovaskulären Risiken verbunden ist. Generell wird der Arzt nach Anzeichen von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Leber und der Nieren Ausschau halten.
Labortests
Blutuntersuchungen dienen dazu, wichtige Stoffwechselwerte zu überprüfen, unter anderem Blutzucker, Cholesterinwerte und Leberfunktionen. Auch der Hormonhaushalt wird gecheckt, um mögliche hormonelle Ursachen für das Übergewicht abzuklären, wie etwa eine Schilddrüsenunterfunktion.
Fragen, die der Arzt stellen könnte
- Wie sieht Ihr aktueller Ernährungsplan aus? (Fragen zur Ernährung und Essgewohnheiten)
- Wie viel bewegen Sie sich täglich? (Fragen zur körperlichen Aktivität)
- Haben Sie Schlafprobleme oder fühlen Sie sich tagsüber oft müde? (Fragen zu Schlafgewohnheiten)
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzkrankheiten? (Fragen zur familiären Krankengeschichte)
- Haben Sie in letzter Zeit Veränderungen an Ihrem emotionalen Zustand bemerkt? (Fragen zu psychischen Belastungen wie Stress oder Depressionen)
Diese Schritte helfen dem Arzt, ein umfassendes Bild zu gewinnen und die richtige Therapie zu entwickeln.
Diagnose von Übergewicht und Adipositas
Die Diagnose von Übergewicht und Adipositas beginnt mit der Berechnung des BMI und wird durch weitere Untersuchungen ergänzt.
- Body-Mass-Index: Das Körpergewicht in Kilogramm wird durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt. Ein Wert ab 25 deutet auf Übergewicht hin, ab 30 auf Adipositas.
- Körperfettanteil: Eine haushaltsübliche Körperfettwaage misst mithilfe von Bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) den Körperfettanteil. Bei Männern gilt ein Wert von 8-25 % als normal, bei Frauen ein Wert von 20-35 %.
- Bauch- zu Hüftumfang (waist-to-hip-ratio): Der Bauchumfang in Zentimetern wird durch den Hüftumfang in Zentimetern geteilt. Ein Wert von 0,85 oder mehr bei Frauen und von 0,9 oder mehr bei Männern gilt als zusätzlicher Hinweis auf Übergewicht.
Zur Diagnosestellung von Übergewicht und Adipositas gehört auch ein Blick auf Erkrankungen. So können körperliche Untersuchungen die Ursachen entlarven:
- Genetische Faktoren: familiäre Häufung von Übergewicht und Adipositas
- Stoffwechselstörungen: z.B. Schilddrüsenunterfunktion, Insulinresistenz
- Psychologische Aspekte: z.B. emotionales Essen, Essstörungen, Depressionen
Eine Behandlung der Auslöser macht mitunter einen wichtigen Bestandteil der Adipositastherapie aus. Welche Maßnahmen für die betroffene Person letztendlich infrage kommen, entscheidet der behandelnde Arzt zusammen mit dem Patienten.
Behandlung von Übergewicht und Adipositas
Die Behandlung von Übergewicht und Adipositas umfasst eine Vielzahl von Ansätzen:
- Ernährungsberatung und Diätpläne: individuell abgestimmte Ernährungsberatung, um gesunde Essgewohnheiten zu etablieren und Gewicht langfristig zu reduzieren
- Bewegungstherapie und Sportprogramme: gezielte Aktivität, die auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist, zur Förderung der Fettverbrennung und Verbesserung der Fitness
- Verhaltenstherapie: psychologische Unterstützung zur Veränderung von Ess- und Bewegungsgewohnheiten, um langfristige Erfolge zu erzielen
- Adipositaschirurgie: Operationen wie Magenbypass oder Schlauchmagen, die bei starkem Übergewicht helfen, das Gewicht nachhaltig zu reduzieren und gesundheitliche Risiken zu verringern
- Medikamentöse Behandlung: Appetitzügler: sogenannte GLP-1-Agonisten, die den Appetit senken und den Blutzuckerspiegel regulieren; Fettbinder: Medikamente, die die Aufnahme von Fett aus der Nahrung einschränken
Medikamente bei starkem Übergewicht und Adipositas
Eine frühzeitige und ganzheitliche Behandlung von Übergewicht und Adipositas ist entscheidend: Mit einer Kombination aus professioneller Unterstützung, individuellen Therapieansätzen und gegebenenfalls chirurgischen Maßnahmen können Betroffene eine Gewichtsreduktion erzielen, die sowohl körperliche als auch psychische Vorteile mit sich bringt.
Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung?
Bei Übergewicht können sich Betroffene für die Übernahme der Kosten an ihre Krankenkasse wenden. Die Kostenübernahme für die Behandlung hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab:
- Medikamentöse Behandlung mit Abnehmspritzen: Aktuell übernehmen die Krankenkassen in Deutschland die Kosten für Abnehmspritzen nicht, da die Präparate lediglich als sogenanntes Lifestyle-Medikament angesehen werden.
- Ernährungsberatung und Diätpläne: Bei starkem Übergewicht und einer ärztlichen Verordnung ist finanzielle Hilfe der Krankenkasse möglich. Diese Entscheidung trifft jedoch jede Krankenkasse individuell und bewertet jeden Antrag einzeln.
- Präventionskurse: Die Kurse werden von vielen Kassen bezuschusst. Voraussetzung ist, dass der Präventionskurs von der Zentralen Prüfstelle für Prävention zertifiziert ist und der Patient mindestens 80 % der Kurstermine besucht hat.
- Verhaltenstherapie: Psychologische Beratungen zur Änderung von Ess- und Bewegungsgewohnheiten können ebenfalls von den Krankenkassen finanziert werden, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Liegt zusätzlich eine psychische Erkrankung wie eine Essstörung oder Depression vor, werden die Kosten von der Krankenkasse in der Regel erstattet.
- Chirurgische Optionen: Bei starkem Übergewicht (Adipositas Grad 3) können chirurgische Eingriffe wie Magenbypass oder Schlauchmagen von den Krankenkassen übernommen werden, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu zählt, dass Betroffene zunächst 6 Monate lang versuchen müssen, mithilfe eines multimodalen Therapiekonzepts abzunehmen. Dieser Plan besteht aus Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie und Sporttherapie. Eine Verkürzung ist möglich, etwa wenn der BMI über 50 liegt oder der Betroffene an Typ-2-Diabetes erkrankt ist.
Es ist wichtig, dass die jeweiligen Maßnahmen ärztlich verordnet werden und eine medizinische Notwendigkeit besteht. Es empfiehlt sich, bereits vor Beginn einer Behandlung Rücksprache mit der eigenen Krankenkasse zu halten, um Informationen über die spezifischen Leistungen und Voraussetzungen zu erhalten.
Häufig gestellte Fragen
Ab wann gilt man als übergewichtig oder adipös?
Man gilt als übergewichtig, wenn der Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 29,9 liegt, und als adipös, wenn der BMI 30 oder höher beträgt.
Sollte man bei Übergewicht zum Arzt gehen?
Ja, es ist ratsam, bei starkem Übergewicht zum Arzt zu gehen. Das hilft dabei, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und individuelle Behandlungsmöglichkeiten zu finden.
Wie gehe ich mit der Angst vor Stigmatisierung beim Arzt um?
Es ist wichtig, offen mit dem Arzt über die eigene Angst vor Stigmatisierung zu sprechen. Viele Betroffene machen positive Erfahrungen mit einem Allgemeinmediziner, der sich auf Übergewicht spezialisiert hat. Hier finden sie meist direkt einen verständnisvollen Ansprechpartner.
Was tun, wenn Diäten und Sport beim Abnehmen nicht helfen?
Wenn Diäten und Sport beim Abnehmen nicht helfen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Er findet geeignete Behandlungsoptionen, wie zum Beispiel eine medikamentöse Therapie oder einen chirurgischen Eingriff wie eine Magenverkleinerung.

Dr. med. Johanna Sporrer ist seit 2024 Teil des ZAVA Ärzteteams. Ihren Abschluss hat sie an der medizinischen Fakultät von Clermont Ferrand gemacht, ihre Facharztausbildung in Allgemeinmedizin absolvierte sie in London. Besonderen Fokus legt sie auf die Behandlung von Adipositas – diesbezüglich hat Dr. med. Johanna Sporrer die SCOPE-Zertifizierung der World Obesity Federation erhalten.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 09 Apr. 2025
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A healthy lifestyle - WHO recommendations, World Health Organization (WHO), online: https://www.who.int/europe/news-room/fact-sheets/item/a-hdocs.google.com/document/d/1fCkAK9C3tqNJ_FmimcLK-Qs9F9kko2qI/editealthy-lifestyle---who-recommendations, abgerufen 18.02.25
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BMI-Rechner, Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V., online: https://adipositas-gesellschaft.de/bmi/, abgerufen 18.02.25
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Gesundes Gewicht im Alter: Zwei, drei Kilos mehr sind genau richtig, Universitätsspital Zürich, online: https://www.usz.ch/gesundes-gewicht-im-alter-zwei-drei-kilos-mehr-sind-genau-richtig/, abgerufen 18.02.25
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WHO stuft Adipositas als Krankheit ein, Universitätsklinikum Erlangen, online: https://www.adipositaszentrum.uk-erlangen.de/patienten/krankheitsbild-und-diagnostik/, abgerufen 18.02.25
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Was sagt der Body-Mass-Index über die Gesundheit aus?, Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, online: https://www.gesundheitsinformation.de/was-sagt-der-body-mass-index-ueber-die-gesundheit-aus.html, abgerufen 18.02.25



