Weißer Stuhlgang

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 21 Jun 2021

Egal ob bei Babys, Kindern oder Erwachsenen: Farbloser oder weißer Stuhlgang kann dem Betroffenen einen ganz schönen Schrecken bereiten. Die Ursachen müssen nicht zwingend schwerwiegend sein, können aber auf eine Erkrankung oder Störung im Verdauungstrakt hinweisen. Wir erklären, was zu weißem Stuhlgang führen kann – und warum ein Arztbesuch in jedem Fall angebracht ist.

Inhalt
weißer Stuhlgang
 

Kurzübersicht

Mögliche Ursachen: Für weißen Stuhlgang kommen mehrere Ursachen infrage. Häufig steckt ein Mangel an Gallenflüssigkeit dahinter – zum Beispiel durch eine Stauung in den Gallenwegen. Davon abgesehen können auch Faktoren wie Kontrastmittel oder Antibiotika verantwortlich sein.

Wann ein Arzttermin unumgänglich ist: Farblosen, grauen oder weißen Stuhlgang sollten Sie grundsätzlich beim Arzt abklären lassen.

Was der Arzt macht: Zu Beginn wird der Mediziner unter anderem durch Ultraschall den Zustand von Galle und Leber prüfen. Bleiben sie unauffällig, helfen weitere Untersuchungen bei der Diagnose. Die Therapie richtet sich nach dem ermittelten Auslöser.

Ursachen für weißen Stuhlgang

Sie haben beim Blick in die Toilettenschüssel einen Schreck bekommen? So geht es vielen Menschen, die weißen Stuhlgang bei sich bemerken. Verschiedene Ursachen kommen dafür infrage. Mitunter kann der Stuhlgang durch sie auch farblos oder gräulich erscheinen.

Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über gängige Auslöser.

Zu wenig / keine Gallenflüssigkeit

In den meisten Fällen entsteht weißer Stuhlgang durch einen Mangel an Gallenflüssigkeit. Sie wird gebraucht, um Fette zu verdauen, und enthält Abbauprodukte des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Diese Substanzen verleihen dem Stuhlgang normalerweise seine mittel- bis dunkelbraune Farbe. Fehlt die Gallenflüssigkeit, bleibt der Stuhlgang in der Regel weiß.

Damit der Stuhlgang weiß erscheint, muss also sehr wenig oder gar keine Gallenflüssigkeit im Speisebrei enthalten sein. Zum einen kann dafür eine Lebererkrankung verantwortlich sein, die die Produktion des Verdauungssafts einschränkt. Zum anderen kommt eine Stauung in den Gallenwegen infrage, zum Beispiel durch einen Gallenstein. Seltener verengt ein Tumor die Gallenwege.

Entsteht weißer Stuhlgang im Zusammenhang mit einem Mangel an Gallenflüssigkeit, sprechen Ärzte von acholischem Stuhlgang.

Kontrastmittel

Bei verschiedenen bildgebenden Verfahren verabreicht der Arzt Kontrastmittel, um die Strukturen des Körpers klarer sichtbar zu machen. Insbesondere bei Untersuchungen im Verdauungstrakt kommt bariumhaltiges Kontrastmittel zum Einsatz – es wird heruntergeschluckt oder per Sonde an der entsprechenden Stelle platziert.

Bariumhaltige Kontrastmittel bleiben von den normalen Prozessen im Verdauungstrakt unangetastet: Sie werden einfach gemeinsam mit dem übrigen Stuhlgang ausgeschieden. Als Nebenwirkung kann es hier zu weißem Stuhlgang kommen. Nach einigen Tagen normalisiert sich die Farbe wieder.

Massiv gestörte Darmflora

Bei der Farbe des Stuhlgangs spielen auch die Darmbakterien eine wichtige Rolle. Sie zersetzen Nahrungsbestandteile, die der Organismus ansonsten nicht verwerten kann, und unterstützen bei der Zerlegung von Hämoglobin-Abbauprodukten. Stress, einseitige Ernährung und gerade auch Therapien mit Antibiotika können die Darmflora allerdings negativ beeinflussen – sie reduzieren die Zahl der positiven Darmbakterien stark.

Stehen der Verdauung zu wenige nützliche Bakterien zur Verfügung, kann das Veränderungen der Stuhlgang-Farbe nach sich ziehen. Je nachdem wie stark die Darmflora gestört ist, ist beispielsweise hellbrauner, gelber oder sogar weißer Stuhlgang möglich. Zusätzlich können Bauchschmerzen oder Durchfall auftreten.

Stark erhöhte Darmbewegungen

Seltener steckt eine außergewöhnlich starke Darmbewegung hinter sehr hellem Stuhlgang. Ausgeprägte Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergien führen mitunter dazu, dass der Körper den Speisebrei zum Eigenschutz deutlich schneller ausscheidet als sonst. Je nachdem wie weit die Verdauung zu diesem Zeitpunkt schon fortgeschritten ist, können sich daher Durchfall und eine andere Stuhl-Farbe ergeben. Typischer als weißer Stuhlgang sind allerdings grüner oder gelber Kot.

Weißer Stuhlgang bei Babys und Kindern

Wie bei Erwachsenen kann weißer Stuhlgang auch bei Babys und Kindern auf eine Verdauungsstörung hinweisen. Insbesondere wenn der Stuhlgang im ersten Monat nach Geburt immer heller oder sogar weiß wird, sollten Eltern hellhörig werden. In diesem Fall könnte das Baby unter einer sogenannten Gallengangsatresie leiden.

Bei einer Gallengangsatresie sind die Gallengänge komplett blockiert. Die Gallenflüssigkeit staut sich weit zurück und schädigt unter Umständen die Leber. Zu den Warnzeichen gehören neben dem sehr hellen Stuhlgang auch zunehmend gelbliche Haut und dunkler Urin.

Eine Verengung der Gallengänge sollte möglichst zügig erkannt und behandelt werden. Meist ist eine Operation nötig, um den Abfluss der Gallenflüssigkeit aus der Leber wieder sicherzustellen. Wurde die Leber massiv in Mitleidenschaft gezogen, erwägt der Arzt eine Transplantation.

Ältere Kinder bekommen ab und an weißen oder hellbraunen Stuhlgang, wenn sie Medikamente gegen Durchfall einnehmen. Daneben kommen Ursachen ähnlich wie bei Erwachsenen infrage.

Was macht der Arzt bei weißem Stuhlgang?

Sie haben weißen Stuhlgang und möchten ihn beim Arzt abklären lassen? Das ist eine gute Idee: Weißen Stuhlgang sollten Sie grundsätzlich mit einem Mediziner besprechen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Farbe auf Probleme mit der Gallenflüssigkeit hinweist. Ein Arzt kann hier eine klare Diagnose stellen und eine passende Therapie empfehlen.

Welcher Arzt ist zuständig?

Wer weißen Stuhlgang hat, kann sich an einen Hausarzt oder Gastroenterologen (Facharzt für Verdauungsprobleme) wenden. Sinnvoll ist es, die Probleme zuerst mit dem Hausarzt zu besprechen. Im Gespräch stellt er wichtige Fragen und sammelt so erste Hinweise auf eine mögliche Ursache. Erhärten körperliche Untersuchungen den Verdacht, überweist der Allgemeinmediziner Sie an einen Gastroenterologen.

Untersuchungen bei weißem Stuhlgang

Da weißer Stuhlgang häufig auf einen Mangel an Gallenflüssigkeit zurückgeht, nimmt der Arzt anfangs vor allem Gallenblase und Leber in den Fokus. Dazu wird er sowohl Bluttests als auch eine eingehende Ultraschalluntersuchung durchführen. Bei Bedarf entnimmt und untersucht er außerdem eine Gewebeprobe aus der Leber.

Darüber hinaus – und wenn er Probleme mit Galle oder Leber ausschließen kann – stehen dem Mediziner diese Verfahren zur Verfügung:

  • Untersuchung von Stuhlproben
  • Allergietests
  • Atemtests (zum Nachweis von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, bspw. gegen Laktose, Fruktose oder Sorbit)

Steht die Diagnose, können Arzt und Patient eine effektive Behandlung angehen.

Weißer Stuhlgang: Behandlung

Je nach Auslöser gibt es zur Behandlung von weißem Stuhlgang verschiedene Optionen. Ist die Stuhl-Farbe durch ein Kontrastmittel entstanden, bedarf sie in der Regel keiner speziellen Therapie. Sobald alle Reste ausgeschieden sind, kehrt der Stuhlgang zu seiner Ausgangsfarbe zurück.

In den meisten anderen Fällen ist eine Behandlung sinnvoll:

  • bei zu geringer Bildung von Gallenflüssigkeit: Behandlung der zugrundeliegenden Lebererkrankung
  • bei einer Stauung von Gallenflüssigkeit: operativer Eingriff, um die Verstopfung zu lösen
  • bei einer Störung der Darmflora: Einnahme von Präparaten, die die Darmflora aufbauen können (Mikrobiotika)
  • bei Allergien oder Unverträglichkeiten: Verzicht auf auslösende Lebensmittel

Unter den Maßnahmen legen sich in der Regel der weiße Stuhlgang und sonstige Verdauungsbeschwerden, die im Zusammenhang damit entstanden sind. Kehren sie wieder zurück oder schlägt die Therapie nicht wie gewünscht an, ist ein erneuter Arztbesuch sinnvoll.

Häufig gestellte Fragen

Warum habe ich entfärbten Stuhlgang?

Entfärbter, manchmal auch weißer, Stuhlgang entsteht oft durch Probleme mit der Gallenflüssigkeit. Wird zu wenig davon gebildet oder staut sie sich (z.B. wegen eines Gallensteins), fehlen die farbgebenden Bestandteile des Stuhlgangs. Darüber hinaus kann entfärbter Stuhlgang auf Kontrastmittel, eine gestörte Darmflora, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien zurückgehen.

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Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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