Endometriose
Medizinisch geprüft von
Beverley KuglerLetzte Änderung: 12 Feb. 2019
Wenn Gebärmutterschleimhaut wuchert
Die Endometriose ist eine Erkrankung der Frau, die sich durch eine gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle auszeichnet. Dies wird oftmals lange Zeit nicht und bei manchen Frauen sogar ihr Leben lang nicht bemerkt, da die Ausprägung der Endometriose individuell sehr verschieden ist. Die Endometriose kann aber die Ursache starker Unterbauchschmerzen und sogar Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Um die Endometriose gezielt behandeln zu können, ist es also wichtig, dass der behandelnde Gynäkologe die Diagnose stellt und eine Behandlung durchgeführt wird.
Woher kommt die Bezeichnung „Endometriose“?
Die Bezeichnung kommt vom Begriff „Endometrium“ – der Fachausdruck für die Gebärmutterschleimhaut, die sich im Zyklus der Frau periodisch auf- und abbaut. Die Erkrankung wird Endometriose genannt, weil hier die Gebärmutterschleimhaut an anderen Stellen im Körper der Betroffenen wächst, anstatt ausschließlich in der Gebärmutter. Theoretisch kann die Gebärmutterschleimhaut an jeder Stelle des Körpers entstehen, meist sind jedoch Eileiter und Eierstöcke betroffen. Immer wieder wächst das Endometrium auch an den Organen des Unterbauchs, also beispielsweise an Blase und Darm.
Was passiert bei der Endometriose?
Zur Entstehung der Endometriose gibt es einige Hypothesen, die genaue Ursache ist jedoch nicht geklärt. Die wahrscheinlichste Theorie ist die sogenannte „Transplantationshypothese“: Es wird vermutet, dass die Gebärmutterschleimhaut durch die Eileiter und die Eierstöcke retrograd, also in die falsche Richtung aus der Gebärmutter in den restlichen Unterbauch gelangt. Dort kann sie sich ansiedeln und verursacht dabei meist starke Unterleibsschmerzen. Dadurch, dass sie bei der Menstruationsblutung außerhalb der Gebärmutter mit blutet, kann das Blut oft nicht abfließen. Es sammelt sich im Unterleib an und kann dort zu Komplikationen führen.
Bei der Entstehung der Endometriose spielen insgesamt auch genetische Faktoren eine Rolle, die genauen Zusammenhänge sind jedoch nicht geklärt. Die zahlreichen Erscheinungsbilder lassen sich nicht durch eine Hypothese allein erklären. Die Details der Endometriose-Entstehung sind noch aktueller Forschungsgegenstand.
Wer bekommt Endometriose?
Da die Entstehung nicht genau geklärt ist, kann man auch keine klare Ursachenforschung betreiben. Sehr wahrscheinlich ist eine genetische Komponente, da die Endometriose gehäuft familiär auftritt. Mütter mit Endometriose gebären häufiger Töchter, die ebenfalls die Erkrankung bekommen.
Da die Erkrankung oftmals nicht entdeckt wird, sind zur Anzahl der Betroffenen nur sehr ungewisse Daten vorhanden. Es wird vermutet, dass etwa acht bis zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter unter Endometriose leiden. Die Diagnose wird meist jedoch zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr gestellt. Frauen nach der Menopause haben nur in äußerst seltenen Fällen eine Endometriose.
Welche Endometriose Symptome gibt es?
Die Beschwerden der Endometriose sind relativ unspezifisch, daher ergibt die Anamnese stets nur den Verdacht auf die Erkrankung. Das Auftreten von starken Unterleibsschmerzen, vor allem während der Menstruation, ist typisch und betrifft mehr als die Hälfte der Endometriose-Patientinnen. Auch Schmierblutungen oder blutiger Ausfluss aus der Scheide unabhängig vom Menstruationszyklus können ein Hinweis auf Endometriose sein. Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sind häufig Endometriose-Patientinnen. Dies wird oft erst nach dem jahrelangen Versuch, schwanger zu werden, festgestellt.
Die Beschreibung dieser Symptome sind Anzeichen, jedoch keine klaren Hinweise auf eine Endometriose. Ein Ultraschall kann zur Abklärung weitere Ergebnisse liefern, reicht für eine klare Diagnose aber ebenfalls nicht aus. Einen eindeutigen Befund erhält die Patientin in der Regel mit einer Bauchspiegelung. Hierfür wird mit einem Endoskop über einen kleinen Schnitt durch den Bauchnabel in den Bauchraum hineingeschaut. Dabei können die Endometriose-Herde erkannt und Proben für die Mikroskopie entnommen werden.
Wie kann man die Endometriose behandeln?
Die Endometriose kann prinzipiell medikamentös oder operativ behandelt werden. Über die Art der Therapie wird immer individuell entschieden, da hierbei mehrere Faktoren eine Rolle spielen:
Je früher bei einer Patientin mit Endometriose die Diagnose gestellt wird, desto größer sind ihre Heilungsschancen, wenn die medikamentöse Therapie durchgeführt wird. Auch die Ausprägung der Erkrankung ist entscheidend, je nachdem, wie stark die Schmerzen und Blutungen sind, wird über die Medikamente entschieden. Je stärker die Beschwerden sind, desto eher sollte man eine Operation durchführen.
Wenige Endometriose-Patientinnen haben keine Beschwerden und bei ihnen wird die Diagnose eher zufällig gestellt. Sie müssen nicht unbedingt behandelt werden, solange weiterhin keine Beschwerden auftreten.
Bei einer operativen Therapie werden die Endometriose-Herde entfernt, wodurch eine Schwangerschaft wieder ermöglicht wird. Besteht kein Kinderwunsch, sollte eine Operation bei sehr schweren Formen dennoch durchgeführt werden. Nur so kann den Komplikationen durch das nicht abfließende Blut im Unterleib vorgebeugt werden. Nach der Operation erfolgt eine Nachbehandlung mit Hormonen, um Rückfällen vorzubeugen. Hierzu wird am häufigsten die Pille oder Hormonspirale eingesetzt, sie ist gut verträglich und kann bei Kinderwunsch nach etwa sechs Monaten wieder abgesetzt werden.
Medikamentös gibt es verschiedene Möglichkeiten: Schmerzmittel zur Behandlung der Unterleibskrämpfe sind zunächst wichtig, außerdem werden verschiedene Hormonkombinationen für eine Rückbildung der Herde eingesetzt. Hierzu zählt beispielsweise das Progesteron oder auch Gelbkörperhormon und Kombinationen von Progesteron und Östrogen.
Die Endometriose ist also prinzipiell heilbar, bei rechtzeitiger Behandlung ist auch eine Schwangerschaft möglich. Die richtige Nachbehandlung nach einer OP kann Rückfälle verhindern und ein beschwerdefreies Leben ermöglichen.
Welche Konsequenzen kann eine Endometriose Erkrankung haben?
Die Konsequenzen einer Endometriose sind je nach Ausprägung der Erkrankung sehr verschieden. Die häufigste Folge ist ein unerfüllter Kinderwunsch. Mit einer erfolgreichen Behandlung der Erkrankung kann eine Schwangerschaft wieder möglich sein.
Eine schwerere Komplikation kann eine Zystenbildung im Unterleib sein: Wenn das Blut, das durch die Herde außerhalb der Gebärmutter entsteht, nicht abfließen kann, bilden sich Blutzysten. Sie werden wegen ihrer Farbe auch „Schokoladenzysten“ oder in der Fachsprache „Endometriome“ genannt. Diese können Beschwerden verursachen und sollten deshalb entfernt werden.
Auch ein „Verkleben“ der inneren Organe ist bei starker Endometriose möglich. Durch die neu entstandene Schleimhaut verbinden sich die verschiedenen Häute im Inneren des Körpers, was ebenfalls zu den typischen Schmerzen führen kann. Solche Umstände werden durch eine Operation meist vollständig beseitigt und haben eine gute Prognose, bei erfolgreicher Behandlung nicht erneut aufzutreten.
Kann man der Endometriose Entstehung vorbeugen?
Da die Endometriose Entstehung weitgehend unklar ist, können keine Risikofaktoren sicher festgestellt werden. Relativ sicher ist eine starke genetische Komponente, was eine Vorbeugung unmöglich macht: Wer die genetischen Voraussetzungen besitzt, hat eine höhere Erkrankungswahrscheinlichkeit, ohne dass dies durch einen bestimmten Lebensstil oder prophylaktische Medikamente verhindert werden kann.
Es ist möglich, dass die Einnahme einer Antibabypille in relativ jungen Jahren eine starke Ausprägung der Endometriose verhindert. Für einen sicheren Schutz durch die Pille gibt es jedoch keine ausreichenden Daten. Ebenso kann nicht gesagt werden, ob es bestimmte Medikamente oder Verhütungsmittel gibt, die eine Endometriose verschlimmern können.
Ziemlich sicher ist aber, dass eine dauerhafte Einnahme der Antibabypille die Endometriose nicht verschlimmert, die Einnahme wird im Gegenteil sogar empfohlen. Auch die Verhütung mit einer Hormonspirale stellt kein Problem dar, sondern ist für Endometriose-Patientinnen gut geeignet.
Wenn also in der Familie eine Endometriose bekannt ist, sollte man bei starken Menstruationsbeschwerden und unerfülltem Kinderwunsch an eine Endometriose denken. Das Vorkommen in der Familie ist jedoch keine unbedingt nötige Voraussetzung für die Erkrankung. Vorbeugen kann man der Endometriose zwar nicht, die Prognose bei möglichst früher Diagnosestellung ist aber sehr gut. Komplikationen können durch Medikamente oder eine Operation beseitigt und Rückfälle verhindert werden. Die Erfüllung eines Kinderwunsches der Betroffenen ist zumeist auch wieder möglich.
Beverley Kugler ist seit November 2018 Ärztin bei ZAVA. Sie studierte Medizin am University College London (UCL) und schloss das Studium 2010 mit Auszeichnung ab. Im Anschluss war sie an verschiedenen Krankenhäusern in London tätig, bevor sie 2016 Teil des deutschen Ärzteteams von ZAVA wurde.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 12 Feb. 2019
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Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme Verlag, 3. Auflage 2007, Hrsg.: M. Stauber, T. Weyerstahl; (S. 301ff.)