Mounjaro® KwikPen: Nebenwirkungen
Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 04 Sep 2024
Bei Mounjaro® handelt es sich um einen Injektionspen, den sich Patienten 1-mal pro Woche selbst verabreichen, wenn aus medizinischer Sicht die Notwendigkeit zum Abnehmen besteht. Die Behandlung kann – wie auch bei anderen Medikamenten – mit verschiedenen Nebenwirkungen einhergehen. Welche Beschwerden sind dabei typisch? Erfahren Sie hier, welche Nebenwirkungen bei Mounjaro® häufig vorkommen, wie lange sie anhalten und was Sie dagegen tun können.
Mounjaro® Nebenwirkungen im Überblick
Am häufigsten treten während der Behandlung mit Mounjaro® Verdauungsbeschwerden auf. Insbesondere Übelkeit und Durchfall betreffen über 10 % der behandelten Patienten. Aber auch Bauchschmerzen, Erbrechen, Verstopfungen, Blähungen oder Aufstoßen (ggf. mit schwefeligem Mundgeruch) können den Gewichtsverlust begleiten.
Im Rahmen einer großen klinischen Studie führte Mounjaro® bei etwa 80 % der Behandelten zu unerwünschten Begleiterscheinungen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Etwa jede 5. Person hatte keine Nebenwirkungen durch die Abnehmspritze.
Grund für die häufig auftretenden Verdauungsbeschwerden während der Anwendung von Mounjaro®: Tirzepatid, der Wirkstoff, ahmt 2 körpereigene Hormone nach. Sie wirken sich nicht nur im Gehirn auf das Sättigungsgefühl aus, sondern beeinflussen auch direkt die Tätigkeit des Verdauungstrakts.
Typischerweise kommen Nebenwirkungen zu Beginn der Behandlung oder bei der Umstellung auf eine höhere Dosis vor. Hat sich der Körper an den Wirkstoff gewöhnt, legen sich in der Regel auch die Beschwerden.
Mögliche Nebenwirkungen von Mounjaro®
Für Anwender ist wichtig zu wissen: Die Tatsache, dass Mounjaro® theoretisch Nebenwirkungen auslösen kann, bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie sich bei jedem Patienten bemerkbar machen. Wie bei vielen Medikamenten können sich unerwünschte Begleiterscheinungen zeigen – sie müssen aber nicht entstehen.
Im Fall von Mounjaro® sind diese Nebenwirkungen bekannt:
Sehr häufig (bei über 10 % der Behandelten):
- Übelkeit
- Durchfall
Häufig (bei bis zu 1 von 10 Behandelten):
- Verdauungsstörungen (Dyspepsie)
- Bauch- bzw. Magenschmerzen
- Erbrechen
- Aufstoßen (Rülpsen)
- Reflux oder Sodbrennen
- Verstopfung
- geblähter Bauch
- Blähungen (Flatulenz)
- niedriger Blutzucker (bei gleichzeitiger Einnahme mit bestimmten Diabetes-Medikamenten – Metformin und SGLT2-Inhibitor)
- Schwindel
- Müdigkeit (Abgeschlagenheit)
- niedriger Blutdruck
- schneller Puls
- Haarausfall
- Reaktionen an der Injektionsstelle (z.B. Juckreiz oder Rötung)
- allergische Reaktion
- erhöhte Werte von Enzymen der Bauchspeicheldrüse (wie Lipase und Amylase) im Blut
- verringerter Appetit (wurde nur bei der Behandlung von Diabetes als Nebenwirkung beobachtet)
Gelegentlich (bei bis zu 1 von 1.000 Behandelten):
- Unterzuckerung (bei gleichzeitiger Anwendung von Metformin)
- Gallensteine
- Entzündung der Gallenblase
- Gewichtsverlust (wurde nur bei Diabetes-Behandlung als Nebenwirkung beobachtet)
- Schmerzen an der Injektionsstelle
- erhöhte Calcitonin-Werte im Blut
Eine vollständige Auflistung aller aktuell bekannten Mounjaro® Nebenwirkungen finden Sie immer auch in der Packungsbeilage.
Bevor ein Medikament wie Mounjaro® in Deutschland auf den Markt kommt, werden sowohl seine Wirkung als auch mögliche Nebenwirkungen und ihre Häufigkeit sorgfältig untersucht. Erst wenn die Wirksamkeit und die Sicherheit für Patienten bewiesen sind, erhält ein Arzneimittel die Zulassung und kann von Ärzten verordnet werden.
Schwanger durch Mounjaro®?
Während der Behandlung kommt es bei manchen Anwenderinnen zu unerwarteten Nebeneffekten: Mehrere Frauen berichten von ungeplanten Schwangerschaften, die während der Behandlung entstanden sind. Grund könnte eine verringerte Wirkung der Pille durch Nebenwirkungen wie Erbrechen sein. Womöglich wirkt sich das verringerte Körpergewicht aber auch positiv auf die Fruchtbarkeit aus und erleichtert eine Schwangerschaft.
Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht schwanger werden möchten, sollten sich daher von ihrem Arzt zu einer passenden Verhütungsmethode beraten lassen. Womöglich sind Spirale oder Verhütungsring während der Behandlung besser geeignet, da sie weniger durch Mounjaro® Nebenwirkungen im Verdauungstrakt beeinflusst werden.
Mounjaro® & Alternativen bei starkem Übergewicht
Schwerwiegende Nebenwirkungen: Wann gilt besondere Vorsicht?
Während der Behandlung mit Mounjaro® kommt es gelegentlich zu Nebenwirkungen, die sofort ärztlich behandelt werden sollten. Achten Sie besonders auf die folgenden Erscheinungen:
- Akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse: Sie tritt bei bis zu 1 % der Patienten auf und sorgt für starke, lang anhaltende Bauch- und Rückenschmerzen. Um langfristige Schäden der Bauchspeicheldrüse zu verhindern, sollten Sie sich umgehend an einen Arzt vor Ort wenden.
- Schwere allergische Reaktion: Das Risiko für eine allergische Reaktion besteht bei fast jedem Medikament; im Fall von Mounjaro® sind weniger als 0,1 % der Patienten betroffen. Anzeichen für eine schwere Reaktion können vor allem Schwellungen im Gesicht- und Halsbereich, Schluckbeschwerden, Atemprobleme und ein schneller Herzschlag sein. Sollten Sie auf die Injektion allergisch reagieren, rufen Sie schnellstmöglich einen Krankenwagen.
Vorsicht gilt außerdem für Typ-2-Diabetiker, die gleichzeitig bestimmte Medikamente zur Blutzuckerregulation nutzen: Wird Mounjaro® mit Sulfonylharnstoffen und Insulin kombiniert, ist das Risiko für eine Unterzuckerung deutlich erhöht. Möglicherweise sollte in diesem Fall die Dosierung der Medikamente angepasst werden. Sprechen Sie sich dazu mit Ihrem behandelnden Arzt ab.
Wann treten Mounjaro® Nebenwirkungen auf – und wie lange halten sie an?
Viele Nebenwirkungen treten besonders nach den ersten Spritzen und beim Umstieg auf eine höhere Dosis auf. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an den Wirkstoff und die Nebenwirkungen gehen zurück. Aus diesem Grund wird die Dosierung von Mounjaro® zuerst gering angesetzt und später nach und nach gesteigert.
Wie lange eine Nebenwirkung bleibt, ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Während manche Anwender gar keine Nebenwirkungen feststellen, verspüren andere gleich mehrere Tage lang Beschwerden. Eine Studie mit Typ-2-Diabetikern ergab, dass Durchfall durchschnittlich 3 Tage anhielt, Übelkeit 3-4 Tage und Erbrechen 1-2 Tage.
Wenn die unerwünschten Symptome besonders stark ausfallen, über mehrere Tage nicht besser werden und sie die Lebensqualität deutlich einschränken, halten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache: Möglicherweise wird er Ihnen dazu raten, zu einer niedrigeren Dosierung zurückzukehren, um dem Körper mehr Zeit zu geben, sich an Mounjaro® zu gewöhnen. Tritt keine Besserung ein, kann er sie außerdem rund um geeignete Alternativen beraten.
Nebenwirkungen effektiv lindern und vorbeugen
Mounjaro® Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Völlegefühl lassen sich oftmals durch angepasste Essgewohnheiten lindern. Beachten Sie während der Anwendung diese Tipps:
- direkt das Essen beenden, wenn die Sättigung einsetzt
- kleinere, dafür häufigere Mahlzeiten essen
- langsam und bewusst essen
- 1,5-2 Liter Wasser am Tag trinken
- Bewegung an der frischen Luft nach dem Essen
- fettreiche und stark gewürzte Speisen vermeiden
- die Spritze nicht direkt vor einer großen Mahlzeit setzen
- nicht direkt nach dem Essen hinlegen
Bei Übelkeit können Ingwertee und schonende Kost (etwa Zwieback oder Haferbrei) Linderung verschaffen. Auch Tabletten gegen Übelkeit sind eine Option – lassen Sie sich dazu in Ihrer Apotheke beraten.
Bei Durchfall empfiehlt sich ebenfalls Schonkost, etwa aus Reis, Haferbrei oder Bananen. Achten Sie darauf, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Wichtig: Kommen zusätzlich Fieber und Bauchkrämpfe hinzu, handelt es sich vermutlich um einen Infekt und nicht um eine Nebenwirkung von Mounjaro®.
Bei Verstopfung sollten Sie vor allem viel Wasser trinken und auf eine ballaststoffreiche Ernährung achten. Quellende Lebensmittel wie Lein- oder Flohsamenschalen erhöhen in Kombination mit viel Wasser das Stuhlvolumen und können so dabei helfen, den Darm wieder in Schwung zu bringen. In der Apotheke sind klassische sowie pflanzliche Mittel gegen Durchfall erhältlich.
Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 04 Sep 2024
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Gebrauchsinformation Mounjaro®: Information für Patienten (Stand August 2024)
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Eli Lilly: How to use Mounjaro, online: https://mounjaro.lilly.com/how-to-use-mounjaro#possible-side-effects, abgerufen 12.08.24
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Daniela Hüttemann (2024): Ungeplante Schwangerschaft als Nebenwirkung? Pharmazeutische Zeitung, online: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ungeplante-schwangerschaft-als-nebenwirkung-146617/, abgerufen 12.08.24
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Jastreboff, A.M., Aronne, L. J., Ahmad, N. N., Wharton, S., Connery, L., Alves, B., Kiyosue, A., Zhang S., Liu, B., Bunck, M. C., Stefanski A. (2022): Tirzepatide Once Weekly for the Treatment of Obesity. New England Journal of Medicine, online: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2206038, abgerufen 12.08.24
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Mishra, R., Raj, R., Elshimy, G., Zapata, I., Kannan, L., Majety, P., Edem, D., Correa, R. (2023): Adverse Events Related to Tirzepatide. Journal of the Endocrine Society, online: https://doi.org/10.1210/jendso/bvad016, abgerufen 12.08.24