Dutasterid
Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 02 Okt 2024
Dutasterid ist ein medizinischer Wirkstoff, der zu den 5α-Reduktase-Hemmern zählt. Er wird bei einer gutartigen Prostatavergrößerung sowie im Off-Label-Use auch bei erblich bedingtem Haarausfall eingesetzt. Seine Wirksamkeit wurde in wissenschaftlichen Studien bestätigt. Allerdings kann der Eingriff in den Hormonhaushalt mit verschiedenen Nebenwirkungen einhergehen. ZAVA erklärt, wie genau Dutasterid wirkt, wie es eingenommen wird und welche Alternativen es in Deutschland zu kaufen gibt.
Was ist Dutasterid?
Dutasterid ist ein sogenannter 5α-Reduktase-Hemmer. Diese Wirkstoffe gehören, wie beispielsweise die Sexualhormone, zur Stoffklasse der Steroide und greifen in den Stoffwechsel der männlichen Hormone (Androgene) ein.
Wie wirkt Dutasterid bei Haarausfall?
Dutasterid hemmt das Enzym 5α-Reduktase, das in verschiedenen Organen des menschlichen Körpers vorkommt. Schränkt der Wirkstoff den Effekt der 5α-Reduktase ein, wird weniger Testosteron in die biologisch aktive Form umgewandelt, das Dihydrotestosteron (DHT).
An der Kopfhaut fördert DHT bei erblich bedingtem Haarausfall den Verlust von Haaren. Dutasterid unterbindet diesen Prozess und verhindert somit eine Ausdünnung der Kopfhaare. In Deutschland ist der Wirkstoff aber bislang nicht für diesen Zweck zugelassen. Ärzte können ihn lediglich im Off-Label-Use verordnen – das heißt, sie verschreiben ihn ausschließlich nach eigenem Ermessen, ohne die Grundlage einer Zulassung.
Sie leiden unter erblich bedingtem Haarausfall und möchten mit einer geeigneten Behandlung dagegen vorgehen? Bei ZAVA können Sie zugelassene Arzneimittel auf Rezept anfragen: Dazu füllen Sie einen kurzen medizinischen Fragebogen aus, den unsere Ärzte anschließend auswerten. Ist die Anwendung eines Medikaments sinnvoll, erhalten Sie ein Rezept beziehungsweise Ihr passendes Präparat.
Häufig angefragte Medikamente gegen Haarausfall
Was sind die Einsatzgebiete von Dutasterid?
Grundsätzlich kann Dutasterid für die Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall infrage kommen: Indem es die Bildung von DHT behindert, trägt es dazu bei, den Haarausfall zu verlangsamen. In Deutschland wird es zu diesem Zweck aber nur im sogenannten Off-label-Use verschrieben – für erblich bedingten Haarausfall wurde der Wirkstoff nicht speziell getestet oder zugelassen.
Vorwiegend (und gemäß der Zulassung) setzen Ärzte Dutasterid zur Behandlung von Beschwerden im Rahmen einer gutartigen Prostatavergrößerung ein. Auch hier spielt DHT eine Rolle: Es bewirkt in der Prostata, dass sich die Zellen schneller teilen und somit ein Anwachsen des Organs. Die Einnahme von Dutasterid hemmt die DHT-Bildung und damit auch den Wachstumsreiz der Prostata.
Bei der gutartigen Prostatavergrößerung schränkt die Prostata die Blasenfunktion spürbar ein. Dadurch kann es zu unangenehmen Symptomen kommen, zum Beispiel Schmerzen beim Wasserlassen, häufigem, auch nächtlichem, Harndrang, Entleerungsstörungen der Harnblase und Nachträufeln.
Bei Haarausfall: Wie gut wirkt Dutasterid?
In Bezug auf den Haarausfall konnten verschiedene Studien zeigen, dass sich unter Einnahme von Dutasterid die Anzahl, die Haardicke und auch das Wachstum der Haare verbessert. Dabei scheinen 0,5 mg Dutasterid sogar effektiver zu sein als dieselbe Menge des für Haarausfall zugelassenen Wirkstoffs Finasterid.
Kann man Dutasterid gegen Haarausfall in Deutschland kaufen?
Ja – aber nur mit einem entsprechenden Rezept. Eine solche Verordnung stellen nicht alle Ärzte aus: Dutasterid ist in Deutschland nämlich nicht gegen Haarausfall zugelassen. Das bedeutet, Ärzte können den Wirkstoff zwar verschreiben, tun dies aber nach eigenem Ermessen und überschreiten damit die offizielle Zulassung. In der Regel werden zunächst Haarausfall-Mittel verordnet, die speziell für diesen Zweck zugelassen sind.
Welche Alternativen gibt es zu Dutasterid bei Haarausfall?
Neben Medikamenten mit Dutasterid gibt es weitere Möglichkeiten, erblich bedingten Haarausfall zu behandeln: Finasterid wirkt ebenso wie Dutasterid, indem es die Bildung von DHT verringert. Im Gegensatz zu Dutasterid ist der Wirkstoff offiziell für die Behandlung von Haarausfall zugelassen. Das Medikament ist in Form von Tabletten (z.B. Propecia®, Finasterid-ratiopharm®, Finasterid AbZ 1mg) oder eines Sprays erhältlich, das direkt auf die Kopfhaut aufgesprüht wird (Fynzur®).
Häufig angefragte Medikamente gegen Haarausfall
Welche Nebenwirkungen kann Dutasterid verursachen?
Wie jedes Medikament kann auch Dutasterid Nebenwirkungen auslösen. Bisher wurden zum Beispiel beobachtet:
Häufige Nebenwirkungen (bei bis zu 1 von 10 Männern):
- Impotenz, also die Unfähigkeit eine Erektion zu bekommen und/oder aufrecht zu erhalten
- Libidoverlust (vermindertes sexuelles Verlangen)
- Probleme beim Samenerguss (Ejakulation)
- Schwellung der Brust (Gynäkomastie)
Diese Nebenwirkungen können auch noch Monate nach Einnahme von Dutasterid bestehen bleiben, da das Medikament eine lange Halbwertszeit von etwa 5 Wochen aufweist.
Grundsätzlich sind im Zusammenhang mit dem Wirkstoff auch schwere psychiatrische Nebenwirkungen wie Depressionen oder Suizidgedanken möglich. Falls solche Beschwerden auffallen, ist es wichtig, die Einnahme zu beenden und Rücksprache mit dem Arzt zu halten. Sehr selten reagieren Patienten allergisch auf Dutasterid. In diesem Fall sollten Sie unverzüglich einen Notarzt rufen. Anzeichen einer allergischen Reaktion sind zum Beispiel:
- (juckender) Hautausschlag
- Quaddeln am ganzen Körper
- Schwellungen der Augenlider, der Lippen oder anderer Körperteile
Insbesondere für den chemisch verwandten Stoff Finasterid ist das sogenannte Post-Finasterid-Syndrom bekannt. Bei diesem Syndrom kommt es nach Einnahme von Finasterid zu dauerhaften Schäden, z.B. zu Erektions- und Libidostörungen, Penisschrumpfung, Depressionen oder Gedächtnisstörungen. Aufgrund der ähnlichen Wirkungsweise sind diese Auswirkungen auch bei Dutasterid nicht ausgeschlossen.
Sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt?
Folgende Medikamente können mit Dutasterid wechselwirken und auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen erhöhen:
- Verapamil, Diltiazem (bei Herzerkrankungen, Bluthochdruck)
- Ritonavir, Indinavir (bei HIV)
- Itraconazol, Ketoconazol (bei Pilzerkrankungen)
- Nefazodon (bei Depressionen)
- Alphablocker (bei vergrößerter Prostata, Bluthochdruck)
Weitere Informationen zu Dutasterid-Wechselwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres jeweiligen Medikaments. Bei Fragen und Unsicherheiten können Ihnen außerdem Ihr Arzt und Apotheker weiterhelfen.
Was muss man während der Einnahme von Dutasterid beachten?
Dutasterid beeinträchtigt eventuell die Zeugungsfähigkeit eines Mannes, da es die Anzahl der Spermien im Ejakulat verringern kann.
Des Weiteren sollten Männer, die Dutasterid einnehmen, nicht Blut spenden. Auch nach Beendigung der Einnahme sollte der Abstand zur Blutspende mindestens 6 Monate betragen, da es so lange dauern kann, bis das Medikament vollständig abgebaut ist. Würde das Medikament über eine Blutspende in den Körper schwangerer Frauen gelangen, kann dadurch die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigt werden.
Ist unter der Einnahme von Dutasterid weiterhin Geschlechtsverkehr möglich?
Wenn ein Mann Dutasterid einnimmt, gelangt das Medikament auch in die Samenflüssigkeit. Es ist nicht notwendig, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten.
Falls die Partnerin schwanger ist oder sein könnte, sollten Kondome verwendet werden: Dutasterid kann über den Kontakt mit Sperma in den Körper der Schwangeren gelangen. Für Kinder im Mutterleib ist der Wirkstoff schädlich – er führt unter Umständen zu Geburtsdefekten und Missbildungen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Finasterid und Dutasterid?
Finasterid und Dutasterid sind 2 verschiedene Wirkstoffe, die aber zur selben Wirkstoffklasse zählen und ähnlich wirken. Während Finasterid vor allem bei erblich bedingtem Haarausfall zum Einsatz kommt, ist Dutasterid in Deutschland nur zur Behandlung einer gutartigen Vergrößerung der Prostata zugelassen.
Ist Dutasterid ein Hormon?
Nein, Dutasterid ist kein Hormon, sondern ein Wirkstoff, der indirekt den Hormonhaushalt beeinflusst. Das funktioniert, indem Dutasterid ein bestimmtes Enzym hemmt, das im Körper das männliche Sexualhormon Testosteron in seine aktive Form Dihydrotestosteron umwandelt.
Gibt es ein topisches Dutasterid für Haarausfall?
Nein, den Wirkstoff Dutasterid gibt es nur in Tablettenform. Der Wirkstoff Finasterid dagegen funktioniert sehr ähnlich wie Dutasterid und ist seit Anfang 2023 als Spray (Fynzur®) erhältlich.
Wie viel kostet Dutasterid für Haarausfall?
Dutasterid ist je nach Dosierung und Packungsgröße für einen Preis ab circa 15 € erhältlich. Das Medikament ist offiziell aber nur zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung zugelassen. Einige Ärzte verschreiben es im sogenannten Off-label-Use auch bei Haarausfall.
Erhält man in Deutschland ein Rezept für Dutasterid gegen Haarausfall?
Generell ist es möglich, ein Rezept für Dutasterid gegen Haarausfall zu erhalten. Im Einzelfall liegt die Entscheidung aber im Ermessen des Arztes – eigentlich ist Dutasterid in Deutschland nur zur Behandlung einer vergrößerten Prostata zugelassen. Einige Ärzte verschreiben den Wirkstoff im Off-label-Use auch gegen erblich bedingten Haarausfall.
Schützt Dutasterid vor Prostatakrebs?
Patienten, die 5α-Reduktase-Hemmer wie Dutasterid oder Finasterid einnehmen, haben einigen Studien zufolge ein geringeres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Gleichzeitig wurden hochgradige Prostatakarzinome allerdings etwas häufiger festgestellt. Insgesamt gab es während der Behandlung keine veränderte Häufigkeit der Todesfälle durch Prostatakrebs.
Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 02 Okt 2024
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Gubelin Harcha, Walter; Barboza Martinez, Julia; Tsai, Tsen-Fang; Katsuoka, Kensei; Kawashima, Makoto; Tsuboi, Ryoji et al. (2014): A randomized, active- and placebo-controlled study of the efficacy and safety of different doses of dutasteride versus placebo and finasteride in the treatment of male subjects with androgenetic alopecia. In: Journal of the American Academy of Dermatology 70 (3), 489-498.e3. DOI: 10.1016/j.jaad.2013.10.049.
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Hirshburg, Jason M.; Kelsey, Petra A.; Therrien, Chelsea A.; Gavino, A. Carlo; Reichenberg, Jason S. (2016): Adverse Effects and Safety of 5-alpha Reductase Inhibitors (Finasteride, Dutasteride): A Systematic Review. In: The Journal of clinical and aesthetic dermatology 9 (7), S. 56–62.
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Park, Taehwan; Choi, Jae-Young (2014): Efficacy and safety of dutasteride for the treatment of symptomatic benign prostatic hyperplasia (BPH): a systematic review and meta-analysis. In: World journal of urology 32 (4), S. 1093–1105. DOI: 10.1007/s00345-014-1258-9.
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Wilt, T. J.; MacDonald, R.; Hagerty, K.; Schellhammer, P.; Kramer, B. S. (2008): Five-alpha-reductase Inhibitors for prostate cancer prevention. In: The Cochrane database of systematic reviews (2), CD007091. DOI: 10.1002/14651858.CD007091.
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Wu, Christopher; Kapoor, Anil (2013): Dutasteride for the treatment of benign prostatic hyperplasia. In: Expert opinion on pharmacotherapy 14 (10), S. 1399–1408. DOI: 10.1517/14656566.2013.797965.