Diffuser Haarausfall

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 13 Feb 2024

Wenn die Haare am gesamten Kopf ausfallen

Inhalt
Nahaufnahme eines Mannes, der am gesamten Kopf Haare verliert und somit an diffusem Haarausfall leidet.
 

Jeder Mensch verliert pro Tag zwischen 70 und 100 Haare, die jedoch im natürlichen Wachstumszyklus der Haarfollikel nachwachsen. Liegt der Haarverlust über diesem normalen Maß und wachsen die ausgefallenen Haare nicht mehr nach, spricht man von Haarausfall. Die daraus folgende Kahlheit der Kopfhaut (Glatze) wird als Alopezie bezeichnet und kann in 2 große Gruppen eingeteilt werden, wobei es sich bei der diffusen Alopezie um die weitaus häufigste Form handelt.

Der Verlauf bei Männern und Frauen ist sehr unterschiedlich und kann als Folge bestimmter Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder aber als normale Begleiterscheinung des Alters auftreten. Durch die hohe Anzahl unterschiedlicher Auslöser ergibt sich eine Vielzahl möglicher Therapien – in unserer Online-Arztpraxis können Männer mit Haarausfall das Rezept für Ihr passendes Medikament schnell und einfach online anfragen.

Was ist diffuser Haarausfall?

Bei der sogenannten zirkumskripten Alopezie erfolgt der Verlust der Haare in klar abgegrenzten Bereichen. Bei diffusem Haarausfall dagegen, auch diffuse Alopezie genannt, fallen Haare vom gesamten Kopf ab. Letztere ist die weitaus häufigere Form des übermäßigen Haarverlusts und kann selbst wiederum in 3 Gruppen eingeteilt werden:

Neben der akuten, diffusen erworbenen Alopezie und der chronisch, diffusen erworbenen Alopezie, ist die androgenetische Alopezie die Ursache für 95 % aller Alopezien bei Männern und Frauen. Sie entsteht durch eine besonders hohe Empfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber männlichen Sexualhormonen wie Testosteron. Trotz der prinzipiell vergleichbaren Entstehung der Krankheit unterscheiden sich die Symptome und Verlaufsform der Alopecia androgenetica zwischen Männern und Frauen sehr stark.

Diffuser Haarausfall bei Männern: Auslöser, Verlauf, Behandlung

Über 80 % der Männer im höheren Alter sind von gesteigertem Haarverlust betroffen. Die Ursache dafür ist meistens eine genetisch bedingte, erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber dem Sexualhormon Dihydrotestosteron (DHT). Bei einigen Männern beginnt der dadurch ausgelöste diffuse Haarausfall bereits kurz nach der Pubertät und nimmt im Verlauf des Lebens zu.

Die Einteilung erfolgt in 4 Stufen: Grad 1 beschreibt das Auftreten von Geheimratsecken, während fehlendes Haar am Hinterkopf zu Grad 2 gerechnet wird. Sobald der Haarverlust den Scheitelbereich betrifft und die haarlosen Bereiche ineinander übergehen, spricht man von Grad 3. Grad 4, also eine Alopecia androgenetica, liegt bei einem hufeisenförmigen Haarband und einer glänzenden Kopfhaut vor, welche infolge der Talgproduktion der verbleibenden Talgdrüsen auf der Kopfhaut entsteht.

Wie schwer die Alopecia androgenetica verläuft, hängt maßgeblich vom Beginn des Haarausfalls ab. Je früher es zu ersten Symptomen kommt, desto schwerer ist normalerweise der Verlauf. Die Diagnose der Alopecia androgenetica stellt der Arzt nach eingehender Betrachtung der betroffenen Kopfhaut, zusätzliche Bluttests sind dafür nicht notwendig.

Behandlung von diffusem Haarausfall bei Männern

Eine Therapie des androgenen Haarausfalls kann zum Beispiel mit einer Minoxidil-Lösung für die Kopfhaut oder dem Wirkstoff Finasterid in Tabletten- oder Sprayform erfolgen. Die Behandlung schlägt von Mann zu Mann unterschiedlich gut an: Bei einigen wird das Haarwachstum innerhalb weniger Wochen deutlich gestärkt, bei anderen bleibt der Behandlungserfolg ganz aus. Wichtig zu wissen ist, dass diese Medikamente nur so lange wirken, wie man sie einnimmt beziehungsweise verwendet. Eine weitere Behandlungsmethode ist die chirurgische Transplantation von Haarwurzeln in die kahlen Stellen der Kopfhaut.

Diffuser Haarausfall bei Frauen: Auslöser und Erscheinungsbild

Auch bei Frauen ist diffuser Haarausfall (oder auch androgenetische Alopezie) durch eine erhöhte Sensibilität der Haarfollikel auf einen normalen Spiegel männlicher Hormone zurückzuführen. Die Krankheit beginnt allerdings in der Regel erst durch den Androgenüberschuss nach den Wechseljahren und manifestiert sich damit erst viele Jahre nach dem Zeitpunkt der ersten Symptome bei Männern.

Eine Alopecia androgenetica kann jedoch auch als Folge einer anderen Erkrankung auftreten. So führen beispielsweise die Einnahme von Medikamenten mit androgenähnlicher Wirkung oder androgenproduzierende Tumore teilweise zu denselben Symptomen wie die typische Form der androgenetischen Alopezie.

Genau wie bei der männlichen Form, wird diffuser Haarausfall bei Frauen in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt: Grad 1 zeichnet sich durch lichtes Haar im Stirnbereich aus, während Grad 2 bereits Haarausfall im Stirn- und Schläfenbereich umfasst. Grad 3 beschreibt schließlich eine stark reduzierte Haaranzahl auf dem gesamten Kopf. Im Gegensatz zu der männlichen Form entwickelt sich bei Frauen auch im späteren Verlauf keine komplette Glatze. Es kann jedoch gelegentlich durch die erhöhte Sensibilität der Androgenrezeptoren zu Hirsutismus, also einer vermehrten Behaarung nach männlichem Verteilungstyp (kräftige Haare am Kinn, Oberlippe, Nabel), kommen.

Der diffuse Haarausfall kann, wenn auch eher selten, Teil einer insgesamten Virilisierung (Vermännlichung) der Frau sein. Diese zeigt sich zum Beispiel in einer maskulinen Stimme und Körperbau. Zur Diagnosestellung begutachtet der Arzt optisch den Haarausfall und stellt Fragen zur Krankheitsgeschichte. Oftmals ist auch eine Untersuchung der Hormonspiegel über eine Blutprobe aufschlussreich.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema „Haarausfall bei Frauen”.

Was ist eine akute, diffuse erworbene Alopezie?

Bei der akuten erworbenen Form lassen sich klare äußere Ursachen benennen, die zum gesteigerten Haarausfall führen. Das sind zum Beispiel Medikamente wie Chemotherapeutika, Gerinnungshemmer und einige Antidepressiva. Aber auch physikalische Auslöser, wie hochdosierte Röntgenstrahlen, können unter Umständen den Haarverlust hervorrufen. Auch nach einer besonders schweren Infektion oder Fieber kommt es in einzelnen Fällen zu starkem Haarausfall.

Im Gegensatz zur androgenetischen Alopezie, die sich oft über Jahre hinweg entwickelt, tritt bei der akuten Alopezie der Haarverlust innerhalb von Stunden bis Tagen ein. Das Haar ist dünn und brüchig und in einzelnen Fällen sterben Teile der Haarwurzeln ab.

Ärzte können einen akuten diffusen Haarausfall diagnostizieren, nachdem sie das Erscheinungsbild der Kopfhaut begutachten, eine Blutuntersuchung anordnen und die Haarwurzeln unter dem Mikroskop betrachten. Die einzig mögliche Therapie besteht in einem Vermeiden der auslösenden Substanzen, was jedoch nicht in allen Fällen möglich ist. Nachdem die Ursache des Haarausfalls beseitigt ist, wachsen die Haare in den meisten Fällen wieder nach.

Was versteht man unter der chronischen, diffusen erworbenen Alopezie?

Die chronische Form der erworbenen diffusen Alopezie ist die Folge eines veränderten Haarzyklus. Die Haarwurzelzellen treten dabei zu früh in die Ruhephase (Telogen) ein, was zu einem narbenlosen Haarausfall führt.

Meist liegt bei der chronischen Form eine Grunderkrankung vor, die für den Haarausfall verantwortlich ist. Das können eine Blutarmut, eine Schwermetallvergiftung, große Operationen aber auch diverse Hormonstörungen oder eine Schwangerschaft sein.

Neben diesen krankhaften Formen des Haarverlusts beschreibt der chronische, diffuse erworbene Haarausfall auch den komplett normalen Haarverlust eines Neugeborenen nach der Geburt.

Die Behandlung liegt in einer Therapie der Grunderkrankung. Die Haare wachsen bei erfolgreicher Beseitigung der Ursache meist langsam innerhalb von mehreren Wochen nach.

In einigen, besonders schweren Fällen kann es jedoch zu einem bleibenden Haarausfall kommen. Diese irreversible Form des chronisch diffusen Haarausfalls ist meist die Folge besonders schwerer chronischer Erkrankungen, wie Tuberkulose, Kollagenosen, Diabetes Mellitus oder einer onkologischen Erkrankung (Leukämie) mit einer deutlichen Verschlechterung des Allgemeinzustandes.

ulrike-new-round.png
Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

Lernen Sie unsere Ärzte kennen

Letzte Änderung: 13 Feb 2024

Ihre Behandlung bei Haarausfall
Behandlung starten




gmc logo

Gütesiegel & Mitgliedschaften