ZAVA-Report: Abnehmtrends in Deutschland

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Letzte Änderung: 06.03.2023

Welche Rolle spielen Diäten, Abnehmtrends und Medikamente zur Gewichtsreduktion in Deutschland? Wie sinnvoll ist eine medikamentös begleitete Abnahme und von welchen Diät-Trends gilt es, Abstand zu nehmen?

Dass ein Diät-Trend den nächsten jagt, ist nichts Neues. Vor allem auf Social Media gehen heutzutage diverse Abnehmtipps und -trends viral. Während der Einsatz von neuen Diätmedikamenten Hoffnung für Betroffene von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) schafft, befeuern Social-Media-Trends riskante Abnehmtipps: Diverse Weight Loss Challenges und fragwürdige Diät-Trends animieren auch Menschen mit gesundem Gewicht zu gesundheitsschädlichem Verhalten.

Gemeinsam mit Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei ZAVA nehmen wir in diesem Report den Status quo der Abnehmtrends in Deutschland unter die Lupe und decken sowohl Chancen als auch ihre Risiken auf.

Auch interessant: ZAVA Report: Die 22 häufigsten Abnehm-Mythen medizinisch überprüft: Was ist wirklich dran?

Status quo in Deutschland: Der Wunsch nach Gewichtsverlust

Viele Menschen in Deutschland möchten gerne abnehmen. Eine repräsentative Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2022 kam zu dem Ergebnis, dass rund jeder zweite Erwachsene in Deutschland sein Körpergewicht reduzieren möchte. Dem gegenüber stehen 38 Prozent, die ihr Körpergewicht nicht verändern und sechs Prozent, die zunehmen möchten.

Grafik - Zufriedenheit mit dem eigenen Körpergewicht

Dabei gaben die Befragten folgende Gründe für ihren Abnehmwunsch an:

  • 57 Prozent fühlen sich in ihrem Körper nicht wohl.
  • 42 Prozent müssen aus gesundheitlichen Gründen abnehmen.
  • 6 Prozent möchten aufgrund des gesellschaftlichen Drucks abnehmen.
  • 16 Prozent gaben andere Gründe an.

Auf den Wunsch nach purzelnen Kilos folgt bei vielen die Umsetzung einer Diät. Im Rahmen einer Umfrage von Statista und YouGov im April 2022 gaben ca. 49 Prozent der Befragten an, schon einmal eine Diät gemacht zu haben. Auch die dabei erzielte Gewichtsreduktion kann sich sehen lassen: Ca. 39 Prozent davon nahmen im Rahmen der Diät bis zu 15 kg und ca. 6 Prozent sogar mehr als 20 kg ab.

Grafik - Haben Sie schon einmal eine Diät gemacht?

Hinweis: Bei diesen Umfrageergebnissen handelt es sich um gerundete Werte.

Als tatsächlicher Erfolg lässt sich eine Gewichtsabnahme jedoch erst verbuchen, wenn sie langfristig gehalten wird. Das ist tatsächlich oft schwer. Denn häufig kehren nach der Rückkehr der alten Ess- und Lebensgewohnheiten die Kilos wieder zurück. Betitelt wird dies unter dem altbekannten Jojo-Effekt, der zumeist mit Frust und Verzweiflung einhergeht.

Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei ZAVA erklärt, wie der Jojo-Effekt entsteht: „Nicht ohne Grund trägt dieser bekannte Effekt, der oft nach Crash-Diäten einsetzt, den Namen des Spielzeug-Jojos. Wie bei einem Jojo pendelt auch das Körpergewicht auf und ab und landet nach mehreren Abnehmversuchen nicht selten bei einem höheren Wert als vor der Diät. Dabei handelt es sich um eine natürliche Reaktion des Körpers, der sich über einen gewissen Zeitraum mit einer zu geringen Energiezufuhr arrangieren musste. Der sogenannte Hungermodus setzt ein und führt dazu, dass die benötigte Energiemenge für lebensnotwendige Körperfunktionen sinkt. Der Grundumsatz, den der Körper zum Beispiel für die Atmung oder die Stabilisierung der Körpertemperatur benötigt, ist nun gedrosselt. Das führt zu einem geringeren Kalorienverbrauch. Essen die betroffenen Personen nach einer Diät wieder die gewohnten Mahlzeiten, geht die zugeführte Kalorienmenge meist über den tatsächlichen Bedarf hinaus. Nun speichert der Körper vermehrt Fett, um sich auf die nächste Hungerphase vorzubereiten und der besagte Jojo-Effekt stellt sich ein. Das Ziel einer Diät sollte also eher eine dauerhafte Ernährungsumstellung sein, die langfristige Erfolge ermöglicht.”

Exkurs: Ein langfristiger Abnehmerfolg ist mit nachhaltigen Veränderungen der Gewohnheiten und des Lebensstils verbunden. Neben der Integration von mehr Bewegung in den Alltag spielt insbesondere die Ernährung eine wesentliche Rolle bei der Gewichtsreduktion. Doch nicht nur das: Neuen Studien zufolge ist ein gesunder Speiseplan mehr als nur eine Stellschraube in Sachen Gewichtsreduktion: Er nimmt statistisch gesehen sogar positiven Einfluss auf die Lebenserwartung.

Die Universität Bergen veröffentlichte im Jahr 2022 eine Studie auf Grundlage der „Global Burden of Disease”, die Empfehlungen für eine gesunde, lebensverlängernde Ernährung ableitete. Das Ergebnis: Eine optimale Ernährung sollte laut der Forschenden reich an folgenden Lebensmitteln sein:

  • Vollkornprodukte
  • Hülsenfrüchte
  • Fisch
  • Obst
  • Gemüse
  • Nüssen

Gleichzeitig empfiehlt sich ein reduzierter Konsum der folgenden Nahrungsmittel:

  • rotes, verarbeitetes Fleisch
  • gezuckerte Getränke
  • raffiniertes Getreide

Dubioser Diätwahn: Die verrücktesten Methoden um abzunehmen

Der Weg zum Wunschgewicht ist nicht immer einfach: Neben dem richtigen Abnehmkonzept sind Durchhaltevermögen und ein starker Wille gefragt. Wer dabei erfolgreich die Kilos los wird und langfristig sein Wunschgewicht hält, beweist in der Regel einen langen Atem.

Wie so oft geht der Trend in Sachen Traumfigur jedoch zu den schnellen Lösungen: Im Internet kursieren diverse Abnehmtrends und Diättipps, die rasche Erfolge versprechen. Einige der viral gehenden Trends sind dabei jedoch nicht nur wenig zielführend, sondern sogar gesundheitsgefährdend.

Abführmittel für die schlanke Linie?

Abführmittel regen die Verdauung an und sorgen für eine frühzeitige Darmentleerung. Diese vermeintlich wirksame Abnehmmethode zielt darauf ab, dass der Körper durch die kürzere Verweildauer der Nahrung im Darm nicht alle Kalorien aufnehmen kann. Genau in diesem Punkt liegt jedoch bereits der Irrtum und damit die Unwirksamkeit der Abführmittel-Diät.

Die Nährstoffaufnahme aus der Nahrung setzt bereits im Dünndarm ein. Hier zerlegen die Enzyme aus den Verdauungssäften die Fette, Proteine und Kohlenhydrate aus der Nahrung in ihre Einzelteile. Über die Dünndarmschleimhaut gelangen die dabei entstandenen Zuckermoleküle, Amino- und Fettsäuren sowie Vitamine und Salze in den Blutkreislauf.

Die Wirkung von Abführmitteln beginnt jedoch erst im Dickdarm, wodurch sich eine Kalorienaufnahme über die Dünndarmschleimhaut gar nicht verhindern lässt. Der schnelle Schein der Gewichtsabnahme trügt also: Denn es ist der Verlust von Wasser und Stuhlgang, der anfänglich Erfolge auf der Waage zeigt. Diese sind jedoch nur kurzfristig und stehen in keinem Zusammenhang mit der Reduktion von Körperfett.

Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei ZAVA zu den Risiken der Abführmittel-Diät: „Neben der Unwirksamkeit dieser Methode gehen außerdem einige gesundheitliche Risiken mit ihr einher. Zu den langfristigen Nebenwirkungen gehören unter anderem Bauchkrämpfe, die Reizung der Darmschleimhaut und chronische Darmträgheit. Außerdem fehlen dem Körper bei dauerhafter Einnahme wichtige Elektrolyte, Vitamine und Mineralstoffe, wodurch Mangelerscheinungen auftreten können.”

Bandwurm-Diät: Parasiten für den Gewichtsverlust?

Dieser Abnehm-Trend klingt nicht nur richtig unangenehm, er ist auch gefährlich: Bei der Bandwurm-Diät lassen sich Menschen freiwillig mit in der Regel online erworbenen Darmparasiten infizieren. Auf diese Weise soll ganz ohne eine Ernährungsumstellung oder regelmäßige sportliche Betätigung ein starker und schneller Gewichtsverlust herbeigeführt werden.

Niemals nachmachen: Präparate einzunehmen, die Bandwürmer enthalten, kann jedoch schwere gesundheitliche Komplikationen nach sich ziehen und im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein.

Die Ursache des schnellen Gewichtsverlusts liegt in chronischem Nährstoffmangel, der zu weiteren Folgeerkrankungen führen kann, beispielsweise einer Störung der Leberfunktion oder einem Eisen- und Blutfarbstoffmangel (Anämie). Zudem erweist sich dieser Trend als nicht zielführend, denn nach der Entfernung des Parasiten kommt es ohne eine Ernährungsumstellung zum unerwünschten Jojo-Effekt.

Thonon-Diät: 10 Kilo in 14 Tagen verlieren?

Auch die vielfach in den Medien angepriesene Thonon-Diät schadet dem Körper mehr, als dass sie ihm hilft. Das verführerisch klingende Versprechen lautet: Zehn Kilo abnehmen in gerade einmal zwei Wochen. Grundlage dafür ist eine Low-Carb-Diät mit striktem Ernährungsplan, der eine extrem reduzierte Kalorienanzahl vorsieht. 600 bis 800 Kalorien pro Tag erlaubt das fragwürdige Abnehmkonzept, das Ganze aufgeteilt auf drei Mahlzeiten. Auf die 14-tägige Hungerphase folgt die einwöchige Stabilisierungsphase, die den Jojo-Effekt hinauszögern soll. In dieser Woche erlaubt der Diätplan eine tägliche Zufuhr von 1.200 bis 1.500 Kalorien.

Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei ZAVA rät dringend von der Durchführung der Thonon-Diät ab: „Seinen Körper über einen längeren Zeitraum einem so starken Kaloriendefizit auszusetzen, kann gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, von Verdauungsstörungen und Verstopfung über Kopfschmerzen und starker Müdigkeit bis hin zu einem Nährstoffmangel. Insbesondere bei menstruierenden Personen kann sich eine solche Diät sogar auf den Zyklus auswirken.”

Einseitige Ernährung: Kohlsuppe, Smoothies & Co.

Eine Woche nur Bananen essen, Säfte trinken oder Kohlsuppe löffeln – kann das effektiv und gleichzeitig gesund sein? Als weiteres Abnehmwunder und gesellschaftlich anerkannter als Abführmittel, Bandwurm und Co. gelten die sogenannten Monodiäten.

Diese Diätmethode sieht den Verzehr von lediglich einem Lebensmittel über einen längeren Zeitraum vor. Als klassische Crash-Diät kann dieses Konzept tatsächlich zu einer kurzfristigen Gewichtsabnahme führen. Schließlich schaffen es die wenigsten Menschen, über mehrere Tage hinweg so viele Bananen zu essen, wie es ihr Kalorienbedarf erfordert. Dadurch befinden sich die teilnehmenden Personen über einen gewissen Zeitraum hinweg im Kaloriendefizit.

Das führt einerseits zum Abbau der Fettreserven aber andererseits wieder zur Reduktion des Grundumsatzes. Die Folge: Nach der Diät tritt in der Regel mit der normalen Nahrungsaufnahme auch der Jojo-Effekt ein und die erzielte Gewichtsreduktion ist nicht von Dauer.

Dr. med. Ulrike Thieme zeigt außerdem die Risiken dieser extrem einseitigen Ernährung auf: „Diese Diätmethode ist sehr kurzfristig gedacht, da sich der komplexe Nährstoffbedarf des Körpers nicht durch ein einzelnes Lebensmittel decken lässt. Durch das Fehlen von ausreichend Proteinen, Fetten, Vitaminen, Ballaststoffen, Mineralien und Spurenelementen können unerwünschte Mangelerscheinungen auftreten. Diese können unter anderem zu Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Blässe, Muskelzucken, spröden Fingernägel und Haarausfall führen.”

Abnehmtipps gehen viral: Gefährliche Social-Media-Trends

Ob Produktempfehlungen von Fitness-Influencern, obskure Weight Loss Challenges oder Diabetes-Spritzen zum Abnehmen: Einmal auf den sozialen Netzwerken geteilt, verbreiten sich Diät-Trends in rasender Geschwindigkeit – meist nicht medizinisch geprüft oder auch nur hinterfragt. Dabei bedarf es gerade bei so sensiblen Themen wie der Gesundheit, dem Essverhalten und dem Körpergewicht an Behutsamkeit und Expertise.

Eine Umfrage der Gesellschaft für Innovative Marktforschung aus dem Jahr 2022 zeigt: Die Tagesreichweite der sozialen Medien lag in der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen bei über 80 Prozent. Diverse Abnehm-Trends auf Instagram, TikTok & Co. erreichen somit besonders die jungen Menschen in Deutschland.

Während einige Ratschläge dabei unbedenklich sind, geben andere wiederum sogar Anleitungen für die Entwicklung einer Essstörung oder motivieren zum unsachgemäßen Medikamentengebrauch.

Eine Weight Loss Challenge jagt die Nächste

Morgens, mittags, abends Haferbrei, nur 500 Kalorien pro Tag essen oder mit der “No Sport Weight Loss Challenge” ein unnatürliches Essverhalten entwickeln: In den sozialen Netzwerken kursieren diverse Diätpläne für den schnellen Abnehmerfolg.

Gepaart mit visuellen Vorher-Nachher-Vergleichen scheint der Gewichtsverlust glaubwürdig dokumentiert, doch auch hier täuschen erste Ergebnisse meist über langfristige Folgen hinweg.

Viele der dubiosen Challenges haben dabei nicht nur negative Auswirkungen auf die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit, wie Dr. med. Ulrike Thieme klarmacht :„Die überflüssige Strenge der auferlegten Regeln, der ständige Vergleich mit anderen und der Drang zur Selbstoptimierung kann sich negativ auf die mentale Gesundheit auswirken. Scheitert eine Person einmal an den Vorgaben der Challenge, kann das zu Frustration und Selbstablehnung führen. Zumal es sich bei diesen Diätregeln meist um abstruse und gesundheitsgefährdende Vorgaben handelt. Jeder Mensch und somit auch jeder Körper und die persönlichen Lebensumstände sind individuell. Dies gilt es auch im Zuge einer Ernährungsumstellung zu beachten.”

Nach jedem Essen die Zähne putzen, vor den Mahlzeiten die Ohrläppchen massieren oder alle Speisen vor dem Spiegel einnehmen – diese kuriosen Regeln der “No Sport Weight Loss Challenge” sind dabei nicht nur unwirksam für die Gewichtsabnahme, sondern auch ruinierend für ein natürliches Essverhalten.

Kaffee mit Zitrone auf TikTok

Ein weiterer, um einiges weniger umstrittener Diät-Trend, der seit längerem auf TikTok kursiert: der Zitronenkaffee. Hierfür gilt es, bis zu viermal über den Tag verteilt einen leicht abgekühlten Espresso mit dem Saft einer halben oder ganzen Zitrone zu vermengen und zu trinken. Während Koffein das Nervensystem stimuliert und den Blutdruck wie auch die Körpertemperatur ansteigen lässt, sorgt der in der Zitrone enthaltene Ballaststoff Pektin dafür, den Blutzuckerspiegel auszugleichen und verhindert Heißhungerattacken. Beide Lebensmittel sollen durch ihren sauren bzw. bitteren Geschmack appetitzügelnd wirken sowie den Stoffwechsel anregen und so für eine verstärkte Fettverbrennung sorgen. Die Studienlage ist hierzu jedoch uneindeutig.

Für den Körper ist diese Kombination korrekt dosiert zunächst einmal nicht schädlich, doch erzielt sie wirklich den gewünschten Effekt? Teilweise. Der Zitronenkaffee kann zwar beim Abnehmen unterstützen, ohne eine langfristige gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung lassen sich aber auch mit diesem TikTok-Trend keine wahren Abnehmwunder bewirken.

Diabetes-Medikamente gegen den Bauchspeck

Das verschreibungspflichtige Medikament Ozempic ist seit dem Jahr 2018 offiziell zur Behandlung von Typ-2-Diabetes in Deutschland zugelassen und wird als Injektion in einem Fertigpen angeboten. Die einmal wöchentliche Injektion fördert die Freisetzung von Insulin im Körper und trägt somit zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei.

Seit 2022 erfährt Ozempic jedoch insbesondere auf den sozialen Netzwerken einen Hype als Lifestyle-Medikament zur Gewichtsabnahme.

Die Social Media-Plattform TikTok bringt derzeit eine Flut von Videos hervor, in denen zahlreiche User von ihren Abnehmerfolgen mit dem Diabetes-Medikament berichten. Ozempic wird dabei als Wundermittel zur Gewichtsreduktion angepriesen.

Die Folge: Der Begriff Ozempic” erregt mit sage und schreibe 693,4 Millionen Views (Stand 03. Februar 2023) weltweit eine enorme Aufmerksamkeit auf TikTok. Auch in der deutschen Community ist der Trend längst angekommen: „#ozempicdeutschland” erfährt mit 305 Millionen Shares gleichfalls große Popularität.

Ein Blick auf die Entwicklung des monatlichen Google-Suchvolumens für den Begriff Ozempic abnehmen” zeigt ebenfalls: Die Anzahl der Suchanfragen verzeichnet seit Januar 2022 ein signifikantes Wachstum. Von Januar 2021 bis November 2022 hat sich das Suchvolumen mehr als verdreizehnfacht.

Grafik - Veränderung des monatlichen Suchvolumen für

Verbirgt sich dahinter nur ein TikTok-Trend, der viel verspricht und wenig hält oder lässt sich das Medikament tatsächlich langfristig zum Abnehmen einsetzen?

Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und stellv. Ärztliche Leiterin bei ZAVA klärt auf: „Der enthaltene Wirkstoff Semaglutid fand als blutzuckersenkendes Mittel ursprünglich nur in der Diabetes-Therapie Anwendung. Heute kommt der Arzneistoff tatsächlich auch in der Behandlung von starkem Übergewicht und Adipositas zum Einsatz. Infolge von Lieferschwierigkeiten ist Semaglutid jedoch derzeit nicht in Deutschland erhältlich. Eine eingehende ärztliche Beratung vor der Anwendung von Arzneimitteln mit Semaglutid ist weiterhin unerlässlich.”

Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie kann der in Ozempic enthaltene Wirkstoff Semaglutid tatsächlich beim Abnehmen helfen und führt auch bei Menschen ohne Diabetes zu einer Gewichtsreduktion von etwa 15 Prozent”.

Die Aussichten auf eine unkomplizierte Gewichtsabnahme führten in den sozialen Netzwerken zu einem wahren Hype des Medikaments. Ein Trend der sowohl für Normalgewichtige als auch Diabetespatienten schwere Folgen haben kann: Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie sieht die Versorgung der Diabetes-Patienten hierzulande gefährdet und warnte bereits Anfang November 2022 vor einer unkontrollierten, nicht zugelassenen Anwendung als Lifestyle-Medikament.

Zudem können die folgenden Nebenwirkungen des Arzneimittels bei Menschen mit Normalgewicht stärker ausfallen als bei Patienten, für die das Medikament eigentlich gedacht ist. Zu den Nebenwirkungen gehören unter anderem

  • Übelkeit
  • Erschöpfung
  • Flüssigkeitsmangel
  • Durchfall
  • Verstopfung

Auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und Gallenblase können eine mögliche Folge sein.

Abnehmen mit Medikamenten: Wann sinnvoll, wann gefährlich?

Der Weg zum Wunschgewicht ist oft steiniger, als er auf den ersten Blick erscheint: Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, die individuellen Lebensumstände oder der Jojo-Effekt sind nur einige der Hürden, die vielen Menschen bei der Gewichtsabnahme begegnen. Bieten die konventionellen Methoden keine Aussicht auf Erfolg mehr, sind Arzneimittel zum Abnehmen für viele Betroffene ein Ausweg. Unter bestimmten Umständen verordnen Ärzte daher Medikamente zur Unterstützung einer Diät.

Vorab ist festzuhalten: Eine medikamentöse Therapie zur Gewichtsreduktion erfolgt immer in Kombination mit einer Ernährungsumstellung und einem gesünderen Lebensstil.

Zudem eignen sich Abnehmmedikamente nur für Patienten, die von schwerem Übergewicht oder Adipositas betroffen sind. Einen Anhaltspunkt dafür liefert der sogenannte Body Mass Index (BMI).

Der BMI dient zur Abschätzung des Körperfettanteils und setzt das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße: Rechnen Sie dazu Körpergewicht (in kg) durch Körpergröße (in m) zum Quadrat (Körpergewicht / Körpergröße).

Grafik - BMI

Jedoch bedeutet ein erhöhter BMI nicht zwingend, dass eine Gewichtsabnahme mit Arzneimitteln medizinisch empfehlenswert ist. Treibt eine Person zum Beispiel intensiv Sport und wiegt durch den erhöhten Muskelanteil mehr, so kann sich durchaus ein BMI über 30 ergeben, obwohl kein gesundheitlich bedenkliches Übergewicht besteht.

Unter anderem aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sich vor dem Einsatz von Abnehmtabletten ärztlich beraten zu lassen. Nur medizinisches Fachpersonal kann sicher beurteilen, ob Sie Gewicht verlieren sollten und welche Maßnahmen für das Erreichen Ihrer Ziele geeignet sind. Die individuellen Risiken lassen sich vor der Einnahme meist nur schwer ohne ärztliche Beratung abschätzen. Außerdem können Abnehmmedikamente unangenehme Nebenwirkungen auslösen, die es vorab zu berücksichtigen gilt.”, Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei ZAVA.

Abnehmen ist nicht immer leicht - wir helfen Ihnen auf Ihrem Weg.

Bei der Entscheidung über eine medikamentös begleitete Gewichtsabnahme wird der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin unter anderem folgende Fragen berücksichtigen:

  • Über welchen Zeitraum besteht das Übergewicht bereits?
  • Sind begleitende Erkrankungen wie Diabetes aufgetreten?
  • Welche Wege wurden bereits ausprobiert, um das Übergewicht abzubauen?

Ist eine medikamentöse Unterstützung zur Gewichtsabnahme sinnvoll und ärztlich abgesegnet, stehen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Diese können dabei helfen, das Hungergefühl zu regulieren. So auch verschreibungspflichtige Arzneimittel wie Saxenda®: Der enthaltene Wirkstoff Liraglutid vermindert Hunger und steigert das Sättigungsgefühl.

Gelingt die Abnahme allein durch eine Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensanpassung nicht, bieten Abnehmmedikamente somit für Betroffene einen Lichtblick im Kampf gegen das Übergewicht.

Fazit und Ausblick: Der gesunde Weg zum Idealgewicht ist ganzheitlich

Wer einen BMI im adipösen Bereich hat, leidet oft unter eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten und Folgeerkrankungen. Zudem führen eine Ausgrenzung und Stigmatisierung übergewichtiger Menschen häufig zu einer zusätzlichen psychischen Belastung bei den Betroffenen.

Nach Schätzungen des RKI sind aktuell mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland übergewichtig; zwei von fünf Erwachsenen mit Übergewicht liegen dabei im adipösen Bereich. Der Blick auf die Prognosen macht deutlich: Auch in Zukunft wird ein großer Anteil der Bevölkerung in Deutschland vor der Herausforderung einer Gewichtsabnahme stehen. Der prognostizierte Anteil der Erwachsenen mit Adipositas in Deutschland steigt laut der NCD Risk Factor Collaboration bis zum Jahr 2025 auf mehr als 16,7 Millionen Menschen an.

Doch welche Rolle spielen Abnehmmedikamente bei dieser Entwicklung?

Neben der Wirkung auf das Hunger- und Sättigungsgefühl bringen sie insbesondere die Chance auf einen Perspektivenwechsel mit sich: Noch immer herrscht der weitverbreitete Irrglaube, Übergewicht sei ein Problem reiner Willenskraft. Der Einsatz und die Notwendigkeit von Medikamenten kann dabei helfen, das Stigma abzubauen und Fettleibigkeit als chronische Stoffwechselkrankheit anzuerkennen.

Das Wissen darüber, dass sich die Fettleibigkeit medikamentös behandeln lässt, zeigt deutlich: Es handelt sich nicht um ein Problem der Selbstkontrolle oder Disziplin, sondern um ein Krankheitsbild. Eine Erkenntnis, die perspektivisch zu mehr Verständnis für Betroffene führen könnte.

Doch ob mit oder ohne Abnehmmedikament – der Weg zu einem gesunden Körpergewicht ist ganzheitlich:

“Ist eine Diät aufgrund von Übergewicht oder Adipositas medizinisch empfehlenswert, so sollte das Ziel immer eine ganzheitliche Therapie mit ärztlicher Betreuung sein. Dazu zählen eine langfristige Ernährungsumstellung in Kombination mit Bewegungs- und eventueller Verhaltenstherapie. Der alleinige Einsatz von Medikamenten zum Abnehmen, ohne die Einbettung in einen ganzheitlichen Ansatz, gilt als nicht sinnvoll. Kombiniert mit der Umstellung auf einen insgesamt gesunden Lebensstil, können sie eine Diät jedoch unterstützenbesonders, wenn konventionelle Methoden keinen Erfolg mehr erzielen. Essenziell ist dabei die ärztliche Beratung und Aufsicht während des gesamten Anwendungszeitraumes.” , Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei ZAVA.